5. Behandlungsmöglichkeiten bei metastasiertem Prostatakrebs

Wann wird bei Prostatakrebs eine Chemotherapie durchgeführt?

Bei metastasiertem Prostatakrebs beschränkt sich der Krebs nicht mehr nur auf die Prostata, sondern hat weitere Bereiche des Körpers befallen. Hier stellen die Operation, Bestrahlung und Hormontherapie zwar ebenfalls die Basis des Behandlungskonzeptes dar, jedoch sollten diese nun durch weitere Behandlungen wie durch eine Chemotherapie oder eine Radionuklidtherapie ergänzt werden.

Eine Chemotherapie wird dann eingesetzt, wenn der Tumor besonders aggressiv ist. Ein aggressiver Tumor ist gekennzeichnet durch ein schnelles Wachstum in der Prostata, oder oft auch durch die Bildung von Metastasen außerhalb der Prostata. Auch bei sehr hohen PSA-Werten kann eine Chemotherapie eingesetzt werden.

Da bei Metastasen nicht nur die Prostata befallen ist, spielt die Chemotherapie eine besondere Rolle. Durch den Einsatz einer Chemotherapie werden auch andere Bereiche des Körpers von der Therapie erfasst, was ein effektives Bekämpfen des Krebses ermöglicht. Um bei metastasierten Prostatakrebs die Erkrankung möglichst effektiv einzudämmen, wird die Chemotherapie meist mit einer Hormontherapie kombiniert.

Welche Therapie für Sie in dieser Situation am besten ist, werden Ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit Ihnen besprechen und erarbeiten.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Chemotherapie auftreten und was kann ich dagegen tun?

Eine Chemotherapie greift grundsätzlich alle Zellen des Körpers an. Dabei sind also nicht nur Krebszellen, sondern zum Beispiel auch Haar- und Schleimhautzellen betroffen. Daher kann es bei der Chemotherapie zu Nebenwirkungen kommen.

Häufig erleben Patienten:

  • Haarausfall
  • Übelkeit
  • Reizungen der Mund- oder Darmschleimhaut
  • Veränderungen im Blutbild

Diese Nebenwirkungen sind aber zumeist nur auf die Dauer der Therapie beschränkt und können auch schon währenddessen gut behandelt werden. So können Perücken bei Haarausfall oder Salben bei Reizungen der Mundschleimhaut helfen. Bei Veränderungen des Blutbilds stehen ebenfalls verschiedene Medikamente zur Verfügung.

Wenn die Chemotherapie beendet ist, verschwinden die Nebenwirkungen normalerweise wieder; Ihre Haare wachsen nach und die Schleimhaut beruhigt sich. Sprechen Sie daher offen mit Ihrem Behandlungsteam, was Sie gerade belastet. Bei vielen Situationen haben Ihre Ärztinnen und Ärzte bereits gute Erfahrungen mit anderen Patienten gemacht, und können Ihnen entsprechend weiterhelfen.

Wann kommt eine zielgerichtete Therapie bei Prostatakrebs zum Einsatz?

Anders als die Chemotherapie wirken zielgerichtete Therapien möglichst nur auf den Krebs und beeinflussen nicht die gesunden Körperzellen. Krebszellen haben oftmals bestimmte Veränderungen (zum Beispiel Proteine ), die gesunde Zellen nicht haben. Diese Veränderungen können von zielgerichteten Therapien spezifisch angegriffen werden.

Bei jedem Tumor wird daher bei einer Biopsie ganz genau ermittelt, in welchen Faktoren und Genen er sich von den gesunden Körperzellen unterscheidet und damit bestimmt, welche Therapie am besten zum Einsatz kommt. Das ist bei allen Patienten unterschiedlich, bei manchen sind diese Mutationen nicht vorhanden. Daher basiert das Therapiekonzept üblicherweise auf verschiedenen Säulen. Die zielgerichtete Therapie stellt eine von mehreren Säulen dar.

Eine häufige zielgerichtete Therapie bei Prostatakrebs sind zum Beispiel sogenannte PARP-Inhibitoren . PARP-Inhibitoren können unter anderem bei Patienten mit speziellen Genmutationen eingesetzt werden, und werden oft in Kombination mit einer Antihormontherapie verabreicht.

Was ist eine Therapie mit Radionukliden bei Prostatakrebs?

