In diesem Kurs erfahren Sie, wie die Dialyse funktioniert, welche Formen es gibt und worauf Sie als Betroffene oder Betroffener im Alltag und im Umgang mit der Behandlung achten sollten. Sie erhalten praxisnahe Tipps, verständliche medizinische Grundlagen und Hinweise zur Zusammenarbeit mit dem Behandlungsteam – für mehr Sicherheit und Eigenverantwortung im Umgang mit der Dialyse.
Einleitung durch Brigitte Zinner-Wanggo, BSc MSc
Guten Tag, mein Name ist Brigitte Zinner-Wanggo. Ich bin Advanced Practice Nurse auf der Nephrologie. Im heutigen Kurs geht es um das chronische Nierenversagen und die verschiedenen Möglichkeiten der Nierenersatztherapie . Sie werden erfahren, welche Formen der Dialyse es gibt und erhalten außerdem Informationen zur Nierentransplantation.
Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Begrüßung“
Dialyse einfach erklärt
Was passiert im Körper, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten?
Zunächst spricht man von einem chronischen Nierenversagen, wenn die Nierenfunktion über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten oder länger eingeschränkt ist. Eine gesunde Niere produziert Harn. Wird nicht mehr ausreichend Harn gebildet, sammelt sich Flüssigkeit im Körper an. Das führt zu Wasseransammlungen, sogenannten Ödemen . Darüber hinaus scheiden die Nieren überschüssige Stoffwechselprodukte wie BUN und Kreatinin aus. Wenn die Nierenleistung nachlässt, steigen diese Werte an. Die Nieren sind außerdem für die Ausscheidung von Elektrolyten wie Kalium und Natrium zuständig. Sie regulieren den Blutdruck und sind an der Produktion der roten Blutkörperchen beteiligt. Bei nachlassender Nierenfunktion treten häufig Probleme mit dem Blutdruck auf, der meist zu hoch ist. Außerdem kann es zur Blutarmut kommen, was sich in Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit äußert.
Die Nieren spielen auch eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel und tragen zur Stabilität der Knochen bei. Wenn ihre Funktion eingeschränkt ist, kann es zu Knochenschmerzen bis hin zu Knochenbrüchen kommen. Beim vollständigen Versagen der Nieren, dem sogenannten terminalen Nierenversagen, treten häufig Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Durchfall auf. Auch die geistige Leistungsfähigkeit kann abnehmen, was sich in Verwirrtheit äußern kann. Zusätzlich kann ein Anstieg des Kaliumspiegels im Blut zu schweren Herzrhythmusstörungen führen.
Wann muss mit der Dialyse/Nierenersatztherapie begonnen werden?
Grundsätzlich ist der Beginn einer Dialyse ein sehr individueller Prozess, da jeder Patient eine andere Grunderkrankung und unterschiedliche Begleiterkrankungen hat. Der Start der Dialyse hängt nicht ausschließlich von den Blutwerten ab. Es werden unter anderem die Blutparameter Kreatinin und BUN gemessen, ebenso wie die glomeruläre Filtrationsrate, kurz GFR. Diese Befunde bespricht der Arzt regelmäßig mit den Patientinnen und Patienten. Ein Anstieg des Kreatininwerts bedeutet, dass die glomeruläre Filtrationsleistung, also die Entgiftungsfunktion der Niere, abnimmt.
Die Blutwerte geben einerseits Aufschluss darüber, wie weit die Nierenerkrankung bereits fortgeschritten ist. Andererseits spielen auch die Symptome eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung, wann mit der Dialyse begonnen wird. Wenn zum Beispiel starke Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Wasseransammlungen in den Beinen oder Atemnot aufgrund von Flüssigkeitseinlagerungen auftreten, ebenso wie starke Kopfschmerzen, ausgeprägte Müdigkeit oder allgemeine Leistungsschwäche, dann wird der Beginn der Dialyse in Erwägung gezogen.
Was ist das Ziel der Dialyse?
