Die Eliminationsdiät bei eosinophiler Ösophagitis (EoE) kann Symptome der Speiseröhrenentzündung lindern. In dieser Schulung erhalten Sie praktische Hilfestellungen und Tipps, um die Diät im Alltag mit EoE gut umsetzen zu können. Sie erfahren, wann eine Eliminationsdiät bei EoE angewendet wird und wie sie abläuft, etwa in Bezug auf Untersuchungen. Lernen Sie, welche Lebensmittel Sie meiden sollten und wie sie diese schrittweise wieder einführen können. So gelingt die langfristige Ernährungsumstellung.
Einleitung durch Prof. Dr. Martin Storr
Mein Name ist Martin Storr. Ich bin Gastroenterologe und die EoE, die fesselt mich schon seit vielen Jahren. Ich habe mich vor über 20 Jahren wissenschaftlich schon mit der EoE beschäftigt. Ich habe mich im klinischen Verlauf mit den therapeutischen Optionen beschäftigt. Die sind klar definiert und darum engagiere ich mich auch in Leitlinien, insbesondere in der europäischen Leitlinie. Und ich weiß, es gibt viele Patienten-Fragen um die eosinophile Ösophagitis und das erfahren Sie in diesen Videos.
Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Eliminationsdiät bei EoE“
Ernährung bei eosinophiler Ösophagitis
Was ist eine eosinophile Ösophagitis (EoE) und was passiert dabei im Körper?
Die eosinophile Ösophagitis ist eine immunvermittelte Erkrankung der Speiseröhre. Das heißt, wir sprechen von Abwehrzellen, die in der Speiseröhrenwand eine Art Entzündung verursachen. Die Entzündung ist sehr ähnlich zu allergischen Entzündungen, folgt also gleichen Mechanismen wie Standardallergien, aber auf die Speiseröhre begrenzt. Und diese eosinophile Ösophagitis mit der allergieartigen Entzündung in der Wand verursacht dann beim Menschen Symptome, wenn sie lang genug besteht. Und diese Symptome sind beim Erwachsenen zum Beispiel
- Schluckschwierigkeiten oder
- Brennen im Bereich der Speiseröhre, wo auch mal etwas stecken bleiben kann.
Welche Rolle spielt die Ernährung bei EoE?
Die Ernährung spielt zumindest schon mal in der Entstehung der Erkrankung eine sehr wichtige Rolle. Wir sprechen ja von einer allergieartigen Entzündung. Und die Allergie findet ja auf irgendwelche Eiweiße statt. Und diese Nahrungs-Eiweiße, die kommen mit der Ernährung. Und darum ist in der Entstehung die Ernährung sehr, sehr wesentlich. Wir wissen noch nicht die genauen Allergien, die es sind. Wir haben ein paar, die sind häufig und aber auch ein paar, die sind ganz individuell. Man kann das gar nicht so gut bestimmen. In der Therapie spielt die Ernährung eine zunehmend untergeordnetere Rolle, weil wir mit medikamentösen Maßnahmen inzwischen häufig besser dastehen.
Welche sind die häufigsten Nahrungsmittelauslöser bei EoE?
So richtig kann man das nicht beantworten. Man kann so ein bisschen aus Wahrscheinlichkeiten heraus antworten und aus der klinischen Studienlage, also der Sichtweise aus den Eliminationsdiäten heraus. Was wir annehmen oder was wir vermuten, ist: Die häufigsten Mitauslöser sind
- Milch, also tierische Milch, und da die Eiweiße, und
- Getreideprodukte, und in den Getreideprodukten speziell das Gluten.
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Eliminationsdiät verstehen
Was ist die Eliminationsdiät?
Diäten gibt es ganz unterschiedliche. Wenn man von Diäten erst mal noch gar nichts gehört hat, meint man, das ist etwas zum Abnehmen. So ist es bei der eosinophilen Ösophagitis nicht gedacht, sondern da ist es eine medizinische Diät. Und eine medizinische Diät heißt oftmals irgendetwas muss weggelassen werden. Und dieses Weglassen, das heißt als Fachbegriff „Elimination“. Eliminationsdiäten gibt es ganz unterschiedliche. Ich kann eine Eliminationsdiät mit einem einzigen Lebensmittel oder einem einzigen Nahrungsbestandteil machen. Das wäre bei der Zöliakie zum Beispiel die glutenfreie Ernährung, wo man nur auf Gluten achtet und dann ist gut. Oder, wie bei der eosinophile Ösophagitis zum Beispiel, die Eliminationsdiäten, wo verschiedene Dinge eliminiert werden. Und darum gibt es bei der Eliminationsdiät bei der eosinophile Ösophagitis tatsächlich ein breites Angebot und auch die Möglichkeit, sich durch die verschiedene Diäten durchzuarbeiten.
