7. Dialyse und Juckreiz – Alle Fragen

In diesem Kurs erfahren Sie, warum Juckreiz bei chronischer Nierenerkrankung und während der Dialyse auftritt, wie er sich äußert und welche Auswirkungen er auf das tägliche Leben haben kann – vor allem aber, welche wirksamen Maßnahmen und Hilfen es gibt, um die Beschwerden zu lindern.

Einleitung durch Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer

Sehr geehrte Patientinnen und Patienten. Mein Name ist Gert Meier. Ich bin Internist und Nephrologe in Innsbruck. Und ich darf Sie zu unserer heutigen Fortbildungsveranstaltung über den Juckreiz bei chronischer Nierenerkrankung herzlich begrüßen. Der Juckreiz bei chronischer Nierenerkrankung ist für die betroffenen Patientinnen und Patienten ein ganz wesentliches Problem. Und es gibt neue Ansätze, die hier in der Therapie Verwendung finden.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Dialyse und Juckreiz“

Juckreiz bei der Dialyse einfach erklärt

Warum kann es bei chronischen Nierenerkrankungen zu Juckreiz kommen?

Die Frage, warum es bei chronischen Nierenerkrankungen zu einem Juckreiz kommen kann, ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil viele Faktoren dafür verantwortlich sein können. Letztendlich hat man sich auf vier große Gruppen geeinigt, welche als Ursachen möglich sind.

Das eine ist natürlich im Zusammenhang mit der schlechten Nierenfunktion, wo es zur Ansammlung von harnpflichtigen Substanzen im Körper kommt und diese können Juckreiz verursachen, aber das ist nicht die einzige Ursache. Es ist auch bemerkenswert, dass es doch eine deutliche Beziehung zu sogenannten Neuropathien gibt. Neuropathien sind eher chronisch degenerative Erkrankungen der Nerven und Menschen, die eine chronische Nierenerkrankung haben und diese Neuropathie entwickeln, entwickeln auch häufiger einen Juckreiz. Es ist auch klar, dass der Juckreiz sowie viele, viele andere Komplikationen etwas mit Entzündungsreaktionen in der Haut zu tun haben. Auch das ist gut beschrieben und letztendlich dürfte es auch noch eine sogenannte Fehlinnovation in der Haut geben. Unsere Haut ist ausgestattet mit Nervenfasern, die eher den Juckreiz fördern. Das ist eine wichtige Funktion letztendlich des Körpers, sich vor etwas zurückzuziehen, das Juckreiz verursacht. Auf der anderen Seite gibt es in der Haut aber auch Nervenfasern, die diesen Juckreiz unterdrücken. Und was bei chronischer Nierenerkrankung offensichtlich entsteht, sind überwiegend Entzündungs- und Juckreizfördernde Nervenfasern, die dann zur Entstehung des Juckreizes beitragen.

Wie hängt das Auftreten von Juckreiz mit dem Schweregrad der Nierenerkrankung zusammen?

Es ist bekannt, dass Nierenerkrankungen generell mit einer erhöhten Juckreiz Neigung einhergehen. Größere Studien haben gezeigt, dass ungefähr 40 % der Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung auch im Stadium vor der Dialyse oder vor der Transplantation bereits an Juckreiz leiden. Und das ist wesentlich mehr als eine gleichaltrige, nicht nierenkranke Bevölkerung. Mit dem Eintritt der Dialyse nimmt diese Häufigkeit noch einmal deutlich zu und es gibt inzwischen Beschreibungen, dass ungefähr 20 bis 40 % der Patientinnen und Patienten an der Dialyse an einem moderaten bis schweren Juckreiz leiden und 60 bis 70 % der Menschen überhaupt über Juckreiz letztendlich berichten. Und hier muss man sagen, gibt es offensichtlich diesen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Nierenerkrankung und der Häufigkeit des Juckreizes.

Warum wird der Juckreiz oft nicht mit der Dialyse in Verbindung gebracht?

Für jemanden, der medizinisch nicht vorgebildet ist, ist es sehr schwierig, den Juckreiz und das Auftreten des Juckreizes mit der chronischen Nierenerkrankung überhaupt in Verbindung zu bringen. Das liegt vor allem daran, dass wenn man nicht nierenkrank ist, natürlich auch Juckreiz auftreten kann und der viele, viele andere Ursachen haben kann. Das können infektiöse Hauterkrankungen sein, das können Unverträglichkeitsreaktionen der Haut sein, wie Allergien. Und deshalb assoziieren viele Patientinnen und Patienten den Juckreiz nicht primär mit der Nierenerkrankung, sondern mit etwas anderem, was möglicherweise den Juckreiz verursacht und mit der Nierenerkrankung nichts zu tun hat.

