Zurück zur Kursübersicht

Kurs B-Zell-Lymphome verstehen: Lektion 5 von 6

Verlauf und Prognose bei B-Zell-Lymphomen

In dieser Lektion erfahren Sie Wissenswertes über Therapieziele, Verlauf und Prognose von B-Zell-Lymphomen. Wir erklären die Begriffe Remission und Rezidiv und wie es nach der Behandlung weiter geht.

Video Transkript

Wie hoch sind die Heilungschancen bei einem B-Zell-Lymphom?

Die Heilungschancen eines B-Zell-Lymphoms hängen natürlich sehr davon ab, um welche Erkrankung es sich genau handelt. Es ist schon einmal ein Unterschied zwischen einem indolenten und einem aggressiven B-Zell-Lymphom sehr entscheidend.

  • Ein indolentes B-Zell-Lymphom beispielsweise ist nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar. Und wir haben wahrscheinlich kaum eine eingeschränkte Lebenserwartung mit einem indolenten B-Zell-Lymphom.
  • Ein aggressives B-Zell-Lymphom ist eine akute Gefahr für die Patientin, den Patienten. Allerdings haben diese Patienten eine sehr hohe Chance auf permanente Heilung.

Wann spricht man von einer Remission und ist diese endgültig?

Bei indolenten Lymphomen sprechen wir auch von Remission und der kompletten Emission, wenn wir dieses Lymphom nach vorhergehender Therapie nicht mehr nachweisen können, nicht mehr nachweisen mittels Bildgebung wie einer Computertomographie oder auch nicht im Labor nachweisen können, im Knochenmark, in der Knochenmarkszytologie oder nach Tumormarker-bestimmten chemischen Untersuchungen.

Das gleiche gilt auch für aggressive Lymphome. Allerdings ist bei indolenten Lymphomen damit zu rechnen, dass das Lymphom nach einigen Jahren auch wieder auftreten wird. Es wird dann wieder gut behandelbar sein. Aggressive B-Zell-Lymphome, die nach zwei Jahren nicht wieder auftreten, werden mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr auftreten. Patienten, die zwei Jahre lang in einer kompletten Remission waren, die haben im Schnitt eine normale Lebenserwartung, verglichen zu einer gleichalten Normalbevölkerung.

Wie lautet die Prognose nach erfolgreicher Therapie eines aggressiven B-Zell-Lymphoms?

Nach erfolgreicher Therapie ist die Prognose für aggressive B-Zell-Lymphome eigentlich hervorragend.

Wann sprechen wir nun von einer erfolgreichen Therapie? Wenn wir sagen, wir sprechen nach zwei Jahren von einer erfolgreichen Therapie, dann ist die Prognose: Der Patient ist nach bestem Wissen und Gewissen geheilt.

Prinzipiell haben Patienten, die die Therapie abschließen und es nicht während der Therapie zu einem Wiederauftreten der Erkrankung kommt oder einer Progression der Erkrankung kommt, eine sehr gute Prognose. Und nur ein kleiner Teil rezidiviert nach der Therapie innerhalb der ersten zwei Jahre.

Was bedeutet im Zusammenhang mit dem B-Zell-Lymphom „rezidiv“?

„Rezidiv“ bedeutet Wiederauftreten der Erkrankung. Das bedeutet: Die Erkrankung war schon mal zurückgedrängt, und sie ist nun wieder aufgetreten. Es ist nun hierbei entscheidend, zu welchem Zeitpunkt die Erkrankung wieder auftritt. Ein frühes Rezidiv, sprich innerhalb von einem halben Jahr oder einem Jahr ist prognostisch eine große Herausforderung für uns. Und Patienten, bei denen dies auftritt, sollten unbedingt in Studien behandelt werden.

Soll ich während und nach der Therapie Sport machen und was sollte ich beachten?

Sie sollten sich, wenn Sie eine Therapie machen, durchaus sportlich leicht betätigen, sprich: nicht überstrapazieren, nicht über die Belastungsgrenze gehen. Leichte Bewegung ist sehr entscheidend.

Wir müssen aber sagen, dass wir nicht gute Studienunterstützung haben. Das ist eher der Eindruck, den wir unter uns Kollegen teilen, dass wir sehen, dass Patienten, die weiter aktiv bleiben, auch die Therapie besser vertragen und so auch besser wieder regenerieren. Allerdings ist diese Frage noch nicht breit systematisch untersucht.

Worauf sollte ich bei meiner Ernährung achten?

Die Ernährung ist auch ein Kapitel, das leider nicht ausreichend gut untersucht ist, so dass wir uns sehr schwer tun, hier allgemeine gute Empfehlungen zu machen.

Ein Punkt ist uns allerdings sehr, sehr wichtig, und das ist der, dass zu einer Therapie, zum Zeitpunkt einer Therapie und während und unmittelbar danach nach Möglichkeit keine wirksamen Substanzen wie zum Beispiel Tees eingenommen werden sollten. Denn einige Kräutermischungen können durchaus mit den Therapien starke Interaktionen haben. Sie können die Wirkung deutlich abschwächen, wie das bekannt wurde für Johanniskrauttee. Oder sie können auch die Wirkung verstärken und so auch die Toxizität verstärken.

