9. Genussvoll essen bei EoE – Alle Fragen

Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Speiseröhre, die häufig durch eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Nahrungsmittel oder aber auch durch Umweltallergene oder infolge genetischer Veranlagung ausgelöst wird. Typische Beschwerden sind Schluckprobleme, Schmerzen beim Essen oder ein Engegefühl im Hals. Diese Schulung unterstützt Sie dabei, besser mit der Erkrankung zu leben und Ihre Ernährung alltagstauglich, sicher und genussvoll zu gestalten. Sie erfahren unter anderem, wie Sie Ihren Nährstoffbedarf trotz Einschränkungen decken können, ob eine vegetarische oder vegane Ernährung möglich ist, wie Sie geeignete Rezepte finden und worauf Sie beim Essen außer Haus achten sollten.

Einleitung durch Marlein Stasche

Mein Name ist Marlein Stasche, ich bin Diätassistentin und Diplom-Oecotrophologin.

Ich habe eine eigene Praxis für Ernährungstherapie in Kaiserslautern. Dort berate ich unter anderem auch EoE-Patient:innen. Unter dem Pseudonym Anne Iburg habe ich mehr als 30 Ratgeber geschrieben und zusammen mit Herrn Professor Storr eine Broschüre entwickelt.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Genussvoll essen bei Eosinophiler Ösophagitis“

Geeignete Ernährung finden bei EoE

Welche Lebensmittel sind bei EoE gut verträglich und lösen in den meisten Fällen keine Entzündungen aus?

Die EoE ist eine allergische Krankheit der Speiseröhre und daher sind sehr viele Lebensmittelgruppen nicht verboten. Man kann austesten, ob sie Auslöser der EoE sind, und daher ist die Auswahl, wenn man so fragt, erstmal klein, weil Milch und Milchprodukte sowohl von Kuh, Ziege, Schaf und allen anderen Tieren sowie auch Weizen – man kann fast sagen Gluten – ein Problem sein könnten. Gluten kommt auch in anderen Getreidearten vor, weshalb nicht nur weizenhaltige Produkte, sondern generell Getreidesorten mit Gluten vermieden werden sollten.

Weiters zählen Eier, Soja, Sojaprodukte, Nüsse, die Baum-Nüsse und die Erdnüsse und Fisch Meeresfrüchte zu den möglichen Trägern in der Ernährung von EoE-Patient:innen.

Für Patient:innen ist es so, dass die Lebensmittel die Schluckstörungen auslösen, also mechanisch, sind die Lebensmittel, die man meiden sollte. Fragt man Ernährungsberater:innen, die eine Eliminationsdiät starten möchte, dann sind das andere Lebensmittel, und das heißt, es bleibt letztlich als unproblematische Lebensmittel übrig:

– Gemüse und Obst

– pflanzliche Öle

– und Fleisch

Wie kann ich entscheiden, ob und welche Lebensmittel ich weglasse?

Eine Möglichkeit, die Triggerstoffe einer EoE zu entdecken, ist eine Eliminationsdiät.

Wissenschaftlich beliebt ist die Six-Food-Eliminationdiet. Das heißt sechs große Lebensmittelgruppen werden eliminiert. In der Praxis ist es so, dass Patient:innen wenig compliant sind, das heißt Schwierigkeiten haben, das einfach umzusetzen. Und auch, dass es zu einer Mangelernährung kommen würde, wenn diese ganzen Lebensmittel langfristig weggelassen werden. In der Praxis ist es daher üblich, dass man zwei Lebensmittelgruppen erst mal weglässt und dann testet. Sehr beliebt sind natürlich dann die Lebensmittelgruppen, von denen wir wissen, dass sie sehr häufig die Triggerfaktoren mit sich tragen. Dazu gehören einmal die Milch und der Weizen. Und Milch heißt ich darf keine tierische Milch und auch nicht die Produkte, die daraus gemacht werden wie Joghurt, Quark, Sahne, Käse essen. Und ich darf das auch in kleinsten Mengen nicht essen. Beim Wort Vollmilchschokolade höre ich ja noch das Wort Milch, aber wir haben sehr viele Lebensmittel, wo wir Milch als Zutat haben oder eben Käse. Das ist dann für einen gewissen Zeitraum zwischen sechs und acht Wochen zu meiden. Und das ist sehr schwer. Wenn dann noch der Wunsch hinzu kommt, dass eine zweite Lebensmittelgruppe eliminiert wird, das könnte Weizen bzw. Gluten sein, weil das ebenfalls sehr häufig der Auslöser ist, dann habe ich ja eine große Menge an Lebensmitteln, die ich nicht essen darf. Dazu gehört erst mal ganz zu den Grundnahrungsmitteln Brot, Nudeln und dann auch das, was wir gerne essen Kuchen, Kekse. Und ich habe dann auch eine sehr aufwändige Diät durchzuführen, und zwar eine glutenfreie, milchfreie Diät. Und auch hier gilt, kleinste Spuren führen dazu, dass wir nicht zu einem guten Ergebnis kommen. Und das heißt, die aufwendige Testdiät, so muss man das nennen zur Diagnose des Auslösers der EoE, wird dann nicht gefunden.

