4. Überwindung der Spritzenangst

Was kann ich machen, wenn ich Angst vor Spritzen und Nadeln habe?

Wenn Sie Angst vor Spritzen (Trypanophobie) haben, ist es wichtig, diese ernst zu nehmen und Wege zu finden, die Situation für Sie erträglicher zu machen. Folgende Maßnahmen können helfen:

  • Sprechen Sie mit dem ärztlichen oder dem Pflegepersonal: Teilen Sie offen mit, dass Sie eine Spritzenphobie haben. Dieses Personal ist darauf geschult, einfühlsam mit Angst umzugehen und die Injektion möglichst stressfrei zu gestalten.
  • Ablenkung: Nutzen Sie Musik, Videos oder Gespräche, um sich während der Injektion abzulenken. Manche Menschen bringen auch ein Buch oder Kopfhörer mit.
  • Entspannungstechniken: Atmen Sie bewusst tief ein und aus. Konzentrieren Sie sich darauf, Ihre Muskeln locker zu lassen, besonders an der Einstichstelle.
  • Eis oder Betäubungscreme: Kühlen Sie die Stelle vor der Injektion oder fragen Sie nach einer betäubenden Creme, um den Schmerz zu verringern.
  • Gönnen Sie sich nach der Injektion etwas Gutes: Eine kleine Belohnung kann dazu beitragen, diesen Moment mit einer positiven Erfahrung zu verbinden.
  • Sich belohnen: Belohnen Sie sich nach der Injektion mit etwas Angenehmem, um die Erfahrung positiv zu verstärken.

Welche Methoden können helfen, die Angst vor Spritzen zu reduzieren?

Es gibt verschiedene Strategien, um die Angst langfristig zu verringern:

Verhaltenstherapie

In der Verhaltenstherapie lernen Sie, mit Ihrer Angst umzugehen, beispielsweise mit der Unterstützung von Psychotherapeut:innen. Dies geschieht oft durch schrittweises Heranführen an das Thema Spritzen, kombiniert mit Entspannungstechniken.

Atemübungen

Tiefes, ruhiges Atmen hilft, den Körper zu entspannen und das Gefühl von Panik zu verringern.

Konfrontation in kleinen Schritten

Sie können sich schrittweise an die Situation gewöhnen, indem Sie zuerst Bilder von Spritzen ansehen, später Videos, und schließlich mit einer leeren Spritze üben.

Visualisierung

Stellen Sie sich die Situation vor, in der Sie die Injektion erhalten, und denken Sie dabei an etwas Positives oder Beruhigendes.

Ablenkungsmethoden

Manche Menschen nutzen Schmerz- oder Stressbälle, um sich während der Injektion auf etwas anderes zu konzentrieren.

Anleitung zu einer Atemübung

Ruhe finden durch bewusste Atmung – so geht’s:

  1. Bequem hinsetzen: Nehmen Sie eine entspannte Haltung ein hin und legen Sie eine Hand auf Ihren Bauch und eine auf Ihren Brustkorb.
  2. Tief einatmen: Atmen Sie langsam durch die Nase ein. Spüren Sie, wie sich zuerst Ihr Bauch und anschließend Ihr Brustkorb hebt. Zählen Sie dabei langsam bis vier.
  3. Kurz innehalten: Halten Sie den Atem für zwei Sekunden an.
  4. Langsam ausatmen: Atmen Sie langsam durch den Mund aus, als würden Sie durch einen Strohhalm pusten. Lassen Sie sich dabei Zeit und zählen Sie bis sechs.
  5. Wiederholen: Führen Sie diese Übung fünf- bis zehnmal durch. Konzentrieren Sie sich nur auf Ihre Atmung.

Diese Atemübung beruhigt den Körper, senkt den Puls und hilft, Stress oder Angst vor einer Spritze zu reduzieren. Probieren Sie die Übung vor und während der Behandlung aus, um sich entspannter zu fühlen.

Wie kann ich mich mental auf eine Injektion vorbereiten?

