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Kurs B-Zell-Lymphome verstehen: Lektion 4 von 6

Diagnose und Stadieneinteilung bei B-Zell-Lymphomen

In dieser Lektion erfahren Sie, mittels welcher Untersuchungen sich ein Lymphom diagnostizieren lässt und welche Schritte daraufhin unternommen werden, um den Fortschritt der Erkrankung festzustellen. Die Einteilung in bestimmte Krankheitsstadien ist deshalb wichtig, weil sie sich auf die Art der Behandlung auswirkt.

Video Transkript

Welche Stadien gibt es und wonach werden sie eingeteilt?

B-Zell-Lymphome werden klinisch nach vier Stadien eingeteilt.

  • Das klinische Stadium I ist ein lokalisiertes Stadium. Das bedeutet: Nur eine Lymphknotenregion ist betroffen.
  • Klinisches Stadium II bedeutet: An nur einer Seite mehrere Lymphknotenregionen, aber nur eine Seite des Zwerchfells ist betroffen. Das Zwerchfell ist, wenn man so will, die Mittellinie des Menschen.
  • Und wenn ein Lymphom an beiden Seiten des Zwerchfells betroffen ist oder auffindbar ist, dann würde man schon von einem klinischen Stadium III sprechen.
  • Und ein klinisches Stadium IV bedeutet ein disseminierter, also gesamtkörperlicher Befall des Lymphoms.

Welche Untersuchungen werden bei Verdacht auf ein B-Zell-Lymphom durchgeführt?

  • Die wichtigste Maßnahme bei einem Verdacht auf ein Lymphom ist es, zunächst auch die befallene Region, sprich den vergrößerten Lymphknoten für diagnostische Zwecke zu entnehmen, um daraus eine Histologie zu machen. Die Pathologin, der Pathologe stellt dann die Diagnose eines Lymphoms oder der Differenzialdiagnosen.
  • Wenn diese Diagnose feststeht und nun klar ist, dass es sich hierbei um einen Lymphdrüsenkrebs, um ein B-Zell-Lymphom in unserem Beispiel handelt, dann werden Untersuchungen gemacht, um das Ausbreitungsstadium zu ermitteln. Und dafür eignet sich sehr gut eine Computertomographie (CT), die systematisch den Körper durchfächert, um andere Regionen zu erkennen.
  • Eine weitere wichtige Untersuchung, um einen systemischen Verlauf zu beurteilen oder auszuschließen, ist eine Knochenmarksuntersuchung.

Wie läuft eine Computertomographie (CT) ab?

Eine Computertomografie (CT) wird in erster Linie ambulant durchgeführt, und in dieser Untersuchung wird ein Patient für eine Staging-Untersuchung eines Lymphoms von Hals bis Becken gescannt, um eben etwaige Lymphom-Manifestationen zu erkennen.

Wichtig ist noch zu erwähnen, dass auch bei der Computertomographie ein Kontrastmittel zum Einsatz kommt. Das ist sehr wichtig, damit sich durchblutete Organe besser darstellen lassen und auch abgrenzen lassen von weniger gut durchbluteten Organen.

Was geschieht bei einer Positronen-Emissionstomographie (PET) beziehungsweise einer PET-CT?

Bei einem PET-CT handelt es sich um eine kombinierte Untersuchung, um eine nuklearmedizinische Untersuchung, in der eine Tracer-Substanz, in den meisten Fällen bei der Lymphom-Diagnostik handelt es sich um Zucker, also um FTG, um Radionuklid-gekoppelte Zuckersubstanzen, die dem Patienten verabreicht werden, injiziert werden, und in dieser nuklearmedizinischen Untersuchungsmethode werden vor allem Organe detektiert, die dann vermehrt diese Tracer-Substanz, in dem Fall Zucker, verstoffwechselt. Das sind also vorwiegend stärker stoffwechselaktive Geweben, und viele aggressive Lymphome sind vorwiegend sehr stark stoffwechselaktiv und lassen sich dadurch leichter detektieren und stellen sich dann deutlicher gegenüber der Umgebung dar. Und diese Untersuchung wird mit einer herkömmlichen Computertomografie kombiniert, um dann auch die Organzuordnung genauer treffen zu können.

Warum wird bei einigen PatientInnen ein B-Zell-Lymphom erst relativ spät erkannt?

