9. Prostatakrebs behandeln – Alle Fragen

Prostatakrebs ist eine häufige Krebserkrankung mit verschiedenen Behandlungsansätzen. Diese richten sich nach der Situation des Patienten sowie dem Stadium der Erkrankung.

In diesem Kurs finden Sie einen Überblick über die gängigen Therapieverfahren bei Prostatakrebs. Sie erfahren, wie diese funktionieren und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Unter anderem werden folgende Fragen beantwortet:

  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Prostatakrebs?
  • Wann werden die verschiedenen Therapieoptionen kombiniert eingesetzt?
  • Was kann ich selbst tun, um die Behandlung zu unterstützen?

Einleitung durch Prim. Thamer Sliwa

Guten Tag, mein Name ist Thamer Sliwa. Ich bin Hämatoonkologe und leite die Abteilung für Hämatoonkologie und Palliativmedizin im LKH Hochsteiermark. In dieser Onlineschulung geht es darum, Patienten mit Prostatakrebs darüber zu informieren, welche Therapiemöglichkeiten und welche Begleitbehandlung es gibt. Bitte schauen Sie sich das Video an und informieren Sie sich. Sollten Sie Fragen haben, diese bitte einfach den Behandler oder die Behandlerin fragen.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Prostatakrebs behandeln“

Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Prostatakrebs?

Beim Prostatakrebs gibt es unterschiedliche Behandlungen, je nach Stadium der Erkrankung und je nach individueller Verfassung des Patienten, z.B. welche Nebenerkrankungen er hat oder wie alt der Patient ist. Es gibt die Operation im früheren Stadium des Prostatakarzinoms oder die Strahlentherapie . Bei Patienten, die etwas betagter sind oder signifikante Nebenerkrankungen haben, kann man auch eine antihormonelle Therapie machen.

Wie wird entschieden, welche Therapie die richtige für mich ist?

Die richtige Therapie richtet sich nach einigen Faktoren: Das Stadium der Erkrankung, also ob sich die Krebserkrankung auf die Prostata beschränkt oder fortgeschritten ist. Wie alt der Patient ist, wie komorbid der Patient ist. Ganz wichtig ist: Die Planung der Therapie ist mit dem Patienten zu besprechen. Das heißt, der Patient und sein Wille sind hier ganz wichtig. Diskutieren Sie mit Ihrem Arzt, welche Therapiemöglichkeiten es für Sie gibt und was die Nebenwirkungen sind, wie die Lebenserwartung ist, ob das Karzinom zur Gänze operabel oder bestrahlbar ist, kurativ versus nicht kurativ, das heißt heilbar oder nicht heilbar. Diese Faktoren bestimmen immer gemeinsam mit dem Wunsch des Patienten die Therapie.

Ist Prostatakrebs vollständig heilbar und was ist das Ziel der Behandlung?

Der Prostatakrebs ist in den frühen Stadien heilbar. Je nachdem, wie aggressiv der Tumor ist – das heißt, wenn der Krebs aggressiv ist und die Prostata überschritten bzw. Metastasen gebildet hat – dann reden wir nicht mehr von einer Heilung, sondern von der Verlängerung des Lebens. Mit Prostatakrebs kann man ziemlich lange leben, und je nach Aggressivität des Tumors ist auch die Therapie ausgerichtet. Die Therapie bestimmt, wie lange der Patient überlebt. In den anfänglichen Stadien ist der Prostatakrebs aber heilbar.

Hier geht es zum Video-Interview: Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatakrebs“

Überwachung bei lokal begrenztem Prostatakrebs

Was versteht man unter einer unter einer „Active Surveillance“-Strategie bei Prostatakrebs?

