1. Blutbild verstehen

Was ist ein Blutbild und welche Aufgaben haben die verschiedenen Blutkörperchen?

Ihr Blut erfüllt viele wichtige Aufgaben im Körper. Bei einer Blutabnahme wird im Labor ein sogenanntes „Blutbild“ erstellt. Dabei wird untersucht, wie Ihr Blut zusammengesetzt ist, also welche Menge der Bestandteile im Blut vorhanden ist. Die wichtigsten Zellen des Blutes sind:

  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten ): Sie sind Ihre Abwehrzellen und schützen vor Infektionen.
  • Rote Blutkörperchen (Erythrozyten): Sie transportieren Sauerstoff durch den Körper und geben Energie.
  • Blutplättchen (Thrombozyten ): Sie stoppen Blutungen und ermöglichen die Wundheilung.

Was ist der Unterschied zwischen kleinem und großem Blutbild?

Beim kleinen Blutbild werden die grundlegenden Werte gemessen. Es gibt einen schnellen Überblick über die Zusammensetzung des Blutes. Dazu gehört die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen, der Blutplättchen, sowie der Hämoglobinwert. Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen. Ist der Wert zu niedrig, spricht man von einer Blutarmut (Anämie ).

Das große Blutbild ergänzt diese Basisuntersuchung um eine detailliertere Analyse. Dabei werden zusätzlich die Untergruppen der weißen Blutkörperchen betrachtet:

  • Lymphozyten: zuständig für die gezielte Abwehr, z. B. gegen Viren.
  • Granulozyten: bilden die erste Verteidigungslinie gegen Krankheitserreger wie Bakterien und Pilze. Es gibt drei Arten:
    • Neutrophile Granulozyten: bekämpfen Bakterien und sind die häufigsten Abwehrzellen.
    • Eosinophile Granulozyten: wichtig bei der Abwehr von Parasiten, sind vermehrt bei Allergien.
    • Basophile Granulozyten: beteiligt an allergischen Reaktionen.
  • Monozyten: wirken wie „Fresszellen“ und beseitigen Krankheitserreger und abgestorbene Zellen.

Bei Multiplem Myelom ist es wichtig, das große Blutbild zu betrachten, denn manchmal lassen sich krankhafte Plasmazellen nicht nur im Knochenmark, sondern auch direkt im Blut nachweisen. Das gilt als Hinweis auf eine fortgeschrittene Krankheitsform. Plasmazellen sind eine besondere Form von weißen Blutkörperchen. Sie haben die Aufgabe Antikörper zu bilden. Antikörper sind Eiweiße , die Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren erkennen und unschädlich machen. Bei Multiplem Myelom vermehren sich diese Plasmazellen jedoch krankhaft und verursachen dann Probleme im Körper. Mehr Informationen zum Multiplen Myelom finden Sie in unserer Schulung „Multiples Myelom verstehen„.

Welche Rolle spielt das Blutbild bei Multiplem Myelom?

Das Multiple Myelom sitzt in Ihrem Knochenmark, also genau dort, wo neue Blutzellen gebildet werden. In Folge vermehren sich krankhafte Plasmazellen stark und stören die gesunde Blutbildung. Dadurch kann es zu einem Mangel an roten und weißen Blutkörperchen sowie an Blutplättchen kommen. Die Folgen können sehr unterschiedlich sein:

  • Weniger rote Blutkörperchen: führt zu Blutarmut (Anämie) mit Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Erschöpfung.
  • Weniger weiße Blutkörperchen: schwächt das Immunsystem, Infekte treten häufiger und schwerer auf.
  • Weniger Blutplättchen: schwächt die Blutgerinnung, sodass kleine Verletzungen länger bluten.

Infobox: Ein Blutbild allein reicht nicht für die Diagnose, kann aber einen ersten Hinweis auf eine krankhafte Veränderung geben. Erst die Kombination aus Blutwerten, Eiweißanalysen, Knochenmarkuntersuchung und Bildgebung macht die Diagnose sicher. Mehr dazu in der Lektion „Befunde zur Diagnose bei Multiplem Myelom„.

Andere Ursachen für Veränderungen im Blutbild

Nicht jede Abweichung im Blutbild wird direkt durch das Multiple Myelom verursacht. Auch andere Faktoren können das Blutbild beeinflussen, zum Beispiel:

  • Infekte (z. B. eine Grippe)
  • Medikamente (z. B. bestimmte Antibiotika oder Chemotherapien)
  • Ernährungsmängel (z. B. Eisenmangel)
  • Entzündungen oder andere Erkrankungen

Deshalb ist es entscheidend, Blutwerte nie einzeln zu betrachten, sondern sie immer im Zusammenhang mit den Symptomen und dem allgemeinen Gesundheitszustand zu sehen.

Wie oft sollte das Blutbild kontrolliert werden?

Bei gesunden Menschen wird ein Blutbild meist im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder bei bestimmten Beschwerden erstellt. Es kann frühzeitig auf Erkrankungen hinweisen, noch bevor Symptome auftreten.

Bei Multiplem Myelom gehört die regelmäßige Blutkontrolle fest zur Behandlung. Zu Beginn wird das Blutbild oft sehr engmaschig überprüft, später hängt die Häufigkeit von der Therapie und dem Krankheitsverlauf ab. So können Ärzt:innen beurteilen, wie die Behandlung wirkt und ob die Erkrankung fortschreitet.

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    Prof. Dr. Ralph Wäsch: Stand Dezember 2025 | Quellen und Bildnachweis
    Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
    Anämie
    Verminderung der roten Blutkörperchen oder des Hämoglobins im Blut, die zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Symptome können Müdigkeit, Schwäche und Blässe sein.
    Antikörper
    (Immunoglobuline)
    Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
    Bildgebende Verfahren
    Sind medizinische Techniken, mit denen Ärzte Bilder vom Inneren des Körpers erstellen können. Beispiele sind Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Methoden helfen dabei, Krankheiten zu erkennen und zu überwachen, ohne dass eine Operation nötig ist.
    Eiweiße
    (Proteine)
    Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
    Hämoglobin
    Roter Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen, der Sauerstoff bindet und durch den Körper transportiert.
    Leukozyten
    Der medizinische Begriff für "weiße Blutkörperchen". Sie sind ein Teil des Immunsystems und spielen dort eine wichtige Rolle, indem sie dort Krankheitserreger bekämpfen. 
    Plasmazellen
    Plasmazellen sind eine besondere Form der weißen Blutkörperchen, welche Antikörper bilden.
    Thrombozyten
    (Blutplättchen)
    Zellfragmente im Blut, die bei der Blutgerinnung und Wundheilung sehr wichtig sind.