4. Verlaufskontrolle und Nachsorge bei Multiplem Myelom

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei Multiplem Myelom

Nach der Diagnose beginnt in der Regel eine Therapie. Diese muss engmaschig überwacht werden – sowohl, um zu sehen, ob Sie die Behandlung gut vertragen, als auch, ob sie tatsächlich wirkt.

Im Mittelpunkt dieser Laborkontrollen stehen die Eiweißstoffe, die das Multiple Myelom produziert:

  • Komplette Immunglobuline (M-Protein): ganze Antikörper , die sich im Blut messen lassen.
  • Inkomplette Immunglobuline (Leichtketten): Eiweißbruchstücke, die im Blut und manchmal auch im Urin nachweisbar sind.

Unter einer wirksamen Therapie sollte die Menge dieser Eiweiße abfallen, weil die krankhaften Plasmazellen bekämpft werden und kein neues Protein mehr nachgebildet wird.

Gleichzeitig bessern sich oft auch die durch das Multiple Myelom verursachten Organschäden, zum Beispiel eine Blutarmut (Anämie ) oder eingeschränkte Nierenwerte. Die Bewertung ausschließlich dieser Blutbefunde ist jedoch nicht genug, da auch manche Therapien selbst die Blutwerte verändern oder verfälschen können. Deshalb lassen sich Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf nicht allein aus dem Blutbild ziehen. Verlässlich bleibt aber die Messung der Eiweißstoffe (M-Protein in der Eiweißelektrophorese oder Leichtketten ). Anhand dieser Werte kann beurteilt werden, ob die Therapie funktioniert oder ob ihre Wirkung nachlässt.

Verlaufskontrollen erfolgen in der Regel etwa alle drei Monate. Dabei beobachten Ihre Ärzt:innen, wie sich die Erkrankung entwickelt und ob die Behandlung wirkt. Dazu gehören vor allem Blut- und Urinuntersuchungen. Das Blutbild wird meist häufiger kontrolliert, um mögliche Nebenwirkungen der Behandlung rechtzeitig zu erkennen. In unserer Schulung „Gutes Arztgespräch beim Multiplen Myelom“ erfahren Sie, wie Sie sich auf Ihren Termin vorbereiten können.

Eine Knochenmarkpunktion ist nicht Bestandteil jeder Kontrolle. Sie wird nur dann durchgeführt, wenn im Blut keine Eiweißstoffe mehr nachweisbar sind und Ärzt:innen überprüfen möchten, ob sich auch im Knochenmark keine krankhaften Plasmazellen mehr befinden.

Auch bildgebende Verfahren wie CT-Aufnahmen gehören nicht zu den Routinekontrollen. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn neue oder veränderte Knochenschmerzen auftreten, um mögliche neue Schäden oder Veränderungen sichtbar zu machen.

Was bedeutet ein Rückfall (Rezidiv) bei Multiplem Myelom?

Ein Rückfall bedeutet, dass das Multiple Myelom trotz Therapie wieder aktiv wird. Der wichtigste Hinweis darauf ist ein erneuter Anstieg des spezifischen Eiweißes (M-Protein oder Leichtketten), das die krankhaften Plasmazellen produzieren.

Steigen diese Werte im Verlauf deutlich an, ist das ein sicherer Hinweis darauf, dass die bisherige Behandlung nicht mehr ausreichend wirkt. In solchen Fällen besprechen Ärzt:innen mit Ihnen die nächsten Schritte, zum Beispiel eine Anpassung der Therapie.

3 Fragen für mehr Klarheit

Bitten Sie Ihr Behandlungsteam bei den Kontrollterminen um eine kurze Zusammenfassung:

  • Wie entwickeln sich meine Blutwerte?
  • Wirkt die Therapie so, wie wir es erwarten?
  • Müssen zusätzliche Untersuchungen gemacht werden?

So behalten Sie den Überblick und können selbst einschätzen, wie sich Ihre Behandlung entwickelt.

Welche Beschwerden können mit den Veränderungen meiner Blutwerte auftreten?

