9. Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs im Frühstadium behandeln – Alle Fragen

Diese Schulung erklärt die wichtigsten Aspekte rund um die Behandlung von hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium. Lernen Sie die verschiedenen Therapien kennen, um bestmöglich auf die Behandlung und Nachsorge vorbereitet zu sein. Sie erfahren, wann eine Antihormontherapie eingesetzt wird und wie diese abläuft. Außerdem lernen Sie, was bei einem Rezidiv passiert und wie es behandelt wird. Darüber hinaus erhalten Sie Tipps, um den Verlauf der Therapie bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs sinnvoll unterstützen zu können.

Einleitung durch Priv.-Doz.in Dr.in Kathrin Strasser-Weippl

Guten Tag. Mein Name ist Kathrin Strasser-Weippl. Ich bin Hämato-Onkologin an der Klinik Ottakring, bin dort vor allem tätig am Brustgesundheitszentrum und behandle Patientinnen mit allen Stadien des Brustkrebs mit medikamentöser Therapie.

Im folgenden Kurs geht es die Behandlung des Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs im Frühstadium.

Hier geht es zur Einleitung des Kurses: „Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs im Frühstadium behandeln“

Grundlagen der Therapie bei frühem Brustkrebs

Was ist hormonrezeptor-positiver Brustkrebs?

Hormonrezeptor-positiver Brustkrebs ist Brustkrebs, wo auf den Zellen Hormonrezeptoren zu finden sind.

  • Es gibt die Östrogen- und
  • Progesteron-Rezeptoren.

Und das bedeutet, dass Hormontherapien wirksam sind, weil diese Brustkrebsart hormonabhängig ist.

Man muss dazu sagen, es gibt einen dritten wichtigen Rezeptor, den HER2-Rezeptor, der auch für die Therapie sehr relevant ist. Und es gibt bei den Hormonrezeptor-positiven sowohl diejenigen, die auch HER2-positiv sind, als auch die, die HER2-negativ sind. Und das unterscheidet dann auch wieder die Therapie, weil es hier zielgerichtete Therapien gegen den HER2-Rezeptor ebenfalls gibt.

Letztlich ist es aber so, dass bei allen Hormonrezeptor-positiven Brustkrebsarten irgendwann eine Art von Hormontherapie zum Einsatz kommt.

Man stellt fest, ob ein Brustkrebshormonrezeptor positiv ist, indem man unter dem Mikroskop eine sogenannte immunhistochemische Untersuchung macht. Das heißt, man färbt die Tumorzellen, und man sieht dann unter dem Mikroskop, wie stark der Hormonrezeptor exprimiert ist, so nennt man das, wie stark, also wie viele Hormonrezeptoren eine Zelle auf der Oberfläche trägt. Und je mehr Rezeptoren das sind, desto stärker ist auch der Brustkrebs hormonabhängig.

Wieso ist der Hormonrezeptorstatus für die Therapie wichtig?

Der Hormonrezeptor-Status ist für die Therapie wichtig, weil Tumorzellen, die Hormonrezeptoren an der Oberfläche tragen, abhängig sind vom weiblichen Geschlechtshormon Östrogen . Östrogen bindet sich an diesen Rezeptor und wirkt wie ein Wachstumssignal. Das heißt, die Tumorzelle wird angeregt, sich zu teilen, sich zu vermehren. Und je mehr Hormonrezeptoren auf der Oberfläche zu finden sind, desto stärker wirksam ist das Östrogen, das auf die Tumorzelle trifft und das die Tumorzelle zum Wachstum anregt.

Therapeutisch können wir diese Hormonrezeptoren blockieren. Das heißt:

  • Es gibt Medikamente, die auf den Rezeptor binden, und dann kann dieser Rezeptor kein Östrogen mehr empfangen.
  • Und es gibt auch Medikamente, die das Östrogen in der Zirkulation im Blut vermindern, und zwar so stark vermindern, dass man es gar nicht mehr nachweisen kann.

Das sind die zwei Ansätze, die zwei klassischen Ansätze, die man hat, um zu verhindern, dass Östrogen diese östrogenabhängigen Tumorzellen zum Wachstum anregt.

Wann spricht man von Brustkrebs im Frühstadium?

Von Brustkrebs im Frühstadium spricht man dann, wenn keine Metastasen vorliegen.

Unter Metastasen meint man damit allerdings nicht Metastasen in den Lymphknoten bestimmter Regionen. Also Lymphknoten in der Achsel meint man damit nicht. Ein Brustkrebs mit Lymphknoten in der Achsel gehört noch zum Frühstadium, ebenfalls bestimmte andere Lymphknotenstellen, die sich um die Brust herum befinden.

Was man nicht mehr als Frühstadium bezeichnet, sind Brustkrebserkrankungen mit Metastasen in der Lunge, der Leber, den Knochen oder anderen Organen, wo man die Erkrankung nach heutigem Stand des Wissens nicht mehr heilen kann.

Brustkrebs im Frühstadium bedeutet daher, dass unser Ziel die Heilung ist.

Warum ist die Früherkennung von Brustkrebs wichtig?

Die Früherkennung von Brustkrebs ist wichtig, um Brustkrebs im Frühstadium erkennen zu können.

Wenn man regelmäßig Screening-Untersuchungen macht, also Mammografie und Ultraschall, dann kann man bereits sehr kleine Veränderungen in der Brust feststellen und kann Brustkrebs diagnostizieren, bevor es dazu kommt, dass sich Metastasen bilden in anderen Organen oder auch nur in den Lymphknoten um die Brust herum.

Man muss dazu aber sagen, dass das nicht für jeden Brustkrebs gilt. Es gibt Brustkrebserkrankungen, die sich sehr schnell bilden. Also eine Patientin, die zum Zeitpunkt der Diagnose schon Metastasen hat, ist nicht schuld daran, weil sie nicht beim Screening war. Es gibt einfach Erkrankungen, die schneller, dynamischer verlaufen. Aber man weiß, dass viele Brustkrebserkrankungen durch Screening zu einem frühen Stadium diagnostiziert werden können, wenn sie noch heilbar sind.