Was ist die Eliminationsdiät bei EoE?
Wir hatten ja vorhin schon besprochen, dass die EoE im Prinzip eine Art Allergie der Speiseröhre ist. Und jetzt wissen wir, Allergien funktionieren eigentlich nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip. Das heißt, das Allergen, das meistens ein Protein ist, kommt irgendwie an der Speiseröhrenwand an und die Immunzellen fangen dann an, die allergische Antwort auszulösen. Und wenn man dieses Verständnis in die Diät reinnimmt, versteht man, dass eine Eliminationsdiät bei der eosinophile Ösophagitis, wenn man sie dann durchführt, relativ streng sein sollte. Weil es reichen im Prinzip Spuren der allergieauslösenden Lebensmittel, um die Immunantwort zu triggern. Das heißt Eliminationsdiäten bei der eosinophilen Ösophagitis sind relativ streng, sofern man sie machen möchte.
Was ist das Ziel der Eliminationsdiät bei EoE?
Bei der eosinophiler Ösophagitis haben wir ja schon besprochen: Es ist eine, im Prinzip, allergische Erkrankung der Speiseröhre. Das heißt das Ziel einer Diät bei der EoE ist es, die entsprechenden Allergene bzw. die vermuteten Allergene so gut es geht, am besten vollständig, zu eliminieren und dadurch im Prinzip eine Besserung der Entzündung in der Speiseröhre und in der Folge eine Besserung der Symptome herbeizuführen. Dieses Ziel kann aber meistens nur erreicht werden, wenn man die Diät auch wirklich langfristig, streng genommen lebenslang, durchführt.
Welche Lebensmittelgruppen werden bei der Eliminationsdiät ausgeschlossen?
Bei der eosinophile Ösophagitis ist das Spektrum der individuellen Auslöser sehr, sehr breit. Und wir haben gelernt, dass man bei vielen Menschen gar nicht so genau bestimmen kann, welche Allergene die Auslöser sind. Und auch die Suche nach den Allergenen wird nicht mehr empfohlen. Was wir heutzutage machen, ist, wir machen eine sogenannte empirische Eliminationsdiät, also aus Erfahrungswerten heraus. Und in klinischen Studien hat man zunächst eine empirische Eliminationsdiät vom Typ 6-Food-Eliminationsdiät gemacht. Also sechs Lebensmittelgruppen werden eliminiert. Das sind
- Milchprodukte,
- Getreideprodukte,
- Nüsse,
- Soja,
- Ei
- und der Bereich Fisch, Schalentiere, Krustentiere und Muscheln.
Und diese 6-FED ist dann in klinischen Studien untersucht worden. Man hat eine gewisse Wertigkeit herausarbeiten können. Und weil es da eine gewisse Wertigkeit gibt, hat man dann in der Folge einfachere Diätformen entwickelt. Eliminationsdiäten mit vier Lebensmittelgruppen, mit zwei Lebensmittelgruppen, auch mit einer Lebensmittelgruppe oder sogar individuelle Eliminationsdiät. Da gibt es ein ganz breites Angebot, das man dann aber mit Arzt und Ernährungsberatung sehr gut erarbeiten muss.
Wie lange dauert eine Eliminationsdiät?
Das ist so einfach mal gar nicht zu beantworten, weil die eigentliche Frage ist ja noch mal zurückgehend „Was möchte man mit der Eliminationsdiät erreichen?“ Und man möchte mit der Eliminationsdiät im Prinzip eine Besserung der Krankheit und eine Verbesserung der Beschwerden erreichen. Und weil man von Anfang an nicht pauschal sagen kann, diese oder jene Eliminationsdiät ist für den einzelnen Menschen super geeignet, möchte man streng genommen die Eliminationsdiäten so ein bisschen ausprobieren. Und da kann man entweder mit der 6-FED beginnen und dann so eine Art Top down machen, oder man kann mit der One oder Two Food Elimination Diet beginnen und eine Art Step-up machen, bis man herausfindet, welcher Mensch auf welche Diät, wenn überhaupt, anspricht. Wie man das gestaltet, werden wir nachher noch in Ruhe besprechen. Aber zur Frage „wie lange macht man eine solche Diät?“: In der Lernphase, solange bis man gelernt hat, kann man ein Ansprechen, erreichen. Und wenn man ein Ansprechen erreichen kann, dann macht die Eliminationsdiät nur Sinn, wenn man sie dauerhaft durchführt.
