3. Ursachen und Vererbung des hereditären Angioödems

Was ist der Auslöser eines hereditären Angioödems?

Das hereditäre Angioödem (HAE) wird durch einen genetischen Defekt ausgelöst. Ein spezifisches Gen ist fehlerhaft. Dieses Gen ist für die Herstellung eines speziellen Moleküls, des C1-Esterase-Inhibitors zuständig. Durch den Gendefekt kann der C1-Esterase-Inhibitor nicht ordnungsgemäß gebildet werden oder arbeiten. Trigger wie beispielsweise Infektionen und Verletzungen können dann die für HAE typischen Symptomen auslösen.

Die Genmutation in Form eines genetischen Defektes wird beim HAE oftmals vererbt, kann aber auch als Neumutation auftreten.

Was ist eine Neumutation und wie kommt es dazu?

Manchmal kommt es zu einer spontanen Veränderung im genetischen Material, ohne dass ältere Verwandte betroffen sind. Dann spricht man von einer Neumutation. Das Gen ist in der Familie bei der betroffenen Person erstmals verändert. Beim hereditären Angioödem (HAE) ist das bei etwa jeder/jedem 5. Betroffenen der Fall. Diese Neumutation kann dann wiederum an Folgegenerationen vererbt werden.

Wie wird ein hereditäres Angioödem vererbt?

Das HAE wird autosomal dominant vererbt.

  • Autosomal: Das Gen, welches das Merkmal oder die Krankheit verursacht, liegt auf einem der 22 nicht-geschlechtsbestimmenden Chromosomen (Autosomen). Es spielt also keine Rolle, ob es sich um eine weibliche oder männliche Person handelt, die das Gen vererbt.
  • Dominant: Jeder Mensch hat zwei Kopien von jedem Gen, eine von der Mutter und eine vom Vater. Wenn das Merkmal dominant ist, reicht es aus, wenn nur eine dieser beiden Kopien verändert ist. Auch wenn nur ein Elternteil betroffen ist, können die Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% die Erkrankung erben.

Sowohl der Vater als auch die Mutter können beim hereditären Angioödem die Genveränderung an die Kinder weitergeben. In den meisten Fällen ist daher nicht nur ein Familienmitglied vom hereditären Angioödem betroffen.

Hereditäres Angioödem in der Familie ansprechen

Wenn ein:e nahe:r Verwandte:r (Eltern, Geschwister) bereits diagnostiziert wurde, ist es wichtig, auch ohne Symptome eine Untersuchung in Betracht zu ziehen, da das hereditäre Angioödem (HAE) vererbt werden kann.

Wenn bei Ihnen ein HAE diagnostiziert wurde, sollten Sie Ihre Verwandten informieren, damit auch diese sich testen lassen können.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
4.9/5 - (14)
Geprüft OÄ Priv.-Doz.in DDr.in Sabine Altrichter: Stand Oktober 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Angioödem
Schwellung der tieferen Hautschichten, oft verursacht durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen.
C1-Esterase-Inhibitor
(C1-Inhibitor oder C1-Esterasehemmer)
Wichtiges Protein im menschlichen Körper, das eine besondere Rolle im Immunsystem und bei der Regulierung von Entzündungsprozessen spielt. Lässt sich im Blut messen.  
Chromosomen
Strukturen in den Zellen, die DNA enthalten. DNA speichert unsere genetischen Informationen.  Jeder Mensch hat 46 Chromosomen, die in 23 Paare aufgeteilt sind. Davon sind 22 Paare Autosomen und 1 Paar Geschlechtschromosomen (X und Y).  Je ein Teil des Paars kommt von der Mutter und das andere vom Vater. Die Chromosomen helfen dabei, die DNA richtig zu verteilen, wenn sich Zellen teilen und neue Zellen gebildet werden. 
Hereditär
(Vererbt)
beschreibt Krankheiten oder Eigenschaften, die genetisch weitergegeben werden