6. Spritzen selbst verabreichen

Warum ist es vorteilhaft, sich selbst Injektionen zu verabreichen?

Trypanophobie beziehungsweise Angst vor Spritzen ist weit verbreitet, viele Menschen fühlen sich unwohl vor Eingriffen wie Blutabnahmen oder Impfungen. Sich selbst Injektionen zu verabreichen, kann dann besonders herausfordern sein. Es bietet aber in bestimmten Situationen Vorteile. Sich selbst zu spritzen, ermöglicht Ihnen mehr Unabhängigkeit bei der Behandlung, besonders bei langfristigen Therapien mit regelmäßig erforderlichen Injektionen.

Flexibilität

Sie können die Injektion zu einem für Sie passenden Zeitpunkt an jedem Ort durchführen, ohne auf einen Arztbesuch angewiesen zu sein.

Zeitersparnis

Sie sparen sich den Weg zur Arztpraxis oder Klinik, was besonders bei häufigen Injektionen erleichternd ist.

Eigenständigkeit

Durch das Erlernen der Selbstverabreichung fühlen Sie sich  sicherer und unabhängiger in Ihrer Behandlung.

Sofortige Reaktion im Notfall

In Notfällen können Sie schnell handeln und die benötigte Injektion selbst durchführen. Bei einer schweren allergischen Reaktion kann beispielsweise sofort ein Adrenalin-Autoinjektor verwendet werden.

Richtige Anwendung

Bevor Sie sich Spritzen selbst verabreichen, erfolgt jedenfalls eine Einschulung. Medizinisches Fachpersonal wird Ihnen zeigen, wie Sie die Spritze sicher und richtig anwenden können.

Was sind die wichtigsten Schritte bei der Selbstverabreichung einer Injektion?

Die Selbstinjektion erfordert ein wenig Vorbereitung und die Einhaltung von Hygienevorschriften, um korrekt durchgeführt zu werden. Hier sind die zu befolgenden Schritte:

  1. Vorbereitung:
    • Reinigen Sie die Ablagefläche, auf die Sie später alle benötigten Materialien legen werden.
    • Waschen Sie Ihre Hände gründlich mit Seife und Wasser.
    • Legen Sie alle benötigten Materialien bereit: Medikament, Desinfektionsmittel, saubere Tupfer und einen Abfallbehälter für die medizinischen Geräte.
  2. Medikament vorbereiten:
    • Achten Sie darauf, Ihre Medikamente ordnungsgemäß aufzubewahren. Wenn sie im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen, denken Sie daran, sie vor der Injektion auf Raumtemperatur erwärmen zu lassen.
    • Überprüfen Sie sicherheitshalber das Verfallsdatum des Medikaments.
    • Überprüfen Sie, ob die Dosierung der verschriebenen Menge entspricht.
  3. Einstichstelle auswählen:
    • Wählen Sie eine geeignete Injektionsstelle wie die Oberschenkel oder den Bauch. Denken Sie daran, die Injektionsstellen regelmäßig zu wechseln, um Reizungen oder Schmerzen zu vermeiden.
    • Desinfizieren Sie die Stelle gründlich mit einem sterilen Tupfer und lassen Sie die Haut trocknen.
  4. Die Injektion setzen:
    • Injektionsstift:
      – Entfernen Sie die Kappe vom Stift.
      – Setzen Sie die Spitze des Stifts senkrecht auf die Haut und ziehen Sie diese mit zwei Fingern leicht straff.
      – Drücken Sie fest und lösen Sie die Injektion aus.
      – Halten Sie den Stift einige Sekunden lang in Position (befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers, in der Regel 5 bis 10 Sekunden).
      – Ziehen Sie den Stift vorsichtig heraus.
    • Spritze:
      – Drücken Sie die Haut leicht zusammen, um eine Falte zu bilden.
      – Führen Sie die Nadel gemäß den Anweisungen in einem Winkel von 45 bis 90° in die Hautfalte ein.
      – Injizieren Sie langsam das Medikament.
      – Ziehen Sie die Nadel vorsichtig in einer geraden Linie heraus.
  5. Nachsorge:
    • Entsorgen Sie die Nadel oder den Injektionsstift sicher in einem speziellen Behälter für medizinischen Abfall.
    • Notieren Sie das Datum und die Einstichstelle.

Wie kann ich blaue Flecken und andere Nachwirkungen beim Selbstspritzen verringern?

Blaue Flecken oder leichte Schwellungen sind häufige Nachwirkungen von Injektionen. Diese können Sie jedoch durch folgende Maßnahmen reduzieren:

  • Die richtige Einstichstelle auswählen:
    • Wählen Sie eine Injektionsstelle, an der die Haut gesund und intakt ist (ohne Rötungen, Empfindlichkeit oder Verletzungen).
    • Vermeiden Sie Stellen mit sichtbaren Blutgefäßen.
  • Handhabung verbessern:
    • Lassen Sie das Desinfektionsmittel vor der Injektion trocknen, um Verbrennungen zu vermeiden und die Keimfreiheit zu gewährleisten.
    • Bewegen Sie die Spritze oder den Injektionsstift während der Injektion nicht. Führen Sie präzise Bewegungen aus.
  • Nach der Injektion kühlen:
    • Kühlen Sie nach der Injektion die Injektionsstelle mit einem kalten Umschlag oder einem in ein Tuch eingewickelten Kühlpack. Das Kühlmittel nicht direkt auf die Haut legen, um Reizungen oder Erfrierungen zu vermeiden.
  • Druck auf die Einstichstelle:
    • Drücken Sie nach der Injektion sanft eine Kompresse auf die Einstichstelle, um Blutungen zu vermeiden.
  • Änderung der Injektionsstelle:
    • Wechseln Sie bei jeder Injektion die Stelle, um Hautirritationen oder Vernarbungen zu verhindern.
Wann sollte ich bei einem blauen Fleck eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen?

Blaue Flecken an der Einstichstelle sind häufig und meist harmlos. Sie entstehen, wenn kleine Blutgefäße verletzt werden, und verschwinden nach wenigen Tagen.

Es gibt aber Hinweise, die Ihnen zeigen, dass Sie sich an eine Ärztin oder einen Arzt wenden sollen.

  • Die Stelle wird zunehmend schmerzhaft, rot oder heiß.
  • Der Bluterguss ist sehr groß oder vergrößert sich weiter.
  • Blaue Flecken treten regelmäßig nach jeder Injektion auf.

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Geprüft Christel Madelaine-Bonjour, MScN: Stand Juli 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Injektionen
Verabreichung einer Flüssigkeit, meist eines Medikaments, in den Körper mithilfe einer Spritze und einer Hohlnadel. Dabei wird die Substanz direkt in das Gewebe oder die Blutbahn eingebracht, um eine schnelle oder gezielte Wirkung zu erzielen.