Das Ziel der Dialyse ist es, die Entgiftung des Körpers wiederherzustellen, sodass Sie sich wieder wohler fühlen und die Organe ihre Funktionen besser erfüllen können. Möglicherweise fragen Sie sich, warum Sie dennoch weiterhin Medikamente einnehmen müssen. Das liegt daran, dass die Dialyse zwar überschüssige Körperflüssigkeit entfernen, überschüssige Mineralsalze ausscheiden und harnpflichtige Substanzen aus dem Blut filtern kann, jedoch nicht alle Funktionen der Niere ersetzt. Die Regulierung des Blutdrucks oder die Beteiligung am Knochenstoffwechsel kann durch die Dialyse nicht übernommen werden. Daher ist es notwendig, bestimmte Medikamente weiterhin einzunehmen.
Welche Arten von Dialyse/Nierenersatztherapie gibt es?
Es gibt drei Arten der Nierenersatztherapie: die Hämodialyse , die sogenannte Blutwäsche, die in einem Dialysezentrum oder im Krankenhaus durchgeführt wird, die Peritonealdialyse , auch Bauchfelldialyse genannt, die selbstständig zu Hause erfolgen kann, und die Nierentransplantation. Bei der Nierentransplantation unterscheidet man zwischen zwei Formen: der Lebendspende und der sogenannten postmortalen Spende, also der Organspende nach dem Tod.
Hier geht es zum Video-Interview: „Dialyse einfach erklärt“
Hämodialyse verstehen
Wie funktioniert die Hämodialyse?
Bei der Hämodialyse wird das Blut über einen speziellen Zugang aus dem Körper geleitet und in einer Maschine gereinigt. Dieser Zugang kann entweder ein Katheter oder ein sogenannter Shunt sein. Das Blut wird durch einen Filter geleitet, in dem sich kleine Hohlfasern befinden. Das Blut fließt innerhalb dieser Fasern, während sie von einer speziellen Dialyseflüssigkeit, dem sogenannten Dialysat, umspült werden. Zwischen Blut und Dialysat findet ein Stoffaustausch statt: Harnpflichtige Substanzen wie BUN, Kreatinin und Kalium werden herausgefiltert, ebenso wie überschüssiges Körperwasser. Das gereinigte Blut wird anschließend über den Shunt oder Katheter wieder in den Körper zurückgeführt.
In der Regel wird die Hämodialyse dreimal pro Woche für etwa vier bis fünf Stunden durchgeführt. Übliche Behandlungstage sind Montag, Mittwoch und Freitag oder Dienstag, Donnerstag und Samstag. Je nach Dialysezentrum erfolgt die Behandlung in der Vormittags-, Nachmittags- oder Abendschicht.
Was ist ein Dialyseshunt bzw. ein permanenter Dialysekatheter?
Ein Dialyseshunt ist eine dauerhafte Verbindung zwischen einer Vene und einer Arterie am Arm, die in den meisten Fällen am nicht-dominanten Unter- oder Oberarm angelegt wird. Diese Verbindung wird durch eine kleine Operation hergestellt. Da in der Arterie ein höherer Blutdruck herrscht, fließt das Blut in die Vene zurück und weitet sie dadurch aus. Das hat den Vorteil, dass die Vene größer und stabiler wird – ideal, um die für die Hämodialyse notwendigen, dickeren Nadeln setzen zu können.
Während der Dialyse wird dieser Shunt mit zwei Nadeln punktiert: Über die eine Nadel wird das Blut aus dem Körper entnommen und in die Dialysemaschine geleitet, über die andere fließt das gereinigte Blut wieder zurück in den Körper. Wenn die Blutgefäße eines Patienten für einen Shunt am Unterarm ungeeignet sind, etwa weil sie zu dünn sind, kann alternativ ein Shunt am Oberarm gelegt werden. In bestimmten Fällen ist auch der Einsatz einer Kunststoffprothese möglich.
