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Kurs Behandlung der Angina pectoris: Lektion 2 von 7

Verhalten bei einem akuten Angina-pectoris-Anfall

Bei einem Angina-pectoris-Anfall handelt es sich um eine akut auftretende Schmerzattacke, die von vielen PatientInnen als lebensbedrohlich empfunden wird. Was bei einem solchen Anfall geschieht, wie Sie am besten darauf reagieren und wann Sie die Notärztin/den Notarzt hinzuziehen sollten, erfahren Sie in dieser Lektion. Darüber hinaus lernen Sie, wie Nitro-Präparate wirken und wie diese anzuwenden sind.

Video Transkript

Was passiert bei einem Angina-pectoris-Anfall?

Bei einem Angina-pectoris-Anfall kommt es zu einer akuten Sauerstoff-Unterversorgung des Herzmuskels. Das wird von vielen Patientinnen und Patienten als starker Druck hinter dem Brustbein wahrgenommen. Aber Vorsicht: Es können auch mildere Symptome auftreten, auch Symptome wie zum Beispiel Kieferschmerzen oder Schmerzen, die in den linken Arm ausstrahlen. Jedenfalls ist es für jeden Patienten wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen.

Wodurch kann ein Angina-pectoris-Anfall ausgelöst werden?

Ein Angina-pectoris-Anfall kann durch körperliche oder psychische Anstrengung ausgelöst werden. Bei stabiler Angina pectoris sind die Auslöser immer ungefähr bei einem selben Belastungsniveau. Bei instabiler Angina pectoris kann es auch in Ruhe auftreten oder bei sehr niedrigem Belastungsniveau oder es ist sogar der erste Anfall, den man erlebt.

Ist es sinnvoll dass ich mich schone, damit ich keinen Anfall auslöse?

Wenn man sich zu stark schont, verliert man viel an Funktionalität. Wir raten natürlich allen Patienten mit Angina pectoris, nicht Höchstleistungen zu vollbringen. Aber es soll ein moderates Leistungsniveau aufrechterhalten werden.

Wie reagiere ich bei einem Anfall richtig?

Wenn ich einen Angina-pectoris-Anfall habe; sollte ich mich in eine Ruheposition begeben. Das heißt: Wenn ich stehe, sollte ich mich auf jeden Fall hinsetzen. Es ist auch nicht peinlich, wenn man sich auf der Straße mal hinsetzt, weil man sich unwohl fühlt. Es ist immer noch besser, als dann plötzlich umzufallen. Jedenfalls sollte ich mich in eine Ruheposition begeben. Und ganz wichtig: Ich sollte Hilfe holen. Wenn ich nicht alleine bin, ist das leicht. Aber wenn ich alleine bin, sollte ich Passanten zum Beispiel, bitten dass sie bei mir bleiben sollen.

Was bewirken Nitro-haltige Medikamente bei einem Anfall?

Das kurzwirksame Nitroglyzerin fördert eine akute Erweiterung der Herzgefäße. Dadurch kann wieder mehr Sauerstoff zum Herzmuskel gelangen, auch wenn dort eine Engstelle ist. Das Nitro sollte bereits nach ein bis zwei Minuten wirken, und es sollte zu einer deutlichen Erleichterung der Beschwerden kommen.

Was sollte ich bei der Einnahme von Nitro-haltigen Medikamenten beachten?

Viele Patienten können mit Nitroglyzerin sehr, sehr gut umgehen. Sie brauchen vielleicht ein- bis zweimal pro Woche einen Nitro-Hub. Wenn die Anzahl der Nitro-Gaben zunimmt, sollte man sehr vorsichtig sein. Man sollte auch nicht Nitroglyzerin einfach hintereinander geben. Zwei Hübe sind genug. Dann muss man abwarten, ob die Wirkung eintritt.

Kann ich Nitro-haltige Medikamente auch zur Vorbeugung vor belastenden Situationen einnehmen?