Hier geht es zum Video-Interview: „Eliminationsdiät verstehen“
Formen der Eliminationsdiät bei EoE
Was ist eine 6-Lebensmittel-Eliminationsdiät (6-FED)?
Die 6-FED ist sozusagen empirisch aus der Erfahrung heraus die bekannteste Eliminationsdiät, die davon ausgeht, dass die Lebensmittelgruppen, die häufig bei Menschen Allergien auslösen, bei der EoE auch diese Allergie mit auslösen können. Und weil das einfach sechs häufige Lebensmittelgruppen sind, heißt diese Diät Six-Food-Elimination-Diet. Und da sind Milchprodukte dabei. Bei der Milch geht es um tierische Milch und genauer gesagt um die Proteine aus der tierischen Milch. Dann sind Getreideprodukte dabei. Und im Bereich Getreide geht es streng genommen eigentlich ums Gluten und um nichts anderes. Dann sind Nüsse dabei, und da reden wir von Erdnüssen, aber auch von Baumnüssen. Dann sind Sojaprodukte, Eier und aus dem Bereich der Meeresfrüchte eben die Fische, Krustentiere, Schalentiere und Muscheln dabei. Insgesamt sind es sechs Lebensmittelgruppen, also 6-FED.
Welche anderen Formen der Eliminationsdiät gibt es?
Bei den Eliminations Diäten haben wir die 1-FED, da wird tierische Milch gemieden, die 2-FED, da wird tierische Milch und Getreideprodukte, also speziell das Gluten, gemieden. Dann aufbauend die 4-FED, wo wir tierische Milchprodukte, Getreide, also Gluten, Eier und Soja meiden. Und dann die 6-FED, wo sozusagen zusätzlich die Nüsse, also die Erdnüsse und die Baumnüsse und Fisch, Krustentiere, Schalentiere ergänzt werden.
Was sind die Unterschiede zwischen der Step-Up- und der Step-Down-Strategie?
Bei den Eliminationsdiäten haben wir die breiteste Erfahrungsbasis bei der 6-FED . Und von der wissen wir, dass wir eine gewisse Rate an Ansprüchen erwarten können. Die 6-FED ist aber für Menschen zu belastend, um sie dauerhaft durchzuführen. Das halten so gut wie keine Menschen durch, sodass die Behandlungsleitlinien auf der ganzen Welt eigentlich so ein bisschen davon abraten und sagen „Das kann man mal versuchen“, aber im Nebensatz steht schon drinnen, es schafft im Prinzip keiner. Und deshalb hat man sozusagen versucht, die 6-FED im Prinzip abzumildern, dass man sozusagen weniger Lebensmittel eliminieren muss. Und weil man nicht wirklich wusste, welche Lebensmittel für den einzelnen Patienten die wichtigsten sind, hat man einen Step-Up oder ein Step-Down Approach entwickelt, um auszutesten, ob ein Patient, der auf eine sechs Food Eliminationsdiät angesprochen hat, wenn man einzelne Lebensmittelgruppen wieder einführt, immer noch ein Ansprechen hat oder ob er plötzlich mit einem Rückfall reagiert. Beim Step-Down Approach fängt man mit einer 6-FED an und in sechs Wochen Rhythmen führt man immer wieder eine zusätzliche Lebensmittelgruppe ein, braucht dann aber eine komplette klinische Kontrolle mit symptomatischer Kontrolle, mit endoskopischer Kontrolle und histologischer Kontrolle, um zu erkennen, ob das initiale Ansprechen plötzlich verloren geht. Und dann weiß man das Level, auf dem man stehen bleibt. Im Gegensatz dazu kann man auch einen Step-Up Approach wagen, der erstmal mit einer 2-FED, also einer zweifach Eliminationsdiät beginnt. Und wenn dort ein kein Ansprechen erreicht ist, dann würde man in der nächsten Stufe auf vier Lebensmittel ansteigen und wenn auch dort kein Ansprechen wäre, dann auf sechs Lebensmittel erhöhen. Auch bei diesem Approach wird letzten Endes eine Magenspiegelung mit Gewebeprobenentnahme regelmäßig erforderlich. Aber es sind im Prinzip weniger, weil man weniger Schritte hat. Two Food, Four Food, Six Food sind drei Schritte. Wohingegen bei der 6-FED kann man bis zu sechs Schritte haben, um zu identifizieren, welche Lebensmittelgruppen man dauerhaft meiden sollte.