„Active Surveillance“ ist in Deutsch übersetzt die aktive Überwachung. Das heißt nicht, dass man keine Therapie macht. Diese Strategie ist zwar keine spezifische Therapie, aber eine ganz genaue Überwachung des Krebses. Das heißt, man macht nicht „Nichts“ und schickt den Patienten nach Hause, sondern man plant mit dem Patienten eine aktive Überwachung des Tumors. Was heißt das? Das heißt, ich bestelle den Patienten anfänglich alle drei Monate zu einer Kontrolle und überwache den Tumor, indem ich die PSA-Werte kontrolliere, einen Ultraschall und Tastbefunde mache und mindestens einmal im Jahr eine Rebiopsie des Tumors durchführe, um zu schauen, ob sich die Biologie und Größe des Tumors ändert.

Unter welchen Bedingungen ist „Active Surveillance“ eine Möglichkeit?

Die „Active Surveillance“, also die aktive Überwachung, ist unter folgenden Bedingungen möglich: Der Tumor darf nicht aggressiv sein; der Tumor muss auf eine Seite der Prostata beschränkt sein; der PSA-Wert sollte nicht über 10 sein, noch besser nicht über 6 und der Gleason Score – das ist ein spezifischer Score bei der Beurteilung des Tumors – sollte 6 nicht überschreiten. Unter dieser Bedingung kann man eine aktive Überwachung des Tumors als Therapiestrategie mit dem Patienten vereinbaren.

Wann wird die “Active Surveillance“-Strategie beendet und mit einer Behandlung begonnen?

Die aktive Überwachung oder “Active Surveillance“ wird beendet, sobald sich der Tumor in seiner Biologie ändert, das heißt, wenn er aggressiver oder größer wird und die Prostata überschreitet. Ab diesem Zeitpunkt muss man die aktive Überwachung beenden und eine neue Strategie gemeinsam mit dem Patienten planen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Überwachung bei lokal begrenztem Prostatakrebs“

Behandlungsmöglichkeiten bei lokal begrenztem Prostatakrebs

Wann kommt bei lokal begrenzten Prostatakrebs eine Operation in Frage?

Eine Operation kommt in Frage, sobald sich der Tumor nicht mehr für eine aktive Überwachung geeignet, oder die aktive Überwachung von dem Patienten nicht mehr gewünscht ist. Eine Operation zielt darauf, dass man den Tumor zur Gänze entfernt. Deswegen nennt man das radikale Prostatektomie – diese ist möglichst randfrei und möglichst schonend für den Patienten.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Prostatektomie auftreten?

Eine Prostatektomie hat auch Nebenwirkungen. Wobei ich sagen muss, dass es in der letzten Zeit eine ordentliche Entwicklung gab, auch in Operationstechniken. Das heißt, früher hat man mehr Wundheilungsstörungen gehabt. Also sind die unmittelbaren Nebenwirkungen einer Prostatektomie, wie Wundheilungsstörungen, Schmerzen, aber auch im Nachhinein Blasenschwäche oder Inkontinenz weniger geworden, aber es sind mögliche Nebenwirkungen. Vor allem bei sexuell aktiven Männern kann es zu einer Potenzstörung kommen. Das alles muss man mit dem Behandler, vor allem mit dem Operateur, thematisieren. Besprechen Sie es ganz genau mit Ihrem Operateur, welche Nebenwirkungen, und vor allem auch welche personenspezifischen Nebenwirkungen es geben kann – das heißt, wenn ein Patient adipös ist oder eine Blutzuckererkrankung hat, kann es dazu führen, dass die Wundheilung nicht so verläuft, wie man es sich wünscht und erwartet.

Wann wird bei lokal begrenzten Prostatakrebs eine Strahlentherapie durchgeführt?

Eine Strahlentherapie ist genau so gut wie die Operation. Es gibt Daten, die zeigen, dass die Strahlentherapie gerade bei lokal fortgeschrittenen Tumoren sogar etwas besser sein kann, weil man eben die betroffenen Ränder, die man möglicherweise bei einer Operation nicht treffen kann, mit den neuen Methoden einer Strahlentherapie auch erwischen kann. Gerade für Patienten, die einen Grund haben, keine Operation zu machen – wie zum Beispiel ältere Patienten oder komorbide Patienten – kann die Strahlentherapie eine bessere Option sein, sogar besser als die Operation. Das muss man ganz genau mit dem Arzt, mit dem Behandler besprechen. Ich würde als Patient sowohl mit einem Urologen, der chirurgisch tätig ist, als auch mit einem Strahlentherapeuten reden, bevor ich die Entscheidung treffe. Eine Strahlentherapie kann in Form einer Brachytherapie unmittelbar beim Tumor oder als Teletherapie erfolgen. Das entscheidet dann der Strahlentherapeut, welche Methode für den Patienten besser und schonender, und für den Tumor effizienter ist. Bitte reden Sie mit Ihrem Strahlentherapeuten.