Entschieden wird in der Regel, welche Gruppen ausgetestet werden, zusammen mit Gastroenterolog:innen. Diese nehmen natürlich gerne die Lebensmittelgruppen, die am häufigsten die EoE auslösen. Das wäre Milch und Weizen. Und wenn dann nach der Untersuchung, also nach der Endoskopie und der Biopsie , nichts rausgekommen ist, könnte man überlegen, wieder zwei Lebensmittel hinzu zu nehmen. Das wäre dann Ei und Soja oder auch Nüsse. Das ist ja auch eine Sache, die man mit den Patient:innen besprechen kann. Die haben vielleicht auch selber eine Meinung, was der Auslöser sein könnte.

Sie können als Patient:in mit Ihrem Gastroenterologen bzw. Ihrer Gastroenterologin besprechen, welche Lebensmittel oder welche der sechs Lebensmittelgruppen bei Ihnen am sinnvollsten ist. Wenn Sie selber das Gefühl haben, dass es das Ei sein könnte, kann man natürlich auch die Reihenfolge verändern. In der Regel ist es aber so, wenn Sie selbst gar keinen Verdacht haben, was der Auslöser der EoE sein könnte, beginnt man mit tierischer Milch und mit Weizen, weil einfach statistisch sich das so ergibt, dass dies die häufigsten Auslöser sind.

Welche Ersatzprodukte kann ich anstelle eliminierter Lebensmittelgruppen in meinen Speiseplan aufnehmen?

Die Eliminationsdiät ermöglicht Ihnen, mithilfe Ernährungsberater:in auch Alternativen natürlich zu finden. Statt tierischer Milch könnten Sie dann Hafermilch nehmen oder Reismilch Kokosmilchmilch, Sojamilch, auch Joghurt gibt es davon. Sie könnten Tofuquark ausprobieren. Also, Sie haben eine große Bandbreite an neuen Lebensmitteln, die Sie einsetzen könnten. Wird der Weizen weggelassen, hilft eine glutenfreie Ernährung. Da kann ich alle Lebensmittel nehmen, die die durchgestrichene Ähre haben, denn die zeigen, dass es glutenfrei ist. Oder Sie können auch glutenfreie Mehle nehmen und daraus selber Brot und Kuchen backen. Das wäre dann zum Beispiel Maismehl, Reismehl, Buchweizenmehl, Amaranthmehl, Hirsemehl. Statt Nudeln könnten Sie dann Reisnudeln essen oder eben auch Reis und Kartoffeln. Aber die klassische Nudel fällt weg.

Hier geht es zum Video-Interview: „Geeignete Ernährung finden bei EoE“

Spezielle Ernährungsbedürfnisse bei EoE

Kann ich mich bei EoE vegetarisch oder vegan ernähren und worauf sollte ich dabei achten?

