9. COPD verstehen – Alle Fragen

COPD steht für „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“ und ist eine häufige und meist gut behandelbare chronische Erkrankung der Atemwege. Die Beschwerden machen sich oft nur schleichend bemerkbar. Es ist daher wichtig, frühzeitig auf erste Anzeichen zu achten und diese ärztlich abklären zu lassen.

Einleitung durch Prim.a Priv.-Doz.in Dr.in Marie-Kathrin Breyer, PhD

Mein Name ist Marie Katrin Breyer. Ich bin Fachärztin für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin. Ich darf die Abteilung für Atemwegs und Lungenkrankheiten am Standort Penzing leiten und auch das Ludwig-Boltzmann-Institut für Lungengesundheit. In der Schulung COPD verstehen geht es um die Entstehung der COPD. Risikofaktoren, Symptome, aber auch, wie die COPD ihren Verlauf nimmt und wie Sie ein qualitätsvolles Leben mit COPD führen können.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „COPD verstehen“

COPD einfach erklärt

Was ist COPD?

COPD ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung. COPD entsteht durch verschiedene Risikofaktoren und führt zu einer chronischen Entzündung der Atemwege und auch des Lungengewebes. Dadurch kommt es im Verlauf zu Atemnot, Husten und Sputumproduktion.

Was passiert bei COPD in der Lunge? 

Aufgrund verschiedener Risikofaktoren kommt es in der Lunge zu einer chronischen Inflammation, einer sogenannten Entzündung. Die Atemwege sind entzündlich verändert und durch den chronischen Verlauf verändern sich diese über die Zeit. Die Atemwege werden enger und auch das Lungengewebe verändert sich. Das führt in weiterer Folge zu den typischen Symptomen wie der Atemnot. 

Wie häufig ist COPD und wer ist davon betroffen? 

 Die neuesten Daten durch die österreichische LEAD-Studie konnten zeigen, dass rund 5% der Österreicher und Österreicherinnen von einer COPD betroffen sind. Es sind sowohl Männer als auch Frauen betroffen. Vergleichbar ist es ungefähr mit der Häufigkeit des Diabetes in Österreich, auch dort liegt die Häufigkeit bei ungefähr 5%. Natürlich steigt die Häufigkeit der COPD über das Alter an, das heißt, je älter man wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man eine COPD entwickelt. 

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Risikofaktoren und Entstehung von COPD

Welche Ursachen kann COPD haben? 

Der häufigste Risikofaktor für die COPD ist natürlich das Rauchen. Wichtig ist, nicht nur das aktive Rauchen, sondern auch das Passivrauchen spielen eine wichtige Rolle als Risikofaktoren für die COPD. Wichtig ist, dass neueste Daten zeigen, dass auch das Vapen oder das Rauchen von Liquids zu einer Häufigkeit von COPD-Erkrankungen führen. Aber natürlich gibt es auch andere Risikofaktoren. Die Feinstaubbelastung ist ein Risikofaktor, der ebenso zu einer COPD führen kann. Auch spielen genetische Faktoren eine Rolle. Das heißt, wenn zum Beispiel die Eltern an einer COPD leiden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder eine COPD entwickeln, höher, als wenn die Eltern nicht an einer COPD leiden. Frühkindliche Infektionen, aber auch ein chronisches Asthma, sind ebenso assoziiert mit einer steigenden Häufigkeit von COPD im Alter. 

Welche Risikofaktoren kann ich selbst beeinflussen? 

Das ist natürlich einfach. Am besten fangen Sie gar nicht mit dem Rauchen an oder wenn Sie rauchen, beenden Sie es so schnell wie möglich. Denn das ist das Allerwichtigste, dass die COPD nicht voranschreitet. Was aber natürlich auch wichtig ist: Viel Bewegung in der frischen Luft. Natürlich wohnen viele Menschen in der Stadt. Hier kann man dem Feinstaub nicht immer entkommen, Aber in der Freizeit sollte man viel Bewegung in der frischen Luft zum Beispiel machen. Das sind Dinge, die man empfehlen kann. 

Ist COPD ansteckend? 

Ganz wichtig bei der COPD: Die COPD ist nicht ansteckend. Es ist keine Infektionskrankheit, das heißt man kann sich nicht mit COPD infizieren. 