Nitro-haltige Präparate dienen alleine zur Anfallprophylaxe, wenn sie kurzwirksam sind. Es gibt auch langwirksame Nitro-Präparate. Die kann man natürlich präventiv eingeben. Aber der Nitro-Spray selber sollte nur im Anfall eingesetzt werden.

Wie viele Medikamente kann ich zusätzlich einnehmen, wenn die verordnete Dosierung nicht ausreicht?

Prinzipiell ist zu sagen, dass man Anti-anginöse Therapien nur nach Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt einnehmen sollte. Das Nitro kann man selber managen. Wie gesagt: Es sollte nicht zu viel angewendet werden. Wenn es zu viel wird, dann braucht man wieder eine Konsultation bei seinem Arzt.

Wie kann ich einen Herzinfarkt von einem Angina-pectoris-Anfall unterscheiden?

Prinzipiell ähneln sich eine Angina-pectoris-Anfall und ein Herzinfarkt in ihrer Art und Weise der Beschwerden. Aber: In der Regel ist ein Herzinfarkt noch wesentlich dramatischer, und die Beschwerden werden als wesentlich intensiver wahrgenommen. Einer der Hauptunterschiede ist, dass bei dem Herzinfarkt die Beschwerden nicht einfach wieder verschwinden nach einigen Minuten, sondern dass sie anhalten. Jedenfalls ist es so: Wenn ein Angina-pectoris-Anfall länger dauert als gewöhnlich, länger und vielleicht mit ungewöhnlichen Symptomen verknüpft ist, dann sollte man nicht zögern und Hilfe herbeiholen. Das ist in diesem Fall nicht sein behandelnder Arzt, sondern das ist die Rettungskette. Das ist die Nummer des Notarztes 144.

Auf den Punkt gebracht

  • Ein Anfall kann ganz unterschiedliche Symptome hervorrufen.
  • Auch Symptome wie Übelkeit, Luftnot und allgemeine Schwäche sind möglich.
  • Ist ein Angina-pectoris-Anfall länger oder stärker als gewohnt, sollten Sie die Rettung rufen.

Was passiert bei einem Anfall?

Ein Angina-pectoris-Anfall ist in den meisten Fällen ein Symptom einer koronaren Herzerkrankung. Bis zu einem gewissen Grad kann Ihr Herz die durch die Krankheit verminderte Blutversorgung ausgleichen. Benötigt Ihr Körper jedoch aufgrund einer höheren körperlichen oder seelischen Belastung mehr Sauerstoff, muss Ihr Herz seine Pumpleistung erhöhen. Hierfür braucht es selbst mehr Sauerstoff.

Können die erkrankten Koronararterien diesen nicht liefern, wird das Herzmuskelgewebe zeitweilig unterversorgt. Der daraus resultierende Sauerstoffmangel kann einen Angina-pectoris-Anfall und die damit verbundenen Schmerzen und Druckgefühle auslösen.

Wie verhalte ich mich bei einem Anfall richtig?

Viele PatientInnen mit Angina pectoris kennen die typischen Beschwerden und wissen, was zu tun ist. Eine Ruhepause oder der Einsatz von Nitrospray bewirken meist eine rasche Linderung. Klingen die bekannten Symptome nicht nach der gewohnten Zeit ab oder treten in kurzen Abständen wieder auf, handelt es sich um eine instabile Angina pectoris. Dieser Zustand ist als äußerst kritisch anzusehen, da rund 20 Prozent der Betroffenen bald darauf einen akuten Herzinfarkt erleiden.

Für den akuten Angina-pectoris-Anfall empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

  1. Versuchen Sie ruhig zu bleiben.
  2. Nehmen Sie Ihr Notfallmedikament ein.
  3. Öffnen Sie beengende Kleidung.
  4. Sorgen Sie für frische Luft.

Tritt keine Besserung auf:

  1. Rufen Sie die 112 an. Diese Nummer dient als Notruf in ganz Europa. In Österreich erreichen Sie die Rettung auch direkt unter 144.
  2. Sind Sie allein zu Hause, öffnen Sie die Wohnungs- bzw. Haustür, damit die Notärztin/der Notarzt auch dann eintreten kann, wenn sich Ihr Zustand stark verschlechtert.