Und dann weiß man aus sehr großen Untersuchungen in sehr vielen Ländern der Erde, dass, wenn man Patientinnen dazu einlädt, regelmäßig Mammographien und Ultraschall zu machen, dass man dann wirklich insgesamt die Sterblichkeit am Brustkrebs verringern kann.

In Österreich gibt es ein Brustkrebsfrüherkennungsprogramm, das Frauen dazu einlädt, und zwar wirklich aktiv einlädt, indem sie einen Brief bekommen, zu einer Mammografie und Ultraschall zu gehen, in regelmäßigen Abständen. Und das Ziel ist eben hier, genau das zu erreichen, was die Studien zeigen, nämlich, dass weniger Frauen an Brustkrebs sterben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Grundlagen der Therapie bei frühem Brustkrebs“

Therapiemöglichkeiten

Welche Therapien werden bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium eingesetzt?

Bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium kommen verschiedene Therapien zum Einsatz.

Zum einen ist es so, dass jeder Brustkrebs operiert werden muss. Das kann vor oder nach einer Chemotherapie sein oder auch ohne Chemotherapie.

Dann ist es so, dass auch im Frühstadium Chemotherapie zum Einsatz kommen kann, wenn man weiß, dass ein hohes Risiko besteht, dass Metastasen später entstehen könnten.

Eine Bestrahlung ist ebenfalls wichtig, wenn das Risiko besteht, dass der Tumor in der Brust wieder wächst, nachdem man ihn operiert hat. Dieses Risiko gibt es.

Und ganz wesentlich ist die Hormontherapie. Jeder Brustkrebs mit Hormonrezeptoren im Frühstadium muss mit einer Hormontherapie behandelt werden. Diese Therapie ist eine Tablettentherapie, die meist über mehrere Jahre gegeben wird. Und man weiß hier, dass das Rezidivrisiko dadurch deutlich gesenkt wird.

Was ist das Ziel der Therapie bei früh diagnostiziertem Brustkrebs?

Es ist wichtig zu verstehen, dass es bei der Behandlung von früh diagnostiziertem Brustkrebs verschiedene Therapieziele gibt.

  • Einerseits das Ziel, dass der Tumor in der Brust nicht wieder wächst. Das macht vor allem die Operation und die Strahlentherapie. Früher hat man aus Sorge vor Metastasen sehr große Operationen an der Brust durchgeführt. Man hat aber gelernt, dass das Operieren nicht das ist, was die Metastasen verhindert.
  • Das zweite Ziel, die Verhinderung von Metastasen, erreicht man nur durch Therapien, die in den ganzen Körper gehen. Das sind eben Medikamente. Das kann einerseits die Chemotherapie sein bei höherem Risiko oder andererseits die Hormontherapie, die auf jeden Fall gegeben wird.

Das heißt, diese beiden Therapieformen, die Therapie für die Brust, dass der Tumor in der Brust nicht wieder kommt, und die Therapie der Metastasen, der Verminderung des Risikos an Metastasen, sind unterschiedlich.

Und es ist wichtig zu verstehen, dass man durch eine Operation alleine das Risiko von Metastasen nicht minimieren kann, sondern dass es immer beides braucht: Die Therapie des Brustkrebs in der Brust und die Therapie der Mikrometastasen, also einzelner Tumorzellen, die im Blut sein können, auch bereits zum Zeitpunkt der Diagnose, die man dann mit einer Medikamententherapie, das heißt Chemotherapie und Hormontherapie oder Hormontherapie alleine, behandelt.

Wie wird entschieden, welche Therapie für mich am geeignetsten ist?

Zum Zeitpunkt der Diagnose werden unterschiedliche Untersuchungen gemacht, um festzustellen, welche Therapie für welche Patientin richtig ist.

Dazu gehören:

  • Untersuchungen der Brust. Das heißt, wir wollen wissen: Wie groß ist der Tumor? Sind Lymphknoten befallen?
  • Untersuchungen des Tumors unter dem Mikroskop. Wir wollen wissen: Wie aggressiv ist dieser Brustkrebs? Teilen sich die Zellen sehr schnell? Sind sie stark hormonabhängig oder weniger stark hormonabhängig?
  • Wir machen Untersuchungen wie Computertomografie und Knochenszintigrafie, um zu wissen, ob es Metastasen gibt.
  • Und ganz wichtig ist natürlich: Wie geht es der Patientin? Hat die Patientin Vorerkrankungen? Gibt es Vorerkrankungen am Herz, an der Lunge, an anderen Organsystemen, die vielleicht manche Therapien schwieriger machen? Wie alt ist die Patientin? Und auch: Was ist die Präferenz der Patientin? Was möchte sie?

Das heißt, es sind sehr viele Faktoren, die einfließen und die dann zu einem sehr individuellen Therapieschema zusammengezogen werden. Und dazu gibt es auch die Tumor-Boards, die dann letztlich eine Empfehlung abgeben. Und dann wird der Arzt gemeinsam mit der Patientin im Gespräch feststellen, ob diese Empfehlung das ist, was die Patientin möchte, und ein individuelles Konzept erstellen.

An wen kann ich mich wenden, wenn ich eine zweite Meinung einholen möchte?

Ich bin ein großer Fan von Zweitmeinungen.

Zweitmeinungen sind viel besser als Internet-Recherche. Sie können Sicherheit geben. Gerade wenn eine Therapie, die anstrengend ist, ansteht, eine Therapie mit Toxizitäten, ist es ungemein beruhigend, wenn es jemanden Zweiten gibt, der mir die gleiche Empfehlung gegeben hat.