Hier geht es zum Video-Interview: „Risikofaktoren und Entstehung von COPD“

Symptome bei COPD

Welche Symptome können auf eine beginnende COPD hindeuten? 

Wir wissen von unseren Patientinnen, dass Symptome oftmals schon sehr früh auftreten. Symptome wie zum Beispiel chronischer Husten, das heißt Husten, der über einen Zeitraum von acht Wochen hinweg andauert, oder aber auch die Atemnot und im weiteren Verlauf die Sputumproduktion – das heißt, dass Sie in der Früh etwas aushusten. Diese drei Symptome sind die häufigsten, die sich bei einer COPD finden. Atemnot, Husten und Sputumproduktion. 

Wie verändern sich die Symptome bei COPD über die Zeit? 

Wichtig bei der COPD ist, dass es eine chronische, eher schleichende Erkrankung ist. Zu Beginn hat man Atemnot, wenn man sich schwer belastet, zum Beispiel beim Stiegen steigen oder wenn man steil bergauf geht. Mit der Zeit verändern sich aber die Symptome, die Atemnot wird stärker und man hat diese auch in Ruhe. Viele Menschen bemerken das gar nicht, denn sie schränken einfach ihre Alltagsaktivitäten ein. Man geht nicht mehr auf den Berg, man geht nicht mehr zu Fuß einkaufen, man nimmt mehr das Auto, man nimmt mehr die öffentlichen Verkehrsmittel. Auch wird der Husten immer stärker. Anfangs ist es vielleicht nur ein morgendlicher Husten, dann wird der Husten immer stärker und tritt auch tagsüber auf. Die Sputumproduktion kommt meistens dann, wenn die COPD schon chronisch ist. Das heißt, morgendliches Aufpusten von Sputum ist eines der chronischen Symptome von COPD. 

Wie äußert sich eine akute Verschlechterung? 

Bei der akuten Verschlechterung der COPD kommen Symptome wie die Atemnot zum Tragen. Die Atemnot ist schon morgens sehr stark, aber auch die Sputumproduktion nimmt zu. Sie würden vielleicht merken, dass Sie mehr von Ihren Medikamenten brauchen. Das ist ein absoluter Hinweis darauf, dass Sie dringend Ihren Facharzt oder Ihre Fachärztin aufsuchen sollten. 

Welche Krankheiten verursachen ähnliche Symptome wie COPD?

Natürlich gibt es auch andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen können wie die der COPD, allen voran die Atemnot. Auch wenn man zum Beispiel an einer Herzschwäche leidet, ist man oftmals mit Symptomen wie der Atemnot konfrontiert. Hier ist wichtig: Suchen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin auf oder auch einen Facharzt oder eine Fachärztin und lassen Sie diese Symptome abklären. 

Hier geht es zum Video-Interview: „Symptome bei COPD“

Diagnose von COPD

An welche Ärztin oder welchen Art Arzt sollte ich mich bei Verdacht auf COPD melden? 

Wichtig ist: Nehmen Sie Ihre Symptome ernst. Bei Anzeichen der ersten Symptome wie Atemnot oder einem andauernden Husten von länger als acht Wochen suchen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin auf. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin kann Sie dann weiter zum Facharzt oder zur Fachärztin überweisen, zur Kardiologie, zu Herzspezialist:innen oder natürlich zur Pneumologin oder zum Pneumologen, den Lungenspezialist:innen. 

Welche Untersuchungen werden zur Diagnose von COPD durchgeführt und wie laufen diese ab? 

Die COPD kann mittels einer Lungenfunktion diagnostiziert werden. Lungenfunktion oder aber auch Spirometrie genannt. Die Lungenfunktion ist eine schmerzlose Untersuchung, wo man ein bestimmtes Atemmanöver durchführt. Man bläst in ein Rohr hinein. Einatmung, Ausatmung. Und so kann man feststellen, wie gut die Funktion der Lunge ist. 

Wie geht es nach der Diagnose von COPD weiter? 