Wann sollte Ich zur Ärztin/zum Arzt gehen?

Gehen Sie noch am selben Tag zum Arzt, wenn:

  • Sie plötzlich nachts oder bei geringen Belastungen einen Anfall erleiden,
  • Sie immer häufiger unter Anfällen leiden und mehr Nitrospray benötigen,
  • Sie erstmals durch körperliche oder psychische Belastung oder durch Kälte ein kurzzeitiges Druck- und Engegefühl im Bereich des Herzens verspüren.

Wann sollte Ich die Notärztin/den Notarzt rufen?

Jeder Angina-pectoris-Anfall könnte auch ein Herzinfarkt sein.

Rufen Sie sofort den Notarzt, wenn:

  • Sie erstmals unter minutenlang anhaltenden brennenden Schmerzen, Druck- oder Engegefühlen im Brustkorb leiden,
  • bereits vertraute Angina-pectoris-Symptome trotz körperlicher Ruhe über 20 Minuten anhalten,
  • sich Ihr Zustand nicht innerhalb von fünf Minuten nach Einnahme des Nitropräparates bessert.

Notfallmedikamente für die Selbstbehandlung

Nitropräparate sind das wichtigste Erste-Hilfe-Medikament bei einem akuten Angina-pectoris-Anfall. In der Regel bewirken diese Arzneimittel eine sofortige Erweiterung der Gefäße. Dadurch wird Ihr Herz entlastet. Ihr Blutdruck sinkt und Sie benötigen weniger Sauerstoff.

Wie wirken Nitropräparate?

Der in den Medikamenten enthaltene Wirkstoff Nitroglycerin wird in ihrem Körper in Stickstoffmonoxid umgewandelt. Dieses sorgt dafür, dass sich die Herzkranzgefäße entspannen, wodurch Ihr Herz wieder besser mit Blut und Sauerstoff versorgt wird.

Wie werden Nitropräparate angewendet?

Nitropräparate werden meist als Spray oder als Kapseln zum Zerbeißen eingenommen.

Da durch die gefäßerweiternde Wirkung der Medikamente auch der arterielle Blutdruck gesenkt wird und es dadurch zu Kreislaufproblemen kommen kann, sollte die Einnahme unabhängig von der Darreichungsform stets im Sitzen oder im Liegen erfolgen.

Bei zu niedrigen Blutdruckwerten (der erste –systolische- Wert < 100 mmHg) sollte auf die Anwendung von akut wirksamen Nitropräparaten generell verzichtet werden.

Nitrospray:

  1. Entfernen Sie die Schutzkappe.
  2. Drücken Sie den Sprühkopf so lange herunter, bis Sie Flüssigkeit austreten sehen. Damit ist das Gerät einsatzbereit.
  3. Öffnen Sie den Mund, heben Sie die Zunge leicht an und sprühen Sie ein bis dreimal unter die Zunge (nicht inhalieren).
  4. Stellt sich nach ein bis zwei Minuten keine Besserung ein, wiederholen sie den Vorgang.
  5. Verschließen Sie die Flasche nach der Anwendung wieder mit der Schutzkappe.

Nitrokapseln zum Zerbeißen:

  1. Nehmen Sie die Kapsel in den Mund und zerbeißen Sie diese.
  2. Belassen Sie den austretenden flüssigen Kapselinhalt möglichst lange im Mund.
  3. Die leere Kapsel können Sie ausspucken oder runterschlucken.

Wussten Sie schon

Sofern Sie Ihr Nitropräparat nicht übermäßig oft verwenden, müssen Sie keinen Gewöhnungseffekt befürchten. Das bedeutet, Sie können das Mittel bei einem Angina-pectoris-Anfall immer wieder und ebenso wirkungsvoll einsetzen.

Geprüft Prim. Priv.-Doz. Dr. Georg Delle Karth: Stand Februar 2019 | AT-RAN-30-06-2019

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Angina pectoris“

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