Was passiert bei einer Strahlentherapie und welche Nebenwirkungen können auftreten?

Eine Strahlentherapie kann auch Nebenwirkungen haben. Sie müssen sich vorstellen, man bestrahlt bzw. verbrennt einen Tumor und der Tumor ist eingebettet im normalen Gewebe. Die Methoden der Strahlentherapie sind viel feiner geworden, auch die Technik ist deutlich besser geworden. Nichtsdestotrotz kann eine Strahlentherapie auch lokale Veränderungen hervorrufen. Auch wenn es in der letzten Zeit deutlich weniger geworden ist, kann die Strahlentherapie trotzdem zu Erektionsstörung führen, aber auch zu Harninkontinenz und Wundheilungsstörungen. Die Zeit der Rehabilitation kann ein bisschen dauern, deswegen ist Geduld notwendig und man sollte spezifische, von den Strahlentherapeuten empfohlene Maßnahmen befolgen.

Was versteht man unter einer fokalen Therapie bei Prostatakrebs?

Fokal kommt vom Fokus, das heißt eine fokale Therapie behandelt umschriebene Läsionen des Krebses im Bereich der Prostata. Das bedeutet, dass man einen Tumor, der klein sein und nur auf eine Seite der Prostata beschränkt sein sollte, direkt wieder mit der Strahlentherapie verbrennt oder einer Kryotherapie behandelt. Es gibt auch andere Methoden wie etwa die stereotaktische Bestrahlungstherapie. Diese fokale Therapie ist in der Medizin jedoch noch nicht etabliert.

Hier geht es zum Video-Interview: „Behandlungsmöglichkeiten bei lokal begrenztem Prostatakrebs“

Behandlungsmöglichkeiten bei lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs

Was versteht man unter einer Hormontherapie bei Prostatakrebs?

Eine Hormontherapie bei Prostatakrebs zielt darauf ab, einen Hormonentzug durchzuführen, denn ein Prostatakrebs ernährt sich vom männlichen Hormon. Wenn man dem Krebs dieses Hormon entzieht, dann kommt es zum Absterben der Tumorzellen. Das ist das Ziel einer antihormonellen Therapie beim Prostatakrebs. Bei der antihormonellen Therapie gibt es mehrere Methoden. Man kann entweder direkt die Produktion des Testosterons inhibieren oder verhindern, dass es auf den Tumor wirkt. Man kann aber auch eine Kombinationstherapie machen. Das kennen viele Prostatakarzinom-Patienten, zum Beispiel kann die Depotspritze mit Tabletten kombiniert werden.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Hormontherapie auftreten und was kann ich dagegen tun?

Die antihormonelle Therapie, also der Entzug des männlichen Hormons, kann auch Nebenwirkungen hervorrufen. Sie kann Hitzewallungen und auch eine Knochenschwund-Problematik hervorrufen. Es kann zu Gemütsstörungen kommen, es kann zu Gewichtszunahme kommen, es kann auch zum Wachsen der Brustdrüse kommen. Dagegen kann man einiges tun. Wenn man diese Symptome hat, dann ist es am besten, wenn man das mit seinem Behandler bespricht und eine spezifische Strategie gegen diese Nebenwirkungen entwickelt. Diese Nebenwirkungen sind in der Regel leicht zu beheben. Man muss sie beim Arzt nur artikulieren. Wichtig ist: Reden Sie immer mit Ihrem Arzt.