Wichtig ist, dass die Diagnose von einem Facharzt oder einer Fachärztin gestellt wird. Jene werden Ihnen viele Tipps und auch Informationen über die COPD geben. Danach ist es wichtig, dass Sie den Empfehlungen der Fachärztin oder des Facharztes folgen. Abhängig vom Stadium der COPD gibt es verschiedene Therapiemaßnahmen oder aber auch andere Maßnahmen, die man setzen kann, damit die COPD nicht weiter voranschreitet. 

Hier geht es zum Video-Interview: „Diagnose von COPD“

Verlauf und Prognose von COPD

Wie verläuft COPD und wie schnell schreitet die Erkrankung voran? 

Leider ist die COPD eine chronische Erkrankung, die primär nicht aufgehalten werden kann. Es gibt keine Medikamente, die die COPD stoppen können. Aber die gute Nachricht für Sie ist: Sie können viel dafür tun, dass die COPD nur langsam voranschreitet und über viele Jahre stabil bleibt und sich vielleicht gar nicht so rasch verschlechtert. 

Warum ist bei COPD ein Schutz vor Infektionen besonders wichtig? 

Ein Schutz vor Infektionen ist bei der COPD ganz wichtig. Warum? Die Atemwege sind bereits belastet, entzündet, verengt, verändert – und hier möchte man nicht, dass noch eine zusätzliche Infektion dazukommt. Daher können wir als Fachärzt:innen Ihnen nur raten: Lassen Sie sich impfen, Schützen Sie sich vor anderen Infektionen, damit Ihre COPD nicht schlechter wird. Fragen Sie auf jeden Fall Ihre Hausärztin oder Ihren Facharzt für Pneumologie nach den richtigen Impfungen. 

Wie beeinflusst COPD den gesamten Körper? 

Heutzutage weiß man, dass die COPD keine reine Lungenerkrankung ist. Die COPD geht leider mit vielen Zusatzerkrankungen einher. Patientinnen mit COPD leiden oftmals auch an einer Herzschwäche, aber auch an anderen Erkrankungen, wie zum Beispiel Angst und Depression, aber zum Beispiel auch Übergewicht oder Diabetes. Wichtig ist: Lassen Sie sich helfen. Sprechen Sie Symptome an, wenn Sie merken, dass Sie welche haben. Fühlen Sie sich zum Beispiel manchmal einsam oder leiden Sie unter Angst? Sprechen Sie das bei Ihren Fachärzt:innen an, Ihnen kann auf jeden Fall geholfen werden. 

Ist COPD heilbar und wie verändert sich meine Lebenserwartung dadurch? 

COPD ist leider derzeit nicht heilbar. Natürlich gibt es viele Forschungsaktionen, die versuchen, eine Heilung zu finden. Derzeit ist das leider noch nicht möglich. Aber wie bereits erwähnt: Sie können sehr viel dafür tun, dass die COPD nicht rasch voranschreitet. Das sind sicherlich die positiven Nachrichten. Bleiben Sie aktiv. Gehen Sie regelmäßig zu Ihren Fachärzt:innen. Zeigen und sagen Sie, welche Symptome Sie haben. Ihnen kann auf jeden Fall geholfen werden. 

Hier geht es zum Video-Interview: „Verlauf und Prognose von COPD“

Arztgespräch bei COPD

Wie kann ich mich auf das Arztgespräch bei COPD vorbereiten? 

Wenn Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufsuchen, kann ich immer nur als Empfehlung geben: Bereiten Sie sich auf ein Gespräch vor. Oftmals ist nicht so viel Zeit, man ist aufgeregt. Bereiten Sie Ihre Fragen vor. Am besten, Sie kommen schon mit einem Fragenkatalog zu Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und gehen ganz strukturiert durch, welche Fragen Sie an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin haben. 

Welche Fragen sollte ich meiner Ärztin oder meinem Arzt bei COPD stellen? 

Wichtig bei den Fragen an den Arzt oder an die Ärztin ist immer: Erzählen Sie von sich selbst. Erzählen Sie von Ihren Symptomen. Denn dann kann der Facharzt oder die Fachärztin direkt auf Sie und auf Ihre speziellen Symptome und auch Ihre Therapie eingehen. 

Was sollte ich beachten, wenn ich eine Zweitmeinung einhole? 