Wenn Sie sich vegetarisch oder vegan ernähren, können Sie das beibehalten. Das würde ich Ihnen nicht ausreden wollen. Natürlich wird es dadurch vielleicht ein bisschen komplizierter. Wenn Sie sich vegetarisch ernähren, haben wir erst mal den Vorteil, dass wir eine Triggergruppe ja gar nicht mehr haben, weil Fisch und Meeresfrüchte essen Sie ja bereits nicht. Also können diese auch nicht Auslöser sein. Im Gespräch würde ich Sie das aber nochmal genau abfragen, weil ich in meinem Alltag oft erlebe, dass sich Menschen praktisch vegetarisch ernähren. Das heißt, wenn sie mit anderen Menschen zusammenkommen, die das nicht so machen, dann machen sie Ausnahmen. Wenn Ausnahmen gemacht werden, dann kann ich natürlich nicht sagen, das kann kein Triggerfaktor sein. Die vegane Ernährung hat, sage ich mal, natürlich eine viel stärkere Einschränkung. Und generell gilt für alle Menschen, die sich vegan ernähren, dass sie ein Risiko für einen Vitamin-B12 Mangel haben. Diesen Vitamin-B12 Mangel, der lässt sich relativ einfach über ein Produkt behandeln, was Sie irgendwo im Lebensmittelhandel oder Drogeriemarkt oder auch in der Apotheke kaufen können.

Wie kann ich sicherstellen, dass mein Nährstoffbedarf gedeckt wird?

Um zu überprüfen, ob der Nährstoffbedarf gedeckt wird, macht es Sinn, wenn man bei einer Ernährungsumstellung, ein Ernährungstagebuch führt. Heute ist es ja möglich, eine App herunterzuladen, die die ganzen Nährstoffe mitberechnet und dann bekommt man erstmal einen Überblick, ob man mit den Nährstoffen einigermaßen gut versorgt ist. Wenn man das nicht selbst machen will, kann man das natürlich auch von seiner Ernährungsberaterin bzw. Ernährungsberater machen lassen. Das ist noch kein, sage ich mal absolut gutes Ergebnis, noch besser ist es, zum Arzt bzw. Ärztin zu gehen und diese machen eine Blutuntersuchung und stellen dann fest, ob Sie mit manchen Nährstoffen schlecht versorgt sind oder nicht. Das was ich jetzt empfehlen würde, was man überprüfen kann, denn man will ja sicherlich nicht alles überprüfen, ist sicherlich B12 und Folsäure, sowie ein B-Vitamin, dann Eisen und vielleicht noch Zink und Selen.

Wenn Sie ein Nahrungsergänzungsmittel nehmen möchten, kommt es darauf an, ob Sie das präventiv nehmen möchten oder ob der Arzt bzw. die Ärztin jetzt schon eine suboptimale Versorgung festgestellt hat. Dann würde ich das nehmen, was der Arzt bzw. die Ärztin Ihnen empfiehlt. Und wenn es ganz generell darum geht, dass Sie bestimmte Mikronährstoffe ergänzen würden, dann würde ich immer sagen, dass es ausreicht, in den Drogeriemarkt oder in den großen Supermarkt zu gehen und sich die Nahrungsergänzungsmittel anzukucken. Und letztlich steht in der Regel, sonst ist es kein gutes Nahrungsergänzungsmittel, drauf, wie viel der tägliche Bedarf ist, nach den entsprechenden Empfehlungen der Fachgesellschaften und wie viel in dem Produkt drin ist. Und wenn man da immer so bei 100 % liegt, da reichen auch 80 % und das ist auch nicht schlimm, wenn es 120 % sind, dann sind das meiner Meinung nach gute Nahrungsergänzungsmittel. Sicherlich ist bei einigen Sachen wie Eisen darauf zu achten, dass das zweiwertiges Eisen ist und nicht ein dreiwertiges Eisen, was aber heute viel seltener auf dem Markt gebracht wird als noch vor 20 Jahren. Bei zweiwertigen Sachen wie Calcium und Magnesium ist es vielleicht sinnvoll, dass man darauf achtet, dass es mit Citrat verbunden ist. Eine Citrat-Verbindung, die löst sich immer viel einfacher als eine zum Beispiel Carbonat-Verbindung. Das heißt mit weniger schaffe ich dann eine bessere Resorption.

Wie kann ich damit umgehen, wenn mir eine proteinhaltige Ernährungsweise wichtig ist?