Wann werden die verschiedenen Therapieoptionen kombiniert eingesetzt?

Je nach Aggressivität eines Prostatakrebses, gibt es auch eine Kombinationsmöglichkeit – es können sowohl die unterschiedlichen antihormonellen Therapien, die ich vorhin erwähnt habe, kombiniert werden, als auch eine antihormonelle Therapie mit einer Chemotherapie . Es gibt Patienten, die ein aggressives Karzinom haben – etwa wenn sie mehrere Metastasierungen haben, also viszerale Organmetastasierungen, oder wenn sie mehr als vier Knochenmetastasen oder hohe Werte des Gleason Scores haben. Bei diesen Patienten entscheiden wir uns für eine Kombinationstherapie: Chemotherapie plus einer doppelten antihormonellen Therapie. Der Patient muss aber dafür geeignet sein.

Hier geht es zum Video-Interview: „Behandlungsmöglichkeiten bei lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs“

Behandlungsmöglichkeiten bei metastasiertem Prostatakrebs

Wann wird bei Prostatakrebs eine Chemotherapie durchgeführt?

Früher haben wir gleich zur Chemotherapie gegriffen. Heute ist eine Chemotherapie nur unter bestimmten Bedingungen als Erstlinientherapie notwendig. Wann ist das so? Aggressive Tumore, mehrere Metastasierungen, hohe PSA-Werte – die machen eine Chemotherapie notwendig, eventuell auch in Kombination mit einer antihormonellen Therapie oder einer dualen antihormonellen Therapie. Eine normale antihormonelle Therapie geben wir auch bei der Chemotherapie fast immer dazu.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Chemotherapie auftreten und was kann ich dagegen tun?

Eine Chemotherapie ist ein Gift und keine spezifische Therapie. Das heißt, wir behandeln zwar die Tumorzellen, die sehr schnell wachsen, aber leider werden auch normale Körperzellen dadurch beeinträchtigt. Das ist zum Glück aber nur kurzfristig so und man kann viel tun gegen Nebenwirkungen wie zum Beispiel Haarausfall, Übelkeit, Schleimhautveränderungen und vor allem Blutbildveränderungen. Dagegen haben wir jede Menge Therapiemöglichkeiten und die setzen wir auch ein. Wichtig ist hier immer, den Patienten aufzuklären, welche Nebenwirkungen man von einer Chemotherapie haben kann, und dass diese Nebenwirkungen für den Patienten erstens managebar sind und zweitens nicht von langer Dauer.

Wann kommt eine zielgerichtete Therapie bei Prostatakrebs zum Einsatz?

Zielgerichtete Therapien kommen in der Hämatoonkologie heute generell vermehrt vor. Beim Prostatakarzinom haben wir neben der spezifischen antihormonellen Therapie, die auch zielgerichtet ist, neue zielgerichtete Therapien auf Basis der Biologie, des Tumors und der Genetik. Da gibt es zum Beispiel die Therapien, die sogenannten PARP-Inhibitoren , die gezielt gegen PARP wirken – das ist ein Molekül im Körper, das wichtig ist für die Zellregeneration bei der Tumorzelle. Voraussetzung für diese Therapie ist, dass die Patienten Träger eines spezifischen Tumorgens sind, wie das BRCA-Gen. Das untersuchen wir im Vorhinein bei jedem Patienten, und wenn der Patient diese Veränderungen hat, können wir auch gezielt gegen den Tumor vorgehen.

Was ist eine Therapie mit Radionukliden bei Prostatakrebs?

Eine Radionuklidtherapie beim Prostatakarzinom ist etwas Neues, etwas sehr Innovatives. Da macht man sich die Expression von prostataspezifischen Antigenen an der Zelloberfläche der Zelle zunutze, indem man dorthin zielgerichtet diese Therapie verabreicht. Das heißt, diese Therapie zerstört die Tumorzellen direkt und schont möglichst viele gesunde Zellen. Das ist eine Therapie, die zunehmend etabliert wird und auch in Österreich mittlerweile Gott sei Dank eine Option ist bei Patienten, die bereits eine Chemotherapie und eine antihormonelle Therapie hinter sich haben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Behandlungsmöglichkeiten bei metastasiertem Prostatakrebs“

Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei metastasiertem Prostatakrebs

Wie können Knochenmetastasen bei Prostatakrebs behandelt werden?

