2. Operation

Wann kommt bei Lungenkrebs eine Operation in Frage?

Je weniger fortgeschritten die Erkrankung ist, umso eher lässt sich ein Tumor vollständig entfernen. Deshalb kommt eine chirurgische Behandlung vor allem in frühen Tumorstadien zum Einsatz.

Die Entscheidung für oder gegen eine Operation ist auch von der Lokalisation des Tumors abhängig. Es muss abgewogen werden, ob der Tumor entfernt werden kann, ohne wichtige körpereigene Strukturen zu schädigen. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind der gesundheitliche Allgemeinzustand und etwaige Vorerkrankungen der Patientin/des Patienten.

Für kleinzellige und nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome gelten bezüglich einer möglichen Operation etwas unterschiedliche therapeutische Vorgaben.

Beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom gilt:

Eine Operation ist die Therapie der Wahl in den Tumorstadien I und II (der Tumor ist max. 4 cm groß, Lymphknotenmetastasen bestehen lediglich um die Bronchien derselben Lungenseite).

Individuell entschieden wird im Stadium IIIA (noch größerer Tumor oder ausgedehnterer Lymphknotenbefall auf derselben Seite). Eine Operation kommt in Frage, wenn nur limitierte Lymphknotenmetastasen im Mediastinum (Mittelfellraum zwischen den Lungenflügeln) vorhanden sind, in dem sich auch der Tumor befindet.

Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom gilt:

Nur in sehr frühen Krankheitsstadien (kleiner Primärtumor ohne Lymphknoten-Metastasen) kann operiert werden. Die Chemotherapie stellt jedoch beim kleinzelligen Bronchialkarzinom auch in diesen Fällen eine unverzichtbare Behandlungsmaßnahme dar, da das kleinzellige Bronchialkarzinom dazu neigt früh Metastasen zu bilden.

Ablauf der Operation bei Lungenkrebs

PatientInnen werden vor der Operation von InternistInnen und AnästhesistInnen untersucht, vor allem auf ihre Herz-/Kreislauf- und Lungenfunktion. RaucherInnen, die vier Wochen vor der Operation mit dem Rauchen aufhören, haben für den weiteren Verlauf bessere Voraussetzungen.

Was ist Neoadjuvante Chemotherapie?

Unter neoadjuvanter Chemotherapie (auch Induktionschemotherapie) versteht man eine Chemotherapie im Vorfeld einer Operation. Ziel ist ein möglichst frühzeitiger Therapieeffekt gegen möglicherweise vorhandene Mikrometastasen sowie die Verkleinerung des Tumors, bevor er operativ entfernt wird.

Eine neoadjuvante Chemotherapie wird nicht in jedem Fall durchgeführt, sondern ist eine mögliche Alternative zu einer Chemotherapie nach der Operation.

Welche Risiken bringt der Eingriff mit sich?

Eine Lungenkrebsoperation ist kein kleiner Eingriff. Sie kann mehrere Stunden dauern  und erfordert eine Vollnarkose. Je besser Ihre allgemeine körperliche Verfassung ist, desto geringer ist das Operationsrisiko. Komplikationen während oder nach der Operation können nie ganz ausgeschlossen werden. Blutungen, Wundheilungsstörungen, Herzrhythmusprobleme oder Infektionen können vorkommen. Nach der Operation treten häufig Schmerzen im Brustbereich auf. Dafür erhalten Sie jedoch eine wirksame Schmerzbehandlung.

Was passiert nach der OP?

Nach der Operation verbleiben für einige Tage dünne Schläuche im Bereich der Hautnähte, die als Thorax-Drainage bezeichnet werden. Über diese kann einerseits Wundsekret abfließen, andererseits wird der natürliche Unterdruck im Brustkorb wiederhergestellt. In manchen Fällen wird nach der Operation eine Chemotherapie durchgeführt, um restliche Tumorzellen abzutöten. Das nennt man eine „adjuvante Chemotherapie“. Die beste Chance auf Heilung besteht, wenn der Tumor im Gesunden entfernt werden kann und keine Metastasen vorliegen.

Die Lunge stärken

Sie können selber etwas dazu beitragen, dass Sie für die Operation gut vorbereitet sind.

Je besser Ihre Kreislauf- und Lungenfunktion ist, desto besser werden Sie eine Operation verkraften. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft (Spaziergänge, Walken oder Wandern) verbessert mit der körperlichen Fitness die Sauerstoffversorgung und ist daher besonders empfehlenswert.

Wie wird bei Lungenkrebs operiert?

So radikal wie nötig, so schonend wie möglich

Das Ziel eines chirurgischen Eingriffes ist in der Regel die vollständige Entfernung des Tumors und aller mitbefallenen Strukturen sowie der Lymphknoten, die der Lunge benachbart sind. Um ein Nachwachsen des Tumors zu verhindern, muss er mit ausreichendem Sicherheitsabstand im gesunden Gewebe entfernt werden. Man spricht von „Totalresektion“, „R0-Resektion“ oder „Entfernung im Gesunden“. Gleichzeitig wird versucht, möglichst viel funktionstüchtiges Lungengewebe zu erhalten.

Operationsmethoden

  • Die bei frühen Tumorstadien am häufigsten angewandte Methode ist die sogenannte Lobektomie, das heißt die Entfernung eines Lungenlappens.
  • Bei zentral gelegenen Tumoren kann eine sogenannte Manschettenresektion erfolgen. Hier wird ein Lungenlappen und ein Teil des Hauptbronchus entfernt.
  • Seltener (z. B. bei kleinen und peripher gelegenen Tumoren) wird lediglich ein Segment oder ein Keil Lungengewebe entfernt. Das nennt man eine „limitierte Resektion“.
  • Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren kann die Entfernung eines ganzen Lungenflügels notwendig werden. Man spricht von einer Pneumonektomie oder Pneumektomie.

Thorakotomie oder VATS

Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose und meist von der Seite her durch die Brustwand. Der Brustkorb wird geöffnet, das bezeichnet man als Thorakotomie. Dann werden die Rippen auseinandergespreizt, um das betroffene Lungenareal zu entfernen. Häufig wird auch die minimal invasive videogestützte Operation (VATS – videoassistierte Thorakoskopie) durchgeführt. Für die PatientInnen bietet das Vorteile im Sinne einer geringeren Wundfläche, weniger Schmerzen nach der Operation und einer kürzeren Spitals-Aufenthaltsdauer.

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  • Fragen an die Ärztin/den Arzt bei Lungenkrebs Im hektischen Klinikalltag bleibt häufig kaum Zeit für ausführliche Unterhaltungen. Um sicherzugehen, dass Sie nichts vergessen, können Sie sich mit dieser Fragenliste schon zu Hause auf das Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt vorbereiten und die wichtigsten Fragen schriftlich festhalten.

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Geprüft OA Dr. Georg Pall: Stand 07.09.2020 | AT-3781 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.