Es ist erstmal sicherlich für Sie interessant zu hören, dass wir eigentlich alle gut mit Eiweiß versorgt sind. Wenn Sie jetzt aber zum Beispiel die Eliminationsdiät auf Milch machen, dann sollten Sie natürlich Ersatzprodukte wie Sojamilch verwenden, weil Sojamilch hat ähnlich viel Eiweiß wie Kuhmilch. Das ist bei Hafermilch und Reismilch nicht so. Wenn Sie jetzt eine Eliminationsdiät machen, wo Sie kein Ei essen, da haben Sie keine Ersatzprodukte, die eiweißreich sind. Da ist es vielleicht wichtig, dass Sie, wenn Sie pflanzliches Eiweiß essen möchten, mehr Hülsenfrüchte essen oder sonst eben vielleicht auch ein bisschen mehr Fleisch.

Wenn jetzt über die Eliminationsdiät festgestellt wird, dass ich sowohl Kuhmilch wie auch Soja nicht vertrage und gut mit Eiweiß versorgt sein möchte oder auch muss, dann wird es schon komplizierter. Wenn es wirklich nur Soja ist und Sie mit allen Hülsenfrüchten gut zurechtkommen, können Sie natürlich Kichererbsen, Linsen, Bohnen vermehrt in Ihre Mahlzeiten einbringen. Und alternativ könnten Sie auch ein Eiweißpulver verwenden. Da müssen Sie aber sehr genau lesen und sich auch auskennen, dass Sie ein Eiweißpulver finden, was auf Basis von Hülsenfrüchten ist, mit Ausnahme von Soja. Also zum Beispiel ein Erbsen-Eiweiß-Proteinshake.

Sie müssen sich nicht unbedingt nur weil Sie eine EoE haben, Gedanken darüber machen, dass Sie nicht gut mit Eiweiß versorgt sind. In der Regel schaffen Sie Ihren Eiweißbedarf täglich zu decken.

Welche Zubereitungsformen können bei Schluckproblemen bei EoE helfen?

Wenn Sie vor einer geeigneten Behandlung Probleme mit dem Schlucken haben, dann haben Sie ja oft Probleme mit dem Verzehr von Fleisch. Das heißt, vielleicht vertragen Sie besser Hackfleisch, vielleicht auch Fleisch mit viel Soße und eher Sachen, die vielleicht geschmort sind wie ein Braten, den man dann auch bei niedriger Temperatur länger schmort, damit er schön weich ist. Und ja, wir haben alle das Problem, dass wir viel zu wenig kauen, zu schnell schlucken. Dass Sie bei problematischen Lebensmitteln von zehn rückwärts zählen zu null, um ja lange genug gekaut zu haben und damit nicht das Problem beim Schlucken so sehr haben. Manche Patient:innen haben auch Probleme mit kleinen Körnern, wie zum Beispiel Reis. Da ist es dann vielleicht sinnvoll, statt Basmatireis eher Risottoreis zu kochen und zu verzehren. Und wenn es um Nüsse geht, gilt da auch, dass man besonders gut kauen muss. Und wenn man es nicht kann, dass man dann vielleicht eher Nusskekse oder Nusskuchen backt und dann so Nüsse essen kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „Spezielle Ernährungsbedürfnisse bei EoE“

Einkaufen gehen mit EoE

Worauf sollte ich beim Einkaufen achten, um keine Lebensmittel zu kaufen, die eliminierte Inhaltsstoffe enthalten?