Wann ist die Step-Up-Strategie sinnvoll, und welche Vorteile bietet sie?
Das kann im Prinzip keiner wirklich beantworten, weil uns die klinischen Studien Ansprechraten für die einzelnen Eliminationsdiäten geben. Ich habe Studien, die sagen bei 6-FED kann ich diesen oder jenen Benefit erwarten, bei 4-FED ist es noch so viel, bei 2-FED ist es so viel. Aber es gibt keine klinischen Studien, die den Step-Up oder den Step-Down Approach vergleichen und mit Zahlen hinterlegen. Insofern muss man da so ein bisschen pragmatisch herangehen. Und wenn es gewollt ist, dass man in die langfristigen Diäten hineingeht, mit dem Patienten zusammen erarbeiten, ob er lieber von unten nach oben kommen möchte oder lieber von oben nach unten. Ich persönlich habe eigentlich lieber, dass der Patient, wenn er sich zu einer Eliminationsdiät entscheidet, von unten nach oben kommt, weil er bei der 2-FED in den ersten 6 bis 8 Wochen allein schon lernt, ob er überhaupt eine derartige Diät durchhält oder nicht.
Hier geht es zum Video-Interview: „Formen der Eliminationsdiät“
Einsatz der Eliminationsdiät bei EoE
Wann wird eine Eliminationsdiät bei EoE angewendet?
Die EoE ist im Prinzip eine sehr junge Erkrankung. Wir reden von knapp 35 Jahren Krankheitsbekanntheitsgrad. In der Initialphase hatten wir gar nicht viele Therapien. Wir hatten eigentlich nur den Säureblocker oder die Diätbehandlung. Das heißt, aus dieser Zeit heraus haben wir ein historisches Wissen, das Eliminationsdiäten bei manchen Patienten ein Ansprechen ermöglichen. Heutige Medikamente sind sicher und effizient. Und dennoch: Der ein oder andere Patient möchte es erst mal ohne Medikamente versuchen. Und das ist auch völlig legitim. Und dann sind Eliminationsdiäten gefragt. Wo Eliminationsdiäten auch einen Stellenwert haben könnten, ist im langfristigen Verlauf, um Medikamente zu sparen. Wenn ein Patient zum Beispiel mit dem Medikament gut eingestellt ist und sein Heilungserfolg unterstützen möchte durch eine Eliminationsdiät, dann bietet es sich der aktuellen klinischen Studienlage nach an, dass man zum Beispiel auf Milchprodukte oder auf Milch und Getreideprodukte verzichtet, aber versucht, nicht strenger zu werden, weil dann ist die Lebensqualität schon sehr eingeschränkt.
Welche Vorteile kann die Eliminationsdiät gegenüber medikamentösen Therapien bieten?
Der Vorteil der Eliminationsdiät ist im Prinzip, es wäre eine medikamentenfreie Therapie. Wir wissen, dass diese medikamentenfreie Therapie nur mit Diätmaßnahmen für die meisten Menschen nicht so erfolgreich abläuft wie die Medikamenteneinnahme. Und darum wählen viele Patienten die Medikamenteneinnahme. Aber der eine oder andere möchte es nicht. Und dann kann man das versuchen. Und das ist ein Vorteil, dass man den Menschen, die sagen, sie wollen keine Medikamente haben, eine diätetische Maßnahme anbieten kann. Es gibt auch andere Vorteile, wie zum Beispiel in der langfristigen Therapie. Da haben wir nur schwache oder wenige Studiendaten, weil es sich ja um eine junge Erkrankung handelt. Wir wissen, dass wir Menschen mit Medikamenten in eine Entzündungsfreiheit und eine Symptomfreiheit bringen können. Das nennen wir Remission. Wir wissen auch, dass man diese Menschen dann zum Erhalt dieser Remission mit Medikamenten weiterbehandeln können. Es ist aber auch völlig legitim und die meisten Patienten fragen irgendwann nach ein, zwei oder drei Jahren danach, ob man mal versuchen kann, ohne Medikamente auszukommen. Und da wissen wir nicht genau, welche Rückfallraten wir haben. Ich persönlich habe aber das Gefühl, Menschen, die dann zumindest eine 2-FED starten, es dauerhaft besser geht.