Lymphome werden zum Teil oft relativ spät erkannt, vorwiegend indolente Lymphome werden spät erkannt, weil sie sehr lange keine Symptome machen. Das ist nicht unbedingt problematisch, da ja indolente Lymphome, die keine Beschwerden machen, auch keiner Therapie bedürfen und demnach auch von uns in der fachärztlichen Betreuung in erster Linie observiert werden und Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden und der Patient quasi vor Komplikationen zwar abgeschirmt wird, indem wir ihn eben observieren, aber er auch noch keine Therapie für sein Lymphom bekommt.

 

Auf den Punkt gebracht

Diagnose und Stadieneinteilung bei B-Zell-Lymphomen

  • Zur Diagnose muss ein Lymphomknoten entnommen und untersucht werden.
  • Um das Krankheitsstadium zu bestimmen, werden weitere Untersuchungen wie Computertomographie (CT) und Knochenmarksuntersuchung durchgeführt.

Untersuchungen bei Verdacht auf ein B-Zell-Lymphom

Weil B-Zell-Lymphome häufig lange keine Symptome verursachen, wird die Erkrankung oft im Rahmen anderer Untersuchungen zufällig entdeckt. Liegt der Verdacht auf ein B-Zell-Lymphom vor, wird Ihre behandelnde Ärztin/Ihr behandelnder Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit Ihnen führen.

Wie läuft ein Anamnesegespräch ab?

Ihre Ärztin/Ihr Arzt versucht mittels Fragen zu Ihrem gesundheitlichen Allgemeinzustand und zu auftretenden Beschwerden den Verdacht auszuschließen oder zu erhärten. Typische Fragen können sein:

  • Fühlen Sie sich in letzter Zeit ungewöhnlich erschöpft?
  • Waren Sie in letzter Zeit öfter krank?
  • Welche Vorerkrankungen haben Sie?
  • Haben Sie in letzter Zeit unbeabsichtigt Gewicht verloren?
  • Ist Ihnen sonst noch etwas Ungewöhnliches aufgefallen, zum Beispiel geschwollene Lymphknoten?

HINWEIS: Bitte beantworten Sie die gestellten Fragen so genau wie möglich. Die Ärztin/Der Arzt ist auf Ihre Informationen angewiesen.

Was macht die Ärztin/der Arzt bei der körperlichen Untersuchung?

Auf das Anamnesegespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Ihre Ärztin/Ihr Arzt sucht nach vergrößerten Lymphknoten, im Besonderen in der Leistengegend, Halsregion und den Achselhöhlen. Es wird auch Ihr Bauch abgetastet, um eine Milzschwellung festzustellen, die ein Anzeichen für ein B-Zell-Lymphom sein kann.

Was wird bei der Blutuntersuchung gemacht?

Für die Diagnose von Non-Hodgkin-Lymphomen ist vor allem das Differenzialblutbild bedeutsam, das die Anzahl von Blutzellen und Blutplättchen sowie die Anteile der verschiedenen weißen Blutzellen bestimmt. Hierzu gehören auch die Lymphozyten, die bei manchen leukämischen Lymphomformen deutlich erhöht sein können. Da das Blutbild (z. B. in einem frühen Erkrankungsstadium) aber auch völlig normal sein kann, reicht die Blutuntersuchung in den meisten Fällen für eine sichere Diagnose nicht aus.

Was passiert bei einer Lymphknotenentnahme?

Besteht weiterhin der Verdacht auf das Vorliegen eines Lymphoms werden die Lymphknoten genauer untersucht. Dazu wird entweder ein Lymphknoten ganz entnommen oder es wird eine Lymphknotenbiopsie durchgeführt. Im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffes wird ein verdächtiger Lymphknoten ganz oder teilweise entnommen. Der Eingriff wird zumeist ambulant und unter lokaler Betäubung durchgeführt.

Lymphknotenentnahme

Lymphknotenentnahme

Mit der genauen Untersuchung des Lymphknotengewebes kann eine eindeutige Diagnose gestellt werden.

Die Untersuchung der Gewebeprobe ist die einzige Möglichkeit, ein Lymphom zweifelsfrei festzustellen. Anhand der Probe kann bestimmt werden, ob Lymphomzellen vorhanden sind und welcher Lymphomtyp vorliegt. Dies gibt nicht nur Hinweise auf die Art der Erkrankung, sondern auch auf die notwendige Behandlung.

Untersuchungen zur Ausbreitung einer Lymphomerkrankung

Hat die Gewebeprobe die Diagnose eines B-Zell-Lymphoms bestätigt, folgen weitere Untersuchungen, um die Ausbreitung und den Krankheitsfortschritt einzuschätzen.

