Zurück zur Kursübersicht

Kurs Fatigue verstehen: Lektion 5 von 6

Fatigue: Tipps für Angehörige

Ihre Angehörigen sind für Sie ein wichtiger Stützpfeiler. Informieren Sie vertraute Personen daher über Ihre gesundheitliche Situation und erklären Sie, was die Fatigue für Ihren Alltag bedeutet. So fühlen sich Angehörige und FreundInnen nicht vernachlässigt und Sie können mögliche Überforderungen aufgrund Ihrer neuen Rolle im Freundes- und Familienkreis vorbeugen.

Ausmaß der Fatigue schwer vermittelbar

Versuchen Sie, Ihren Angehörigen und FreundInnen das Ausmaß der Fatigue zu vermitteln. Eine tumorbedingte Fatigue kann viele Ursachen haben.

Zudem sind Zustände von Erschöpfung und Müdigkeit sehr subjektiv und daher schwer vergleichbar. Ihr körperlicher, geistiger und seelischer Zustand ist individuell und sollte genau so individuell beschrieben werden.

Als Hilfe: Eine eigene Maßeinheit erdenken

Um Angehörigen und FreundInnen das Ausmaß der tumorbedingten Fatigue verständlich zu machen, greifen Sie auf ein selbst erdachtes Maßsystem zurück. Achten Sie darauf, dass dieses System auch feinere Abstufungen beinhalten sollte. Am einfachsten ist ein Zahlenstrahl von 1 bis 10, wobei die 1 für eine schwache Tagesform und wenige Leistungsressourcen steht und die 10 für den idealen Tag für erlebnisreiche Aktivitäten.

Je öfter Sie davon in der Kommunikation mit Ihren Angehörigen und FreundInnen Gebrauch machen, desto natürlicher fließt dieses Element in die Gespräche ein und desto besser können Sie und Ihre Angehörigen gemeinsame Aktivitäten planen.

Ist in ihrem Familienkreis ein spontaner Ausflug geplant und Sie fühlen sich nicht kraftvoll genug, um teilzunehmen, sagen Sie zum Beispiel: „Heute ist mir nicht nach einem Ausflug. Ich fühle mich nach einer Drei.“ Ein weiterer Vorteil des Zahlensystems bis Zehn: Sie können als zusätzliche Hilfe die Hände einsetzen, um die Zahlen zu visualisieren.

Grundsätzlich eignet sich jedes System, das Sie und Ihre Familienangehörigen, Freundinnen und Freunde leicht verinnerlichen können:

  • Beispiel: Ampelfarben.
  • Schulnoten
  • Beispiel: 80 Prozent Leistungsfähigkeit.
  • Symbole
  • Geldbeträge

Auswirkungen der Fatigue auf das soziale Umfeld

Die Diagnose einer Krebserkrankung und eine anschließende Therapie kosten viel Kraft. Umso größer ist für Sie und Ihre Familien nach dem Therapieende der Wunsch nach einer Rückkehr zu einem normalen Alltag. Durch die Erschöpfungszustände wird jedoch genau dieser Prozess beeinträchtigt, sodass Aktivitäten, die vor der Erkrankung unproblematisch waren, zu einer größeren Herausforderung werden.

Auch der Umgang mit Einschränkungen und Verzicht muss erst gelernt werden. Während dieser schrittweisen Anpassung an alltägliche Gewohnheiten, treten auch Rückschläge und Enttäuschungen auf, die Sie und Ihr soziales Umfeld erneut auf die Probe stellen. Treten Sie den neuen Entwicklungen offen gegenüber und formulieren Sie Ihre Erwartungen und Wünsche an Ihre Familienangehörigen und Freundinnen und Freunde. Umgekehrt schenken Sie den Bedürfnissen Ihrer vertrauten Menschen Aufmerksamkeit, um Missverständnissen vorzubeugen.

Wichtig: Offenheit führt zu Verständnis

Nur für Probleme, die Ihre Angehörigen, Freundinnen und Freunde kennen, können Sie Verständnis aufbringen. Seien Sie daher möglichst offen mit Ihren vertrauten Personen. Soziale Beziehungen sind stets zweiseitig, sodass auch Erwartungen und Wünsche, aber auch Schwierigkeiten von zwei Seiten aufeinandertreffen. Erläutern Sie, was Sie von Ihrer Familie und Ihren FreundInnen erwarten und benennen Sie ganz konkret, wie Ihre engsten Vertrauten Ihnen in bestimmten Situationen Hilfe zukommen lassen können.

Lassen Sie ihre Familienangehörigen an therapeutischen Maßnahmen teilhaben. Das verbindet und erleichtert nach der Beendigung der Therapie die Rückkehr zu bekannten Gewohnheiten.

Geprüft Dr. med. Lariza Dzirlo: Stand 9.10.2016

Bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.

Würden Sie diesen Online-Kurs empfehlen?

4.5/5 - (154)
Zur Kursübersicht
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.