Knochenmetastasen sind häufig beim Prostatakrebs. Sehr oft entdeckt man den Prostatakrebs überhaupt erst nur durch die Knochenmetastasierung. Die Knochenmetastasen kann man unterschiedlich behandeln bei Prostatakrebs. Wichtig ist, dass man die Knochenmetastasen bestrahlt, die entweder Schmerzen verursachen oder eine Frakturgefährdung, also eine Bruchgefährdung des Knochens verursachen. Das heißt, die Knochenmetastasen werden lokal behandelt, indem wir entweder eine Bestrahlungstherapie durchführen oder, wenn es notwendig ist, bei manchen Patienten sogar eine Operation durch den onkologisch tätigen Orthopäden vornehmen. Knochenmetastasen, die keine Symptome verursachen, können wir ansonsten im Rahmen der antihormonellen Therapie behandeln, aber auch spezifisch mit einer Spritze, die man einmal im Monat verabreicht. So kann man die Aktivität dieser Knochenmetastasen unterdrücken.

Was ist die „Watchful Waiting“-Strategie bei metastasierten Prostatakrebs?

Bei manchen Patienten sind wir gezwungen, aufgrund der massiven Komorbidität , also den Nebenerkrankung oder auch aufgrund des hohen Alters oder des Wunsches des Patienten, mit der Therapie abzuwarten. Das heißt, wir therapieren die Schmerzen, wir therapieren die Minderernährung, wir therapieren die Psychologie des Patienten, und warten noch mit der eigentlichen Therapie, bis der Patient einen besseren Allgemeinzustand hat oder bis er das selbst will. Das ist also eine abwartende Haltung und sobald der Patient will oder sein allgemeiner Zustand besser und die Komorbidität kontrolliert ist, können wir mit einer Therapie beginnen.

Was ist das Ziel der „Watchful Waiting“-Strategie?

Das Ziel ist, dass man die Wünsche des Patienten respektiert, aber auch bessere Bedingungen für die Therapie schafft, indem man eben die Nebenerkrankung besser behandelt, den Status des Patienten verbessert, den Ernährungsstatus oder auch – und das wird sehr unterschätzt – den psychologischen Status. Auch da kann man warten bis sich der Patient selbst für die Therapie entscheidet und bereit ist.

Was bedeutet palliative Behandlung bei metastasierten Prostatakrebs?

Eine palliative Behandlung ist eine nicht kurative Therapie , die nicht zu Heilung führt. Das heißt, primär Patienten, die bereits eine Metastasierung des Prostatakarzinoms haben, erhalten eine palliative Therapie . Das ist aber nicht zu verwechseln mit dem, was üblich ist unter diesem Begriff und was leider fälschlich ist. Eine palliative Behandlung beinhaltet sowohl eine spezifische Tumorbehandlung als auch eine Schmerzbehandlung, eine psychologische Betreuung und vor allem – und das ist ganz wichtig bei Prostatakarzinompatienten, bzw. generell bei Krebspatienten – eine Ernährungstherapie. Das heißt, die palliative Behandlung umfasst all diese Aspekte und all diese Faktoren. Zum Schluss, wenn der Patient keine Therapie mehr möchte, ist die palliative Therapie eine Preservative Care Therapie. Das heißt, wir schauen, dass der Patient in der letzten Phase seiner Erkrankung eine Preservative Care Therapie hat. Das bedeutet eine Schmerztherapie und eine ordentliche psychologische Betreuung.

Hier geht es zum Video-Interview: „Weitere Behandlungsmöglichkeiten bei metastasiertem Prostatakrebs“

Selbstfürsorge und Unterstützung

Was kann ich selbst tun, um die Behandlung zu unterstützen?