  • Es gibt Brustkrebsexperten, die man finden kann.
  • Die ABCSG hat zum Beispiel eine Webseite, wo sie Brustkrebsexperten in allen Bundesländern aufzählt.
  • Man kann sich bei der Krebshilfe erkundigen.
  • In den Spitalern gibt es Brustgesundheitszentren. Und da kann man sich darauf verlassen: Diese Kolleginnen und Kollegen kennen sich aus.

Und wenn eine Unsicherheit besteht, empfehle ich erstens hier im Allgemeinen, aber auch persönlich sehr oft, meinen Patientinnen, eine Zweitmeinung einzuholen. Ich empfehle oft auch eine Liste an Kollegen und dann gehen Sie zu denen. Das ist besser, als Sie recherchieren auf Webseiten, wo man nicht genau weiß, was die Quellen sind. Da können Sie sich darauf verlassen, wenn Sie zweimal eine Meinung gehört haben, dass das auch richtig für Sie ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „Therapiemöglichkeiten“

Chemotherapie

Wann wird eine Chemotherapie bei frühzeitig erkanntem Brustkrebs eingesetzt?

Eine Chemotherapie wird bei frühzeitig erkanntem Brustkrebs aus zwei Gründen eingesetzt:

  • Einerseits, wenn das Risiko hoch ist, dass später Metastasen entstehen könnten und
  • andererseits aber auch – und das ist als zweiter Grund wichtig –, wenn man weiß, dass die Chemotherapie wirksam ist.

Es gibt sowohl Brustkrebsarten, wo das Risiko zwar höher ist, aber die Hormontherapie sehr wirksam sein wird. Oder es gibt auch Arten, wo man weiß, dass eine Chemotherapie einfach nicht wirksam ist. Das heißt, es muss beides gegeben sein. Es muss ein individueller Benefit, so nennen wir das, der Chemotherapie gegeben sein. Das kann man heutzutage sehr gut individuell vorhersagen. Es gibt sogar sogenannte genomische Tests, wo man sich genau die Tumorzellen anschaut unter dem Mikroskop und mit speziellen molekularpathologischen Methoden, wo man dann ausrechnen kann, gemeinsam mit dem Tumor-Stadium, wie viel Prozent Risiko einer Metastasierung gegeben ist und um wie viel Prozent dieses Risiko durch eine Chemotherapie vermindert werden kann.

Und da können wir sehr gut mit den Patientinnen gemeinsam diskutieren, wann eine Chemotherapie empfohlen wird.

Natürlich hängt die Gabe einer Chemotherapie aber auch davon ab, wie fit die Patientin ist, wie alt sie ist und was sie möchte. Da gibt es gewisse Vorerkrankungen, die vielleicht eine Chemotherapie schwieriger machen. Patientinnen, die bereits in einem schlechten Allgemeinzustand sind, denen wird man das weniger zumuten wollen als jüngeren, fitten Patienten, wo man auch weiß, dass eine Risikoreduktion für viele, viele Lebensjahre relevant ist.

Wie läuft eine Chemotherapie ab?

Eine Chemotherapie besteht aus Injektionen und Infusionen.

Heutzutage können diese ambulant verabreicht werden in den sogenannten Tageskliniken der Spitäler. Die Patientinnen kommen in der Früh, haben meist ein Arztgespräch, sie bringen entweder Blutbefunde mit oder es wird ein Blutbefund sehr rasch erstellt. Und die Chemotherapie wird dann verabreicht.

Die Patientinnen bekommen nicht nur die Chemotherapie, sondern auch Medikamente zur besseren Verträglichkeit. Das heißt, Infusionen davor und danach gegen Übelkeit, zur Verminderung der Nebenwirkungen. Meistens sitzen die Patientinnen in Liegestühlen, können da auch etwas lesen. Und das tut auch nicht weh.

Und dann am Mittag oder Nachmittag gehen Patientinnen wieder nach Hause und kommen dann in regelmäßigen Abständen zur weiteren Therapie. Das hängt sehr von der Therapie ab, wie lang der Abstand ist, meistens ein bis drei Wochen.

Und das wird eine gewisse Anzahl von Malen wiederholt. Bei frühem Brustkrebs ist die Dauer der Chemotherapie üblicherweise circa viereinhalb bis sechs Monate.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Chemotherapien haben typische Nebenwirkungen, die häufig sind, wobei man sagen muss: Jede Chemotherapie ist anders.

Wenn Sie von jemandem hören, dass er diese und jene Nebenwirkungen hat von einer Chemotherapie, muss das für Sie gar nicht zutreffen. Chemotherapie ist überhaupt nicht gleich Chemotherapie. Wir haben sehr viele verschiedene Medikamente und Kombinationen von Medikamenten, die wir einsetzen.

  • Häufige Nebenwirkungen, gerade bei frühem Brustkrebs, sind Haarausfall. Da bekommen Patientinnen einen Verordnungsschein für einen Haarersatz, und das ist meistens eine gute Möglichkeit, diese Phase zu überbrücken. Nach Abschluss der Chemotherapie wachsen die Haare wieder wie vorher.
  • Übelkeit ist auch eine häufige Nebenwirkung von Chemotherapien bei frühem Brustkrebs. Das haben wir heutzutage sehr, sehr gut im Griff. Patientinnen bekommen prophylaktisch Medikamente, bereits Infusionen am Tag der Chemotherapie und Medikamente zu Hause, die sehr effektiv sind. Heutzutage ist es extrem selten, dass Patientinnen mit frühem Brustkrebs unter Chemotherapie noch erbrechen. Es gibt Patientinnen, die haben Übelkeit, da muss man dann diese Medikation entsprechend anpassen.
  • Infektanfälligkeit und Veränderungen des Blutbilds sind auch häufig bei Chemotherapie bei frühem Brustkrebs. Das haben wir ebenfalls sehr gut im Griff. Patientinnen bekommen Spritzen, die die Vermehrung der weißen Blutkörperchen anregen nach Chemotherapie, und das ist meistens auch kein Problem mehr.
  • Neuropathie, das sind Schädigungen der Nerven, können auftreten unter Chemotherapie bei frühzeitigem Brustkrebs. Das ist eine Nebenwirkung. Die Patienten müssen wissen, dass diese Nebenwirkung sich nach Ende der Chemotherapie nicht immer vollständig zurückbildet. Das heißt, es ist wesentlich, sie anzusprechen, damit der Arzt entsprechend reagieren kann. Manchmal muss man die Chemotherapie auch vorzeitig beenden, wenn Neuropathien auftreten.