Wenn Sie beim Lebensmitteleinkauf sind, sollten Sie sich sehr gut die Rückseite der Verpackung und die Zutatenliste anschauen. Auf der Zutatenliste finden Sie dann die Inhaltsstoffe, also die Zutaten des Produktes. Und da ist für Sie besonders interessant, sich die Lebensmittel anzukucken, Die hervorgehoben sind, also entweder fett sind oder unterstrichen sind. Denn das sind die typischen Allergene, die am häufigsten vorkommen. Und das heißt, Sie werden immer Ihr Allergen als fettgedruckte Zutat dort finden. Da Sie während der Eliminationsdiät das Lebensmittel komplett meiden müssen, ist es auch egal, wie tief die Zutat auf der Zutatenliste steht. Das heißt ja, dass da wenig davon drin ist. Sie dürfen das gar nicht essen. Da tut sich dann auch die Frage auf nach dem Satz kann Spuren enthalten von etwas. Der Satz kann Spuren enthalten ist kein gesetzlich geschützter Aufdruck. Die Lebensmittelindustrie nutzt ihn, um sich vielleicht abzusichern, weil es könnte eventuell das Lebensmittel, was sie da kaufen, mit diesen Lebensmittelzutaten kontaminiert sein. Das kann ganz viel sein, wie zum Beispiel in der Größe einer Haselnuss oder es kann auch wirklich nur eine Spur sein. Für Sie ist es so, dass Sie das komplett meiden sollten und daher eher ein Alternativprodukt wählen sollten. Andersrum ist es aber so, wenn überhaupt kein Spurenhinweis da ist, heißt es nicht, dass nicht Spuren mal aus Versehen drin sein könnten. Die größte Sicherheit haben Sie, wenn da draufsteht, kann Spuren von zum Beispiel Sesam enthalten und sonst nix. Dann wissen Sie, wenn Sie nach Milch suchen, dieses Produkt wird auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht kontaminiert sein mit Milch, weil vermutlich der Hersteller überhaupt nicht Milch bei der Zubereitung seiner Gerichte oder Lebensmittel nutzt.

Wenn Sie jetzt Weizen, sprich Gluten meiden sollen, dann gibt es von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft das Zeichen für glutenfrei. Das ist eine Ähre, die durchgestrichen ist und in einem Kreis ist. Diese Lebensmittel können Sie in der Regel essen.

Wieso kann es hilfreich sein, eine Einkaufsliste vor dem Einkaufen zu schreiben?

Es ist immer sinnvoll, eine Einkaufsliste zu schreiben, weil dann vergisst man nichts von den wichtigen Sachen, die man hat. Aber wenn man jetzt eine Ernährungsumstellung macht, dann ist eben vieles neu. Und das heißt, ich muss mir mehr überlegen, mehr Gedanken machen, was ich kaufen will und was ich kochen will. Vom Prinzip würde ich sagen man braucht erst einen Speiseplan und dann eine Einkaufsliste. Und es macht sicherlich auch Sinn, einfach die Alternativlebensmittel, die man noch nie gekauft hat, auf der linken Seite zu haben und auf der rechten Seite die Lebensmittel, die man immer kauft, damit man gezielter suchen kann. Man wird überrascht sein, wenn man glutenfrei sucht, wird ja vieles Glutenfreie gleich an einer Stelle sein und bei einer runtergeschriebenen Einkaufsliste rennt man dann immer wieder zu dem Regal der glutenfreien Produkte.

Welches Angebot können größere Supermärkte liefern?

Je größer der Supermarkt oder wenn es ein Vollsortimenter ist, umso mehr Auswahl hat er. Und natürlich hat er dann auch mehr Auswahl an diesen Alternativprodukten, die ich brauche. Wenn ich hier zum Discounter gehe und ich will jetzt die Milch eliminieren aus meiner Ernährung, dann finde ich vielleicht eine Hafermilch und eine Sojamilch und vielleicht auch noch einen Kokosjoghurt. Wenn ich in den Vollsortimenter gehe, dann habe ich eine viel, viel größere Auswahl. Ich habe auch zwischen den Herstellern von Sojamilch eine Auswahl und stell da zum Beispiel fest, dass einige Calcium anreichern und andere das eben nicht tun.

Welche Lebensmittel sollte ich immer zu Hause haben?

Also würde ich auch jetzt nicht sagen, dass es eine Frage ist, speziell für EoE- Patient:innen. Ich würde sagen ja, man braucht immer ein Basissortiment. Man braucht das, was man gerne isst, als wenn man Brot isst, dann braucht man Brot. Und wenn man weizenfrei isst, braucht man weizenfreies Brot. Man braucht wahrscheinlich Käse. Und wenn man die Kuhmilch meiden muss, dann ist es wichtig, dass ich veganen Käse zum Beispiel habe und da auch genau gekuckt habe, ob er von der Zutatenliste her geht.

Hier geht es zum Video-Interview: „Einkaufen gehen mit EoE“

Genussvoll kochen mit EoE

Wie finde ich Rezepte, die zu meinem Ernährungsplan passen?