Kann es sinnvoll sein, eine Eliminationsdiät zusätzlich zur medikamentösen Therapie zu machen?
Das ist eine sehr spannende Frage. Kann man aus der Studienlage heraus nicht beantworten, weil die klinischen Studien im Prinzip immer Einzelfallentscheidungen untersuchen. Medikament, Diät, das heißt die Kombinationstherapien, sind in Studien nicht wirklich abgesichert. Wenn man aber verstanden hat, dass es sich im Prinzip um eine Art Allergie der Speiseröhre handelt, die man mit Medikamenten gut in den Griff bekommen kann, dann klingt es eigentlich vernünftig und irgendwie auch gedanklich nachvollziehbar, dass die Unterstützung durch eine gleichzeitige Ernährungsänderung, also eine Eliminationsdiät, hilfreich sein könnte. Ich würde dann empfehlen, nicht die 6-FED zu wählen. Ich würde auch nicht empfehlen, die 4-FED zu wählen, sondern irgendetwas, was man langfristig ohne große Einschränkung der Lebensqualität umsetzen kann. Und das wäre die 1-FED oder die 2-FED.
Welches medizinische Fachpersonal begleitet mich bei der Eliminationsdiät bei EoE?
Das ist eine sehr wichtige Frage, weil oftmals das Verständnis aufkommt, man kann sowas mit einem Arzt alleine durchführen und das ist nicht der Fall. Der Arzt begleitet die Diagnostik, also er versucht die Krankheit zu erkennen. Der Arzt begleitet durch die verschiedenen Therapievorschläge. Der Arzt ist eigentlich ungeeignet, um langfristig die Ernährung zu begleiten. Das heißt, da braucht man zusätzlich entweder eine ernährungsmedizinische Begleitung oder einen ernährungsberaterische Begleitung. Ich rate den Patienten, die in eine Eliminationsdiät hineinwollen, auch tatsächlich, sich so jemanden zu suchen. Denn man investiert mit einer Ernährungsumstellung sehr viel, insbesondere Energie. Und dann möchte man für sich auch das Beste herausholen. Und das gelingt in solchen Eliminationsdiäten, die in manchen Bereichen schon sehr differenziert sind, gerade wenn es um die tierischen Milchprodukte geht, wenn es um den Glutengehalt von verschiedenen Lebensmitteln geht. Das erschließt sich im Supermarkt nicht ganz intuitiv. Da braucht man eine fachliche Begleitung, das heißt Arzt und Ernährungsbegleitung.
Wie erfolgreich ist die Eliminationsdiät bei der Behandlung von EoE?
Das ist im Prinzip in dem Zusammenhang die wichtigste Frage: Was kann ich von so einer Ernährungsumstellung erwarten? Und das ist mit klinischen Studien sehr gut beantwortbar. Mit einer 6-FED kann man nach circa zwölf Wochen bei etwa 60 % der Patienten eine kurzfristige Besserung rausholen. Und wenn man streng genug ist, dann kann man sich das auch langfristig erhalten. Aber wie gesagt, es wäre dann eine lebenslange Ernährungsumstellung. Für die 4-FED und die 2-FED sind die Ansprechraten entsprechend niedriger. Pi mal Daumen kann man sagen 40 % und 30 % und da hört man schon raus, es sind auch viele dabei, bei denen Ernährungsumstellung nichts bringt.
Wie erkenne ich, ob die Eliminationsdiät bei EoE erfolgreich ist?