Blutwerte sind nicht nur Zahlen – sie spiegeln auch wider, wie es Ihnen im Alltag geht. Typische Beschwerden, die mit veränderten Werten zusammenhängen können, sind:

  • Müdigkeit und Schwäche: Die krankhaften Plasmazellen verhindern im Knochenmark die Bildung gesunder roter Blutkörperchen. Dadurch sinkt der Hämoglobinwert – das ist der Anteil des roten Blutfarbstoffs, der Sauerstoff im Körper transportiert – und es kommt zu einer Blutarmut (Anämie). Es wird weniger Sauerstoff transportiert und das Herz muss mehr arbeiten, weswegen Sie sich erschöpft fühlen.
  • Häufige Infekte: Wenn die Zahl der weißen Blutkörperchen sinkt, ist die Abwehr geschwächt. Das passiert, weil das Multiple Myelom die normale Blutbildung hemmt oder weil die Therapie das Immunsystem zusätzlich belastet. Ist die Abwehr reduziert, können Infekte häufiger auftreten oder schwerer verlaufen.
  • Wasseransammlungen: Die Eiweiße, die von den Krebszellen des Multiplen Myeloms gebildet werden, können die Nieren schädigen. Funktioniert die Niere schlechter, lagert der Körper Wasser ein – sichtbar als geschwollene Beine oder Gewichtszunahme.
  • Übelkeit, Erbrechen oder Herzrhythmusstörungen: Wenn das Multiple Myelom die Knochen angreift, wird Kalzium freigesetzt. Steigt der Kalziumwert im Blut zu stark an, kann das Beschwerden wie Übelkeit oder Herzrhythmusstörungen verursachen.

Checkliste: Typische Symptome und Ihre Laborwerte

Symptom Mögliche Ursache Relevanter Laborwert
Müdigkeit, Erschöpfung, Blässe Blutarmut (Anämie) Hämoglobin-Wert ↓
Kurzatmigkeit, Herzklopfen Weniger Sauerstoffträger im Blut Hämoglobin-Wert ↓
Häufige oder schwere Infekte Schwaches Immunsystem Leukozyten ↓
Vermehrte blaue Flecken, langes Nachbluten Gerinnungsstörung Thrombozyten ↓
Geschwollene Beine, Wasseransammlungen, Gewichtszunahme Nierenfunktionsstörung Kreatinin ↑
Übelkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Herzrhythmusstörungen Erhöhte Kalziumwerte durch Knochenschädigung Kalzium ↑
Knochenschmerzen, spontane Knochenbrüche Knochenabbau durch Plasmazellen sichtbar im CT

Achten Sie auf Warnsignale

Wenn Sie neue oder stärker werdende Beschwerden bemerken – etwa zunehmende Müdigkeit, Infekte oder Schwellungen – sprechen Sie Ihr Behandlungsteam an. Solche Symptome können zeigen, dass sich Blutwerte verändern und die Therapie angepasst werden sollte.

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    Prof. Dr. Ralph Wäsch: Stand Dezember 2025 | Quellen und Bildnachweis
    Anämie
    Verminderung der roten Blutkörperchen oder des Hämoglobins im Blut, die zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Symptome können Müdigkeit, Schwäche und Blässe sein.
    Antikörper
    (Immunoglobuline)
    Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
    Bildgebende Verfahren
    Sind medizinische Techniken, mit denen Ärzte Bilder vom Inneren des Körpers erstellen können. Beispiele sind Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Methoden helfen dabei, Krankheiten zu erkennen und zu überwachen, ohne dass eine Operation nötig ist.
    Eiweiße
    (Proteine)
    Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
    Immunglobuline

    Immunglobuline sind Abwehrstoffe des Körpers. Sie werden auch Antikörper genannt und helfen dabei, Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien zu erkennen und zu bekämpfen. Es gibt verschiedene Arten von Immunglobulinen, zum Beispiel IgG, IgA oder IgM.

    Leichtketten
    Leichtketten sind Bestandteile von Antikörpern, die eine wichtige Rolle bei der Bildung und Funktion des Immunsystems spielen.
    Plasmazellen
    Plasmazellen sind eine besondere Form der weißen Blutkörperchen, welche Antikörper bilden.