5. Laborbefunde verstehen und besprechen

Worauf sollte ich beim Lesen meiner Laborbefunde achten?

Für Sie als Patient:in kann es hilfreich sein, die wichtigsten Begriffe zu kennen, die Ihr Multiples Myelom betreffen – zum Beispiel die Eiweißstoffe (Immunglobuline ), die Ihre Plasmazellen bilden. Wenn Sie lieber weniger über medizinische Details wissen möchten, ist das ebenso in Ordnung. Ihr Behandlungsteam behält die Werte für Sie im Blick:

  • Komplette Antikörper (Immunglobuline): Dazu gehören zum Beispiel IgG, IgA oder IgM. Welcher dieser Typen bei Ihnen betroffen ist, kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin genau sagen. Diese Werte werden meist durch eine Eiweißelektrophorese im Blut bestimmt.
  • Inkomplette Antikörper (Leichtketten ): Dabei handelt es sich nur um Teile eines Antikörpers, die sogenannten Kappa- oder Lambda-Leichtketten. Sie können sowohl im Blut als auch im Urin nachgewiesen werden.

Wenn Sie wissen, welches Eiweiß bei Ihnen betroffen ist, verstehen Sie leichter, was Ihre Laborwerte bedeuten. Diese Werte können sich im Verlauf etwas verändern – das ist meist unbedenklich. Erst größere Veränderungen geben den Ärzt:innen Hinweise darauf, wie aktiv die Krankheit gerade ist.

Auch folgende Werte sind für Sie wichtig:

  • Ein erniedrigter Hb-Wert (Hämoglobin ) weist auf eine Blutarmut (Anämie ) hin. Das bedeutet, dass zu wenig roter Blutfarbstoff im Blut vorhanden ist und dadurch weniger Sauerstoff transportiert werden kann.
  • Ein erhöhter Kreatinin-Wert zeigt an, dass die Nierenfunktion eingeschränkt sein kann.
  • Ein erhöhter Kalzium-Wert im Blut weist darauf hin, dass Knochen abgebaut werden.
  • Absinken von Albumin, Anstieg von LDH (Laktatdehydrogenase) und beta-2-Mikroglobulin kann auf eine erhöhte Krankheitsaktivität hindeuten. Mehr zu diesen Werten finden Sie in der Lektion „Bedeutung von Laborwerten bei Multiplem Myelom„.

Wenn sich diese Werte bessern, können Sie selbst erkennen, dass die Therapie wirkt.

Ihr Blut im Blick

Fragen Sie Ihr Behandlungsteam, auf welche Laborwerte Sie bei Ihren Befunden achten sollten. Notieren Sie sich diese Werte und schauen Sie bei jedem Befund gezielt darauf. So können Sie Schritt für Schritt ein Gefühl für die Wirkung Ihrer Therapie entwickeln.

Woran erkenne ich am Befund, ob meine Therapie wirkt oder die Krankheit sich verschlechtert?

Wenn Sie gelernt haben, Ihre Laborwerte einzuordnen, können Sie an einigen Entwicklungen selbst erkennen, ob Ihre Therapie Erfolg hat:

  • Abfall der Eiweißwerte (M-Protein oder Leichtketten): zeigt an, dass die Behandlung wirkt.
  • Besserung der Organschäden: Hämoglobin-Wert steigt an, Kreatinin sinkt – die Blutbildung und Nierenfunktion stabilisieren sich.
  • Deutlicher Anstieg der Eiweißwerte: kann ein Hinweis sein, dass die Therapie nicht mehr ausreichend wirkt oder die Krankheit wieder aktiver wird.

Natürlich beurteilt Ihr Ärzteteam die Ergebnisse im Detail. Aber wenn Sie diese Zusammenhänge kennen, können Sie Ihre Befunde besser nachvollziehen.

Was bedeutet Remission?

Wenn Ihre Ärzt:innen von „Remission“ sprechen, geht es um das Ansprechen Ihrer Erkrankung auf die Therapie:

  • Partielle Remission: Die krankhaften Eiweißwerte sind um mindestens die Hälfte gesunken.
  • Komplette Remission: Die krankhaften Eiweißstoffe sind im Blut nicht mehr nachweisbar. Zur Bestätigung wird meist auch das Knochenmark untersucht.

Remission bedeutet nicht vollständige Heilung, sondern, dass die Therapie wirkt und die Erkrankung unter Kontrolle ist.

Die wichtigsten Fragen für Ihr Arztgespräch

Ihre Befunde sind ein wichtiges Werkzeug, um gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin den nächsten Schritt in Ihrer Behandlung zu planen. Diese Fragen können Ihnen helfen:

  • Welche Eiweißstoffe sind in meinen Befunden verändert? (z. B. IgG, IgA, Kappa-Leichtkette)
  • Wie stark sind die Werte verändert?
  • Was bedeutet ein Abfall oder Anstieg meiner Werte konkret für mich?
  • Welche Organe sind bei mir besonders betroffen? (z. B. Blut, Knochen, Niere)
  • Wie oft sollten meine Werte kontrolliert werden?
  • Was passiert, wenn meine Werte wieder steigen? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es dann?
  • Was kann ich mit Ernährung, Bewegung und Impfungen selbst tun, um meine Gesundheit zu stabilisieren?

Gut vorbereitet ins Gespräch

Notieren Sie sich vor jedem Termin konkrete Fragen zu Ihren Befunden oder zu Ihrem Befinden. So stellen Sie sicher, dass Sie die Antworten erhalten, die Ihnen im Alltag am meisten helfen.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.

5 / 5 (1)

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Wir freuen uns über Ihr Feedback

Wir entwickeln fortlaufend neue Kurse und lernen dabei nie aus. Dabei berücksichtigen wir gerne Ihre Wünsche und Anregungen. Wir freuen uns daher sehr über Ihr Feedback. Bitte beachten Sie, dass wir keine personenbezogenen medizinischen Auskünfte geben können. Sollten Sie dazu Fragen haben, klären Sie diese bitte in einem persönlichen Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.


    (Optional - Sollten Sie eine Antwort wünschen)

    Prof. Dr. Ralph Wäsch: Stand Dezember 2025 | Quellen und Bildnachweis
    Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
    Anämie
    Verminderung der roten Blutkörperchen oder des Hämoglobins im Blut, die zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Symptome können Müdigkeit, Schwäche und Blässe sein.
    Antikörper
    (Immunoglobuline)
    Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
    Eiweiße
    (Proteine)
    Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
    Hämoglobin
    Roter Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen, der Sauerstoff bindet und durch den Körper transportiert.
    Immunglobuline

    Immunglobuline sind Abwehrstoffe des Körpers. Sie werden auch Antikörper genannt und helfen dabei, Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien zu erkennen und zu bekämpfen. Es gibt verschiedene Arten von Immunglobulinen, zum Beispiel IgG, IgA oder IgM.

    LDH
    Abkürzung für Laktat-Dehydrogenase. Dieses Enzym entsteht beim Abbau von Zellen. Ein erhöhter LDH-Wert deutet auf viele absterbende Zellen hin und ist bei verschiedenen Tumorerkrankungen erhöht. 
    Leichtketten
    Leichtketten sind Bestandteile von Antikörpern, die eine wichtige Rolle bei der Bildung und Funktion des Immunsystems spielen.
    Multiples Myelom
    Das Multiple Myelom ist eine bösartige Tumorerkrankung, die von den Plasmazellen des Knochenmarks ausgeht und zur Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome zählt.
    Plasmazellen
    Plasmazellen sind eine besondere Form der weißen Blutkörperchen, welche Antikörper bilden.