Mögliche Komplikationen beim Shunt sind Verengungen oder ein vollständiger Verschluss durch ein Blutgerinnsel. Daher ist es wichtig, dass Patientinnen und Patienten ihren Shunt täglich kontrollieren, indem sie mit der Hand, ähnlich wie beim Pulsmessen, die Finger auf den Shunt legen. Dabei sollte ein typisches Schwirren, also der spürbare Blutfluss, wahrgenommen werden. Bei Veränderungen sollte umgehend die Klinik aufgesucht werden, da möglicherweise ein operativer Eingriff notwendig ist, um den Shunt wieder durchgängig zu machen.
Eine alternative Form des Zugangs ist der permanente Dialysekatheter, der verwendet wird, wenn kein Shunt angelegt werden kann oder wenn eine Dialyse sehr kurzfristig erforderlich ist. Dabei wird unter lokaler Betäubung eine Halsvene punktiert, und ein Kunststoffkatheter wird bis in den rechten Vorhof des Herzens vorgeschoben.
Wie verläuft der Alltag mit der Hämodialyse?
Ein typischer Dialysetag verläuft folgendermaßen: Wenn Sie morgens aufstehen, bereiten Sie sich auf die Dialyse vor. Kommen Sie beispielsweise zur Frühschicht, sollten Sie gegen 7:00 Uhr im Dialysezentrum eintreffen. Zwischen 7:00 und 8:00 Uhr werden Sie dann an die Dialysemaschine angeschlossen. Bevor dies passiert, wiegen Sie sich auf der Waage, damit anhand Ihres Körpergewichts bestimmt werden kann, wie viel Flüssigkeit an diesem Tag entzogen werden muss. Anschließend wird der Katheter vorbereitet oder der Shunt mit zwei Dialysenadeln punktiert und an die Maschine angeschlossen. Zudem wird Ihr Blutdruck gemessen und es wird nach Ihrem Befinden gefragt.
Während der Dialyse, die zwischen drei und fünf Stunden dauert, können Sie fernsehen, Musik hören oder lesen. Manche Patientinnen und Patienten schlafen oder unterhalten sich mit anderen. In manchen Dialysezentren gibt es eine Jause, alternativ können Sie auch Ihr eigenes Frühstück mitbringen. Am Ende der Dialyse werden Sie wieder vorbereitet, um abgehängt zu werden. Die Vitalzeichen, insbesondere der Blutdruck, werden erneut kontrolliert. Danach wird die Maschine abgeschlossen, der Katheter versorgt oder die Shuntnadeln werden entfernt und ein Druckverband angelegt. Sie sollten einige Minuten selbst Druck auf die Punktionsstellen ausüben, bis die Blutung gestoppt ist. Wenn es Ihnen gut geht, können Sie sich dann aufsetzen. Während der Dialyse liegen Sie entweder in einem Bett oder in einem Dialysesessel. Nach dem Aufstehen gehen Sie erneut auf die Waage.
Grundsätzlich können Sie nach der Dialyse wieder Ihren alltäglichen Tätigkeiten nachgehen. Manche Patienten berichten allerdings von starker Müdigkeit und möchten sich noch etwas ausruhen. Wichtig ist, dass Sie trotz der Behandlung viele Freizeitaktivitäten unternehmen können, jedoch sollten Sie darauf achten, den Shunt nicht zu verletzen. Das gilt sowohl für die Arbeit, bei der Sie den Shunt vor Verletzungen oder Schlägen schützen sollten, als auch im Alltag. Frauen sollten beispielsweise darauf achten, keine Handtaschen in der Ellenbeuge zu tragen. Ebenfalls wichtig ist, dass am Shuntarm weder Blutdruck gemessen noch routinemäßige Blutabnahmen durchgeführt werden.
Hier geht es zum Video-Interview: „Hämodialyse verstehen“
Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) verstehen
Wie funktioniert die Peritonealdialyse?