Hier geht es zum Video-Interview: „Juckreiz bei der Dialyse einfach erklärt“

Juckreiz im Alltag

Wie beeinflusst Juckreiz den Alltag und die Lebensqualität?

Der Juckreiz hat natürlich eine enorme Auswirkung auf das körperliche Wohlbefinden und auf viele, viele andere psychisch belastende Situationen, die auftreten können. Sie müssen sich nur selbst vorstellen, wie schwer belastend es sein kann, wenn Sie plötzlich in der Nacht munter werden und unter einem fast unstillbaren Juckreiz leiden. Dass das zu Schlafstörungen führt, ist natürlich völlig klar. Die Schlafstörung für sich selbst wiederum führt zur Müdigkeit am Tag, zur eingeschränkten Leistungsfähigkeit. Und es ist der Juckreiz auch dementsprechend sehr stark mit einer Einschränkung der körperlichen und seelischen Leistungsfähigkeit vergesellschaftet.

Welche seelischen Belastungen können durch anhaltenden Juckreiz entstehen?

Neben dem subjektiven Empfinden, dass der Juckreiz etwas sehr Störendes ist, wird natürlich auch die gesamte Lebensführung durch den Juckreiz beeinflusst. Stellen Sie sich vor, Sie haben ständig Juckreiz und Ihre Haut ist übersät mit Kratzspuren. Das hat für das gesellschaftliche Leben natürlich ebenfalls einen gewissen Einfluss. Manche Patientinnen und Patienten haben Hemmungen, überhaupt soziale Kontakte aufzunehmen, weil sie ständig das Gefühl haben, sich kratzen zu müssen. Und das natürlich vom Gegenüber als eigenartig empfunden wird. Das heißt, die Beeinträchtigung, die durch den Juckreiz hervorgerufen wird, ist nicht nur körperlich bzw. psychisch, sondern geht auch ins Psychosoziale über und das gesamte soziale Umfeld, das letztendlich beeinträchtigt sein kann. Neben der Tatsache, dass die Schlaflosigkeit, die damit verbunden ist, mit einer chronischen Müdigkeit assoziiert ist.

Welche körperlichen Folgen können durch anhaltenden Juckreiz entstehen?

Jeder von uns kennt dieses Problem, dass Juckreiz natürlich zu kratzen führt, aber das Kratzen selbst wieder den Juckreiz verstärkt. Das bedeutet, dass sich bei derartigen chronischen Juckreizzuständen ein Teufelskreis bildet. Es juckt. Das führt zum Kratzen, das verstärkt das Kratzen und durch dieses verstärkte Kratzen kommt es auch zu strukturellen Veränderungen in der Haut. Man nennt so etwas zum Beispiel Prurigo Nodularis – kleine Knötchen, die auf der Haut auftreten, nach chronischen Kratzeffekten, die für sich selbst wieder beginnen, massiv zu jucken. Und somit wird dieser Teufelskreis sogar noch verstärkt. Darüber hinaus wird die Integrität der Hautbarriere natürlich beeinträchtigt, wenn Sie derartige Kratz-Effloreszenzen entwickeln, und es können leichter Keime über die Hautbarriere eintreten, was zu einer erhöhten Infektionsneigung im Bereich der Haut führt.

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Hilfe holen bei Juckreiz

Wann sollte ich mit dem medizinischen Team über meinen Juckreiz sprechen?

Eine der großen Schwachstellen in der Behandlung des Juckreizes bei chronischen Nierenerkrankungen ist die Tatsache, dass es sehr oft nicht berichtet wird, weil man ihn eben auch mit der chronischen Nierenerkrankung wenig in Verbindung bringt. Das heißt, im Prinzip sollte man immer mit dem behandelnden Team, sei es mit dem Pflegepersonal oder den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, über das Auftreten von Juckreiz sprechen. Ganz entscheidend ist es allerdings, dann über dieses Problem zu sprechen, wenn es beginnt, die Lebensqualität, zum Beispiel die Schlafqualität, wirklich zu beeinträchtigen. Spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo man sich Hilfe holen sollte.

Wie beschreibe ich meine Beschwerden am besten?

Ein Problem mit dem Juckreiz bei chronischen Nierenerkrankungen ist sicherlich, dass es keine typische Form des Juckreizes ist. Es ist nicht so, dass bestimmte Hautareale besonders betroffen sind. Natürlich gibt es Häufungen mit Juckreiz im Bereich der Schultern oder im Bereich des Rückens, aber es kann genauso die Füße oder den Hals oder das Gesicht betreffen.

