2. Überwachung bei lokal begrenztem Prostatakrebs

Was versteht man unter einer „Active Surveillance“-Strategie bei Prostatakrebs?

Die „Active Surveillance“-Strategie ist eine mögliche Therapieoption in frühen Stadien von Prostatakrebs. Anders als bei anderen Krebsarten, kann bei Prostatakrebs in vielen Fällen erst einmal abgewartet werden, bevor man mit einer Behandlung beginnt, da der Krebs meist nicht sehr aggressiv ist und langsam wächst.

Beim Active Surveillance werden nicht direkt Medikamente verabreicht oder eine Operation durchgeführt, sondern der Krebs wird vorerst nur genau von Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten überwacht. Circa alle drei Monate finden hierfür Kontrolluntersuchungen statt. Dabei wird das PSA gemessen, ein Blutwert, der bei Prostatakrebs erhöht sein kann.

Was bedeutet ein erhöhter PSA-Wert?

Der PSA-Wert , kurz für prostataspezifisches Antigen, ist ein Laborwert, der bei einer Blutentnahme ermittelt wird und bei einer Erhöhung auf Prostatakrebs hindeuten kann. Ein hoher PSA-Wert ist aber nicht direkt Grund zur Sorge: Der PSA-Wert kann auch bei Entzündungen, gutartigen Veränderungen oder Druck auf die Prostata, durch zum Beispiel langes Rad fahren, erhöht sein.

Fragen Sie im Zweifelsfall Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren Arzt. Diese können mit Ihnen die möglichen Ursachen durchgehen und eventuell zusätzliche Untersuchungen durchführen.

Mehr Informationen zum PSA-Test finden sie in unserer Schulung „Prostatakrebs verstehen“.

Zusätzlich werden auch ein Ultraschall, sowie eine direkte Tastuntersuchung der Prostata durchgeführt. Dabei tastet der Arzt oder die Ärztin die Prostata über den Enddarm mit dem Finger ab.

Einmal im Jahr sollte auch eine Biopsie der Prostata durchgeführt werden. Dabei wird mit einer feinen Nadel unter lokaler Betäubung ein kleines Gewebsstück entnommen, um dieses anschließend zu untersuchen. Mit diesen Methoden kann der Krebs sehr genau überwacht werden.

Die Active Surveillance eine sehr sichere und erprobte Strategie. In frühen Stadien ist eine Behandlung nicht immer notwendig und mögliche Nebenwirkungen der Therapien können vermieden werden. Durch die strenge Überwachung des Prostatakrebs ist ein Eingreifen und Ändern der Therapie jederzeit möglich.

Unter welchen Bedingungen ist „Active Surveillance“ eine Möglichkeit?

Die Active Surveillance Strategie ist nur in frühen Stadien des Prostatakrebs geeignet. Außerdem ist diese Therapie nur unter bestimmten Umständen möglich:

  • Der Tumor sollte nicht aggressiv sein, also langsam wachsen.
  • Der Tumor darf nur eine Hälfte der Prostata befallen haben und die andere Seite nicht überschreiten.
  • Der PSA-Wert sollte unter 10 ng/ml liegen.
  • Der Gleason Score, ein Punktesystem zur Beschreibung des Prostatakrebs und seiner Wachstumsschnelligkeit, sollte nicht höher als 6 betragen.

Treffen diese Punkte zu, ist die Anwendung einer Active Surveillance Strategie möglich. Dennoch kommen auch andere Therapieoptionen in Frage. Im Rahmen des „Shared Decision Making“ (gemeinsame Entscheidungsfindung) sollten Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zusammen die für Sie beste Strategie erarbeiten. Wenn Sie beispielsweise lieber eine frühere Behandlung mit Medikamenten oder eine Operation wünschen, sollten Sie das besprechen.

Umgang mit der Active Surveillance Therapie

Der Umgang mit dieser Therapieform kann am Anfang schwierig sein. Vielleicht haben Sie Sorge, dass der Krebs doch unbemerkt wächst oder etwas übersehen wird. Ihr Tumor wird bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen jedoch von sehr vielen Seiten überwacht, so dass Veränderungen rechtzeitig erkannt und darauf reagiert werden kann. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie die gesamte Zeit während der Überwachung begleiten. Damit ist Active Surveillance eine sehr sichere Behandlungsmöglichkeit.

Wann wird die „Active Surveillance“ Strategie beendet und mit einer Behandlung begonnen?

Wenn der Tumor aggressiver wird, also in der Größe zunimmt oder andere Teile der Prostata befällt, sollte die Active Surveillance beendet werden. Auch wenn Beschwerden auftreten, sollte die Active Surveillance beendet werden.
Für diesen Fall stehen andere Therapieoptionen zur Verfügung.

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    Geprüft Prim. Dr. Thamer Sliwa: Stand September 2025 | Quellen und Bildnachweis
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    Biopsie
    Entnahme von verdächtigen Gewebeproben, um eine Krebserkrankung oder entartete Zellen zu diagnostizieren. Gewebeproben werden je nach Organ mit verschiedenen Techniken entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt.
    PSA-Test
    PSA ist die Abkürzung für "Prostata-spezifisches Antigen". Mit dem Test wird die PSA-Menge im Blut untersucht. Dieses Eiweiß wird von der Prostata gebildet und ins Blut abgegeben. Bei Tumoren kann der PSA-Wert erhöht sein.
    Tumor
    („Geschwulst“)
    Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.