Bei der Peritonealdialyse wird das Bauchfell als Filter verwendet. Das Bauchfell kleidet die inneren Organe aus und bildet eine Höhle, die Bauchhöhle. In diese wird ein Peritonealdialyse-Katheter gelegt, über den die Dialyseflüssigkeit gewechselt wird. Die Peritonealdialyse ist grundsätzlich ein Heimtherapieverfahren, das heißt, nach einer ausführlichen Schulung führen Sie die Therapie zu Hause selbstständig durch und kommen nur alle vier bis sechs Wochen zur Kontrolle ins Krankenhaus. Es gibt zwei Arten der Peritonealdialyse: zum einen den händischen Beutelwechsel und zum anderen die Möglichkeit, die Dialyse über Nacht mithilfe einer Maschine durchzuführen.
Beim händischen Beutelwechsel werden drei bis vier Beutelwechsel über den Tag verteilt vorgenommen. Ein Beutelwechsel funktioniert so, dass ein voller 2-Liter-Dialysatbeutel und ein leerer Beutel an einem Schlauchsystem angeschlossen sind. Sie verbinden den Bauchdialyse-Katheter mit diesem System, lassen die verbrauchte Flüssigkeit aus dem Bauch in den leeren Beutel abfließen und füllen neue Dialyseflüssigkeit in die Bauchhöhle ein. Die Flüssigkeit verbleibt dann etwa vier Stunden im Bauch. Danach wird die Flüssigkeit erneut gewechselt, also wieder abgelassen und erneuert. Diese Wechsel erfolgen im Abstand von etwa vier Stunden, zum Beispiel um 8:00, 12:00, 16:00 und 20:00 Uhr, wobei die Zeiten flexibel gewählt werden können.
Die zweite, häufigere Form der Peritonealdialyse ist die Behandlung mit dem sogenannten Cycler. Das ist eine Maschine, die neben dem Bett steht. Abends schließen Sie nach einem etwa 20-minütigen Vorbereitungsprozess den Katheter an die Maschine an und gehen schlafen. Über Nacht, also etwa acht bis neun Stunden, übernimmt das Gerät die Dialyse automatisch. Am Morgen trennen Sie die Verbindung, entsorgen das Material und sind tagsüber dialysefrei. Wichtig ist, dass die Bauchfelldialyse täglich durchgeführt werden muss.
Was ist ein Peritonealdialysekatheter?
Ein Peritonealdialyse-Katheter ist ein Kunststoffkatheter, der durch eine kleine Operation in die Bauchhöhle eingelegt wird. Diese Operation kann entweder in Vollnarkose durchgeführt werden oder unter lokaler Betäubung mit Dämmerschlaf. Der Katheter ist etwas länger und verfügt über zwei kleine Kunststoffmanschetten, sogenannte Muffen. Diese Muffen verwachsen mit dem Gewebe des Patienten, wodurch der Katheter sicher im Bauchraum fixiert ist und nicht verrutschen kann.
Wie verläuft der Alltag mit der Peritonealdialyse?
Der Alltag mit der Peritonealdialyse hängt davon ab, welche Form der Dialyse Sie gewählt haben. Wenn Sie sich für die kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse entschieden haben, also für die händischen Beutelwechsel, bedeutet das, dass Sie etwa alle vier Stunden, bis zu viermal täglich, einen Beutelwechsel durchführen. Haben Sie hingegen die automatische Peritonealdialyse gewählt, bei der eine Maschine, der sogenannte Cycler, die Dialyse übernimmt, schließen Sie sich abends an das Gerät an und sind während der Nacht bis zum Morgen angeschlossen. Sie können dabei ganz normal schlafen, das Gerät arbeitet geräuscharm. Am Morgen trennen Sie sich vom Gerät und sind tagsüber dialysefrei.
Grundsätzlich können Sie mit der Peritonealdialyse Ihrem gewohnten Alltag nachgehen, auch beruflich. Bei der nächtlichen Dialyseform haben Sie tagsüber keine Einschränkungen. Wenn Sie die händischen Beutelwechsel durchführen, sollten Sie sich im Arbeitsumfeld einen sauberen Raum einrichten, in dem Sie die Wechsel sicher und hygienisch durchführen können.