Wichtig ist, dass Sie überhaupt über den Juckreiz als solches mit Ihrem Pflegepersonal oder Ihren Ärzt:innen reden. Diese haben dann entsprechende Methoden zur Verfügung, um festzustellen, ist dieser Juckreiz mit der chronischen Nierenerkrankung vergesellschaftet oder hat dieser eine andere Ursache. Und wenn er mit der chronischen Nierenerkrankung assoziiert ist, gibt es inzwischen auch sehr gut validierte Messmethoden, die es erlauben, das Ausmaß und das Ausmaß des Juckreizes für sich selbst gut zu erfassen, aber auch über Fragebögen zum Beispiel zu erfassen, inwieweit der Juckreiz aufgrund seiner Stärke die Lebensqualität beeinflusst. Wichtig ist, über den Juckreiz zu berichten, der aufgetreten ist.

Wie können Pflegepersonen und Angehörige bei der Erkennung und Weitergabe von Symptomen helfen?

Ich habe schon erwähnt, dass es sehr häufig leider auftritt, dass Patientinnen und Patienten den Juckreiz eben nicht mit der chronischen Nierenerkrankung vor allem in Beziehung setzen und daher sehr häufig der Bericht an das Pflegepersonal ausfällt. Die Richtlinien, die derzeit erstellt wurden für den Juckreiz bei chronischer Nierenerkrankung gehen daher davon aus, dass aktiv vom Pflegepersonal bzw. von Ärztinnen und Ärzten, aber auch natürlich von Angehörigen, die Patientinnen und Patienten gefragt werden, ob sie an einem Juckreiz leiden, damit dieses Symptom erfasst wird, evaluiert wird und dann auch behandelt wird.

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Juckreiz behandeln

Wie kann die Dauer und Häufigkeit der Dialyse den Juckreiz beeinflussen?

Natürlich ist es so, dass die Dialyse für sich selbst manchmal zumindest in der Lage ist, den Juckreiz auch zu beseitigen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn besonders massive Harnvergiftung Symptome allgemein vorhanden sind. Diese kann man mit der Dialyse beseitigen und auch der Juckreiz kann dann günstig beeinflusst werden. Wichtig ist, dass der Juckreiz, so wie für viele andere Symptome, die mit einer chronischen Nierenerkrankung vergesellschaftet sind, dass dieser Juckreiz durch eine adäquate Dialyse zumindest mit behandelt werden kann. Es ist wichtig, dass auch in Hinblick auf den Juckreiz, die Ziele, die für eine gute Dialysebehandlung letztendlich erreicht werden sollen, ebenfalls erreicht werden.

Leider hat sich herausgestellt, dass es selbst bei optimaler Dialyse immer noch viele, viele Patientinnen und Patienten gibt, die trotzdem an Juckreiz leiden. In Summe gesehen also eine adäquate Dialysebehandlung ist absolut notwendig und eine Grundvoraussetzung für die Behandlung von Patientinnen und Patienten, die die Dialyse benötigen. Und sie ist auch sicher für die Behandlung des Juckreizes geeignet, aber oft kommen auch andere Faktoren dazu, die eine weitere Behandlung notwendig machen.

Welche anderen Gründe kann der Juckreiz außer der Nierenerkrankung selbst haben?

Eine der Probleme, besteht in der, wie es so schön heißt, Differentialdiagnose des Juckreizes. Also warum tritt der Juckreiz auf? Es kann nicht nur durch die chronische Nierenerkrankung selbst zu Juckreiz kommen, sondern es kann auch viele, viele andere Ursachen für den Juckreiz geben. Theoretisch ist es sogar möglich, dass eine Unverträglichkeit gegenüber Dialysematerialien oder bestimmten Medikamenten, die bei der Dialyse gegeben werden, die Ursache für Juckreiz sind. Es gibt aber auch andere Medikamente, die Juckreiz verursachen können, andere Erkrankungen, die Juckreiz verursachen können. Das ist eben eine wichtige Aufgabe, dass, nachdem über den Juckreiz berichtet wurde, das behandelnde Team ebenfalls daran denkt, mögliche andere Ursachen auszuschließen. Da gibt es einige gute Wege, wie man das auf relativ einfache Art und Weise zumindest einmal im Ansatz gut durchführen kann.

Welche Änderungen an der Dialyse wurden in der Vergangenheit probiert und warum helfen sie meist nur wenig gegen den Juckreiz?

