5. Medikamentöse Behandlung der Anämie

Wann sollte eine Anämie bei Myelofibrose behandelt werden?

Ob und wann eine Anämie bei Myelofibrose behandelt wird, hängt nicht allein von den Blutwerten ab. Ein wichtiger Teil der Therapieentscheidung ist, wie stark Sie sich durch die Blutarmut im Alltag eingeschränkt fühlen.

Bei der Anämie bei Myelofibrose stellt sich auch immer die Frage, ob nur die Anämie oder die Grunderkrankung Myelofibrose therapiert werden soll. Das hängt unter anderem vom Risikoscore ab:

  • Bei einem niedrigen Risiko steht oft die Behandlung der Symptome, wie der Anämie, im Vordergrund. Das bedeutet, man versucht die Beschwerden zu lindern, aber behandelt die Myelofibrose selbst nicht.
  • Bei einem höheren Risiko liegt der Fokus stärker auf der Kontrolle der Grunderkrankung, also der Myelofibrose selbst. Ziel ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen und dadurch dann auch Symptome wie die Anämie zu verbessern. Die Behandlungen für die Myelofibrose verbessern aber nicht immer die Symptome. Es kann etwa sein, dass die Anämie durch ein Medikament, das die Myelofibrose behandelt, sogar verschlechtert wird. Hier werden die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander abgewogen, um eine passende Behandlung zu finden.

Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, wie Myelofibrose allgemein behandelt wird, bieten wir hier eine Schulung zu Behandlung von Myelofibrose an.

Welche Möglichkeiten gibt es zur Behandlung einer Anämie bei Myelofibrose?

Für die Behandlung der Anämie bei Myelofibrose gibt es vor allem folgende Möglichkeiten, die von der Ursache der Anämie abhängen:

  • Therapie der Grunderkrankung mit dem JAK-Inhibitor Momelotinib:
    Momelotinib ist ein Wirkstoff, der sowohl die Myelofibrose selbst hemmen als auch die Blutbildung verbessern kann. Er kann bei geeigneten Patient:innen dazu beitragen, die Anämie zu lindern, indem er die Produktion roter Blutkörperchen fördert und gleichzeitig Symptome der Myelofibrose reduziert.
  • Behandlung mit EPO: Ein wichtiger Bestandteil der Blutbildung ist das Hormon Erythropoetin – kurz EPO. Es wird in den Nieren gebildet und regt das Knochenmark dazu an, neue rote Blutkörperchen zu produzieren. In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, zusätzlich künstlich hergestelltes EPO zu verabreichen, um die Blutbildung weiter anzuregen und den Hämoglobinwert (Hb) zu verbessern. Besprechen Sie mit Ihrem Ärzteteam, ob Sie von einer Behandlung profitieren.
  • Behandlung mit Immunsuppressiva (Kortikosteroiden): Eine Anämie kann dadurch verursacht werden, dass der Körper die eigenen roten Blutkörperchen angreift und abbaut. Dies nennt man Autoimmunhämolyse. In diesem Fall können Medikamente helfen, die die überaktive Immunreaktion dämpfen und so die Zerstörung der Blutkörperchen verringern. Diese Medikamente nennt man Immunsuppressiva. Dazu zählen auch Kortikosteroide (eine Art von entzündungshemmenden Medikamenten).

Ausgleichen von Mangelzuständen

Manchmal ist die Anämie nicht ausschließlich durch die Myelofibrose bedingt. Sie kann zum Beispiel durch einen Eisenmangel oder einen Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure verstärkt werden. In solchen Fällen wird zunächst der Mangel behandelt, bevor weitere Schritte gesetzt werden.

Bluttransfusionen

Wenn der Hämoglobinwert sehr niedrig ist und starke Beschwerden wie Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder Schwindel auftreten, kann eine Bluttransfusion notwendig sein. Dabei werden rote Blutkörperchen über die Vene verabreicht, um den Sauerstofftransport im Körper rasch zu verbessern. Eine Transfusion wirkt schnell, ist aber keine dauerhafte Lösung.

Allgemein kann es oft ausreichen, den Hämoglobinwert (Hb) leicht zu erhöhen, um eine spürbare Verbesserung des Wohlbefindens zu erreichen.

Welche Nebenwirkungen oder Risiken haben diese Behandlungen?

Die meisten Behandlungen für die Therapie einer Anämie sind gut verträglich. In der Regel treten wenige milde Nebenwirkungen auf. Welche Nebenwirkungen genau auftreten, hängt stark davon ab, welche Substanz verwendet wird und was genau behandelt werden soll – etwa ein Nährstoffmangel, eine Immunreaktion oder eine gestörte Blutbildung. Insgesamt sind diese Behandlungen jedoch meist nebenwirkungsarm und gut steuerbar.

Anders ist es bei Medikamenten, die zur Behandlung der Myelofibrose selbst eingesetzt werden. Einige dieser Medikamente können sogar zu einer Verschlechterung der Anämie führen. In solchen Fällen muss angepasst entschieden werden, ob das Medikament weitergeführt oder durch ein anderes ersetzt wird. Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt wird dabei Nutzen und Risiken sorgfältig gegeneinander abwägen.

Wichtig ist: Wenn Sie neue Beschwerden bemerken oder sich unsicher fühlen, sprechen Sie sie offen an. Oft lassen sich Nebenwirkungen gut behandeln.

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Wir entwickeln fortlaufend neue Kurse und lernen dabei nie aus. Dabei berücksichtigen wir gerne Ihre Wünsche und Anregungen. Wir freuen uns daher sehr über Ihr Feedback. Bitte beachten Sie, dass wir keine personenbezogenen medizinischen Auskünfte geben können. Sollten Sie dazu Fragen haben, klären Sie diese bitte in einem persönlichen Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.


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    Geprüft Dr. Jörg Chromik: Stand August 2025 | Quellen und Bildnachweis
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    Anämie
    Verminderung der roten Blutkörperchen oder des Hämoglobins im Blut, die zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Symptome können Müdigkeit, Schwäche und Blässe sein.
    Immunantwort
    Reaktion des Immunsystems auf Organismen oder Substanzen, die es für schädlich hält. Das Abwehrsystem des Körpers kann nach einer durchgemachten Krankheit oder nach einer Impfung einen Krankheitserreger erkennen. Das Immunsystem reagiert und bekämpft den Krankheitserreger.
    Immunsuppressiva
    Immunsuppressiva sind Therapeutika, die das Immunsystem beeinflussen und herunterregulieren. So können überschießende Immunreaktionen verhindert werden. Jedoch sind Patient:innen dann auch anfälliger für infektiöse Erkrankungen. 
    Myelofibrose
    Erkrankung, bei der das Knochenmark vernarbt und weniger Blutzellen gebildet werden können; kann im Verlauf anderer Bluterkrankungen entstehen.
    Vene
    Venen sind Blutgefäße, die dafür verantwortlich sind, sauerstoffarmes Blut aus den verschiedenen Körperbereichen aufzunehmen und zurück zum Herzen zu transportieren.