Der EoE-Patient bzw. -Patientin findet Rezepte sicherlich in jedem Kochbuch. Da wird nicht jedes passen, aber das Internet ist ja voll von Rezepten. Da gibt es dann die Möglichkeit, schon alleine bei Google das Rezept hinzuschreiben und dann Adjektive wie glutenfrei, frei von Kuhmilch und dann ploppen sicherlich Seiten auf, die funktionieren.

Wie kann ich Rezepte abwandeln, um diese an meine Bedürfnisse anzupassen?

Das kommt natürlich auf Ihr Rezept an und was Sie gerade eliminieren müssen. Nehmen wir mal das Beispiel, dass Sie jetzt so weit sind und die Hühnereier eliminieren müssen oder die Eier ganz generell. Dann haben Sie zum Beispiel die Möglichkeit, mit dem Wasser von Kichererbsen einen Schaum aufzuschlagen, der genauso aussieht, wie Eischnee und den Sie dann anstelle von Eiern verwenden können. Um ein Ei zu ersetzen, braucht man ungefähr 5 bis 6 Esslöffel Aquafaba bzw. einfacher ausgedrückt das Wasser von Kichererbsen.

Wenn Sie jetzt einen Lieblingskuchen haben und Ihr Geburtstag naht und der soll gebacken werden, dann trauen Sie sich ruhig, das normale Weizenmehl herauszunehmen und als Ersatz Maismehl oder Buchweizenmehl zu verwenden. Das Ergebnis wird am Anfang wirklich sehr gut sein. Das klappt wunderbar. Das Problem ist, wenn Gluten fehlt, dann hält der Kuchen nicht lange die Feuchtigkeit, das heißt die Reste sollten Sie wirklich direkt nach dem Kaffeetrinken einfrieren und dann auf einem Toaster wieder auftauen, kross machen. Wichtig ist dabei zu achten, dass der Toaster nicht durch Weizenmehl, also durch anderes Toastbrot kontaminiert ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „Genussvoll kochen mit EoE“

Auswärts essen mit EoE

Wie kann ich dafür sorgen, dass ich bei Restaurantbesuchen meinen EoE-Ernährungsplan einhalte?

Wenn Sie mit Ihrer EoE in ein Restaurant möchten, hat es vielleicht ein bisschen mehr Vorbereitungsarbeit. Sie sollten ein Restaurant wählen, das zum Beispiel die Speisekarte auf der Internetseite hat, dann könnten Sie ja schon mal kucken, ob was dabei ist. Und wenn Sie buchen, dann sollten Sie auch schon gleich mitteilen, was Sie nicht vertragen und ob das in Ihrem Restaurant möglich ist, dann auf diese Lebensmittelgruppen zu verzichten. Und ich denke, dass Sie denken, Sie sind der einzige Mensch, der da anruft und fragt, ob etwas weggelassen werden kann. Aber ich kann Ihnen das versichern, es gibt heute so viele Menschen, vielleicht nicht mit einer EoE, aber mit einer Allergie und die haben genau das gleiche Problem. Und ich glaube, es gibt kein gutes Restaurant, was das noch nie gehört hat und nicht umsetzen kann.

Wenn Sie häufiger ins Restaurant gehen oder auch in Urlaub fahren, dann macht es Sinn, dass Sie sozusagen, so eine Art Spickzettel entwickeln für den Koch bzw. die Köchin, was Sie gut vertragen und oder was Sie überhaupt nicht vertragen und so auch genug Informationen geben, dass die Ernsthaftigkeit Ihrer Krankheit erkannt werden kann und es so möglichst leicht wird, anhand Ihrer ausführlichen Liste Ihnen ein Gericht zuzubereiten, was Sie dann auch problemlos vertragen werden.

Diese Spickzettel sollte enthalten, was Sie alles nicht vertragen. Und da reicht dann nicht, wenn es die Kuhmilch ist, dass Sie da Kuhmilch schreiben, sondern dass Sie Joghurt, dass Sie Käse, dass Sie all das, was mit Milch verbunden ist, an Milchprodukten da draufhaben, dass es auch Ziege und Schaf ist. Wenn es bei Ihnen so ist, dass Sie auch klar machen, dass Sie wirklich kleinste Spuren davon nicht vertragen.

Wie erkläre ich meine Ernährungsbedürfnisse im Freundes- und Familienkreis?