Eine gute Vorbereitung kann helfen, die Angst zu verringern. Informieren Sie sich über den Ablauf einer Injektion. Das kann helfen, Unsicherheiten zu reduzieren. Fragen Sie zum Beispiel das ärztliche und das Pflegepersonal nach Details. Denken Sie außerdem an den Nutzen: Erinnern Sie sich daran, warum die Injektion wichtig ist – sei es, um gesund zu bleiben oder Schmerzen zu lindern.

Eine positive Denkweise kann helfen. Vermeiden Sie also negative Gedanken wie „Das wird schlimm“ und ersetzen Sie diese durch positive Sätze wie „Ich schaffe das“. Sie können auch eine:n Freund:in oder jemanden aus Ihrer Familie bitten, Sie zu begleiten. Unterstützung kann Ängste deutlich reduzieren.

Nutzen Sie Techniken wie Entspannungsübungen, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen, um sich zu beruhigen.

Entspannungsübung – Visualisierung

Gedanklich an einen Wohlfühlort reisen:

  1. Augen schließen: Setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie die Augen, um äußere Ablenkungen auszublenden.
  2. Tief durchatmen: Atmen Sie langsam durch die Nase ein und durch den Mund aus, indem Sie sich auf Ihre Atmung konzentrieren, bis Ihre Gedanken etwas zur Ruhe kommen.
  3. Einen Ort vorstellen: Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Sie sich vollkommen wohl und sicher fühlen – das kann ein Strand, ein Wald oder jeder andere beruhigende Ort sein, den Sie mögen.
  4. Details wahrnehmen: Visualisieren Sie die Farben, Geräusche, Gerüche und das Gefühl, das dieser Ort vermittelt. Hören Sie vielleicht das Rauschen des Meeres oder spüren Sie den Wind auf der Haut?
  5. In der Ruhe verweilen: Lassen Sie während der Behandlung Ihren Geist diesen beruhigenden Ort erkunden und nehmen Sie die positiven Empfindungen, die er Ihnen schenkt, in sich auf.

Diese Übung lenkt Ihre Gedanken von der bevorstehenden Injektion ab und schenkt Ihnen innere Ruhe. Sie können sie jederzeit anwenden, wenn Sie sich gestresst fühlen.

In der Lektion „Kindern die Angst vor Spritzen nehmen“ erhalten Sie konkrete Ratschläge, wie Sie persönlich damit umgehen lernen können, wenn Ihr Kind Angst vor Spritzen hat.

Wann sollte ich mir professionelle Hilfe bei meiner Spritzenangst suchen?

Es ist ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn:

  • Ihre Angst sehr stark ist: Wenn Sie wichtige Arztbesuche oder Behandlungen vermeiden, weil Sie sich nicht überwinden können.
  • Ihre Gesundheit leidet: Wenn Sie Impfungen, notwendige Blutabnahmen oder medizinische Behandlungen vermeiden, die für Ihre Gesundheit wichtig sind.
  • Starke körperliche Reaktionen auftreten: Wenn es bei Ihnen zu Panikattacken, Ohnmacht oder starkem Unwohlsein kommt.
  • Die Angst Ihren Alltag beeinflusst: Wenn Sie bereits Tage vor einem Arzttermin gestresst sind oder viel Zeit mit dem Nachdenken über Ihre Angst verbringen.

Eine Verhaltenstherapie oder Gesprächstherapie kann Ihnen helfen, die Angst zu verstehen und besser mit ihr umzugehen. Ärztinnen, Ärzte oder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können geeignete Strategien mit Ihnen entwickeln.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
5/5 - (10)
Geprüft Christel Madelaine-Bonjour, MScN: Stand Juli 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Gen
Ein winziger Abschnitt unserer Erbinformation, der DNA. In der DNA sind Funktionen und Merkmale des Körpers festgelegt, zum Beispiel die Augenfarbe.
Injektionen
Verabreichung einer Flüssigkeit, meist eines Medikaments, in den Körper mithilfe einer Spritze und einer Hohlnadel. Dabei wird die Substanz direkt in das Gewebe oder die Blutbahn eingebracht, um eine schnelle oder gezielte Wirkung zu erzielen.