Ausgesprochen wichtige Frage. Im Prinzip haben wir medizinisch gesehen drei verschiedene Parameter, um das Ansprechen zu erkennen. Das eine ist sicherlich der Wichtigste. Die Symptome werden besser. Ziel ist hier die Symptomfreiheit. Aber wir haben dann noch die Entzündung in der Speiseröhre, die sichtbar ist bei der Endoskopie, bei der Speiseröhrenspiegelung. Und da wollen wir sozusagen auch die Freiheit von Entzündungszeichen in der Speiseröhre. Und dann haben wir als dritten wichtigen Parameter die Gewebeprobe, die Histologie, die unter dem Mikroskop angeschaut wird. Und da wollen wir im Prinzip auch die Entzündungsfreiheit. Das heißt, wenn man den Therapieerfolg erkennen möchte bei der EoE, macht man immer alle drei Dinge. Man fragt den Patienten, ob es ihm besser geht und man macht eine Spiegelung mit Gewebeprobe. In dem Zusammenhang ist es für die Patienten aber auch sehr, sehr wichtig zu erkennen, wie bedeutend die Endoskopie und die Gewebeprobe ist. Der Patient spürt gelegentlich die Schluckbeschwerden oder dass etwas stecken bleibt. Und die meisten wissen, diese Symptome treten sporadisch auf. Nicht sporadisch sind aber die Veränderungen in der Gewebeprobe, in der Endoskopie. Und hier wird häufig ein Fehler gemacht, dass zu wenig gespiegelt wird, zu wenig auf die Gewebeprobe Rücksicht genommen wird und im langfristigen Verlauf viele Menschen meinen, nur weil ich gerade keine Symptome habe, geht es der Speiseröhre auch besser. Und das ist ein Denkfehler, den viele Menschen bei der EoE machen.
Kann der Erfolg der Eliminationsdiät auch mit einem Allergietest kontrolliert werden?
Früher hat man in der Diagnostik empfohlen, dass man individuell den Menschen beim Allergologen vorstellt und auch Allergietests durchführt. Da haben wir in der Zwischenzeit gelernt, das bringt eigentlich kaum einen weiter, so dass die modernen Leitlinien davon abraten, Allergietests zu machen oder bei einem Allergologen vorzustellen. Außer der einzelne Mensch kann ganz klar benennen dieses oder jenes Lebensmittel, da glaube ich zu spüren, dass meine Beschwerden ausgelöst werden. Dann will man den nachgehen. Aber wenn derartige Signale nicht existieren, braucht es keine Allergietestung.
Welche Nebenwirkungen sind bei einer Elimnationsdiät möglich?
Die wichtigste Nebenwirkung einer Eliminationsdiät ist im Prinzip die Einschränkung der Lebensqualität. Es klingt immer so banal, sechs Lebensmittelgruppen zu meiden oder vier Lebensmittelgruppen zu meiden. Aber jeder von uns wird vom Kühlschrank schwach. Und wenn man vorm Kühlschrank plötzlich nicht nachgeben darf oder seinen Gelüsten nicht folgen darf, ist es eine enorme Einschränkung der Lebensqualität, die dem Einzelnen erst erkennbar wird, wenn er tatsächlich medizinisch auf etwas verzichten muss. Ansonsten sind unter den Eliminationsdiäten im Prinzip keine wirklichen Nebenwirkungen zu erwarten. Wir erwarten nicht, dass man Vitamin oder Spurenelemente Mängel hat. Ärzte und Ernährungsberatung würden das aber auch dann sofort erkennen.
Hier geht es zum Video-Interview: „Einsatz der Eliminationsdiät bei EoE“
Ablauf der Eliminationsdiät bei EoE
Wie kann ich mich als Patient:in auf eine Eliminationsdiät vorbereiten? Welche Untersuchungen sollten vor der Diät durchgeführt werden?
Die wichtigsten Untersuchungen führt Ihr Arzt durch. Das ist die Spiegelung der Speiseröhre und die Entnahme von Gewebeproben. Damit ist die Diagnose gesichert oder ausgeschlossen und damit kann man arbeiten. Was Sie brauchen, wenn Sie sich auf eine Eliminationsdiät vorbereiten, ist Wissen. Sie wollen zunächst mal lesen: Warum macht man eine derartige Eliminationsdiät? Warum ist es erforderlich, dass man diese Diäten langfristig macht? Und dann wollen Sie sich gedanklich darauf vorbereiten: Will ich das überhaupt? Bin ich der Meinung, ich kann mich langfristig in der Ernährung so umstellen oder möchte ich den anderen probaten Weg gehen und sagen ich möchte mich mit Medikamenten behandeln.
Wie läuft eine Eliminationsphase ab?
Die Eliminationsphase soll ja sehr streng sein, damit man sozusagen erkennt: Kann ein Ansprechen erreicht werden? Und um in diese Strenge hineinzugehen, möchte man nicht nur wissen: Was soll ich eigentlich vermeiden? Sondern viel wichtiger für die Umsetzung ist: Was darf ich eigentlich essen? Und das ist die zentrale Frage an die Ernährungsberatung. Was darf ich essen? Und das schreibt man sich auf und danach geht man einkaufen. Und wenn man so gewappnet ist, dann ist man gut vorbereitet.
Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass eine Lebensmittel-Gruppe ein Trigger ist?
Die eosinophile Ösophagitis hat bei manchen Patienten dauerhafte Symptome und bei manchen Patienten intermittierende Symptome, also gelegentlich auftretende Symptome. Und diese Menschen können unterschiedlich erkennen, ob Lebensmittel tatsächlich ein Trigger sind. Manche Menschen spüren diese Trigger Lebensmittel nie. Manche Menschen spüren diese Trigger Lebensmittel aber schon im Sinne von: Ich habe heute früh ein Glas Milch getrunken und im Laufe des Tages ist mir das Schlucken schwerer gefallen. Aber verzweifeln Sie nicht. Wenn Sie diese Trigger nicht spüren, dann geht es Ihnen wie vielen anderen Menschen auch.
Welche Untersuchungen sind während der Eliminationsdiät notwendig?
Bei der Eliminationsdiät möchte man nach der entsprechenden Dauer evaluieren, ob ein Therapieerfolg erreicht ist. Und der Therapieerfolg kann sich mit Symptomen zeigen. Aber wir wollen es eben auch endoskopisch und histologisch wissen. Das heißt, man macht nach einer gewissen Zeit bei der Six Food Elimination Diet (6-FED) zum Beispiel nach acht oder zwölf Wochen eine Endoskopie und dann auch eine entsprechende Entnahme von Gewebeproben, um zu schauen, ob tatsächlich ein vollständiges Ansprechen erreicht ist. Je nachdem, ob man die Eliminationsdiäten abgewandelt auf 6-FED oder 2-FED, kann man sozusagen andere Intervalle wählen, aber man macht sozusagen schrittweise immer endoskopische Untersuchungen. Das findet alles ambulant statt, beim Gastroenterologen.
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Nach der Eliminationsdiät bei EoE
Wie kann ich nach einer Eliminationsdiät bestimmte Lebensmittel wieder einführen?
Wenn ich die 6-FED mal konsequent acht oder zwölf Wochen durchgeführt habe und ein entsprechendes Ansprechen erreicht wurde, dann besteht oftmals der Wunsch zu testen, ob man Lebensmittel wieder einführen kann. Und dann wird in einer gewissen Reihenfolge, die man mit der Ernährungsberatung festlegt, einzelne Gruppen wieder eingeführt und nach sechs Wochen schrittweise immer wieder getestet, ob dieses Therapieansprechen erhalten bleibt oder ob es plötzlich verloren geht. Und dann kennt man seine Trigger-Lebensmittel.
Wie gestalte ich die Langzeiternährung nach der Diät?
Wenn ich mit der Eliminationsdiät und den entsprechenden probatorischen Phasen, bei denen ich Lebensmittel wieder eingeführt habe, herausgefunden habe, was für mich die geeignete Eliminationsdiät ist, dann stellt sich die Frage: Wie geht man damit langfristig um? Und aus dem Verständnis der Krankheit heraus würde man sagen medizinisch ist es dann eine dauerhafte Ernährungsumstellung, die man dauerhaft so beibehalten sollte.
Wann sollte die Diät wiederholt oder angepasst werden?
Das ist eine schwierige Frage, weil wir sie nicht mit einem Wissensstand aus klinischen Studien beantworten können. Wir wissen, in klinischen Studien kann man gewisse Settings sehr gut untersuchen und weiß, mit welchen Prozentzahlen man sozusagen eine Therapie ansprechen hat oder nicht. Das Therapieversagen im Verlauf ist nicht so gut untersucht. Das heißt, wenn wir im Verlauf einen Menschen haben, der mit einer Eliminationsdiät eine Zeit lang gut gefahren ist und dann eine Änderungsentscheidung herbeiführen möchte, entweder weil er sagt, die Symptome kommen wieder, also ein Therapieversagen, oder weil er sagt, es ist ihm dauerhaft doch zu streng. Also sozusagen ein Compliance Versager, dann gibt es individuelle Entscheidungen, die zu treffen sind und die müssen tatsächlich der Betroffene und der Arzt untereinander besprechen, wie man weiter vorgeht. Da gibt es keine Pauschallösung.
Was ist eine Erhaltungsdiät und warum ist sie wichtig?
