4. Substitutionstherapie bei Phosphatdiabetes

Was ist eine Substitutionstherapie und wie läuft sie ab?

Unter Substitutionstherapie versteht man eine Behandlung, bei der fehlende oder unzureichend vorhandene Substanzen im Körper durch die Verabreichung entsprechender Arzneimittel ersetzt werden (Substitution). Es handelt sich hierbei um eine historisch gewachsene Therapie bei Phosphatdiabetes bzw. der häufigsten Form der Erkrankung, XLH (X-chromosomale Hypophosphatämie).

Früher wurde die Substitutionstherapie als konventionelle Therapie bezeichnet. Diese Bezeichnung wird heute seltener verwendet, da sich das Verständnis der Erkrankung weiterentwickelt hat. Moderne Ansätze, wie die Behandlung mit Burosumab zur gezielten Blockade von FGF23 , bieten individuellere Optionen, die über die einfache Substitution hinausgehen. Mehr Informationen zur Behandlung mit Burosumab erhalten Sie in der Lektion „Antikörpertherapie bei Phosphatdiabetes„.

Die Substitutionstherapie bei Phosphatdiabetes umfasst eine mehrmalige tägliche Einnahme (bis zu sechsmal täglich, auch nachts) von:

  • Phosphat
  • Aktivem Vitamin D (Calcitriol)
Aktives/inaktives Vitamin D

Aktives Vitamin D, auch Calcitriol genannt, liegt bereits in seiner aktiven Form vor. Das bedeutet, dass keine weiteren Stoffwechselschritte im Körper stattfinden müssen, um es wirksam zu machen, wie es der reguläre physiologische Ablauf wäre. Es kann in Tablettenform eingenommen werden und direkt seine Wirkung entfalten.

Inaktives Vitamin D, auch Cholecalciferol genannt, muss im Körper erst zur aktiven Form umgewandelt werden. Es ist in den gängigen Vitamin D-Präparaten auf dem Markt enthalten.

Reicht auch eine einmalige Gabe von Phosphat am Tag?

Leider hat Phosphat ein schmales therapeutisches Fenster. Das bedeutet, dass die Wirkung von Phosphat nur für wenige Stunden anhält. Daher ist es notwendig, Phosphat mehrmals täglich, einschließlich in der Nacht, einzunehmen.

Wieso bekomme ich zusätzlich aktives Vitamin D (Calcitriol) verschrieben?

Bei Phosphatdiabetes ist das sogenannte FGF23 erhöht. Dies bewirkt nicht nur eine vermehrte Ausscheidung von Phosphat, sondern auch eine fehlerhafte Aktivierung von Vitamin D im Körper.

Das fehlende Vitamin D hat weitreichende Auswirkungen, darunter eine reduzierte Aufnahme von Calcium und Phosphat aus der Nahrung im Darm, was die Knochengesundheit weiter beeinträchtigen kann.

Normalerweise wandelt der Organismus automatisch inaktives Vitamin D in die aktive Form (Calcitriol) um. Dieser Mechanismus ist bei Phosphatdiabetes beeinträchtigt. Somit kommt es sowohl zu Phosphat- als auch zu Vitamin D-Mangel.  Aus diesem Grund ist die zusätzliche Gabe von Calcitriol bei Phosphatdiabetes notwendig.

Welche Nebenwirkungen können bei der Substitutionstherapie auftreten?

Nahezu jede Behandlung kann Nebenwirkungen hervorrufen. Im Zuge der Substitutionstherapie bei Phosphatdiabetes kann Folgendes auftreten:

  • Gastrointestinale Probleme: Übelkeit, Magenschmerzen und Durchfall  können durch die Einnahme der Phosphatpräparate auftreten. Diese können den Magen-Darm-Trakt reizen.
  • Verkalkung der Nieren (Nephrokalzinose): Bei der Substitutionstherapie kann es zu einer Ablagerung von Kalzium im Nierengewebe kommen, was als Nephrokalzinose bezeichnet wird. Diese Verkalkungen verlaufen oft symptomlos und werden häufig zufällig im Röntgenbild entdeckt. Obwohl sie selten Beschwerden verursachen, können sie in schweren Fällen die Nierenfunktion beeinträchtigen. Daher ist eine regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion und des Kalzium-Phosphat-Stoffwechsels während der Therapie wichtig, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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Geprüft OÄ Dr.in Judith Haschka: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
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FGF23
Abkürzung für Fibroblast Growth Factor 23. Dieses Protein ist im Körper wichtig für die Regulation von Phosphat und Vitamin D. Es wird von den Knochen produziert. Die Hauptaufgabe von FGF23 besteht darin, die Menge an Phosphat im Blut zu kontrollieren. Wenn FGF23 in zu großer Menge vorhanden ist, wird zu viel Phosphat ausgeschieden.