Univ.-Prof. Dr. Martin Schindl, Facharzt für Chirurgie, Leiter der Spezialambulanz für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege an der Universitätsklinik für Chirurgie des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Wien, beantwortet im Video "Weitere Therapiemöglichkeiten" folgende Fragen:
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Welche Therapiemöglichkeiten gibt es, wenn der Tumor nicht operabel ist?
Ist ein Pankreaskarzinom aufgrund des lokal fortgeschrittenen Tumorstadiums mit Wachstum in die Umgebung oder auch aufgrund von Metastasierung primär nicht resektabel (entfernbar), gibt es die Möglichkeit, eine systemische Chemotherapie durchzuführen. Es wird Infusions-Chemotherapie durchgeführt, um hier bei Tumoransprechen den Tumor zu verkleinern und in einem zweiten Schritt eine Resektion durchführen zu können.
Daneben gibt es die Strahlentherapie, die eine lokale beziehungsweise eine lokoregionale Tumor-Kontrolle erlaubt. Auch hier ist eine Verkleinerung des Tumors das Ziel, um sekundär, in einem zweiten Schritt, dann eine Resektion durchführen zu können.
Was passiert bei der Strahlentherapie?
Bei der Strahlentherapie werden die Tumorzellen in der Bauchspeicheldrüse durch fokussierte Bestrahlung zerstört. Der Körper ersetzt diese Tumorzellen durch Narben, und es kommt so zu einer Schrumpfung des Tumors. Das ist in der CT- und in der MR-Untersuchung sehr schwierig zu unterscheiden, ob das jetzt noch aktive Tumorzellen sind oder hier nur mehr Narbengewebe vorliegt- Das heißt, wenn man ein Ansprechen auf die Chemotherapie und Strahlentherapie vermutet, keine Hinweise auf ein Wachstum des Tumors hat, würde man dann in einem zweiten Schritt auch eine Operation anstreben, um hier zu klären, ob dann der Tumor resektabel ist.
Was passiert bei der Chemotherapie?
Bei einer Chemotherapie wird durch verschiedene Substanzen der Tumor behandelt. Die Tumorzellen werden durch diese Substanzen zerstört und so wird auch der Tumor insgesamt verkleinert, dass über die Zeit die Erkrankung stabil bleibt. Im Idealfall wird der Tumor so weit verkleinert, dass man dann in einem zweiten Schritt auch eine Entfernung, eine Resektion, des Tumors beziehungsweise des Tumor-tragenden Bauchspeicheldrüsenanteils erreichen kann.
Ist nach der Therapie eine Nachsorge erforderlich?
Nach einer Bauchspeicheldrüsen-Operation wegen eines Pankreaskarzinoms ist unbedingt eine Nachsorge notwendig. Die Nachsorge verfolgt drei Ziele. Das erste Ziel der Nachsorge ist, möglichst früh zu erkennen, ob eine Tumor-Erkrankung wieder auftritt. Die Kontrolle erfolgt sowohl lokal dort, wo der Tumor entfernt wurde, als auch an anderer Stelle, regionalen Lymphknoten oder entfernt in anderen Organen. Dies dient dazu, ein möglichst frühes Stadium des Rezidivs, des Wiederauftretens möglichst rasch behandeln zu können und so gute Behandlungschancen zu haben.
Die Nachsorge findet zeitnah statt in den ersten zwei Jahren alle drei Monate. Dabei ist das klinische Gespräch über Beschwerden über Gewohnheiten wichtig.
Das Zweite ist die bildgebende Untersuchung. Hier steht auch die Computertomographie im Vordergrund.
Und dann ist ein Verlauf eines bestimmten Tumormarkers wichtig. Das ist das CA 19-9, das vor einer Behandlung und im Verlauf der Nachsorge bestimmt wird. Dabei muss man aufpassen, dass in einer kleinen Gruppe von Patienten und Patientinnen und von Menschen aufgrund verschiedener Spezifikationen dieses CA 19-9 nicht gebildet werden kann, weder vor einer Operation oder vor einer Behandlung noch danach. Dann kann man diese Verlaufskontrolle durch den Tumormarker nicht durchführen. Die meisten Menschen und die meisten Tumoren können aber CA 19-9 produzieren, und hier ist eine Verlaufskontrolle auch mit diesem Tumormarker möglich.
Geprüft Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Schindl: Stand 07.12.2018