Die Art, wie wir Dialysebehandlungen durchführen, hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten massiv verändert und es hat enorme Fortschritte in der Technik dieses Verfahrens gegeben. Wenn man sich Berichte ansieht, wie häufig Juckreiz vor 30, 40 Jahren bei Dialysepatient:innen waren diese viel häufiger. Heute sieht man eine gewisse Abnahme. Die Abnahme ist aber nicht sehr ausgeprägt. Das heißt, die technischen Fortschritte, die man in der Dialysebehandlung in den letzten Jahren erreichen konnte, haben nicht zu einer massiven Veränderung in der Häufigkeit dieser Komplikation geführt. Dazu zählen die Einführung der Hämodiafiltration genauso wie die Tatsache, dass bei der Bauchfelldialyse der Juckreiz eigentlich gleich häufig auftritt als bei der Hämodialyse . Das heißt, der Fortschritt der Dialysetechnik, der sich in vielen anderen Bereichen natürlich sehr positiv ausgewirkt hat, hat sich in diesem speziellen Fall nur marginal positiv ausgewirkt.

Welche Behandlungsoptionen gibt es bei Juckreiz im Rahmen der Dialyse?

Die Behandlungsmöglichkeiten, wenn es sich um einen wirklichen Juckreiz, der mit der Nierenerkrankung assoziiert ist, handelt, sind in der Zwischenzeit doch deutlich gewachsen. In großen Zügen beschränken sie sich derzeit einmal darauf, dass man versuchen muss, die Hautbarriere wiederherzustellen. Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen leiden sehr häufig unter sogenannter trockener Haut. Das ist ein typisches Phänomen der chronischen Nierenerkrankung. Und diese trockene Haut für sich selbst kann Juckreiz auslösen. Sie verstärkt aber auch jeden Juckreiz anderer Ursache.

Das heißt, die erste Therapie, die generell eigentlich angewendet werden sollte, ist Hautpflege. Glycerolhaltige oder paraffinhaltige rückfettende Hautcremen ermöglichen es, dieses Problem dieser trockenen Haut oder wie man im Fachjargon sagt, Xerosis Cutis zu beseitigen und damit den Juckreiz sehr häufig schon sehr günstig zu beeinflussen. Es gibt auch spezifische Cremen, die insbesondere dann, wenn der Juckreiz nur an einer Lokalisation auftritt, die leicht zugänglich ist und vielleicht relativ klein von der Fläche ist, durchaus hier helfen können. Diese so genannten topischen Therapien, die also direkt auf die Haut aufgetragen werden, sind die Basistherapie, die bei jedem Patienten und bei jeder Patientin eigentlich angewendet werden sollte.

Wenn trotz optimaler Hautpflege nach wie vor Juckreiz besteht, dann gibt es inzwischen einige zusätzliche medikamentöse Möglichkeiten. Es gibt Medikamente, die in der Lage sind, das Missverhältnis zwischen juckreizfördernden und juckreizhemmenden Nervenfasern bei Patient:innen mit chronischer Nierenerkrankung positiv zu beeinflussen und diese Balance wiederherzustellen. Es gibt Medikamente, die die Neuropathie bei diesen Patientinnen und Patienten, die sehr häufig besteht, günstig beeinflussen, und es hat sich herausgestellt, dass diese Medikamente auch den Juckreiz positiv beeinflussen. Und letztendlich gibt es noch die Möglichkeit einer sogenannten UVB-Bestrahlung, also eine ultraviolett Lichtbestrahlung, die ebenfalls in Studien sehr erfolgreich abgeschnitten hat, die aber das Problem mit sich bringt, dass sie mit einem großen Aufwand für die Patientinnen und Patienten verbunden ist und üblicherweise auch keine dauerhafte Besserung mit sich bringt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Juckreiz behandeln“

Strategien für den Alltag bei Juckreiz

Was hilft gegen den Drang zu kratzen?

Der Juckreiz ist ein tiefer Reflex und dementsprechend ist es nicht leicht, diesen Effekt zwischen Juckreiz und Kratzen, diesen Teufelskreis zu unterbinden und zu unterbrechen. Es gibt einige Techniken, die letztendlich angewendet werden können und insbesondere im Bereich der Psychologie verankert sind, die hier Hilfe bringen können.

Es gibt ein sogenanntes Gewohnheitsumkehrtraining. Das bedeutet, dass man versucht, diesen Reflex „Es juckt und ich kratze“ zu unterbrechen, es juckt und ich mache etwas anderes, statt zu kratzen. Damit kann man diesen Teufelskreis letztendlich unterbrechen. Es ist auch wichtig, nachdem Stress ein wesentlicher Auslöser für den Juckreiz sein kann, Entspannungstechniken anzuwenden. Neben der Tatsache, dass man natürlich die Hautpflegemaßnahmen zum Beispiel am Abend intensivieren kann, um besser über die Nacht zu kommen.