Sollten Sie sich unsicher fühlen oder noch von einem anderen Arzt oder einer Ärztin eine Zweitmeinung einholen wollen, tun Sie das bitte. Da kann ich Sie nur dazu bestärken. Es ist immer gut, wenn man von verschiedenen Ärzten oder Ärztinnen über eine Diagnose aufgeklärt wird, verschiedene Perspektiven sieht und am Ende können Sie entscheiden, was Sie für sich selbst von den Ärzt:innen annehmen.  

Hier geht es zum Video-Interview: „Arztgespräch bei COPD“

Leben mit COPD

Wie beeinflusst COPD meinen Alltag? 

Die COPD kann natürlich ihren Alltag beeinflussen. Gerade die Atemnot ist oftmals ein Symptom, dass Patient:innen einschränken kann. Aber auch hier kann ich Ihnen nur raten: Suchen Sie Ihren Facharzt oder Ihre Fachärztin auf und besprechen Sie, was Sie dagegen tun können. Prinzipiell ist immer wichtig: Bleiben Sie aktiv, bleiben Sie in Bewegung, selbst mit Atemnot. Versuchen Sie trotzdem, am Tag immer eine gewisse Zeit in Bewegung zu bleiben und wenig zu sitzen und wenig zu liegen. Eine Sportart, die zum Beispiel sehr zu empfehlen ist bei Patient:innen mit COPD – selbst wenn Sie sauerstoffpflichtig sind – ist Nordic Walking. Wir haben das bei uns an der Klinik Penzing durchgeführt und haben hier sehr große Erfolge für die Patient:innen erzielen können. 

Welche Auswirkungen hat COPD auf meine Berufsfähigkeit? 

Wichtig ist: Leiden Sie an einer COPD, weil Sie bestimmten Schadstoffen ausgesetzt sind, ist auf jeden Fall ein Berufs- oder Arbeitsplatzwechsel indiziert, und den sollten Sie auch durchführen. Sollten Sie durch die COPD belastet sein im Sinne der Atemnot, sprechen Sie mit Ihren Vorgesetzten. Es gibt immer eine Lösung. In größeren Betrieben gibt es oft auch Arbeitsmediziner und Arbeitsmedizinerinnen, die dann auch helfen können, ihren Arbeitsplatz auf ihre chronische Erkrankung abzustimmen. Wichtig ist: Melden Sie sich und halten Sie nicht zurück, auch darüber zu sprechen, dass Sie an COPD erkrankt sind. 

Kann ich mit COPD verreisen? 

Natürlich können Sie mit COPD verreisen und das sollen Sie ja auch. Sie sollen ja einen aktiven Lebensstil pflegen. Wichtig ist dies ja auch für Ihre Lebensqualität. Sind Sie sauerstoffpflichtig, sprechen Sie die Reisen am besten mit Ihrem Facharzt oder Ihrer Fachärztin ab. Aber auch Fliegen mit Sauerstoff ist heutzutage kein Problem mehr. 

Hier geht es zum Video-Interview: „Leben mit COPD“

Meine Nachricht an Sie

Wichtig istGehen Sie bei den ersten Symptomen zu einem Arzt oder einer Ärztin. Sprechen Sie über Ihre Symptome, nehmen Sie sie wahr und suchen Sie einen Kollegen oder eine Kollegin auf. COPD ist zwar eine chronische Erkrankung, aber man kann heutzutage wirklich sehr viel tun, dass Sie eine sehr hohe Lebensqualität und auch ein sehr aktives Leben haben. Lassen Sie sich beraten von Ihrem Facharzt oder der Fachärztin, suchen Sie COPD-Selbsthilfegruppen auf, aber bleiben Sie auf jeden Fall aktiv, denn ein Leben mit COPD ist ein lebenswertes Leben. 

Hier geht es zum Video: „Meine Nachricht an Sie“

MAT-AT-2501157 - 1.0 - 11/2025 | Geprüft Prim.a Priv.-Doz.in Dr.in Marie-Kathrin Breyer, PhD: Stand November 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Chronisch
(Gegenteil: akut)
Sich über einen längeren Zeitraum allmählich entwickelnd oder bereits lange andauernd.
Zweitmeinung
Einschätzung eines zweiten Arztes oder einer zweiten Ärztin zur Diagnose oder Behandlung einer Erkrankung, um die Richtigkeit und Angemessenheit der vorgeschlagenen Therapie zu überprüfen.