Und dann gibt es neben diesen häufigen Nebenwirkungen viele seltenere Nebenwirkungen. Ich sage immer, jedes Kopfweh-Medikament hat einen Beipacktext, der einen halben Meter lang ist. Das ist bei Chemotherapie-Medikamenten nicht anders. Jedes Chemotherapie-Medikament hat natürlich auch viele seltene Nebenwirkungen, die wir dann individuell mit den Patienten diskutieren. Dazu gehören

  • Durchfall,
  • Verstopfung,
  • Mundschleimhautentzündung,
  • rinnende Augen,
  • trockene Augen,
  • rinnende Nase,
  • trockene Nase

und viele andere Dinge, die wir dann einfach individuell mit den Patientinnen besprechen und darauf eingehen. Und da gibt es meistens auch eine gute Lösung.

Wie kann ich mich auf die Chemotherapie vorbereiten und was kann mir helfen, sie besser zu bewältigen?

Auf die Chemotherapie können Sie sich vorbereiten, indem Sie sich einmal gut informieren und sich darauf einlassen, dass diese Chemotherapie Ihnen hilft.

Und dann würde ich meinen, Sie besprechen Probleme jederzeit mit Ihrem Arzt. In allen Kliniken, in denen Chemotherapien verabreicht werden, sind Ärzte immer verfügbar und für Probleme ansprechbar.

Es gibt auch speziell ausgebildete Krankenschwestern, die man ansprechen kann.

Sie bekommen alle Medikamente gegen die Nebenwirkungen bereits vor und nach der Chemotherapie.

Sie bekommen Rezepte für die Nebenwirkungen zu Hause.

Sie müssen nicht zusätzlich Medikamente nehmen. Es ist nicht notwendig, sich nebenbei zu informieren und sich dann mit Immunstimulantien oder Vitaminen oder Ähnlichem auf die Chemotherapie vorzubereiten. Das ist sehr wichtig. Sie sind nicht verpflichtet, das zu tun. Sie dürfen sich darauf verlassen, dass die Ärzte Ihnen all das geben, was Sie brauchen.

Es werden auch regelmäßig Blutuntersuchungen gemacht.

Und wenn Sie vorher bereits Nahrungsergänzungsmittel genommen haben, die Sie weiter nehmen möchten, dann besprechen Sie es mit Ihrem Arzt. Das ist natürlich möglich, aber es ist nicht notwendig, zusätzlich zur Chemotherapie viele andere Dinge zu schlucken. Der Körper wird alleine durch die Chemotherapie und die Medikamente, die Sie dann auch dazubekommen, ausreichend gefordert.

Und wesentlich ist, dass Sie darauf schauen, dass es Ihnen gut geht. Da weiß jeder individuell, was ihm am besten tut. Es gibt Patientinnen, die gehen gerne schwimmen, es gibt Patienten, die gehen gerne spazieren oder die hören gern Musik an. Tun Sie das, was Ihnen guttut, das wissen Sie selbst. Versuchen Sie, im grünen Bereich zu bleiben. Aber was die Medikamente betrifft, dürfen Sie sich darauf verlassen, dass Sie da alles, was notwendig ist, von Ihren Ärzten bekommen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Chemotherapie“

Die Antihormontherapie

Was versteht man unter einer Antihormontherapie?

Eine Antihormontherapie ist eine Therapie, die darauf abzielt, die weiblichen Geschlechtshormone, die bei Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs einen starken Wachstumstreiber darstellen, zu reduzieren.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das medikamentös zu tun.

Die älteste Therapie, das ist das Tamoxifen, blockiert den Rezeptor. Das heißt, der Östrogenrezeptor wird vom Medikament besetzt, und das Östrogen kann nicht mehr an diesen Rezeptor binden.

Es gibt viele andere Therapien, die auch über den Rezeptor gehen, das heißt, diesen Hormonrezeptor blockieren.

Es gibt Therapien, die das Östrogen selbst im Blutkreislauf vermindern. Das ist wiederum für Patientinnen nach dem Wechsel und vor dem Wechsel unterschiedlich, wie man das macht. Denn bei Patientinnen in der Prämenopause, vor dem Wechsel, wird das Hormon über die Eierstöcke produziert und dann müssen die Eierstöcke blockiert werden. Bei älteren Patientinnen funktioniert das anders mit anderen Medikamenten.

Und es gibt heutzutage auch noch viele zusätzliche Medikamente, die diese Wirkung der Hormontherapie noch verstärken durch zusätzliche zielgerichtete Mechanismen.

Wann wird eine Antihormontherapie eingesetzt?

Eine Antihormontherapie wird immer dann eingesetzt, wenn man weiß, die Tumorzellen haben einen Östrogenrezeptor an der Oberfläche und sind damit hormonsensitiv, wie wir das nennen. Das heißt, man kann erwarten, dass die Wegnahme dieses Wachstumstreibers dazu führt, dass die Tumorzellen nicht mehr zum Wachstum angeregt werden und sich auch nicht mehr vermehren.

Das kann man an der Tumorzelle testen bei frühzeitigem Brustkrebs. Je stärker die Hormonrezeptoren exprimiert werden, das heißt, je mehr Hormonrezeptoren man an der Zelloberfläche findet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Hormontherapie gut wirkt.

Wie läuft eine Antihormontherapie ab?

Klassischerweise ist die Antihormontherapie eine Tablettentherapie, die beim frühen Brustkrebs über mindestens fünf Jahre gegeben wird.

