1. Chronische Erkrankungen und Immunsystem

Warum kann bei manchen chronischen Erkrankungen das Immunsystem geschwächt sein?

Chronische Erkrankungen können das Immunsystem fehlregulieren. Es kann dazu kommen, dass das Immunsystem auf harmlose körpereigene Zellen reagiert („Autoimmunreaktion“) und es so zu Entzündungen kommt. Dadurch wird das Immunsystem von Krankheitserregern „abgelenkt“. Man wird häufiger krank. Das Immunsystem besteht aus vielen Teilen, die im Körper zusammenwirken. Dazu gehören insbesondere die Immunzellen, auch weiße Blutkörperchen genannt („Leukozyten “), und Antikörper .

Welche Erkrankungen können das Immunsystem langfristig schwächen?

Viele chronische Erkrankungen können das Immunsystem beeinflussen:

  • Diabetes: Ein hoher Blutzuckerspiegel kann dazu führen, dass Immunzellen Krankheitserreger schlechter bekämpfen.
  • Chronische Nierenerkrankungen: Die Niere scheidet Stoffe aus, die der Körper nicht länger braucht und die ihm in hohen Dosen schaden können. Scheidet die Niere weniger aus, sammeln sich Stoffe, die auch das Immunsystem schwächen.
  • Lebererkrankungen: Die Leber produziert wichtige Teile des Immunsystems. Wenn sie fehlen, kann es Krankheitserreger schlechter abwehren.
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Dazu gehören insbesondere Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa.
  • Chronische Herzerkrankungen: Das Herz pumpt das Blut durch den Körper. Das Blut transportiert Teile des Immunsystems zu den Krankheitserregern. Bei einer Herzschwäche sinkt die Durchblutung und das Immunsystem gelangt schlechter zu den Erregern.
  • Chronische Lungenerkrankungen: Wenn die Lunge erkrankt ist, kann das Immunsystem Erreger innerhalb der Lunge schlechter abwehren.

Welche Therapien können mein Immunsystem schwächen?

Bei manchen Erkrankungen werden Medikamente gegeben, die das Immunsystem und Entzündungen unterdrücken („Immunsuppressiva “):

  • Autoimmunerkrankungen: Bei Autoimmunerkrankungen reagiert das Immunsystem auf den eigenen Körper. Dazu gehören neben rheumatologischen Erkrankungen auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen.
  • Nach einer Transplantation: Das Immunsystem erkennt ein transplantiertes Organ als fremd und versucht dieses abzustoßen. Um dies zu verhindern, wird das Immunsystem medikamentös unterdrückt.
  • Lungenerkrankungen: Bei einigen Lungenerkrankungen (wie zum Beispiel Asthma und COPD) wird das Immunsystem aktiviert und es kommt zu Entzündungen. Dadurch verengen sich die Atemwege. Immunsuppressiva wie beispielsweise Steroide zum Inhalieren weiten die Atemwege. Sie können wieder durchatmen.

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AT-12149 Sep. 2024 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss: Stand September 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
(Zirkardianer Rhythmus )
Biologisches Phänomen, das in einem Rhythmus von ungefähr 24-Stunden bestimmte körperliche Funktionen beeinflusst.  Ein Beispiel ist der Schlaf-Wach-Zyklus durch die Freisetzung des Schlafhormons.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Chronisch
(Gegenteil: akut)
Sich über einen längeren Zeitraum allmählich entwickelnd oder bereits lange andauernd.
Colitis ulcerosa
Chronisch entzündliche Erkrankung, die Enddarm und Dickdarm betrifft. Sie verursacht Durchfall, Blutungen und Schmerzen.
Immunsuppressiva
Immunsuppressiva sind Therapeutika, die das Immunsystem beeinflussen und herunterregulieren. So können überschießende Immunreaktionen verhindert werden. Jedoch sind Patient:innen dann auch anfälliger für infektiöse Erkrankungen. 
Leukozyten
Der medizinische Begriff für "weiße Blutkörperchen". Sie sind ein Teil des Immunsystems und spielen dort eine wichtige Rolle, indem sie dort Krankheitserreger bekämpfen.