Zur Körperhygiene ist zu sagen, dass Duschen empfohlen wird. Dabei sollte alle zwei Tage der Verband an der Katheteraustrittsstelle gewechselt werden. Ein Vollbad wird nicht empfohlen, da dies das Risiko einer Infektion erhöhen kann. Schwimmen und Baden sind eingeschränkt möglich: Thermen oder öffentliche Schwimmbäder mit hoher Keimbelastung sollten gemieden werden. Wenn Sie jedoch Zugang zu einem eigenen hygienischen Pool haben oder in einem sauberen See oder im Meer baden, ist das in der Regel unproblematisch.
Was sportliche Aktivitäten betrifft, sollten Sie auf das Heben schwerer Gegenstände verzichten. Kraftsport ist daher nicht zu empfehlen. Als Richtwert gilt, nicht mehr als etwa zehn Kilogramm zu heben. Sportarten wie Joggen, Wandern, Radfahren oder Tennisspielen sind hingegen problemlos möglich.
Hier geht es zum Video-Interview: „Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) verstehen“
Dialyseformen im Überblick
Wovon hängt es ab, welche Dialyseform für mich geeignet ist?
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Sie bei der Entscheidung für die passende Dialyseform unterstützen. Dabei wird einerseits berücksichtigt, welche Therapieform Sie selbst bevorzugen und welche am besten in Ihren Lebensalltag passt. Andererseits wird auch darauf geachtet, was medizinisch machbar und vor allem empfehlenswert ist, denn nicht alles, was möglich ist, ist auch sinnvoll.
Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese , bei der eventuelle Vorerkrankungen oder frühere Operationen erfasst werden, die möglicherweise eine Kontraindikation darstellen. Zusätzlich wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt, insbesondere eine Ultraschalluntersuchung der Armgefäße und des Bauches. Damit soll festgestellt werden, ob die Anlage eines Shunts möglich ist oder ob ein Katheter für die Bauchfelldialyse eingesetzt werden kann.
Zu den absoluten Kontraindikationen für die Peritonealdialyse gehören akute chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie ein akuter Morbus Crohn oder eine akute Divertikulitis, das sind entzündete Ausstülpungen in der Darmwand. Auch schwere psychiatrische Erkrankungen können ein Hinderungsgrund sein, vor allem wenn die Eigenständigkeit und die Fähigkeit zur selbstständigen Durchführung der Therapie nicht gegeben sind. Ebenso ist die Peritonealdialyse bei Patientinnen und Patienten ohne eigenen Harn oder mit stark erhöhtem Körpergewicht häufig nicht geeignet, da in diesen Fällen die Entgiftungsleistung möglicherweise nicht ausreichend ist.
Was sind die Vor- und Nachteile der Peritonealdialyse und der Hämodialyse?
Ein wesentlicher Vorteil der Hämodialyse ist, dass die Behandlung im Krankenhaus oder Dialysezentrum stattfindet. Dadurch entfällt die Notwendigkeit, zu Hause Dialysematerial zu lagern oder sich im häuslichen Umfeld direkt mit der Therapie auseinanderzusetzen. Zudem profitieren Patientinnen und Patienten von einer regelmäßigen sozialen Anbindung, durch den Kontakt zu Mitpatientinnen und -patienten sowie zum Pflege- und Ärzteteam. Auch die medizinische Überwachung ist engmaschiger, da ärztliche Visiten regelmäßig stattfinden.
Nachteile der Hämodialyse können in einer stärkeren Kreislaufbelastung liegen, insbesondere durch den raschen Flüssigkeitsentzug während der Behandlung. Darüber hinaus geht der Restharn bei der Hämodialyse meist schneller verloren als bei der Peritonealdialyse. Dies führt zu strengeren Einschränkungen der täglichen Trinkmenge und der Ernährung, insbesondere bei kaliumhaltigen Lebensmitteln. Komplikationen an den Dialysezugängen sind ebenfalls möglich, etwa Verengungen oder Verschlüsse des Shunts oder Infektionen und Verlegungen bei Kathetern, die die Effektivität der Behandlung beeinträchtigen können.