Bei Frauen, die noch nicht im Wechsel sind, weiß man, dass eine zusätzliche effektive Option auch eine Spritze ist, die man unter die Haut gibt, alle ein bis drei Monate, um die Funktion der Eierstöcke zu blockieren, damit hier kein Östrogen produziert wird.

Es hängt davon ab, wie hoch das Rückfallrisiko beim Brustkrebs ist, welche Hormontherapie dann eingesetzt wird. Das ist eben unterschiedlich bei Patientinnen vor und nach dem Wechsel.

Und was die Dauer mit den mindestens fünf Jahren anbelangt: Da ist es so, dass man versucht, die Hormontherapie fünf Jahre zu geben. Das hat auch gewisse Nebenwirkungen, mit denen man zurechtkommen muss, die man dann auch behandeln kann. Und nach den fünf Jahren ist es so, dass, wenn man die Hormontherapie länger gibt, es dann noch eine kleine Reduktion des Risikos gibt, wenn man die Hormontherapie länger gibt. Das hängt auch ein bisschen vom Risiko ab, wie hoch hier dann der individuelle Benefit ist.

Das besprechen wir aber dann nach den fünf Jahren individuell mit der Patientin, weil es ja darauf ankommt, wie sie auch die Therapie in den ersten fünf Jahren vertragen hat.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die Nebenwirkungen der Hormontherapie kommen daher, dass die Wirkung des Östrogens weggenommen wird. Je jünger eine Frau ist, desto mehr wird sie das spüren.

  • Bei jungen Frauen kommt es zu Wechselbeschwerden, also Hitzewallungen. Es gibt aber auch noch andere Nebenwirkungen, Schlafstörungen. Und auch die Trockenheit der Schleimhaut in der Scheide kann ein Problem sein, wenn wenig Östrogen da ist. Das sind alles Dinge, auf die man eingehen muss. Und es gibt auch Medikamente, mit denen man hier arbeiten kann, um das zu vermindern.
  • Je älter eine Frau ist, desto weniger schlimm ist die Wegnahme des Östrogens. Aber es gibt auch ältere Patientinnen, die Wechselbeschwerden haben können, wenn man, selbst bei einer 70-jährigen Frau oder bei einer 80-jährigen Frau, noch das Östrogen, das im Körper ist, noch einmal reduziert durch diese Medikamente. Und hier gelten die ähnlichen Grundsätze. Das heißt, man versucht auch, die Nebenwirkungen durch andere Maßnahmen oder sogar Medikamente zu reduzieren.

Hier geht es zum Video-Interview: „Die Antihormontherapie“

CDK4/6-Inhibitoren bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs

Was ist ein CDK4/6-Inhibitor?

Ein CDK4/6-Inhibitor ist eine sogenannte zielgerichtete Therapie.

Das Ziel ist ein bestimmtes Molekül, das nennt sich die Cyclin-abhängigen Kinasen. Das ist ein Molekül, das bei Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs die Zelle zur Zellteilung anregt. Und wenn man die Cyclin-abhängigen Kinasen blockiert, dann wird diese Zellteilung verhindert, und die Zelle kann sich nicht mehr vermehren. Das ist das Prinzip der CDK4/6-Inhibitoren. Man weiß, dass in Kombination mit einer Hormontherapie bei Hormonrezeptor-positiven Brustkrebs diese Therapien sehr wirksam sind.

Wann wird die Therapie mit einem CDK4/6-Inhibitor eingesetzt?

Die CDK4/6-Inhibitoren wurden zunächst bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs sehr ausführlich untersucht. Und sie waren dort so wirksam, dass mittlerweile keine Hormontherapie mehr alleine gegeben wird für Patientinnen, die einen fortgeschrittenen Brustkrebs haben mit Hormonrezeptor-sensitiver Erkrankung, die erstmals therapiert werden. Da wird die Kombination immer gegeben, weil diese Therapien so viel wirksamer sind als eine Hormontherapie alleine.

Dann gab es auch Studien, große Studien bei frühem Brustkrebs. Und hier gibt es zwei Substanzen, zwei CDK4/6-Inhibitoren, für die da es bereits Daten gibt, dass sie zu einer Risikoreduktion führen. Eine davon ist bereits zugelassen und im Einsatz seit ungefähr zwei Jahren. Das ist das Abemaciclib, das in Kombination mit einer Hormontherapie nach Abschluss anderer Therapien für zwei Jahre eingesetzt wird bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-positiven frühem Brustkrebs, wenn sie ein erhöhtes Risiko haben, dass die Krankheit später zurückkehren wird.

Wie werden CDK4/6-Inhibitoren verabreicht?

CDK4/6-Inhibitoren sind Tabletten. Die drei zugelassenen CDK4/6-Inhibitoren werden ein bisschen unterschiedlich gegeben.

Bei frühem Brustkrebs ist ja momentan nur das Abemaciclib zugelassen. Diese Tablette wird früh und abends verabreicht ohne Pause. Und es gibt drei Stärken, drei Wirkdosierungen, wo man die Möglichkeit hat, bei Nebenwirkungen auch die Dosis zu reduzieren. Das Gute ist, dass man aus Studien weiß, dass wenn es zu Nebenwirkungen kommt und man wegen Nebenwirkungen die Dosis reduziert, dass dann die Wirksamkeit des CDK4/6-Inhibitors erhalten bleibt. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass die Therapie dann nicht mehr wirksam ist, wenn man aus Nebenwirkungsgründen eine Dosisreduktion vornehmen muss. Und es gibt hier drei Wirkstärken: 150 Milligramm, 100 Milligramm und 50 Milligramm, die eben früh und abends gegeben werden.

Welche Nebenwirkungen können bei CDK4/6-Inhibitoren auftreten?

Die häufigste Nebenwirkung von Abemaciclib ist der Durchfall.