Diese Krankheit gibt es ja sehr, sehr selten. Die meisten werden das zum ersten Mal hören. Sie sind die erste Person in Ihrem Bekanntenkreis, die diese Erkrankung hat, und daher ist es sinnvoll, wirklich Ihren Bekannten zu erklären, dass diese Erkrankung mit dieser Ernährungsform therapiert werden kann und auch, was Sie dafür alles gemacht haben, bis das festgestellt worden ist, damit Ihrem Umfeld klar ist, dass das ja nicht einfach ein Phantasieprodukt von Ihnen ist oder eine In-Ernährungsform, sondern wirklich eine lebenswichtige Ernährung für Sie ist.

Wie finde ich geeignete Zwischenmahlzeiten, wenn ich unterwegs bin und es mal schnell gehen muss?

Wenn Sie sozusagen die Zwischenmahlzeiten, die es so snackmäßig überall gibt, nicht vertragen, dann macht es Sinn, dass Sie zum Beispiel, wenn es um Weizen geht, weizenfreies oder glutenfreies Knäckebrot bei sich haben. Es macht vielleicht auch Sinn, dass Sie irgendwelche Riegel als was Süßes dabeihaben. Es kann auch sinnvoll sein, dass Sie sich eine Box mit Obst schneiden, wenn Sie gerne Obst essen. Sie haben das Problem, dass Sie nicht schnell die verfügbaren Lebensmittel vielleicht essen können, da Sie eben in der Regel Weizen, Milch und Ei enthalten. Wenn andere Lebensmittelgruppen Ihre Trägerstoffe sind, dann haben Sie es wesentlich leichter.

Es kostet Ihnen mehr Vorbereitungszeit, Sie gewöhnen sich dran, Sie sollten das nutzen und dann ist es für Sie im Alltag wesentlich leichter.

Welche Strategien helfen, um auf Festen oder Reisen sicher zu essen?

Die Strategie auf Festen ist ja, dass man in der Regel die Gastgeber:innen kennt, dass man anruft, fragt oder erklärt erst mal, dass man eben diese Lebensmittel nicht essen kann und ob da was dabei ist. Und dann gibt es halt Gastgeber:innen, selbst wenn nichts dabei ist, die freuen sich, die kochen dann noch was anderes. Und sonst sagt man halt, ob man sein eigenes Essen mitbringen darf.

Will man auf Reisen gehen, dann gibt es die Möglichkeit bei den ganzen Veranstaltern, die es so im Reisemarkt gibt, dass man oft sehen kann, wie die schon das Essen zubereiten. Das steht dann schon, dass die glutenfreies und laktosefreies Essen anbieten. Den Rest kann man erfragen, ob die das auch anbieten, ob genug da ist, und in der Regel kriegt man da auch eine kompetente Antwort, auf die man sich verlassen kann. Eine andere Möglichkeit ist Urlaub in der Ferienwohnung, weil da bin ich ja der Chef über mein eigenes Kochen und Essen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Auswärts essen mit EoE“

Herausforderungen meistern mit EoE

Welche Strategien helfen, Heißhunger auf „verbotene“ Lebensmittel zu bewältigen?

Um Heißhunger auf verbotene Lebensmittel weniger zu haben, wäre eine Möglichkeit, ob man ein Lebensmittel findet, was so ähnlich schmeckt, aber eben nicht aus dieser Zutat ist. Und eine andere Sache ist, Heißhunger entsteht auch immer eher, wenn wir nicht regelmäßig essen, also wenn wir Hunger haben. Und daher empfiehlt es sich auch wirklich regelmäßig Mahlzeiten einzunehmen.

Was soll ich tun, wenn ich unabsichtlich ein Trigger-Lebensmittel esse?

Wenn es Ihnen passiert, was ja schnell mal passieren kann, dass Sie ein Trigger-Lebensmittel essen, dann haben Sie meistens ja schon Erfahrung mit diesem Lebensmittel gemacht und wissen, was ungefähr in Ihrer Speiseröhre passiert. Wenn da jetzt wenig passiert, dann warten Sie einfach ab, weil Sie davon ausgehen können, dass das wieder so ist.

