2. Symptome von Polyneuropathie bei Krebs

Auftreten von Polyneuropathie bei Krebs

Die Polyneuropathie beeinträchtigt oft zuerst Hände und Füße und schränkt dabei Empfindung und Bewegung ein. In vielen Alltagssituationen lassen sich die Symptome frühzeitig erkennen.

Symptome einer Polyneuropathie

Typischerweise beeinträchtigt eine Polyneuropathie sowohl die Empfindung (Sensibilität) als auch die Bewegung (Motorik).

Sensible Symptome:

  • Berührungsempfindlichkeit
  • Druckempfindlichkeit
  • Temperaturempfindlichkeit
  • Schmerzempfindlichkeit
  • Tiefenwahrnehmung (Wahrnehmen der eigenen Körperstellung)

Motorische Symptome:

  • Muskelkrämpfe
  • Muskelschwächen
  • Muskellähmungen

Eine ausführliche Auflistung der Symptome finden Sie im nächsten Microlearning „Auswirkungen“.

Sichtbarkeit der Symptome

Die Polyneuropathie ist manchmal eine von außen sichtbare Erkrankung. Ungeschickte Bewegungen, Stolpern und Geschwüre, die durch Fehlbelastungen entstehen, können sichtbar werden. Zu Beginn der Erkrankung fallen Beschwerden eher nur der/dem Betroffenen auf. Später können auch Hinweise von Angehörigen hilfreich sein.

Symptome im Alltag

In folgenden Alltagssituationen können Symptome auftreten:

  • Beim nächtlichen Liegen im Bett: Kalte Füße, Hände
  • Beim Angreifen von Gegenständen: Ungeschicktheit und vermehrtes Fallenlassen
  • Beim Auf- und Zuknöpfen von Kleidung: Ungeschicktheit durch reduziertes Feingefühl in den Händen
  • Beim Spazierengehen: Mühsamer Gang

Gehen mit den Augen”

Die Polyneuropathie kann Ihre Bewegung einschränken. Doch das gestörte Empfinden in Ihren Beinen führt auch dazu, dass Sie sich beim Gehen stärker auf Ihre Augen verlassen müssen. Denken Sie daher daran, Ihre Sehstärke beim Augenarzt kontrollieren zu lassen: Wenn Sie Ihre Beine weniger spüren, ist gutes Sehen für das Gleichgewicht umso wichtiger.
ExpertInnen sprechen von „Gehen mit den Augen“!

„Nach abgeschlossener Chemotherapie haben die Symptome hauptsächlich in der Nacht angesetzt. Außer mir selbst hat es daher niemand wahrgenommen.“ Renate P., Betroffene

Auswirkungen von Polyneuropathie bei Krebs

Die Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN) führt zu Veränderungen der Empfindlichkeit und der Bewegung. Auch innere Organsysteme können davon betroffen sein.

Beeinträchtigungen der Empfindlichkeit

Oft kommt es zur Änderung von:

  • Berührungsempfindlichkeit
  • Druckempfindlichkeit → Gefühl der Bamstigkeit, Pelzigkeit
  • Temperaturempfindlichkeit → Vermehrtes oder vermindertes Vertragen von Kälte oder Hitze
  • Schmerzempfindlichkeit → Vermehrt oder vermindert
  • Schmerzwahrnehmung

Beeinträchtigungen der Bewegung

Möglich sind:

  • Muskelzucken
  • Muskelkrämpfe
  • Muskelschwäche
  • Muskellähmungen → erkennbar z. B. an der Schwierigkeit, den Fuß zu heben

Achtung!

Wenn die Schmerzempfindlichkeit durch die Polyneuropathie gemindert ist, werden Verletzungen am betroffenen Körperteil nur dumpf wahrgenommen. So können Wunden entstehen. Ältere Verletzungen können zudem unbemerkt bleiben und sich entzünden.  Sehen Sie sich Ihren Körper daher bewusst an (Fußsohlen mit einem Spiegel), um Wunden rechtzeitig zu bemerken!

Beeinträchtigung von Organen und Kreislauf

Auch innere Organsysteme können betroffen sein:

  • Herz-Kreislauf-System
    • Nicht wahrnehmbarer Schmerz bei Durchblutungsstörung des Herzens (Herzinfarkt)
  • Magen-Darm-Trakt
    • Verdauungsstörungen
    • Stuhlentleerungsstörungen
  • Harnableitendes System
    • Harnentleerungsstörungen
  • Knochen, Bindegewebe, Haut
    • Schlechtere Wundheilung
  • Stoffwechsel
    • Nicht wahrnehmbare Veränderungen des Stoffwechsels

Unspezifische Symptome

Einige Symptome der Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie sind schwer zuzuordnen. Es ist daher wichtig, dass Sie auch bei unklaren Symptomen mit Ihrem Behandlungsteam sprechen.

Unklare Symptome können sein:

  • Vermehrtes oder vermindertes Schwitzen an Handflächen und Fußsohlen
  • Kreislaufbeschwerden
„Ich konnte die Symptome in beiden Fällen [der Chemotherapie] nicht zuordnen, da die Information gefehlt hat. Es wäre wichtig gewesen zu wissen, dass diese Nebenwirkung auftreten kann. Ich habe mich sehr erschrocken und ohne die Information meiner Frau hätte ich es nicht zuordnen können. Ich erlebe dasselbe auch bei vielen Patienten mit denen ich ins Gespräch komme.“Michael K., Betroffener

Symptome von Polyneuropathie früh erkennen

Polyneuropathie bei Krebs macht sich oft zunächst an den Händen und Füßen bemerkbar. Anfangs fallen die Veränderungen oft nur den Betroffenen selbst auf.

Typische Beschreibungen der Symptome von PatientInnen

Viele Betroffene beschreiben Ihre Symptome auf ähnliche Weise. Wenn Sie Ihre Beschwerden so beschreiben würden, sprechen Sie auf jeden Fall Ihr Behandlungsteam darauf an:

  • Bamstigkeit
  • Pelzigkeit
  • Ameisenlaufen
  • Ungeschicktheit
  • Gangunsicherheit

Anzeichen im Alltag

Im Alltag fallen Symptome oft zuerst den Betroffenen selbst auf. Später werden die Symptome offensichtlicher. Bemerkt werden im Laufe der Erkrankung von vielen Betroffenen Einschränkungen in:

  • Feinmotorik
  • Geschicklichkeit
  • Grobmotorik
  • Kraft

Diese Einschränkungen können negative Auswirkungen haben. Das können sein:

  • höhere Verletzungs- und Sturzgefahr
  • sozialer Rückzug

Oft entsteht ein Teufelskreis, in dem weniger Bewegung zu schlechterer Beweglichkeit, Verletzungen und schließlich wieder zu noch weniger Bewegung führt. Dieser Abwärtsspirale sollten Sie unbedingt durch regelmäßige Bewegungsübungen entgegenwirken. Hilfreich sind hier auch physio- und ergotherapeutische Angebote.

Symptome beim Arztbesuch ansprechen

Wenn Ihnen alle oder einzelne der oben genannten Symptome auffallen, zögern Sie nicht. Teilen Sie diese Ihren behandelnden ÄrztInnen mit. Wenn die Erkrankung erkannt wird, ist die Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie eine gut behandelbare Form der Polyneuropathie.

„Ein ähnliches Gefühl wie eingeschlafene Füße, ein Kribbeln wie wenn etwas an der Fußsohle kleben würde, oder Falten in den Socken wären. Ich habe aber keine Schmerzen. Meine Füße sind auch oft kalt.“ Peter G., Betroffener

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MMSc, MBA: Stand August 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.