5. Passive Immunisierung bei chronischen Krankheiten

Was ist eine passive Immunisierung?

Normalerweise produziert unser Immunsystem Antikörper , nachdem es den Erreger zum Beispiel durch eine Impfung oder Infektion „kennengelernt“ hat. Lebend- und Totimpfungen sind sogenannte „aktive“ Immunisierungen. Sie schützen für eine längere Zeit, da sie ein „immunologisches Gedächtnis“ aufbauen: Das Immunsystem merkt sich den Erreger und ist bei der nächsten Infektion besser auf ihn vorbereitet.

Eine „passive“ Immunisierung hingegen schützt nur für eine kurze Zeit und erfolgt nach einer möglichen Ansteckung mit einem Erreger. Dabei erhalten Sie direkt Antikörper, die als Medizinprodukt hergestellt wurden. Sie wirken gegen einen spezifischen Erreger und können diesen bekämpfen und eine Erkrankung dadurch abmildern oder vermeiden. Bei einer erneuten Infektion bietet diese eine passive Immunisierung keinen Schutz mehr, sie müsste neuerlich erfolgen.

Wann kann eine passive Immunisierung sinnvoll sein?

Eine passive Immunisierung ist immer dann nötig, wenn das Immunsystem eine nicht ausreichend abwehren kann:

  • Unbekannter Erreger: Kennt das Immunsystem den Erreger noch nicht durch eine vorherige Infektion oder eine Impfung, kann es schlechter auf ihn reagieren. Es bildet keine genau auf den Erreger zielenden Antikörper. Diese können als passive Immunisierung verabreicht werden.
  • Starke Infektion: Ist das Immunsystem zu schwach oder eine Infektion wird zu spät behandelt, kann sich eine Infektion ausbreiten. Dann können Antikörper die Behandlung unterstützen.
  • Impfung nicht erfolgreich: Eine passive Immunisierung schützt auch dann, wenn das Immunsystem zu schwach für eine Impfung ist.
  • Kontakt mit Erkrankten: Eine schnelle passive Immunisierung kann eine Erkrankung verhindern, wenn Sie mit Erkrankten in Kontakt gekommen sind.

Ich hatte Kontakt mit einer erkrankten Person. Muss ich jetzt zum Arzt?

Das hängt vor allem von der Erkrankung der Person, der Art des Kontakts (hatten Sie beide eine Maske auf und sich nur kurz draußen gesehen oder waren Sie über Stunden ohne Maske zusammen?) und der Stärke Ihres Immunsystems ab. Sprechen Sie am besten vorher mit Ihrem Arzt darüber, wann Sie in solchen Fällen behandelt werden sollten. Im Zweifel können Sie beispielsweise in der Praxis (tagsüber), beim ärztlichen Bereitschaftsdienst Ihrer Stadt oder unter der Nummer 116 117 (in Deutschland) oder 1450 (österreichische Gesundheitshotline) schnell Auskunft erhalten. In der Schweiz wenden Sie sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst Ihrer Stadt oder Ihres Kantons.

Was passiert im Körper bei einer passiven Immunisierung?

Zunächst werden die Antikörper in Flüssigkeit über die Vene gegeben oder in einen Muskel injiziert. Über das Blut verteilen sie sich im Körper. Zusammen mit dem Immunsystem bekämpfen sie Erreger. Sie schützen den Körper für einige Wochen bis wenige Monate.

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AT-12149 Sep. 2024 | Geprüft Univ.-Prof. Dr. Günter Weiss: Stand September 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antikörper
(Immunoglobuline)
Eiweiße (Proteine), die von Zellen des Immunsystems gebildet werden, um Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen. Bei manchen Erkrankungen kann es zu einer fehlgeleiteten Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen oder Strukturen kommen.
Vene
Venen sind Blutgefäße, die dafür verantwortlich sind, sauerstoffarmes Blut aus den verschiedenen Körperbereichen aufzunehmen und zurück zum Herzen zu transportieren.