Man weiß aus Studien einerseits, dass der Durchfall häufig ist, aber andererseits auch, dass mit zunehmender Therapiedauer das Problem des Durchfalls weggeht. Das liegt daran, dass man mit Dosisreduktionen und mit Medikamenten gegen Durchfall hier sehr gut arbeiten kann und für die meisten Patientinnen eine Dosis oder auch ein Therapieschema findet, mit dem sie zurechtkommen.

Am Anfang ist es so, dass die Therapieeinstellung durchaus, ich sage einmal holprig sein kann. Man muss die Patienten darauf hinweisen. Es kann sein, dass sie Durchfall bekommen. Man muss darauf reagieren. Man sollte nicht das Medikament einfach weiterschlucken. Man muss mit dem Arzt Rücksprache halten. Und am Anfang können häufigere Kontrollen notwendig sein, bis man dann zur richtigen Dosis und zur richtigen Supportivmedikation, also Durchfallmedikamenten, in der richtigen Dosierung kommt, damit dann für die individuelle Patientin die richtige Dosis gefunden wird.

Eine zweite Nebenwirkung ist Müdigkeit, die meistens nicht ausgeprägt ist. Es gibt einzelne Patientinnen, die das stark spüren. Auch dann kann man mit einer Dosisreduktion reagieren.

Blutbildveränderungen sind beim Abemaciclib im Gegensatz zu den anderen beiden CDK4/6-Inhibitoren nicht so häufig, aber das Blutbild wird auch regelmäßig kontrolliert.

Kontrollen der Leberwerte sind wichtig. Die können sich erhöhen bei Patientinnen unter CDK4/6-Inhibitor-Therapie. Das wird auch regelmäßig gemacht an allen Ambulanzen, die CDK4/6-Inhibitoren verschreiben. Das ist etwas, was man selbst nicht spürt, aber dann durch die Blutkontrollen kontrolliert.

Und andere seltenere Nebenwirkungen sind natürlich möglich und werden dann individuell mit der Patientin besprochen.

Hier geht es zum Video-Interview: „CDK4/6-Inhibitoren“

Kontrolluntersuchungen und Nachsorge

Woran erkennt man, ob die Behandlung wirkt?

Bei Patientinnen mit frühzeitig diagnostiziertem Brustkrebs kann man vor der Operation, wenn eine Therapie gegeben wird, erkennen, ob die Therapie wirkt, indem der Tumor kleiner wird.

Das ist auch der Grund, warum häufig Chemotherapien vor der Operation gegeben werden, weil man dann durch eine Ultraschalluntersuchung oder alleine auch nur durch einen Tastbefund sehen kann, wie der Tumor kleiner wird, den man dann später operieren möchte.

Wenn die Operation schon erfolgt ist, dann ist das, was man behandelt, das sind einzelne Tumorzellen im Blut, von denen man weiß, dass sie da sind mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, die man aber nicht gut messen kann. Daher kann man bei der individuellen Patientin nicht sehen, ob die Therapie wirkt. Man kann nur wissen, dass, wenn 100 Patientinnen diese Therapie erhalten und 100 Patientinnen die Therapie nicht erhalten, dass dann mehr Patientinnen, die die Therapie bekommen, überleben, dass diese Patientinnen weniger häufig ein Rezidiv bekommen, und mit diesen Daten und mit dieser Sicherheit im Hintergrund wird die Therapie verabreicht. Aber die Messung der Therapiewirksamkeit nach der Operation ist an der individuellen Patientin nicht mehr möglich.

Welche Kontrolluntersuchungen sind während und nach der Therapie wichtig?

Während der Therapie des frühzeitigen Brustkrebs sind am Anfang häufigere Kontrollen notwendig.

  • Gerade während einer Chemotherapie werden sehr regelmäßig Blutbild und Blutuntersuchungen gemacht.
  • Die Tumorgröße wird untersucht.
  • Und natürlich ist es auch wesentlich, wie die Patientin die Therapie verträgt.

Später, wenn diese ersten intensiveren Therapien vorbei sind und es dann zur Hormontherapie geht, sind die Kontrollen seltener notwendig. Die Blutkontrollen sind unter alleiniger Hormontherapie weniger wichtig, und es reicht, einmal im Jahr eine Blutkontrolle zu machen.

Unter CDK4/6-Inhibitor-Therapie braucht man häufigere Kontrollen des Blutes, weil es hier zur Erhöhung der Leberwerte kommen kann oder zu Blutbildveränderungen. Da werden die Patientinnen meist monatlich, manchmal dreimonatlich in die Ambulanzen bestellt.

Was die Nachsorge des Brustkrebs betrifft, das heißt, die Kontrolle, ob wieder ein Brustkrebs da ist: Da beginnt man meistens nach Abschluss der Strahlentherapie , mit einem gewissen Abstand, einen Ultraschall zu machen. Man muss sich vorstellen: Nach einer Operation und Strahlentherapie muss man einen großen Abstand halten zur ersten Mammografie. Das ist eine schmerzhafte Untersuchung. Das ist nicht möglich. Also zunächst ein Ultraschall.

Und dann empfehlen die internationalen Guidelines eigentlich eine jährliche Untersuchung der Brust mit Mammografie und Ultraschall, um zu sehen, ob ein Lokalrezidiv entstanden ist, das heißt, ob in der Brust wieder Brustkrebs entstanden ist.

Was passiert bei einem Rezidiv?

Im Fall eines Rezidivs ist es wichtig, wie bei der Erstdiagnose zunächst das Ausmaß der Erkrankung festzustellen.

  • Wenn es zu einem Lokalrezidiv gekommen ist, das heißt, ein Nachwachsen des Krebs in der Brust, gelten sehr, sehr ähnliche Richtlinien wie in der Therapie des ersten Brustkrebs. Das heißt, Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie, Hormontherapie – ähnlich wie bei der Erstdiagnose.
  • Das, wovon wir uns fürchten, ist natürlich das Fernrezidiv . Das sind Metastasen in unterschiedlichen anderen Organen wie Lunge, Leber, Knochen und so weiter. Wenn es zu so einer Situation kommt, dann wird sehr stark empfohlen, eine Gewebeprobe dieser Läsionen , dieser Metastasen zu nehmen, um zu sehen, ob sich die Charakteristika des Brustkrebs geändert haben, was häufig der Fall ist.

