CLL ist eine der variabelsten Erkrankungen überhaupt. Jeder Fall ist anders. Einige Patienten benötigen niemals eine Behandlung und haben ihr Leben lang keine Beschwerden, andere müssen schon kurz nach der ersten Diagnose therapiert werden. Ist eine Therapie nötig, wirkt nicht jedes Medikament bei jedem CLL-Patienten gleich gut. Fortschritte in der Genanalyse machen es heute jedoch möglich, bis zu einem gewissen Grad vorherzusagen, welche Art der Therapie geeignet ist. In der vorhergehenden Lektion „Wann wird therapiert“ haben Sie erfahren, welche Voraussetzungen zu einem Beginn einer CLL-Therapie führen. Hier erfahren Sie, welche unterschiedlichen Therapieoptionen es gibt.
Univ. Prof. Dr. Ulrich Jäger: Therapie bei CLL
„Watch & Wait“ – Beobachten und Abwarten
Da jede Krebs-Behandlung auch eine Belastung für den Körper darstellt und zu Nebenwirkungen führen kann, wird bei CLL erst dann therapiert, wenn sich die Werte rapide verschlechtern oder Beschwerden auftreten. Watch & Wait (auf Deutsch: Beobachten und Abwarten) bedeutet, dass noch keine Therapie begonnen wird. Die Krankheit wird jedoch genau im Auge behalten. Tipps und Informationen dazu finden Sie in unserem Kurs „Leben mit Watch & Wait bei CLL“.
Therapieoptionen bei CLL
Für die Behandlung können unterschiedliche Wirkstoffe und Therapieformen zum Einsatz kommen. Sehr häufig werden Chemotherapie und Antikörpertherapie in Kombination eingesetzt.
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Chemotherapie
Standardtherapie bei CLL ist die Chemotherapie, bei der krebshemmende Medikamente (Zytostatika) eingesetzt werden.
Als Chemotherapie bezeichnet man die Behandlung mit Wirkstoffen, die das Wachstum der Krebszellen hemmen oder die Krebszellen abtöten. Die Chemotherapie ist die Standardbehandlung bei CLL und wird in einem Großteil der Fälle eingesetzt.
Antikörpertherapie
Bei der Antikörpertherapie bindet der Wirkstoff an die Oberfläche der CLL-Zellen und tötet sie ab oder macht sie empfindlicher für eine Chemotherapie.
Auf der Oberfläche von CLL-Zellen befinden sich bestimmte Strukturen, die CD-Proteine. Bei einer Antikörpertherapie werden Wirkstoffe eingesetzt (die sogenannten monoklonalen Antikörper), die an diese Oberflächenproteine binden. Das schädigt die Zellen nicht nur direkt, sondern macht die CLL-Zellen auch für die körpereigene Abwehr „sichtbar“ und empfindlicher gegenüber Chemotherapien.
Allogene Stammzelltransplantation
Unter einer allogenen Stammzelltransplantation versteht man die Übertragung von Stammzellen von einem Spender auf einen Empfänger.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Transplantation von Stammzellen eines Spenders zur Therapie einer CLL eingesetzt werden. Die Methode ist mit einer Reihe von Risiken und Nebenwirkungen verbunden, so dass sie nur in genau festgelegten Fällen eingesetzt wird.
Sonstige Wirkstoffe und neue Therapien
Die CLL-Behandlung entwickelt sich stetig weiter, so dass immer mehr neue Wirkstoffe zur Verfügung stehen.
Gegen CLL können noch eine Reihe anderer Wirkstoffe eingesetzt werden. In Studien werden aktuell immer wieder neue Wirkstoffe getestet. Besonders vielversprechend sind zum Beispiel die „Signalwegshemmer“, die bald zur Standardtherapie gehören könnten. Häufig sind neue Wirkstoffe nicht alleine wirksam, können aber die Chemo- und Antikörpertherapie ergänzen oder deren Wirksamkeit verbessern. Ihr Arzt wird mit Ihnen genau besprechen, welche Medikamente sich für Ihre CLL-Zellen am besten eignen.
Begleitende Behandlung
Wenn nötig können Medikamente ein geschwächtes Immunsystem unterstützen, Infekte verhindern und Beschwerden lindern.
Schreitet die CLL-Erkrankung voran, werden Sie unter Umständen weitere Medikamente einnehmen müssen. Wenn die Immunabwehr sinkt, können Antibiotika oder bestimmte Abwehrstoffe (Immunglobuline) Infektionen abwehren. Ist bei einer fortgeschrittenen CLL keine Chemotherapie möglich oder vom Patienten gewünscht (zum Beispiel bei sehr alten Menschen), werden Medikamente eingesetzt, die die Lebensqualität erhalten und Schmerzen lindern.
Univ. Prof. Dr. Ulrich Jäger: Neue Therapien
Univ. Prof. Dr. Ulrich Jäger: Kombinationstherapie von Chemotherapie und Antikörpertherapie
ATONC161882a-2016-12-20 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Ulrich Jäger: Stand 16.10.2018