5. Behandlung von Vorhofflimmern und anderen Herz-Rhythmus-Störungen bei HCM

Welche Rhythmusstörungen treten bei HCM gehäuft auf?

Bei Menschen mit hypertropher Kardiomyopathie (HCM) treten bestimmte Herzrhythmusstörungen häufiger auf. Besonders oft kommt es zu Vorhofflimmern (VHF). Es handelt sich dabei um eine unregelmäßige elektrische Aktivität in den Vorhöfen des Herzens, die zu einem unkoordinierten Herzschlag führen kann.

Vorhofflimmern tritt nicht nur bei Menschen mit Herzerkrankungen auf, auch Gesunde können davon betroffen sein. Etwa jede:r zweite bis dritte Patient:in mit HCM hat im Leben mindestens eine Episode von Vorhofflimmern. Die Symptome sind sehr unterschiedlich, können aber unangenehm sein. Zu den häufigen Beschwerden zählen:

  • Herzrasen
  • Unregelmäßiger Puls
  • Pulsieren im Hals
  • Unwohlsein oder reduzierte Belastbarkeit

Vorhofflimmern stellt in den meisten Fällen keine direkte Lebensgefahr dar, trotzdem ist es ernst zu nehmen. Durch die unregelmäßige Bewegung des Blutes in den Vorhöfen kann sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) bilden. Wird dieses mit dem Blutstrom ins Gehirn gespült, kann es zu einem Schlaganfall kommen.

Deshalb ist es entscheidend, bei neu auftretenden Symptomen Kontakt zum Behandlungsteam oder zur hausärztlichen Praxis aufzunehmen. So kann eine medikamentöse Therapie zur Blutverdünnung eingeleitet werden, die das Risiko reduziert.

Langfristig versuchen Ärzt:innen, den normalen Herzrhythmus mit Medikamenten oder durch eine elektrische Kardioversion wiederherzustellen. Bei einer elektrischen Kardioversion wird ein kurzer Stromstoß an das Herz abgegeben, um den unregelmäßigen Herzschlag zu stoppen und den normalen Rhythmus wiederherzustellen. Der Stromimpuls hilft, die elektrische Aktivität im Herzen, ähnlich dem „reset“ bei einem elektronischen Gerät, neu zu starten. Damit der Eingriff schmerzfrei abläuft, erhalten die Patient:innen in der Regel vorher Beruhigungsmittel.

Sollte es trotz dieser Massnahmen im Verlauf immer wieder zu Vorhofflimmern kommen, kann in Abhängigkeit des Leidensdrucks auch eine kathetertechnische Vorhofflimmernablation ins Auge gefasst werden.

Wie häufig tritt ein plötzlicher Herztod auf und wie kann dieser vermieden werden?

Menschen mit hypertropher Kardiomyopathie (HCM) haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden. In der allgemeinen Bevölkerung liegt dieses Risiko bei etwa 0,3 % pro Jahr, bei Patient:innen mit HCM dagegen bei etwa 0,6 % pro Jahr. Nicht alle Betroffenen sind gleich gefährdet. Es gibt Hochrisikopatient:innen, bei denen das Risiko bei 1,5–2 % pro Jahr liegt. Andere wiederum haben ein ähnliches Risiko wie die Allgemeinbevölkerung.

Um das Risiko besser einschätzen zu können, werden Fragen gestellt und Untersuchungen durchgeführt. Zu Risikofaktoren gehören:

  • Plötzliche Todesfälle in der Familie
  • Ohnmachtsanfälle (Synkopen)
  • Sehr ausgeprägte Herzmuskelverdickung
  • Vorläuferrhythmusstörungen im Langzeit-EKG
  • Ausgeprägte Vernarbungen im Herzmuskel, ersichtlich im Herz-MRI
  • Abnehmende Pumpkraft des Herzens (LVEF <50%)

Wenn man ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod aufweist, kann die Implantation eines sogenannten ICDs (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator) relevant werden. Dieses Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher . Es wird unter die Haut implantiert und über Elektroden mit dem Herzen verbunden.

Es gibt verschiedene Systeme, die eingepflanzt werden können:

  • Transvenöse Systeme bei denen die Elektroden in den Gefässen zum Herzen vorgeschoben werden
  • Subkutane Systeme bei denen die Elektroden unter der Haut verlaufen und nicht direkt im Herzen zu liegen kommen oder ein
  • Extravaskulär Systeme bei dem die Elektrode unterhalb des Brustbeins verläuft und ebenfalls kein direkter Kontakt zum Herzen / Gefässsystem besteht.

Welches System für die jeweiligen Betroffenen am besten passt, bespricht ihr behandelnder Arzt in Zusammenarbeit mit den Rhythmologen mit den Patient:innen.

Der Nachteil an ICDs ist, dass sie unter Umständen einen Schock auslösen, obwohl keine gefährliche Rhythmusstörung vorliegt. Das kann schmerzhaft sein. Zudem handelt es sich um Fremdmaterial, das mit einem Infektionsrisiko verbunden ist.

Ob ein ICD implantiert wird oder nicht, ist keine einfache Entscheidung. Sie sollte daher in ständigem Austausch mit dem Behandlungsteam getroffen werden. Ein ICD kann Leben retten – aber es ist wichtig, dass er sinnvoll und gewünscht ist.

Fragen in Zusammenhang mit einem ICD

Die folgenden Fragen können relevant werden, sollte die Implantation eines ICDs zur Debatte stehen. Ist die Frage geklärt, ob der ICD medizinisch gesehen sinnvoll sein könnte, muss nämlich auch geklärt werden, ob diese Therapie für Sie Sinn macht.

  • Wie gut verstehe ich meinen aktuellen Gesundheitszustand und meine Krankheit?
  • Welche Ängste oder Sorgen habe ich in Bezug auf meine Zukunft?
  • Welche Ziele und Prioritäten sind mir wichtig?
  • Welche Therapieergebnisse wären für mich inakzeptabel? Was bin ich bereit, aufzugeben und was nicht?
  • Bin ich bereit, mögliche Nebenwirkungen oder Komplikationen in Kauf zu nehmen?
  • Wäre es für mich eher beruhigend oder beunruhigend, einen ICD zu tragen?

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CV-CH-2500038, 06/25 I Geprüft Priv.-Doz.in Dr.in Christiane Gruner Stand: Juli 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Elektroden
Eine Elektrode ist ein elektrisch leitendes Objekt. Diese kann sowohl außerhalb des Körpers angebracht werden, wie beim EKG, oder im Körper.
Herzschrittmacher
Ein Herzschrittmacher ist ein kleines Gerät, das unter die Haut implantiert wird. Es hilft dem Herzen in einem normalen Rhythmus zu schlagen, indem elektrische Signale an das Herz gesendet werden. Bestimmte Herzrhythmusstörungen können so korrigiert werden.