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Kurs Hämophilie – Übungen: Lektion 1 von 6

Wie bewegt man sich richtig?

Ein regelmäßiges, zwei- bis dreimal wöchentlich durchgeführtes Trainingsprogramm kann helfen, Gelenkschäden bei Hämophilie-Patienten vorzubeugen oder die Symptome bereits vorhandener Schädigungen zu mildern. Um die Verletzungsgefahr während des Trainings zu minimieren und den Trainingserfolg zu gewährleisten, sollten Sie jedoch einige wichtige Dinge beachten.

Richtig trainieren

In unserem Video „Richtig trainieren“ erklären wir Ihnen, weshalb das Aufwärmen und Dehnen vor dem Sport unerlässlich ist und welche Auswirkungen durch eine Überbelastung bei sportlicher Betätigung drohen.

Video Transkript

Weshalb sind Aufwärmen und Dehnen vor dem Sport unerlässlich?

Insbesondere das sogenannte bradytrophe Gewebe, das ist das Knorpelgewebe, braucht eine etwas längere Anpassungsphase an Belastungen. Insofern macht das nicht nur für den Hämophilie-Patienten Sinn, sondern für jeden, der sich sportlichen Belastung aussetzt und Interesse daran hat, seinen Gelenken diese Bewegungen und Belastungen so lange wie möglich zu ermöglichen, dass ein strukturiertes und langsames gutes Aufwärmprogramm der sportlichen Belastung vorausgeht, um insbesondere diesem Gewebe die Möglichkeit zu geben zu erwärmen, elastischer zu werden.

Die Gelenkinnenhaut gibt entsprechende Flüssigkeit ab, so dass das Gelenk sich auch leichter bewegen lässt.

Das sind alles Bedingungen, die notwendig sind zum Schutz der Gelenke und auch eine bestmögliche und gute Belastung und Leistung im Sport zu ermöglichen.

Welche Auswirkungen hat eine Überbelastung beim Sport?

Eine zu hohe Belastung kann die Erkrankung selber in keiner Weise positiv oder negativ beeinflussen. Was beeinflusst wird, ist die Situation insbesondere an den Gelenken. Was es gilt zu vermeiden, dass Gelenke nach Belastungen Schmerzen oder auch Schwellungen aufweisen.

Gezielter Muskelaufbau

Von einem gezielten Muskeltraining können Menschen mit Hämophilie auf vielfältige Weise profitieren. Zum einen schützen gut trainierte Muskeln die Gelenke und beugen dadurch Blutungen vor, zum anderen sind sie eine ideale Voraussetzung für die Ausübung anderer Sportarten. Darüber hinaus hilft Ihnen das Krafttraining, überflüssige Kalorien zu verbrennen und Ihr Körpergewicht in einem gesunden Bereich zu halten.

Was Sie als Hämophilie-Patient hinsichtlich des Muskelaufbaus beachten sollten und welchen besonderen Stellenwert die Stärkung der Muskulatur für Sie hat, erfahren Sie in unserem Video zum Thema „Muskelaufbau“.

Video Transkript

Was sollten Hämophile hinsichtlich des Muskelaufbaus beachten?

Der Wunsch ist sehr häufig genannt, insbesondere bei jüngeren Hämophilie-Patienten: „Kann ich ein Fitness-Training, welches auch ein Muskeltraining natürlich beinhaltet, durchführen? Ist es möglich für mich, in einem Fitnessstudio mich anzumelden und dort Sport zu treiben?“ — Das ist mit Ja zu beantworten: Es ist möglich, und es macht sogar sehr, sehr viel Sinn, weil gerade diese Belastungen in einem Fitnessstudio und auch in entsprechend ausgestatteten Fitnessstudios mit Großgeräten und Kleingeräten ein sehr strukturiertes und auch ein sehr sicheres Training ermöglicht.

Nichtsdestotrotz ist es wichtig, darauf zu achten, dass die belastenden Steigerungen sehr durchdacht, sehr langsam erfolgen, um dem Knochenknorpelgewebe, Bandgewebe, Dehnstrukturen, die einfach viel mehr Zeit brauchen zur Adaptation, zur Anpassung an Belastungen, dass sie die Zeit bekommen, sich entsprechend gut anzupassen und das Gelenk damit stärken, aber auch maximalen Schutz ausüben.

Zweitens ist von großer Bedeutung, dass die Druckbelastungen beim Muskeltraining so gering wie möglich gehalten werden. Das heißt, dass schnelle ruckartige Druckbelastungen möglichst vermieden werden sollen und dass die Belastung in dem entsprechenden Gelenk dann auch so klein wie möglich zu halten. Das ist dem Muskeltraining nicht abträglich. Nichtsdestotrotz ist ein sehr, sehr gutes Muskeltraining auch mit entsprechenden Steigungen dann sehr gut machbar und möglich.

Warum hat die Stärkung der Muskulatur für Hämophile einen besonderen Stellenwert?

Das Muskeltraining macht für Hämophilie-Patienten sehr, sehr viel Sinn. Schaut man sich die Möglichkeiten eines Muskels, Kraft zu entwickeln, an, dann gibt es drei zu nennen:

  • das eine ist eine konzentrische Kraft — der Muskel zieht sich zusammen,
  • es ist eine isometrische Kraft — der Muskeln entwickelt Kraft, ohne seine Länge zu verändern,
  • oder der Muskel entwickelt Kraft, indem er sich lang zieht (exzentrische Kraft).

Alle drei Kraftformen treten im täglichen Leben auf. Nehmen wir uns das Beispiel des Treppengehens: Wenn man treppab geht, wird Kraft entwickelt, indem der Muskel sich lang zieht. Das bedeutet: Es ist eine exzentrische Kraftbelastung. Und je besser ich in der Lage bin als Mensch, auch als Hämophilie-Patient, diesen Belastungen standzuhalten, umso höher ist der Gelenkschutz.

Das bedeutet: Ein gut trainierter Körper bedeutet auch immer, dass die Gelenke einen guten Schutz haben.

Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem Sportwissenschaftler Ralf Kalinowski entwickelt: Stand 17.12.2018

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Hämophilie verstehen“

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