3. Geeignete Sportarten bei HAE

Welche Sportarten sind bei hereditärem Angioödem besonders geeignet?

Viele Sportarten, die längeren Druck auf bestimmte Körperstellen ausüben, können bei hereditärem Angioödem (HAE) problematisch sein. Beim Klettern beispielsweise kann die punktuelle Belastung an den Händen oder das Tragen enger Kletterschuhe Schwellungen auslösen. Auch das Sichern durch Seile beim Seilklettern übt Druck auf bestimmte Körperstellen aus. Beim Radfahren kann der Druck durch den Sattel Schwellungen im Genitalbereich hervorrufen, die im Extremfall den Urinfluss beeinträchtigen. Lassen Sie sich jedoch nicht entmutigen, wenn Sie eine neue Sportart ausprobieren möchten. Beginnen Sie langsam und achten Sie auf eine passende Ausrüstung. Beim Fahrradfahren könnte beispielsweise ein E-Bike eine gute Alternative sein.

Dennoch gibt es einige Sportarten, die für Menschen mit hereditärem Angioödem (HAE) besonders gut geeignet sind, da sie ein geringes Risiko für Verletzungen und HAE-Anfälle mit sich bringen:

  • Ausdauersportarten: Aktivitäten wie Schwimmen, Radfahren und leichtes Joggen sind oft sicher, da sie den Körper nicht übermäßig belasten und das Verletzungsrisiko gering ist.
  • Yoga und Pilates: Diese Sportarten fördern die Flexibilität und das allgemeine Wohlbefinden. Sie helfen zudem bei der Entspannung, was wichtig ist, da Stress ein häufiger Auslöser für HAE-Anfälle ist.
  • Spazierengehen und moderates Wandern: Diese Aktivitäten sind schonend für den Körper und fördern gleichzeitig die allgemeine Gesundheit und Fitness.
  • Leichtes Krafttraining: Wenn Sie an Krafttraining interessiert sind, sollten Sie mit leichten Gewichten und ohne plötzliche, intensive Belastungen trainieren. Vermeiden Sie Übungen, die starken Druck auf einzelne Körperstellen ausüben.

Grundsätzlich können Sie jede Sportart ausüben. Achten Sie dabei auf die Signale Ihres Körpers und wägen Sie Risiken ab. Bei Sportarten wie Fußball sollten Sie besonders vorsichtig sein, da es durch Kontakt und Verletzungen zu Schwellungen kommen kann. Vermeiden Sie starke Druckeinwirkung auf den Körper, um das Risiko von Schwellungen zu minimieren.

Warum eignet sich Leistungssport bei hereditärem Angioödem eher weniger?

Leistungssport ist bei hereditärem Angioödem weniger geeignet, da er mit intensivem körperlichem und emotionalem Stress verbunden ist. Stress kann das Immunsystem schwächen und das Risiko für HAE-Attacken erhöhen. Besonders Wettkämpfe und intensive Trainingseinheiten setzen den Körper unter hohen Druck, was bei vielen Betroffenen Schwellungen auslösen kann. Beispielsweise können extreme Belastungen in Sportarten wie Marathonläufen oder Gewichtheben HAE-Schübe provozieren und starke Schwellungen an Händen und Füßen verursachen.

Wenn Sie dennoch Leistungssport betreiben möchten, sollten Sie vorher mit einer HAE-Expertin oder einem HAE-Experten sprechen. Gemeinsam können Sie eine individuelle Prophylaxe entwickeln, um das Risiko zu minimieren. Mit einer gut angepassten Behandlung können auch Menschen mit HAE Sport auf hohem Niveau ausüben. In Deutschland gibt es beispielsweise Leistungssportler, die trotz HAE erfolgreich sind, wie etwa im Boxsport. Sie beweisen, dass eine gute Krankheitskontrolle und enge Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team es ermöglichen, erfolgreich Leistungssport zu betreiben. Ob Leistungssport bei HAE sicher ist, hängt von der individuellen Krankheitskontrolle und der richtigen medizinischen Betreuung ab.

Welche Orte eignen sich besonders gut, um bei HAE Sport zu betreiben?

Für Menschen mit hereditärem Angioödem ist es wichtig, geeignete Orte für sportliche Aktivitäten auszuwählen, die eine sichere Umgebung bieten und im Notfall schnelle Hilfe ermöglichen:

  • Zuhause oder im Home-Gym: Das eigene Zuhause bietet eine sichere Umgebung, in der Ihre Notfallmedikation immer griffbereit ist. Hier können Sie ohne äußeren Druck und unter Ihren Bedingungen trainieren.
  • Fitnessstudio: Ein Fitnessstudio ist ebenfalls eine gute Option, da Sie hier unter Menschen sind, die im Notfall helfen können. Wichtig ist, dass Ihre Sportpartner:innen oder das Personal über Ihre Erkrankung Bescheid wissen, um im Ernstfall richtig reagieren zu können.
  • Sportvereine oder Gruppenaktivitäten: Aktivitäten in Vereinen oder Gruppen, wie z. B. leichtes Training in einer Fitnessgruppe oder Yoga, sind ideal, um in einer unterstützenden Gemeinschaft aktiv zu bleiben. Andere Menschen sind in der Nähe und können im Notfall Hilfe leisten.
  • Öffentliche Parks oder Sportanlagen: Auch öffentliche Parks oder Sportanlagen sind geeignet, da sie meist leicht zugänglich und nicht weit von medizinischer Versorgung entfernt sind.
  • Schwimmbäder: Schwimmen ist eine empfohlene Sportart für Menschen mit HAE. Schwimmbäder bieten meist eine gut überwachte Umgebung, in der das Personal im Notfall eingreifen kann.

Abgelegene Orte wie Gebirge oder einsame Wanderwege bergen ein höheres Risiko, da es im Notfall schwierig sein kann, schnell Hilfe zu erhalten. Zudem ist auf die korrekte Lagerung der Medikamente zu achten, da einige gekühlt werden müssen. Eine sorgfältige Vorbereitung und Absicherung sind in solchen Situationen unerlässlich.

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Geprüft Dr. med. univ. Clemens Schöffl: Stand Januar 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Angioödem
Schwellung der tieferen Hautschichten, oft verursacht durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen.
Prophylaxe
(Vorbeugung)
Maßnahmen, die der Verhütung sowie Vorbeugung von Krankheiten beziehungsweise deren Folgen dienen. Anders als eine Bedarfstherapie wird eine Therapie zur Prophylaxe zur Vorbeugung einer Erkrankung oder deren Folgen durchgeführt und nicht nur bei Symptomen.