1. Sport und Bewegung bei HCM

Darf ich bei HCM Sport machen und warum wird es manchmal kritisch gesehen?

Früher haben Ärzt:innen Menschen mit hypertropher Kardiomyopathie (HCM) generell von Sport abgeraten. Sie hatten Angst, dass Sport das Herz zu stark belastet und Herzrhythmusstörungen verursacht.

Woher kamen die Bedenken bei Sport mit HCM?

Bei HCM ist der Herzmuskel verdickt und hat eine unregelmäßige Struktur. Dies kann bei körperlicher Belastung die Aktivität des Herzens stören und zu Herzrhythmusstörungen führen.

Das Herz funktioniert ähnlich wie eine Pumpe, die unseren Körper mit ausreichend Blut versorgt. Diese Pumpe besteht aus verschiedenen Teilen, die durch elektrische Signale gesteuert werden. Irritation im elektrischen System kann zu Herzrhythmusstörungen führen und dazu, dass die Pumpe (das Herz) nicht mehr ausreichend funktioniert. Das bedeutet, dass das Herz nicht genug Blut weiterpumpt, um den Körper zu versorgen. Daher bekommen Organe wie das Gehirn oder die Muskulatur zu wenig Sauerstoff. Das Risiko für diese Herzrhythmusstörungen steigt bei HCM unter Stress oder starker körperlicher Anstrengung.

Mehr allgemeine Information zur Erkrankung erhalten Sie in der Schulung „Hypertrophe Kardiomyopathie verstehen“.

Da das Herz bei Sport stärker arbeiten muss, wurde früher angenommen, dass die Belastung sich schlecht auf den bereits veränderten Herzmuskel auswirken könnte. Deshalb galt die Empfehlung, sich so wenig wie möglich zu belasten, um das Risiko für Rhythmusstörungen zu vermeiden.

Sport bei HCM ist möglich und wichtig

In den letzten Jahren hat sich diese Sichtweise verändert. Neue Studien haben gezeigt, dass Bewegung die Gesundheit von Menschen mit HCM fördern kann und Sport durchaus möglich ist. Wichtig ist, sich untersuchen zu lassen und gemeinsam mit einer Kardiologin oder einem Kardiologen die optimale Trainingsintensität festzulegen. Wie genau diese optimale Trainingsintensität festgelegt wird, erklärt die Lektion „Training beginnen bei HCM“.

Welche Vorteile hat Bewegung im richtigen Maß für meinen Körper und meine Psyche?

Bewegung ist nicht gleich Bewegung – je nach Intensität kann sie bei hypertropher Kardiomyopathie (HCM) unterschiedliche Auswirkungen haben. Leichte körperliche Aktivität ist in der Regel auch bei HCM kein Problem. Bei mittlerer Anstrengung kommt es auf das richtige Maß an. Sehr anstrengende Tätigkeiten sollten Patient:innen mit HCM vermeiden.

Um die Sporttauglichkeit zu beurteilen, ist die Unterscheidung zwischen den beiden Formen der HCM ein wichtiger Faktor:

  • HCM ohne Ausflusstraktobstruktion (nHCM)
    Hier kann das Blut ungehindert aus dem Herzen in den Kreislauf strömen. Körperliche Aktivität wird in einem angepassten Rahmen oft gut toleriert.
  • HCM mit Ausflusstraktobstruktion (oHCM)
    In diesem Fall ist der Weg, durch den das Blut aus dem Herzen gepumpt wird (Ausflusstrakt), teilweise verengt. Je stärker diese Verengung ist, desto höher ist der Druck im Herzen, besonders bei körperlicher Belastung. Bei Bewegung ist es daher wichtig darauf zu achten, eine Überlastung des Herzens zu vermeiden.

Tiefergehende Informationen zu den unterschiedlichen Formen der HCM erhalten Sie in der Schulung „Hypertrophe Kardiomyopathie verstehen“.

Vorteile von Bewegung für den Körper

Auch wenn das Herz bei HCM nicht direkt trainiert werden kann, spielt Bewegung eine wichtige Rolle für die allgemeine Gesundheit. Das Herz ist nur ein Teil des Kreislaufsystems – und genau hier setzt das Training an.