In der Eliminationsdiät und in den entsprechenden Phasen, sei es Step-Up oder Step-Down, lernt der Betroffene, also Sie, welche Diät für sich selber mindestens erforderlich ist, damit die Beschwerden gelindert werden, dass endoskopische Bild sich bessert und das histologische Bild sich bessert. Wenn dieser Punkt erreicht ist, dann ist die Austestung der Eliminationsdiät eigentlich beendet und man kennt seine individuell vernünftige Dauertherapie. Und diese Dauerernährung, das ist dann die Erhaltungstherapie.
Hier geht es zum Video-Interview: „Nach der Eliminationsdiät bei EoE“
Mein Beitrag zur Eliminationsdiät
Welche Schwierigkeiten können bei der Eliminationsdiät auftreten?
Bei der Eliminationsdiät treten im Prinzip zwei Hauptschwierigkeiten auf. Die eine Hauptschwierigkeit ist, dass den Menschen oftmals nicht klar ist, worauf sie sich einlassen, was es bedeutet, lebenslang auf Milchprodukte, auf tierische Milchprodukte zu verzichten, was es bedeutet, lebenslang auf Getreideprodukte, glutenhaltige Produkte zu verzichten. Hier ist oftmals ein Fehler, dass man nicht intensiv genug darüber nachdenkt: Möchte man das? Möchte man das dauerhaft durchhalten? Und traut man sich das zu? Oder möchte man doch den etwas einfacheren und oftmals auch erfolgreicheren Weg gehen und Medikamente nehmen? Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Und der zweite wichtige Punkt ist, dass wenn man sich für eine derartige Eliminationsdiät entschieden hat, dass man in der Nacht oder in Zeitpunkten, wo die Geschäfte nicht mehr offen hat, nicht genügend Lebensmittel vorhanden hat, die man essen kann. Und dann liegen plötzlich Lebensmittel vom Partner da oder von Familienmitgliedern da, die eigentlich ungeeignet sind. Das heißt, es ist sozusagen ein Vorhalteproblem. Man muss sich so einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln anlegen, die man immer auch im Notfall essen darf.
Wie schaffe ich es, die Diät im Alltag umzusetzen?
Die Eliminationsdiät im Alltag umzusetzen, schafft man im Prinzip am allerbesten, indem man ehrlich zu sich ist und sich die Frage stellt: Möchte man das oder möchte man das nicht? Und wenn man zum Ergebnis kommt, man möchte es nicht, dann braucht man auch die Gedanken gar nicht beginnen. Und wenn man zum Gedanken kommt, man möchte es schon, dann sollte man es einfach mal versuchen und für sich in den verschiedenen Zeitphasen feststellen: Traue ich es mir zu, das dauerhaft umzusetzen oder nicht? Seien Sie einfach ehrlich zu sich selber, ob Sie das wirklich wollen und ob Sie meinen, dass Sie es schaffen.
Wie kann ich sicherstellen, dass der Nährstoffbedarf während der Diät gedeckt ist?
Der Nährstoffbedarf unter einer Eliminationsdiät wird gedeckt sein, weil selbst wenn die Ernährungsumstellung sozusagen umfangreich sein kann, geht man damit eigentlich nicht in eine Mangelernährung hinein. Am besten können Sie sicherstellen, indem Sie sich durch eine Ernährungsberatung beraten lassen. Denn die wird Ihnen erklären, wie Sie eine vollwertige Ernährung genießen können unter Ihren persönlichen Restriktionen.
Wo finde ich Unterstützung und Informationen für die Zukunft?
Wichtige Unterstützung finden Sie in selpers Videos. Sie finden Unterstützung aber auch auf Internetseiten, wenn Sie einfach auf fachlich fundierte Seiten achten, oder sich ein Buch zurate ziehen. Die beste Unterstützung gerade bei Ernährungsfragen erhält man bei einer persönlichen Ernährungsberatung, weil es dann individuell auf die eigenen Fragen abgestimmt ist.
Hier geht es zum Video-Interview: „Mein Beitrag zur Eliminationsdiät“
Meine Nachricht an Sie
Ich hoffe, Sie haben aus der Schulung relativ viel mitnehmen können. Wir haben doch einiges an Fragen besprochen. Mein persönlicher Tipp an Sie: Wenn Sie eine EoE haben und wenn Sie planen, eine Ernährungsumstellung durchzuführen, erst mal einen kühlen Kopf bewahren, sich die Informationen holen, darüber nachdenken, ob Sie das wirklich wollen. Und wenn ja, suchen Sie sich eine Ernährungsberatung und starten Sie einfach mal.
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