Und es ist natürlich wesentlich zu wissen, was die aktuellen Tumorcharakteristika sind, um die richtige Behandlung festzustellen und nicht nach den alten Charakteristika des ersten Brustkrebs zu behandeln. Also hier wird die Gewebeprobe am Anfang stehen, und dann wird ähnlich wie beim frühen Brustkrebs einerseits diese Gewebeprobe unter dem Mikroskop genau untersucht, mit unterschiedlichsten Methoden, andererseits ein Tumorboard eine Empfehlung abgeben und dann im Gespräch mit der Patientin individuell ein Therapieplan erarbeitet werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Kontrolluntersuchungen und Nachsorge“

Mein Beitrag zur Therapie

Wie kann ich den Verlauf der Therapie positiv unterstützen?

Es ist wichtig zu wissen, dass Sie den Verlauf der Therapie auch positiv unterstützen können, indem Sie auf sich selbst achten, indem Sie Nebenwirkungen wahrnehmen und ansprechen.

  • Man weiß auch, dass körperliche Aktivität einerseits die Verträglichkeit der Therapie verbessert und andererseits sogar die Prognose verbessert. Das heißt, Sie dürfen ruhig körperlich aktiv bleiben. Allerdings, wie – wie ich immer sage – im grünen Bereich. Sie sollten sich nicht an strenge sportliche Therapiepläne halten. Das ist nicht sinnvoll und auch nicht möglich während einer anstrengenden Therapie bei Brustkrebs. Aber solange Sie in Ihrem eigenen Wohlfühlbereich bleiben, ist das erlaubt und sogar empfohlen. Das ist wichtig.
  • Was die Ernährung betrifft, gibt es keine strikten Empfehlungen. Es gilt das, was im Allgemeinen gilt. Das heißt, wenig rotes Fleisch, gesunde Ernährung, das ist für uns alle gut, aber auch für Patientinnen, die unter Therapie für Brustkrebs stehen. Ideen wie Zucker zu reduzieren oder Ähnliches sind nicht wirksam in Studien und Sie dürfen ruhig Ihre normalen Ernährungsgewohnheiten auch beibehalten.
  • Und ansonsten gilt: Was Ihnen guttut, das wird Ihr Immunsystem stärken. Das wissen wir auch aus dem Alltag. Jeder von uns weiß das. Das weiß jeder von uns: Wenn wir das tun, was uns guttut, wenn wir entspannt sind, dann können wir auch Stress besser verarbeiten. Und daher empfehle ich jeder Patientin, auf ihre eigenen persönlichen Ressourcen zu achten.
  • Psychoonkologische Unterstützung kann hier sehr wichtig sein. Alle Kliniken, die Brustkrebs betreuen, bieten das an. Ich kann Patientinnen nur empfehlen, das auch anzunehmen, auch wenn man glaubt, es nicht zu brauchen. Es braucht keine psychische Krankheit, um psychoonkologische Unterstützung anzunehmen. Niemand ist krank, der das tut. Sondern es kann einfach sehr hilfreich sein, um selbst auch draufzukommen, wie die persönlichen Ressourcen am besten aktiviert werden können.

Wie können Angehörige und Freunde helfen und die Therapie unterstützen?

Angehörige und Freunde können helfen, vor allem indem sie im Alltag unterstützen. Da kann es um Kinderbetreuung gehen, da kann es darum gehen, das Kochen abzunehmen oder einfach nur da zu sein, zuzuhören.

Es ist, glaube ich, nicht hilfreich, wenn man zu viele Tipps gibt im Sinne von: „Du solltest dieses essen oder jenes essen, jenes zusätzlich nehmen oder dich mehr bewegen.“ Da ist es wichtig, dass die Patientinnen selbst draufkommen und selbst spüren, was ihnen guttut. Da muss man sich als Angehöriger auch manchmal zurückhalten.

Angehörige haben auch die Möglichkeit, selbst psychoonkologische Unterstützung wahrzunehmen. In den Kliniken, die Brustkrebs behandeln, ist das psychoonkologische Angebot nicht nur für die Patientinnen, sondern auch für die Angehörigen. Es kann gut sein, das zu tun, sodass der Stress der Unterhaltung über die Erkrankung nicht zu Hause, in der Beziehung oder in der Familie stattfinden muss.

Und so können Patienten und Angehörige vor allem auf soziale und nichtmedizinische Art Unterstützung darstellen für Patientinnen.

Wo finde ich Hilfe, um die Herausforderungen der Erkrankung und Therapie besser zu bewältigen?

Es gibt sehr viele Angebote, um die Herausforderungen der Erkrankung und Therapie besser zu bewältigen.

