4. Juckreiz behandeln

Wie wirkt sich die Dialyse auf den Juckreiz aus?

Die Dialyse selbst kann manchmal den Juckreiz lindern oder ganz beseitigen. Das gilt vor allem dann, wenn bereits schwerwiegende Beschwerden einer Harnvergiftung (Urämie ) bestehen. Bei einer Urämie kommt es zu einer Ansammlung von Abfallstoffen des Körpers im Blut, die normalerweise von den Nieren über den Harn ausgeschieden werden würden. Die Ansammlung dieser Stoffe, wie beispielsweise Harnstoff, Kreatinin oder Harnsäure, lösen im Körper eine Vielzahl von Reaktionen aus und können so den Juckreiz fördern. Oft verbessert sich der Juckreiz nach der Dialyse deutlich, weil viele dieser Abfallstoffe durch die Dialyse aus dem Körper herausgefiltert werden.

Die genauen Ursachen für den Juckreiz sind allerdings komplex und noch nicht vollständig geklärt – Forscher vermuten ein Zusammenspiel aus Entzündungen, Veränderungen in den Nerven und einer gestörten Verarbeitung von Juckreizen im Gehirn. Die Behandlung von Juckreiz bei Menschen mit Nierenerkrankung ist daher oft kompliziert und muss an mehreren Stellen gleichzeitig ansetzen. Wie oft oder wie lange die Dialyse durchgeführt wird, kann eine Rolle dabei spielen und auch ob und wie stark Juckreiz auftritt.

Was können weitere Ursachen von Juckreiz sein?

Reaktion auf die Dialyse

In seltenen Fällen können Patient:innen empfindlich auf Bestandteile der Dialyse oder des verwendeten Materials reagieren, was zu Hautreizungen führen kann. Auch bestimmte Medikamente, die im Rahmen der Dialyse oder Begleittherapien eingesetzt werden, können als Nebenwirkung Juckreiz verursachen.

Hauterkrankungen

Juckreiz kann auch durch verschiedene Hauterkrankungen oder Hautveränderungen ausgelöst werden. Dazu gehören zum Beispiel ganz normale einfache Hautveränderungen wie trockene Haut im Alter, bei kaltem Wetter oder durch häufiges Waschen. Es gibt aber auch Hauterkrankungen, die ursächlich sein können für den Juckreiz, wie atopische Dermatitis (Neurodermitis), Schuppenflechte (Psoriasis), Nesselsucht (Urtikaria), Pilzinfektionen, parasitäre Erkrankungen (beispielsweise Krätze oder Läuse) oder eine Sonnenallergie.

Andere Erkrankungen als Auslöser

Weiters gibt es eine Reihe anderer Erkrankungen, die ebenfalls zu ausgeprägtem Juckreiz führen können. Diese sollte Ihr Behandlungsteam mit Ihnen besprechen und abklären. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Schilddrüsenerkrankungen – können den Stoffwechsel beeinflussen und die Haut austrocknen.
  • Diabetes mellitus – kann durch hohe Blutzuckerwerte zu trockener Haut und Nervenschäden führen.
  • Lebererkrankungen – dabei können sich Gallensäuren im Körper ansammeln, die intensiven Juckreiz auslösen.
  • Infektionen – etwa bakterielle Hautinfektionen (Impetigo Follikulitis), Pilzinfektionen (Fußpilz, Candida), Virusinfektionen (Windpocken, Gürtelrose) oder Infektionen durch Parasiten (Krätze, Läuse),
  • Allergien oder Unverträglichkeiten gegen Medikamente, Nahrungsmittel oder Umweltfaktoren führen manchmal zu Juckreiz. Viele Arzneimittel wie Medikamente gegen hohen Blutdruck, zur Entwässerung oder zur Schmerzlinderung haben Juckreiz als mögliche Nebenwirkung.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Juckreiz?

Zu den wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten und Maßnahmen im Rahmen der Dialyse gehören:

  • Hautpflege
    Ein wichtiger Ansatz bei der Behandlung von Juckreiz ist die Stärkung der Hautbarriere. Viele Patient:innen mit chronischer Nierenerkrankung leiden unter trockener Haut. Diese kann einerseits selbst Juckreiz verursachen, andererseits aber auch Juckreiz durch andere Ursachen verstärken. Deshalb sollte die erste Maßnahme immer eine gute Hautpflege sein, z. B. mit Cremes, die Glycerin oder Paraffin enthalten. Eine regelmäßige, rückfettende und parfumfreie Basispflege hilft, die Haut zu schützen und den Juckreiz abzumildern. Nach dem Duschen oder Baden sollte die Haut gut eingecremt werden.
  • Medikamente
    Es gibt Präparate, die direkt die Weiterleitung des Juckreizes in den Nerven beeinflussen oder Entzündungsreaktionen in der Haut dämpfen und so gezielt gegen den Juckreiz bei Nierenerkrankungen helfen können.
  • Lichttherapie
    In manchen Fällen kann auch eine kontrollierte UVB-Bestrahlung der Haut (Phototherapie ) eingesetzt werden. Hierbei wird die Haut gezielt und kontrolliert mit UV-Licht behandelt, was helfen kann, den Juckreiz zu lindern.
  • Anpassung bzw. Absetzen von Medikamenten
    In Absprache mit den Ärzt:innen kann geprüft werden, ob bestimmte Medikamente als Auslöser des Juckreizes infrage kommen und wie mit ihnen umgegangen werden kann.
  • Optimierte Dialyse-Einstellungen
    Manchmal kann eine Verbesserung der Dialyse (z. B. eine leichte Verlängerung oder Anpassung der Filter) helfen, mehr reizende Stoffwechselprodukte aus dem Blut zu entfernen.
  • Kühlung
    Kühle Umschläge, Gelkissen oder lauwarmes Duschen können rasch für Linderung sorgen, wenn der Juckreiz akut stark ist.

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    Geprüft Prof. Dr. Gert Mayer: Stand Oktober 2025 | Quellen und Bildnachweis
    Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
    Dialyse
    Verfahren, um den Körper von Stoffwechselabbauprodukten und überschüssigen Flüssigkeiten zu befreien.
    Phototherapie

    Behandlung der Haut mit speziellem Licht (meist UV-Licht), um Hauterkrankungen oder Juckreiz zu lindern.

    Stoffwechsel
    Biochemische Vorgänge, die innerhalb und zwischen den Zellen ablaufen und zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen notwendig sind.
    Urämisch
    „Urämisch“ beschreibt Beschwerden oder Zustände, die im Zusammenhang mit einer schweren Nierenfunktionsstörung entstehen. Wenn die Nieren ihre Entgiftungsaufgabe nicht mehr ausreichend erfüllen, sammeln sich harnpflichtige Substanzen („Urämietoxine“) im Blut an.