Wie gehe ich mit sozialem Druck oder Unverständnis um?

Die EoE ist ja eine relativ unbekannte Krankheit in der Gesellschaft und es ist auch für viele Menschen nicht nachzuvollziehen, dass das eine Allergie ist. Und wir haben auch das Problem, dass wir auch viele Allergieerkrankte haben, die das nicht medizinisch diagnostiziert haben. Und daher, denke ich, ist es wichtig, dass Sie sehr viel Verständnis wecken können, wenn Sie genau über Ihre Krankheit berichten. Und dann entsteht auch oft eine Einsicht, dass es nicht irgendwie eine eingebildete Allergie ist, sondern wirklich eine echte Allergie mit echten Symptomen. Und dann denke ich, ändert sich vielleicht auch die Sichtweise von dem einen oder anderen.

Wie finde ich Unterstützung durch Ernährungsberatung und Selbsthilfegruppen?

Ich rate Ihnen als erstes Mal, wenn Sie zur Ernährungsberatung gehen, dass Sie gar nicht alleine gehen, sondern Ihren Partner oder Partnerin mitnehmen. Weil dann sind Sie schon mal zu zweit, die relativ viel Infos dazu bekommen.

Ernährungsberater:innen finden Sie über Ihren Gastroenterologen bzw. Ihre Gastroenterologin. Diese schreiben Ihnen ja auch die Überweisung dorthin. Oder Sie suchen im Internet nach einer Ernährungsberaterin bzw. einem Ernährungsberater.

Hier geht es zum Video-Interview: „Herausforderungen meistern mit EoE“

Genuss schaffen mit EoE

Wie kann ich mich auf Genuss und weniger auf Verbote fokussieren?

Sie können weiterhin Ihr Essen genießen. Sie sollten einfach offen sein für neue Gerichte und Lebensmittel, die Sie vielleicht vorher noch nie so ausprobiert haben, weil Sie in Ihrem alten Trott gefahren sind. Und neben Essen gibt es ja auch noch andere Genüsse wie Düfte oder das Auge, also ins Kino gehen. Vielleicht ist es so, dass man da noch mal seinen Schwerpunkt ein bisschen ändern muss. Das Essen ist sicherlich so, dass Sie, wenn Sie offen sind, da auch ja neue, leckere Gerichte finden.

Welche Rituale helfen, trotz Einschränkungen Freude am Essen zu behalten?

Ich denke, es ist wichtig, dass man Rituale beim Essen hat und die hat auch jeder, auch wenn er die vielleicht gar nicht so benennen kann. Viele von uns frühstücken zum Beispiel im Alltag jeden Tag das Gleiche und dass Sie da auch wieder eine Frühstücksmöglichkeit finden. Ein Frühstück, von dem Sie überzeugt sind, dass Ihnen das gut schmeckt und frei von den Triggern ist.

Wie kann ich den sozialen Aspekt des Essens beibehalten?

Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrer Krankheit weiterhin das machen, was Sie auch vorher gemacht haben. Oft meint man sich einigeln zu müssen. Das sollten Sie versuchen zu vermeiden, indem Sie offen sind für die Alternativen, die Sie jetzt beim Essen haben und auch offen sind, mit anderen Menschen darüber zu reden. Sie haben vielleicht Angst, dass man Sie ablehnt, aber Sie werden sich wundern. Sie werden viel mehr Verständnis von Ihren wahren Freunden bekommen, als Sie jetzt denken.

Hier geht es zum Video-Interview: „Genuss schaffen mit EoE“

Meine Nachricht an Sie

Auch wenn Sie vielleicht das Gefühl haben, Sie sind mit dieser Krankheit alleine. Das sind Sie nicht. Nehmen Sie Kontakt auf zur Selbsthilfegruppe. Und ja, Sie werden neue Freunde finden. Und das Leben wird weiterhin lebenswert für Sie sein.

Hier geht es zum Video: „Meine Nachricht an Sie“

Geprüft Marlein Stasche: Stand November 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Biopsie
Entnahme von verdächtigen Gewebeproben, um eine Krebserkrankung oder entartete Zellen zu diagnostizieren. Gewebeproben werden je nach Organ mit verschiedenen Techniken entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt.
Eiweiße
(Proteine)
Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.