Gut trainierte Muskeln und Blutgefäße können das Herz entlasten, da sie effizienter arbeiten und den Transport des Blutes im Körper erleichtern. Neben dem Herzen selbst spielt dabei die sogenannte Peripherie des Blutkreislaufs eine wichtige Rolle – dazu gehören die Muskulatur, die Blutgefäße und der Stoffwechsel. So wie Leistungssportler:innen  das Gefäß- und Muskelsystem durch Training stärken und davon profitieren, können das auch Menschen mit HCM tun.

Bewegung hat nicht nur körperliche Vorteile, sondern wirkt sich auch positiv auf das Wohlbefinden aus. Bewegung kann:

  • Stress reduzieren, der sich sonst negativ auf das Herz auswirken könnte,
  • das allgemeine Energieniveau steigern und gegen Müdigkeit helfen,
  • die Lebensqualität verbessern, indem sie den Körper beweglich hält und Selbstvertrauen im Umgang mit der Erkrankung gibt.

Wie kann ich Verbesserungen durch gezieltes Training erreichen, wenn ich aktuell durch die Symptome der HCM eingeschränkt bin?

Wenn Sie an hypertropher Kardiomyopathie (HCM) leiden und Symptome wie Luftnot, Schwindel oder Druck auf dem Brustkorb verspüren, können gezielte körperliche Aktivitäten dazu beitragen, Ihre Lebensqualität zu verbessern. Es ist jedoch wichtig, diese Aktivitäten gut zu planen.

Ursache der Symptome

  • Luftnot unter Belastung: Durch die Verdickung des Herzmuskels kann die Pumpfunktion beeinträchtigt sein. Die Atemnot kommt unter anderem daher, dass das Herz weniger Blut aufnehmen kann, was zu einem Rückstau des Blutes in die Lungenvenen führt.
  • Schwindel unter Belastung: Eine Verengung des Herzmuskels kann die Blutversorgung des Gehirns reduzieren, was Schwindel verursacht.
  • Druck auf dem Brustkorb: Verengte Herzkranzarterien können zu einem Engegefühl in der Brust führen.

Sinnvolle Aktivitäten bei HCM

  • Moderates Ausdauertraining: Aktivitäten wie Gehen, leichtes Joggen, Radfahren oder Schwimmen sind empfehlenswert. Diese sollten mit Aufwärm- und Abkühlphasen durchgeführt werden, um das Herz nicht zu abrupt zu belasten.
  • Leichtes Krafttraining: Wichtig ist, dass die Intensität im mittleren Bereich bleibt und mindestens 15–18 Wiederholungen möglich sind.
  • Auch Übungen zur Kräftigung der peripheren Muskulatur, wie beispielsweise das Sitzen an der Wand (Wall-Sit) oder der Unterarmstütz (Plank), sind empfehlenswert. Diese lernen Sie in der Lektion Bewegung im Alltag bei HCM kennen.
Das ist bei HCM wichtig zu berücksichtigen
  • Symptome als Warnsignale: Belasten Sie sich nicht über die Grenzen Ihrer Symptome hinaus. Treten während der Aktivität Beschwerden wie Luftnot, Schwindel oder Brustdruck auf, sollten Sie die Intensität reduzieren oder die Aktivität pausieren.
  • Individuelle Trainingsplanung: Beginnen Sie Ihr Trainingsprogramm nur nach fachärztlicher Absprache. Wenden Sie sich dazu an Kardiolog:innen oder Sportmediziner:innen.

Durch regelmäßiges, angepasstes Training können Sie Ihre körperliche Leistungsfähigkeit steigern, die Muskelkraft erhöhen und möglicherweise eine bessere Kontrolle der HCM-Symptome erreichen. Neben dem Training spielt die medikamentöse Therapie eine zentrale Rolle. Medikamente können helfen, die Herzfunktion zu stabilisieren und Symptome zu lindern. Eine Kombination, die sowohl medikamentöse als auch sportliche Therapie berücksichtigt, bietet die besten Voraussetzungen für eine effektive Behandlung.

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Martin Halle: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
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