  • Natürlich sollten Sie Belange von medizinischem Inhalt vor allem mit Ihrem Arzt, Ihrer Ärztin besprechen. Aber letztlich ist es so, dass sich gute Onkologinnen auch für andere Belange zuständig fühlen. Das können auch psychoonkologische Probleme und ähnliches sein.
  • Hier gibt es aber auch die speziellen Psycho-Onkologinnen, die zur Verfügung stehen. Ein ganz wichtiges Angebot.
  • Es gibt Ernährungsberatung.
  • Es gibt die sogenannten Breast Nurses, die auch an den Brustgesundheitszentren zur Verfügung stehen für Fragen, die vor allem die lokale Situation an der Brust betreffen.
  • Ich empfehle jeder Patientin, die eine Therapie für frühzeitigen Brustkrebs abgeschlossen hat, eine Rehabilitation. Es gibt einige onkologische Rehabilitationskliniken in Österreich, die alle sehr, sehr gut sind. Da muss man sich dann überlegen: Mag ich das näher beim Wohnort oder weiter weg? Es kann auch gut sein, einmal aus dem Alltag herauszukommen für drei Wochen und sich auf sich selbst zu konzentrieren.
  • Es gibt auch die Möglichkeit der ambulanten Rehabilitation mittlerweile, in Wien zumindest, wo man, wenn man gar nicht weg kann, auch das wahrnehmen kann.
  • Es gibt die Möglichkeit von Selbsthilfegruppen. Die gibt es online. Da gibt es unterschiedliche in Wien. Es gibt auch Gruppen, die sich regelmäßig treffen.
  • Es gibt die Krebshilfe, ein ganz wichtiges Angebot. Hier findet man einerseits psychoonkologische Unterstützung. Es gibt auch Ärzte für Zweitmeinung bei der Krebshilfe, und es gibt viele soziale Unterstützungsmöglichkeiten, Rat beim Umgang mit dem Arbeitgeber und Mietwohnungen und ähnlichen Dingen, soziale Fragen, die auftreten. Da kann die Krebshilfe sehr gut helfen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Mein Beitrag zur Therapie“

Meine Nachricht an Sie

Die Situation „frühzeitiger Brustkrebs“ kann sehr herausfordernd sein. Sie werden sehr viele Informationen bekommen. Sie werden am Anfang vielleicht verwirrt und durcheinander sein angesichts der Fülle an Dingen, die auf Sie zukommen.

Mein Rat an Sie: Wenn Sie zum ersten Arztgespräch gehen, nehmen Sie jemanden mit, eine Vertrauensperson, die Fragen und Antworten auch notiert. Sie werden davon mehr haben. Man weiß, dass im ersten Arztgespräch, wenn viel Aufregung da ist, sehr viel Information verloren geht. Sie werden dann nach Hause kommen und nicht mehr wissen, was gesagt wurde. Nehmen Sie jemanden mit, bringen Sie eine Liste an Fragen mit, schreiben Sie sich zu Hause die Fragen auf. Wenn Sie vor dem Arzt sitzen, sind die Fragen oft weg. Machen Sie das bei jedem Arztgespräch.

Und wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich eine Zweitmeinung. Es gibt viele Brustkrebs-Expertinnen und eine Zweitmeinung – wie ich schon erwähnt habe – ist immer besser als eine Internetrecherche, wo Sie niemals die Information auf diesem Level bekommen können.

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Geprüft Priv. Doz.in Dr.in Strasser-Weippl: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
ambulant
Die Behandlung erfolgt ohne einen nächtlichen Aufenthalt im Krankenhaus.
Antihormontherapie
Behandlung, die darauf abzielt, die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone (insbesondere Östrogen) zu blockieren oder ihre Produktion zu senken. Sie wird bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs eingesetzt.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Fernrezidiv
Wiederauftreten des Krebses in anderen Organen, wie z. B. Lunge, Leber oder Knochen. Siehe auch Metastase.
Hormonrezeptor-positiv
Beschreibt Tumorzellen, die auf Hormone wie Östrogen und Progesteron reagieren und durch diese in ihrem Wachstum gefördert werden.
Hormontherapie
Eine Hormontherapie ist eine Behandlung, die darauf abzielt, das Wachstum hormonabhängiger Tumore zu verlangsamen oder zu stoppen. Ziel ist, die Produktion oder Wirkung bestimmter Hormone, die das Tumorwachstum fördern, zu blockieren.
Läsionen
Gewebeschädigungen in einem begrenzten Bereich. Diese kann durch verschiedenste Verletzungen oder Erkrankungen hervorgerufen werden.
Leberwerte
Blutwerte, die Aufschluss über die Funktion der Leber geben.
Leitlinie
Zusammenfassungen der medizinischen Fachgesellschaften, die den aktuellen Stand der Wissenschaft zu einem Thema zusammenfasst und eine Handlungsempfehlung für Ärzt:innen darstellt.
Lokalrezidiv
Wiederauftreten eines Tumors in derselben Region wie der ursprüngliche Tumor.
Lymphknoten
Bestandteil des Immunsystems, reinigt und filtert die Lymphe aus den Lymphbahnen. Befinden sich an verschiedenen Regionen im Körper, zum Beispiel am Hals und in der Achselregion.
Metastase
Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.
Östrogen
Weibliches Geschlechtshormon, das auch in geringeren Mengen bei Männern vorkommt. Es steuert viele Prozesse im weiblichen Körper, von der Entwicklung in der Pubertät über den Menstruationszyklus bis hin zur Gesundheit von Knochen und Herz.
Rezidiv
(Rückfall)
Wiederauftreten einer Krankheit nach zunächst erfolgreicher Behandlung mit Heilung oder Verbesserung.
Rezidivrisiko
Das Rezidivrisiko bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankheit nach einer erfolgreichen Behandlung oder Remission erneut auftritt.
Screening
Ein Screening ist eine vorbeugende Untersuchung, die darauf abzielt, Krankheiten oder gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen, bevor Symptome auftreten. Das Ziel ist es, Erkrankungen in einem frühen Stadium zu entdecken, um die Behandlungschancen zu verbessern und schwere Verläufe zu verhindern.
Strahlentherapie
Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
Tumorboard
Ein Team aus medizinischen Expert:innen und Therapeut:innen verschiedenster Fachrichtungen. Sie treffen sich regelmäßig, um sich über Patient:innen mit einer Krebserkrankung auszutauschen und die für die jeweiligen Patient:innen bestmögliche Therapie zu empfehlen.
Zielgerichtete Therapie
Behandlung, die spezifisch auf genetische Mutationen, Proteine oder das Gewebeumfeld abzielt, das das Krebswachstum fördert.
Zweitmeinung
Einschätzung eines zweiten Arztes oder einer zweiten Ärztin zur Diagnose oder Behandlung einer Erkrankung, um die Richtigkeit und Angemessenheit der vorgeschlagenen Therapie zu überprüfen.