Der Patient kann viel selbst tun. Das beginnt schon damit, sich Informationen über die Erkrankung zu holen, sich Zweitmeinungen zu holen und ordentlich mit dem Behandler zu diskutieren, sei das mit dem Operateur oder der Operateurin, dem Strahlentherapeuten oder der Strahlentherapeutin oder mit dem Onkologen. Zweitens ist eine ordentliche Ernährung wichtig. Reden Sie bitte mit Ihrem Arzt oder mit der Ärztin, ob im Spital eine Ernährungsberatung möglich ist. Drittens und ganz wichtig ist die körperliche Betätigung. Die körperliche Betätigung bringt dem Patienten und dem Immunsystem sehr viel. Man kann auch die Chemotherapie deutlich besser vertragen, indem man sich körperlich betätigt. Vorsicht ist nur geboten, wenn der Patient eine Knochenmetastasierung hat. In diesem Fall sollte man bitte die Ärztin oder den Arzt fragen, ob und wie weit das möglich ist. Auch eine psychologische Betreuung ist sehr wichtig, auch wenn manche Patienten am Anfang gegenüber einer Psychologin ein bisschen ablehnend reagieren. Aber das macht wirklich Sinn. Probieren Sie es, Sie werden es nicht bereuen.

Wie können Angehörige und Freund:innen helfen und die Therapie unterstützen?

Angehörige und Freunde können insofern helfen, dass man sich Zeit nimmt für den Patienten und dass man zuhört – das ist ganz wichtig. Man kann auch Ratschläge geben, aber die Patienten brauchen vor allem die Nähe, die Geduld und das Zuhören der Angehörigen, die angebotene Unterstützung und das gemeinsame Informieren: Wo kann man sich eine psychologische Betreuung holen, wie kann man die Ernährung verbessern? Da können die Angehörigen viel tun. Aber das Wichtigste ist: Da sein für den Patienten.

An wen kann ich mich für weitere Unterstützung wenden?

Man kann sich an die Krebshilfe wenden, die große Arbeit in Österreich leistet, aber vor allem auch an Patientenorganisationen. Da hat man insofern die beste Hilfe, weil man hier mit Betroffenen selbst zu tun hat, und viele von ihnen haben auch ihre eigenen Strategien entwickelt, mit dem Krebs umzugehen und können wahnsinnig viel helfen. Wichtig sind also die Krebshilfe und Patientenorganisationen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Selbstfürsorge und Unterstützung“

Meine Nachricht an Sie

Ich möchte allen Patienten mitgeben, dass wir wahnsinnig viel Entwicklung in der Onkologie erlebt haben und gerade auch noch immer erleben. Das heißt, die Onkologie ist in Bewegung. Ein Drittel aller neuen Therapiezulassungen sind im Bereich der Onkologie, auch Prostatakrebs ist davon betroffen. Das heißt, wir haben wahnsinnig viele Entwicklungen. Haben Sie Mut, reden Sie mit Ihrem Arzt. Nehmen Sie Ihre Erkrankung selbst in die Hand und tun Sie was für sich. Sehr oft hat man sich selbst jahrelang vernachlässigt. Jetzt sind Sie selbst im Fokus. Das heißt, Sie zählen am meisten, und alles andere sollte in diesem Moment auf Sie fokussiert sein. Reden Sie mit den Ärzten. Ernähren Sie sich gut. Betätigen Sie sich körperlich. Holen Sie sich Hilfe von der Krebshilfe, von Patientenorganisationen, von einer Ernährungsberatung, aber auch von Psychologen und stellen Sie Ihrem Arzt Fragen. Seien Sie nicht schüchtern. Nehmen Sie sich zu Hause ein Papier und einen Kugelschreiber und schreiben Sie alle Ihre Fragen auf, und bitte stellen Sie Ihre Fragen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin haben Zeit für Sie und meine Kollegen freuen sich auf Ihre Fragen. Und schauen Sie immer zur Sonne. Die Psychologie ist ganz wichtig fürs Immunsystem. Das heißt, Sie sollten schauen, dass Sie immer positiv bleiben und dass Sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen und nicht aufgeben. Wir helfen Ihnen bei allen Phasen Ihrer Erkrankung. Eine Krebserkrankung kann man heutzutage sehr gut managen. Reden Sie mit Ihrem Arzt.