Die Peritonealdialyse bietet im Vergleich dazu einige Vorteile: Sie ist kreislaufschonender, da die Flüssigkeitsentfernung kontinuierlich über 24 Stunden erfolgt. Dadurch sind die Einschränkungen bei der Trinkmenge meist geringer, ebenso wie bei der Aufnahme kaliumreicher Nahrung. Außerdem ermöglicht diese Therapieform eine größere Flexibilität im Alltag. Es gibt keine fixen Behandlungszeiten im Zentrum, die Patientinnen und Patienten können selbst bestimmen, wann sie die Beutelwechsel durchführen oder sich abends an das Dialysegerät anschließen.
Ein Nachteil der Peritonealdialyse ist die hohe Eigenverantwortung: Die Behandlung muss eigenständig und gewissenhaft zu Hause durchgeführt werden. Das bedeutet auch, dass zu Hause viel Material gelagert werden muss und die Erkrankung im privaten Umfeld präsenter ist als bei der Hämodialyse.
Wann ist eine Nierentransplantation vor der Dialyse möglich?
Grundsätzlich ist eine Nierentransplantation auch vor Beginn der Dialyse möglich. Wichtig ist, dass Sie aktiv auf Ihren Arzt oder Ihre Ärztin zugehen und nachfragen, ob Sie grundsätzlich für eine Transplantation infrage kommen. Aufgrund Ihrer Krankengeschichte kann Ihr behandelndes medizinisches Team bereits im Vorfeld einschätzen, ob eine Transplantation möglich ist. Es ist wichtig zu wissen, dass nur etwa 20–30 % aller Dialysepatientinnen und -patienten tatsächlich für eine Transplantation geeignet sind.
Wenn Sie zu diesem Kreis gehören, erhalten Sie eine Liste mit notwendigen Untersuchungen, die innerhalb eines überschaubaren Zeitraums durchgeführt werden müssen.
Es gibt zwei Möglichkeiten der Nierentransplantation: die Lebendspende und die postmortale (Tot-)Spende. Bei der Lebendspende kann ein Familienmitglied oder jemand aus Ihrem Freundeskreis Ihnen eine Niere spenden. Wenn jemand dazu bereit ist, nehmen Sie diese Person bitte frühzeitig zu den ärztlichen Kontrollen mit. Der Arzt oder die Ärztin wird dann beide, Spender und Empfänger, umfassend über die weiteren Schritte informieren. Wichtig ist dabei, dass auch der Spender gesund ist. Eine Übereinstimmung der Blutgruppe ist übrigens keine zwingende Voraussetzung mehr. Auch eine blutgruppenungleiche Spende ist mittlerweile möglich.
Die zweite Möglichkeit ist die postmortale Transplantation. Auch in diesem Fall ist es von Vorteil, wenn Sie sich möglichst früh, idealerweise noch vor Beginn der Dialyse, auf die Transplantationsliste setzen lassen.
Hier geht es zum Video-Interview: „Dialyseformen im Überblick“
Dialyse meistern
Wie kann ich mich gut auf die Dialyse vorbereiten?
Ich glaube, es ist besonders wichtig, dass Sie sich aktiv mit Ihrer Erkrankung auseinandersetzen. Das ist ein ganz zentraler Aspekt im Umgang mit der Diagnose. Sprechen Sie mit Ärztinnen und Ärzten, suchen Sie den Kontakt zum Pflegepersonal, stellen Sie viele Fragen und informieren Sie sich umfassend. Dabei möchte ich Ihnen aber ans Herz legen, nicht einfach wahllos im Internet nach Begriffen wie „Dialyse“ oder „Nierenersatztherapie“ zu suchen. Stattdessen empfehle ich Ihnen, auf seriöse und fachlich geprüfte Informationsquellen zurückzugreifen – zum Beispiel auf die Websites der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie oder der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie. Diese bieten verlässliche und verständliche Informationen. Gerne können Sie auch das medizinische Personal nach guten und geprüften Internetquellen fragen.
Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Psychologinnen und Psychologen können Sie im gesamten Entscheidungsprozess begleiten und Ihnen helfen, einen guten Umgang mit der neuen Lebenssituation zu finden. Dafür ist keine psychische Diagnose notwendig, es geht vielmehr darum, Sie in dieser Phase bestmöglich zu unterstützen, damit Sie für sich und Ihr Umfeld eine informierte und tragfähige Entscheidung treffen können.
Was kann mir dabei helfen, mit der neuen Situation zurecht zu kommen?
In erster Linie kann Ihnen das Gespräch mit Ihren Ärztinnen und Ärzten sowie mit dem Pflegepersonal dabei helfen, sich gut auf die nächsten Schritte vorzubereiten. Eine weitere wichtige Ressource sind Selbsthilfegruppen – es gibt zahlreiche Gruppen von und für Menschen mit Nierenerkrankungen. Dort können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen, wertvolle Tipps für den Alltag mit Dialyse erhalten und erfahren, wie andere mit der Situation umgehen.
Von besonderem Wert ist auch Ihr persönliches Umfeld, Ihre Angehörigen. Nehmen Sie diese möglichst zu Kontrollbesuchen mit und beziehen Sie sie ein, wenn Sie Informationen zur Nierenersatztherapie einholen oder eine Selbsthilfegruppe besuchen. So können auch Ihre Angehörigen ein besseres Verständnis für Ihre Situation und die bevorstehenden Herausforderungen entwickeln.
Informieren Sie auch Ihre Freundinnen und Freunde über Ihre Behandlung und Ihre Bedürfnisse. Wenn Ihr soziales Umfeld gut informiert ist, fällt es Ihnen oft leichter, die Behandlungsempfehlungen konsequent umzusetzen.
Bleiben Sie aktiv. Geben Sie der Erkrankung den Platz, den sie benötigt aber lassen Sie nicht zu, dass sie Ihr Leben bestimmt.
Was sollte ich meinem Behandlungsteam unbedingt mitteilen?
Während der Hämodialyse ist es sehr wichtig, dass Sie dem Pflegepersonal jede Art von Unwohlsein sofort mitteilen. Es darf nicht sein, dass Ihnen schwindelig wird, dass Sie sich plötzlich heiß fühlen, Juckreiz verspüren, Atemnot bekommen oder Muskelkrämpfe haben, ohne dass Sie Bescheid geben. Nur wenn wir rechtzeitig davon wissen, können wir schnell und angemessen reagieren.
Bei der Peritonealdialyse, die ja eine Heimtherapie ist und bei der Sie nur alle vier bis sechs Wochen zur Kontrolle in die Klinik kommen, ist Ihre Eigenverantwortung besonders hoch. Bitte kontrollieren Sie bei jedem Dialysatwechsel, ob sich die Flüssigkeit verändert hat, etwa durch eine Trübung. Beobachten Sie Ihren Bauch sorgfältig auf Schmerzen und überprüfen Sie regelmäßig die Kathetereintritts- bzw. -austrittsstelle auf mögliche Anzeichen einer Infektion.
Hier geht es zum Video-Interview: „Dialyse meistern“
Meine Nachricht an Sie
Liebe Patientinnen und Patienten, achten Sie bitte auf Ihre Nierengesundheit. Gehen Sie regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen und lassen Sie gelegentlich Ihren Blutdruck kontrollieren. Wenn Sie den Eindruck haben, dass etwas mit Ihren Nieren nicht in Ordnung ist, nehmen Sie die Kontrolltermine bei Ihren Ärztinnen und Ärzten konsequent wahr. Grundsätzlich gilt: Auch mit einer Dialyse ist ein gutes Leben möglich, und die Lebensqualität kann mit den heutigen Formen der Nierenersatztherapie durchaus erhalten bleiben.
Hier geht es zum Video: „Meine Nachricht an Sie“