Es kann vorkommen, dass Sie mit Ihrer Erkrankung in unangenehme Situationen geraten. Um sie gekonnt zu meistern, gibt es jedoch gute Lösungsstrategien. Beschäftigen Sie sich schon im Vorfeld damit, wie Sie reagieren könnten. Falls es dann tatsächlich einmal zu einer solchen Situation kommt, können Sie besser damit umgehen.
Herausfordernde Situationen und mögliche Lösungen
Menschen mit Lungenhochdruck berichten manchmal von Bemerkungen, Fragen und Situationen, die ihnen unangenehm waren. Geht es Ihnen auch manchmal so? Dann sollten Sie sich passende Antworten und Strategien zurechtlegen, mit denen Sie gut umgehen können. Ein paar Beispiele für Sie:
Die Meinung anderer
Eigentlich sollte es uns egal sein, was andere denken. Doch das ist leider oft sehr schwer. Wenn Sie merken, dass die (vermutete oder tatsächliche) Meinung anderer Ihnen nahe geht, dann helfen Ihnen vielleicht unsere Tipps.
Ich habe Angst, andere könnten mich für faul oder für einen Simulanten halten.
Bei engen Freunden und Verwandten können Sie vorbeugen, indem Sie medizinische Infos und Broschüren weitergeben und erzählen, wie es Ihnen geht. Möglicherweise ist es hilfreich, Vertrauenspersonen zu Arztgesprächen mit zu nehmen. Oder Sie bitten sie, den Strohhalmtest durchzuführen, den wir Ihnen in Lektion 2 vorgestellt haben.
Bei Fremden oder losen Bekannten ist die Sache schon schwieriger. Umgekehrt brauchen Sie bei ihnen nicht so viel Wert darauf zu legen, was sie denken. Mögliche schlagfertige Antworten auf die Aussage „Du wirkst gar nicht krank.“ wären zum Beispiel:
Ich mache mir Sorgen, was andere denken könnten, wenn ich mit Sauerstoff in der Öffentlichkeit bin.
Ich muss immer wieder Termine kurzfristig absagen oder will mich gar nicht erst langfristig festlegen, weil sich meine Tagesverfassung nicht vorhersagen lässt.
Selbstbewusst auftreten
Wenn man andere um Rücksicht bitten muss, fühlt man sich schnell als aufdringlicher Bittsteller. Das führt oft dazu, dass man die eigenen Bedürfnisse unsicher und vor allem nicht klar verständlich kommuniziert. Als erstes sollten Sie sich daher selbst klarmachen, dass Sie aufgrund Ihrer Erkrankung gerechtfertigter Weise besondere Rechte haben. Und Menschen denen wirklich etwas an Ihnen liegt, sind auch bereit, etwas Rücksicht zu nehmen. Egal ob Freunden oder Fremden gegenüber, wichtig ist, dass Sie sich nicht selbst klein machen, sondern selbstbewusst Ihre Bedürfnisse kommunizieren. Nur so können Sie die Unterstützung erhalten, die Ihnen gebührt.
Wie kann ich in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Sitzplatz beanspruchen?
Oft reicht es schon, einfach darum zu bitten, ohne es genauer zu begründen. Falls das nicht genügt, können Sie überlegen, ob Sie nicht Ihren Behindertenausweis vorzeigen wollen. Oder Sie legen sich auch hier einen einfachen Satz zurecht, zum Beispiel so:
„Könnten Sie mir bitte Ihren Platz überlassen?“
Oder, wenn Sie sich zu einer kurzen Erklärung bereit fühlen:
„Man sieht es mir zwar nicht an, aber ich kann aufgrund einer Erkrankung nicht lange stehen und bin auf einen Sitzplatz angewiesen. Könnten Sie mir Ihren Platz überlassen?“
Und wenn darauf eine patzige Antwort nach dem Motto „Sie sind doch gar nicht krank“ folgt?
Wenn Sie in der Stimmung dafür sind, könnten Sie mit einer überraschenden Zustimmung kontern, statt sich zu rechtfertigen. Möglich wäre beispielsweise ein „Ja klar, ich hatte einfach keine Lust zu stehen und scheuche deshalb unbekannte Menschen von ihren Plätzen auf!“
Falls Sie die Wogen glätten wollen, können Sie es auch mit folgenden Worten versuchen: „Ich weiß, man sieht es mir nicht an. Leider bin ich es aber dennoch. Da Sie sympathisch aussehen, dachte ich mir ich bitte Sie um Hilfe.“ Damit schmeicheln Sie dem Ego Ihres Gegenübers, wodurch er oder sie gleich lieber hilft. Schließlich wollen wir doch alle Helden des Alltags sein.
Ich darf nicht schwanger werden und leide darunter. Wie kann ich damit umgehen, wenn andere von ihren Schwangerschaften oder Kindern erzählen?
Versuchen Sie, das Thema einmal bewusst direkt anzusprechen, damit Sie nicht aus heiterem Himmel damit konfrontiert werden. Formulieren Sie offen und als Ich-Botschaft, dass es Ihnen unangenehm ist, wenn Sie immer wieder mit diesem Thema konfrontiert werden. Erwähnen Sie, dass Sie sich natürlich für die anderen freuen. Bitten Sie trotzdem darum, diese Themen in Ihrer Anwesenheit ein Stück zurückzufahren.
Geprüft Dr. med. Iris Herscovici: Stand Dezember 2019