Hier geht es zum Video: „Meine Nachricht an Sie“

Wir freuen uns über Ihr Feedback

Wir entwickeln fortlaufend neue Kurse und lernen dabei nie aus. Dabei berücksichtigen wir gerne Ihre Wünsche und Anregungen. Wir freuen uns daher sehr über Ihr Feedback. Bitte beachten Sie, dass wir keine personenbezogenen medizinischen Auskünfte geben können. Sollten Sie dazu Fragen haben, klären Sie diese bitte in einem persönlichen Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.


    (Optional - Sollten Sie eine Antwort wünschen)

    Diesen Kurs bewerten

    Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
    Bitte bewerten Sie den Online-Kurs
    Geprüft Prim. Dr. Thamer Sliwa: Stand September 2025 | Quellen und Bildnachweis
    Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
    Chemotherapie
    Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
    Erstlinientherapie
    Als Erstlinientherapie bezeichnet man die Therapieform, die bei einer bestimmten Erkrankung als Erstes angewendet werden sollte. Die Erstlinientherapie hat sich in wissenschaftlichen Studien als die am besten geeignete Therapie einer Erkrankung erwiesen. Dabei kann die Erstlinientherapie aus mehreren Therapien oder Medikamenten bestehen. In einigen Fällen kann diese Therapie allerdings nicht angewendet werden. In jedem Fall entscheidet Ihre Ärztin oder Ihr Arzt mit Ihnen gemeinsam, welches die für sie persönlich beste Therapie darstellt.
    Hormontherapie
    Eine Hormontherapie ist eine Behandlung, die darauf abzielt, das Wachstum hormonabhängiger Tumore zu verlangsamen oder zu stoppen. Ziel ist, die Produktion oder Wirkung bestimmter Hormone, die das Tumorwachstum fördern, zu blockieren.
    Karzinom
    Bösartiger Tumor.
    Komorbidität
    Komorbidität bedeutet, dass zusammen zusätzlich zu einer Grunderkrankung noch weitere Erkrankungen vorliegen.
    Kurative Therapie
    Therapieansatz, bei dem eine vollständige Heilung das Ziel ist.
    Läsionen
    Gewebeschädigungen in einem begrenzten Bereich. Diese kann durch verschiedenste Verletzungen oder Erkrankungen hervorgerufen werden.
    Metastase
    Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.
    Onkologie
    Fachbereich der Medizin, der sich mit bösartigen Tumoren und anderen Krebserkrankungen beschäftigt.
    Palliativtherapie
    (Palliation)
    Therapie, die vorrangig auf die Linderung von Symptomen und Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität ausgerichtet ist. Sie ist zu unterscheiden von der kurativen Therapie, die primär die Heilung zum Ziel hat. Die palliative Therapie hat besondere Bedeutung, wenn die Heilung einer Patientin / eines Patienten nicht möglich ist.
    PARP-Inhibitor
    PARP-Inhibitoren sind Medikamente, die in bestimmte Reparaturmechanismen von Zellen eingreifen. Sie werden häufig bei bestimmten genetischen Veränderungen eingesetzt, um die Vermehrung von Tumorzellen zu verlangsamen oder zu stoppen.
    PSA-Test
    PSA ist die Abkürzung für "Prostata-spezifisches Antigen". Mit dem Test wird die PSA-Menge im Blut untersucht. Dieses Eiweiß wird von der Prostata gebildet und ins Blut abgegeben. Bei Tumoren kann der PSA-Wert erhöht sein.
    Strahlentherapie
    Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
    Tumor
    („Geschwulst“)
    Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
    zielgerichtete Therapie
    Behandlung, die spezifisch auf genetische Mutationen, Proteine oder das Gewebeumfeld abzielt, das das Krebswachstum fördert.