Eine Radionuklidtherapie bei Prostatakrebs kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn Metastasen in den Knochen vorliegen. Hierbei wird ein radioaktives Medikament über die Vene gespritzt, welches sich vor allem in den Knochen anlagert, die vom Krebs befallen sind.

Es handelt sich dabei um ein Medikament mit leicht radioaktiven Substanzen, die gezielt in Knochenmetastasen wirken und dort den Tumor bestrahlen. Damit wird der Krebs ähnlich wie bei der klassischen Strahlentherapie „von innen“ bestrahlt.

Schmerzen durch die Knochenmetastasen können damit verringert sowie das Risiko für einen Knochenbruch gesenkt werden. Da diese Strahlung nur kurze Distanzen überwinden kann und sich am Ort der Erkrankung ansammelt, werden gesunde Zellen geschont und die Nebenwirkungen reduziert.

Was versteht man unter einer Immuntherapie bei Prostatakrebs?

Eine Immuntherapie ist beim Prostatakrebs noch kein fester Bestandteil der regulären Behandlung. Sie wird aktuell in klinischen Studien untersucht und könnte in Zukunft für bestimmte Patienten eine zusätzliche Therapieoption werden. Dabei werden durch Medikamente Signale auf den Krebszellen ausgeschaltet, welche das Immunsystem unterdrücken. So kann das Immunsystem den Krebs besser erkennen und bekämpfen. Es wäre möglich, dass die Immuntherapie in Zukunft die bereits bestehenden Therapieformen ergänzt.

Wir freuen uns über Ihr Feedback

Wir entwickeln fortlaufend neue Kurse und lernen dabei nie aus. Dabei berücksichtigen wir gerne Ihre Wünsche und Anregungen. Wir freuen uns daher sehr über Ihr Feedback. Bitte beachten Sie, dass wir keine personenbezogenen medizinischen Auskünfte geben können. Sollten Sie dazu Fragen haben, klären Sie diese bitte in einem persönlichen Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.


    (Optional - Sollten Sie eine Antwort wünschen)

    Diesen Kurs bewerten

    Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
    Bitte bewerten Sie den Online-Kurs
    Geprüft Prim. Dr. Thamer Sliwa: Stand September 2025 | Quellen und Bildnachweis
    Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
    Antihormontherapie
    Behandlung, die darauf abzielt, die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone (insbesondere Östrogen) zu blockieren oder ihre Produktion zu senken. Sie wird bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs eingesetzt.
    Biopsie
    Entnahme von verdächtigen Gewebeproben, um eine Krebserkrankung oder entartete Zellen zu diagnostizieren. Gewebeproben werden je nach Organ mit verschiedenen Techniken entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt.
    Chemotherapie
    Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
    Eiweiße
    (Proteine)
    Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
    Hormontherapie
    Eine Hormontherapie ist eine Behandlung, die darauf abzielt, das Wachstum hormonabhängiger Tumore zu verlangsamen oder zu stoppen. Ziel ist, die Produktion oder Wirkung bestimmter Hormone, die das Tumorwachstum fördern, zu blockieren.
    Immuntherapie
    Therapie, die das Immunsystem beeinflusst und bei verschiedenen Erkrankungen, wie z.B. Krebs, eingesetzt wird. Je nach Krankheitsursache kann das Immunsystem gehemmt, stimuliert oder durch die Gabe von Antikörpern verändert werden.
    klinische Studie
    In klinischen Studien wird getestet, ob ein neues Medikament oder Therapieverfahren sicher und wirksam ist.
    Metastase
    Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.
    PARP-Inhibitor
    PARP-Inhibitoren sind Medikamente, die in bestimmte Reparaturmechanismen von Zellen eingreifen. Sie werden häufig bei bestimmten genetischen Veränderungen eingesetzt, um die Vermehrung von Tumorzellen zu verlangsamen oder zu stoppen.
    Strahlentherapie
    Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
    Tumor
    („Geschwulst“)
    Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
    Vene
    Venen sind Blutgefäße, die dafür verantwortlich sind, sauerstoffarmes Blut aus den verschiedenen Körperbereichen aufzunehmen und zurück zum Herzen zu transportieren.
    zielgerichtete Therapie
    Behandlung, die spezifisch auf genetische Mutationen, Proteine oder das Gewebeumfeld abzielt, das das Krebswachstum fördert.