Bildgebende Untersuchungen

Unterschiedliche Methoden liefern auf schmerzlose und wenig belastende Art Informationen zur Ausbreitung einer Lymphomerkrankung. Hierzu gehören

  • Ultraschall: Mit dem Ultraschall, auch Sonographie genannt, lassen sich Bauchorgane wie Milz und Leber sowie die Halsweichteile untersuchen.
  • Röntgen: Es dient der Beurteilung von Herz und Lunge sowie zur Feststellung größerer Tumoren im Mediastinum (das ist der Geweberaum in der Mitte der Brusthöhle).
  • Computertomographie (CT): Dabei handelt es sich um ein spezielles Röntgenverfahren, mit dem der Körper Schicht für Schicht durchleuchtet werden kann. So können Weichteilstrukturen wie vergrößerte Lymphknoten und Organe dargestellt werden.
  • Kernspintomographie (auch Magnet-Resonanz-Tomographie MRT): Die MRT ist eine weitere Schnittbildmethode. Sie liefert noch genauere Bilder von Körperweichteilen und ist mit keiner Strahlenbelastung verbunden.
  • Positronen-Emissions-Tomographie (PET): Mit der PET lässt sich der Stoffwechsel in verschiedenen Geweben untersuchen. Durch die Gabe einer radioaktiv markierten Zuckerlösung lassen sich Gewebe mit erhöhter Stoffwechselaktivität (Tumoren) von gesundem Gewebe unterscheiden.
  • PET-CT: Die Kombination aus Positronen-Emissions-Tomographie und Computertomographie liefert präzise Bilder zu Position, Größe, Aktivität und Ausbreitung z.B. einer Tumorerkrankung.

Knochenmarkspunktion und -biopsie

Zur Feststellung einer Lymphomausbreitung im Knochenmark kann eine Knochenmarkbiopsie durchgeführt werden. Unter örtlicher Betäubung wird eine Probe aus einem flachen Knochen (z. B. Beckenkamm oder Brustbein) entnommen. Mittels einer dünnen Hohlnadel werden wenige Milliliter Knochenmark in eine Spritze gesaugt oder ein kleiner Gewebezylinder ausgestanzt (Stanzbiopsie), welcher auf Lymphomzellen untersucht wird.

Entnahme von Knochenmark bei CML

Knochenmarksbiopsie

Eine Knochemarksbiopsie gibt Aufschluss darüber, ob sich das Lymphom auch ins Knochenmark ausgebreitet hat.

Staging (Stadieneinteilung): Wie fortgeschritten ist das B-Zell-Lymphom?

Die Einteilung des Krankheitsstadiums erfolgt mittels der so genannten Ann-Arbor-Klassifikation.

Es werden vier Stadien von I bis IV unterschieden:

Die vier Stadien können durch zusätzliche Buchstaben genauer definiert werden:

  • Zusatz N steht für „nodal“ und bedeutet, dass nur Lymphknoten betroffen sind.
  • Zusatz E steht für „extralymphatisch“ und bedeutet einen Lymphomherd außerhalb von Lymphknoten.
  • Zusatz S steht für „splen“ (altgriechisch für Milz) und bedeutet einen Lymphombefall der Milz.
  • Zusatz A bedeutet, dass keine B-Symptome (Fieber über 38° C, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) vorliegen.
  • Zusatz B bedeutet, dass B-Symptome vorliegen.

Die Diagnose „Stadium IIE A“ beispielsweise bedeutet also: Befall mehrerer Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells und Vorliegen eines einzigen extralymphatisch lokalisierten Herdes. Keine B-Symptome (Fieber über 38° C, Nachtschweiß , Gewichtsverlust).

Die Einteilung in Stadien ist von großer Bedeutung, da sie Auswirkungen auf die entsprechende Behandlung hat.

Wie geht es nach der Diagnose weiter?

Das weitere Vorgehen ist von der Lymphomart und dem vorliegenden Stadium abhängig.

Grundsätzlich gilt:

  • Aggressive (hoch-maligne) Non-Hodgkin-Lymphome wie das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) müssen sofort und intensiv behandelt werden, da sie ohne Therapie rasch fortschreiten.
  • Bei indolenten (niedrig-malignen) Non-Hodgkin-Lymphome wie z. B. dem Follikulären Lymphom (FL) oder der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) kann auch gewartet werden, bis Beschwerden auftreten. Bei dieser als Watch & Wait bezeichneten Strategie werden regelmäßige Kontrollen durchführt, um ein etwaiges Fortschreiten bzw. eine Behandlungsnotwendigkeit einzuschätzen.

Geprüft Assoc. Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber: Stand Februar 2020

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit B-Zell-Lymphom“

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Bildnachweis: pasiphae, VLADGRIN, Double Brain, eveleen | Bigstock