Wie pflege ich meine Haut richtig bei Juckreiz?

Es gibt einige Maßnahmen, die es Ihnen erlauben, das Auftreten des Juckreizes zumindest positiv zu beeinflussen und die Episoden abzukürzen oder zu verhindern. Was löst denn letztendlich Juckreiz aus? Temperaturschwankungen sind wesentliche Faktoren, die diesen Juckreiz auslösen können. Das heißt, heißes oder kaltes Duschen sollte eher vermieden werden. Sie sollten versuchen, die Badetemperatur relativ der Körpertemperatur anzupassen. Das ist eine Maßnahme, die ganz sicher in der Lage ist, den Juckreiz deutlich zu reduzieren. Häufiges sehr starkes Schwitzen ist ebenfalls ein Trigger für den Juckreiz. Hier kommt es auf die richtige Bekleidung zum Beispiel bei sportlicher Betätigung an, die ebenfalls in der Lage ist, den Juckreiz in seiner Häufigkeit im Auftreten und in seiner Heftigkeit doch deutlich zu reduzieren. Und dann ist Stress generell ein Auslöser für Juckreiz, wo man natürlich auch dementsprechend versuchen kann, zumindest gegen zu regulieren.

Wie kann ich trotz Juckreiz besser schlafen?

Juckreiz ist einer der häufigsten Faktoren, der von Patientinnen und Patienten berichtet wird, der zu Schlafstörungen führt. Hier ist es insbesondere ebenfalls wichtig, Auslöser des Juckreizes zu minimieren. Das sind eben massive Kälte- bzw. Wärmexpositionen während des Schlafens. Das heißt die richtige Temperatur im Bereich, wo Sie schlafen ist wesentlich. Die Hautpflege am Abend durchzuführen ist ebenfalls eine Variante, die es Ihnen ermöglichen könnte, besser zu schlafen.

Es gibt auch Medikamente, die eigentlich für Juckreiz in der Allgemeinbevölkerung, also nicht bei chronischer Nierenerkrankung, sehr gerne eingesetzt werden. Das sind die sogenannten Antihistaminika . Antihistaminika sind eigentlich muss man sagen, für den Juckreiz bei chronischen Nierenerkrankungen nicht gut geeignet. Aber sie haben als Nebeneffekt die Tatsache, dass sie müde machen und letztendlich teilweise auch als Schlafmedikation eingesetzt werden. Das heißt, wenn Sie auf Antihistaminika zurückgreifen, dann ebenfalls diese Medikamente am Abend einnehmen. Auch das kann Ihnen über die Nacht besser helfen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Strategien für den Alltag bei Juckreiz“

Meine Nachricht an Sie

Sehr geehrte Patientinnen und Patienten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch eine Bitte mit auf den Weg geben. Wenn Sie unter Juckreiz leiden, reden Sie darüber. Sagen Sie Ihrem Pflegepersonal oder Ihren Ärztinnen und Ärzten, dass Sie unter diesem Problem leiden, weil es inzwischen viele Möglichkeiten gibt, wie man Ihnen auch helfen kann.

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Geprüft Prof. Dr. Gert Mayer: Stand Oktober 2025 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antihistaminika
Medikamente, die die Wirkung von Histamin blockieren und häufig bei allergischen Reaktionen eingesetzt werden.
Chronisch
(Gegenteil: akut)
Sich über einen längeren Zeitraum allmählich entwickelnd oder bereits lange andauernd.
Dialyse
Verfahren, um den Körper von Stoffwechselabbauprodukten und überschüssigen Flüssigkeiten zu befreien.
Differentialdiagnose
Prozess, bei dem verschiedene mögliche Erkrankungen in Betracht gezogen werden, um zu ermitteln was die Symptome einer Patientin/eines Patienten tatsächlich verursacht. Erkrankungen mit ähnlicher oder nahezu gleicher Symptomatik wie die Verdachtsdiagnose müssen dabei auch in Betracht gezogen werden und werden deshalb auch als Differentialdiagnosen bezeichnet.
Hämodialyse
Die Hämodialyse ist eine Form der Nierenersatztherapie, bei der das Blut außerhalb des Körpers durch eine Dialysemaschine geleitet wird. Ausscheidungsprodukte und überschüssige Flüssigkeit werden entfernt, bevor das Blut zurück in den Körper gelangt.
Lokalisation
Die die genaue Bestimmung des Ortes, an dem eine Veränderung, ein Schmerz oder eine Erkrankung im Körper auftritt