1. Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) einfach erklärt

Was ist eine hypertrophe Kardiomyopathie?

Die hypertrophe Kardiomyopathie, kurz HCM, ist eine Erkrankung des Herzmuskels. Der Begriff setzt sich aus zwei Teilen zusammen:

  • Hypertroph“ bedeutet, dass etwas übermäßig wächst oder vergrößert ist – in diesem Fall der Herzmuskel.
  • Kardiomyopathie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Erkrankung des Herzmuskels“ (kardio = Herz, myo = Muskel, pathie = Krankheit).

Zusammengefasst kann man den Begriff also mit „verdickende Herzmuskelerkrankung“ übersetzen. Bei einer HCM verdickt sich der Herzmuskel vor allem im Bereich der linken Herzkammer. Wie genau die HCM die Funktion des Herzens beeinträchtigt, wird in der Lektion „Ursachen und Entstehung der HCM“ genauer erklärt.

Formen der HCM

  • Obstruktive HCM (ca. 70 % aller Patient:innen): Der verdickte Herzmuskel blockiert teilweise, dass Blut aus der linken Herzkammer fließen kann. Das Herz muss gegen einen erhöhten Widerstand anpumpen, um das Blut in die Hauptschlagader (Aorta ) zu befördern.
  • Nicht-obstruktive HCM (ca. 30 %): Der Herzmuskel ist verdickt, aber es kommt zu keiner Einengung. Das Blut ist nicht wesentlich behindert, direkt abzufließen. Dennoch kann die Steifheit des Herzmuskels die Füllung der Kammer verringern und Symptome verursachen.

Beide Formen können zu ähnlichen Beschwerden führen, die aber aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Die Unterscheidung dieser beiden Formen ist vor allem wichtig, um die passenden Therapie auszuwählen. Es gibt auch andere Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien), wie die ischämische oder die dilatative Kardiomyopathie. Diese können ähnliche Beschwerden machen, haben aber andere Ursachen und Behandlungsprogramme als die HCM. Die Gemeinsamkeit ist, dass es ebenfalls Erkrankungen des Herzmuskels sind.

Symptome bei HCM: Vergleich gesundes Herz - Herz mit HCM. Herz mit HCM unterscheidet sich durch einen verdickten Herzmuskel.

Welche Aufgaben hat der Herzmuskel und wie werden diese bei einer HCM beeinträchtigt?

Das Herz funktioniert wie eine Pumpe. Dabei hat der linke Teil des Herzens (die linke Herzkammer) die Aufgabe, sauerstoffreiches Blut in den gesamten Körper zu pumpen. Bei der HCM ist diese Funktion gestört. Das führt dazu, dass weniger Sauerstoff zu den Organen gelangt – besonders bei körperlicher Belastung. Die Folge dieser zu geringen Versorgung des Körpers mit Sauerstoff ist häufig Atemnot.

Ursachen der Symptome

  • Fehlfunktion in der Füllungsphase: Durch die Verdickung des Herzmuskels wird die Herzkammer kleiner. Dadurch passt weniger Blut in die Herzkammer, sie füllt sich weniger. Außerdem ist der Herzmuskel durch die zusätzlichen Muskelfasern steifer, was die Füllung noch weiter erschwert. Dieses Problem nennt man in der Fachsprache „gestörte passive Füllungsphase“.

Gestörte passive Füllungsphase

Bei HCM ist der Innenraum der Herzkammern kleiner als normalerweise und die Steifigkeit des Muskels nimmt zu. Stellen Sie sich einen Ballon vor: Ein dünnwandiger Ballon dehnt sich leicht und kann viel Wasser aufnehmen. Ein Ballon mit dicken, steifen Wänden hingegen dehnt sich kaum und fasst weniger Wasser. Genauso ist es bei HCM mit der linken Herzkammer. Das erschwert das Einströmen des Blutes, da die Kammern sich nicht mehr ausreichend dehnen können. Diese Dehnung passiert ohne zusätzliche aktive Anstrengung, also passiv. Man spricht daher von einer „gestörten passiven Füllungsphase“. Diese Einschränkung führt dazu, dass das Herz weniger Blut aufnimmt und somit auch weniger Blut in den Körper pumpen kann. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung der Organe beeinträchtigt.

  • Verengung (Obstruktion): Bei der obstruktiven Form der HCM kann die Verdickung des Herzmuskels den Weg des Blutflusses verengen. Dadurch muss das Herz mehr Kraft aufwenden, um das Blut weiter zu pumpen.
  • Herzrhythmusstörungen: Die Veränderungen des Herzmuskels bei HCM können zu Störungen in der elektrischen Steuerung des Herzens führen. Daher kann es zu unregelmäßigen Herzschlägen kommen, sogenannten Herzrhythmusstörungen. Diese können harmlos sein, aber auch ernsthafte Folgen haben. Sie erhöhen das Risiko für einen plötzlichen Herztod, insbesondere bei jungen Menschen und Sportler:innen.

Wie häufig ist HCM und wer ist davon betroffen?

Etwa 0,2 % der Bevölkerung sind von der HCM betroffen – das ist etwa eine von 500 Personen. Besonders bei jungen Menschen unter 30 Jahren, vor allem bei Leistungssportler:innen, gilt die HCM aber als eine der häufigsten Ursachen für einen plötzlichen Herztod. ​ Sowohl Männer als auch Frauen können an HCM erkranken. Etwa 60 % der Betroffenen sind männlich, 40 % weiblich.

Mehr Informationen zum Thema Sport bei HCM finden Sie in der Schulung „Sport und hypertrophe Kardiomyopathie“.

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Geprüft Priv.-Doz. DDr. Daniel Dalos: Stand Juni 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Aorta
Hauptschlagader.  Die größte Arterie des menschlichen Körpers. Sie entspringt der linken Herzkammer und transportiert das sauerstoffreiche Blut vom Herzen weg in den Körper.
Gen
Ein winziger Abschnitt unserer Erbinformation, der DNA. In der DNA sind Funktionen und Merkmale des Körpers festgelegt, zum Beispiel die Augenfarbe.