Das heißt, für die Steuerbarkeit von Wirkungen und Nebenwirkungen ist es sehr wichtig, dass Sie als Patient keine zusätzlichen Substanzen, deren Wirkstoff man schwer abschätzen kann, einnehmen.

Was kann ich sonst selbst tun, um so gut wie möglich mit meiner Erkrankung zu leben?

Das Wichtigste ist Mitarbeit und auch gewisse Offenheit gegenüber Ihren Ängsten, dass Sie die mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt besprechen. Auch eine gewisse Transparenz ist ganz, ganz entscheidend, wenn Sie bestimmte Substanzen einnehmen möchten oder Begleitmedikation einnehmen möchten, dass Sie diese besprechen, damit Sie diese nach Möglichkeiten, nach ihren Nebenwirkungen mit Ihrem Arzt gemeinsam abwägen können.

 

Auf den Punkt gebracht

Verlauf und Prognose

  • Aggressive B-Zell-Lymphome sollten rasch behandelt werden, sind aber oft gut heilbar.
  • Indolente B-Zell-Lymphome sind nicht heilbar, aber sehr gut behandelbar, daher ist die Lebenserwartung kaum eingeschränkt.
  • Besprechen Sie begleitende Maßnahmen, Ängste oder Sorgen mit Ihrem Behandlungsteam.

Sind B-Zell-Lymphome heilbar?

Niedrig-maligne (indolente) Non-Hodgkin-Lymphome, wie das Follikuläre Lymphom (FL) oder die chronische lymphatische Leukämie (CLL), werden oft erst spät entdeckt und sind zumeist nicht heilbar. Dennoch können durch neue Therapieansätze die Behandlungsergebnisse erheblich verbessert werden. Die Lebenserwartung ist dadurch kaum eingeschränkt.

Hoch-maligne (aggressive) Non-Hodgkin-Lymphome schreiten generell rasch voran und streuen schon in frühen Stadien Lymphomzellen im Körper. Eine rasche Behandlung ist wichtig, allerdings sind hoch-maligne Lymphome auch in fortgeschrittenen Stadien prinzipiell heilbar.

Was ist die Prognose des diffus großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL)?

  • Bei etwa 25% der PatientInnen wird die Erkrankung DLBCL frühzeitig (Stadium I oder II) diagnostiziert, bei den meisten Betroffenen erst in einem späteren Stadium.
  • In etwa 80% der Fälle gelingt es, die Erkrankung vollständig zurückzudrängen.
  • Bei älteren HochrisikopatientInnen liegt die durchschnittliche Heilungsrate bei etwa 50%, bei jüngeren NiedrigrisikopatientInnen hingegen bei etwa 98 %.

Welche Faktoren wirken sich auf die Prognose der Erkrankung aus?

Es gibt einige Faktoren, die sich bei einem Non-Hodgkin-Lymphom ungünstig auf Verlauf und Prognose der Erkrankung auswirken. Dazu zählen

  • ein schlechter allgemeiner Gesundheitszustand,
  • nicht von Lymphknoten ausgehender (extranodaler) Befall von mehr als einem Organ,
  • ein erhöhtes Alter von über 60 Jahren sowie
  • erhöhte LDH-Werte (Lactatdehydrogenase) im Blut.

Was versteht man unter Remission?

Der von Medizinern verwendete Begriff „Remission“ beschreibt das Nachlassen oder den Rückgang von chronischen Krankheitserscheinungen. Remission ist aber nicht zwingend mit einer Heilung gleichzusetzen.

Man unterscheidet zwischen Voll- und Teilremission (partielle Remission):

Was bedeutet Komplettremission / Vollremission?

Bei einer Komplettremission (englisch: complete remission, CR) sind sämtliche Krankheitszeichen verschwunden. Am Beispiel des DLBCL wäre eine Vollremission daran erkennbar, dass sich die Blutwerte normalisieren, Milz oder Leber Normalgröße erreicht haben oder alle zuvor diagnostizierten Lymphomherde im Körper zurückgegangen sind. Die sichersten Ergebnisse liefert die Positronen-Emissions-Tomographie. Eine komplette Remission liegt vor, wenn in der PET keine Tumoraktivität mehr nachweisbar ist.

Was bedeutet Teilremission?

Von einer Teilremission (englisch: partial remission, PR) spricht man, wenn die Krankheitsanzeichen um mindestens 50% zurückgegangen sind. Das bedeutet, dass die Behandlung wirksam war, die Erkrankung aber nicht gänzlich verschwunden ist.

Was versteht man unter Rezidiv?

Wie bei vielen Tumorerkrankungen kann es auch bei Non-Hodgkin-Lymphomen vorkommen, dass nach einer vorerst erfolgreichen Behandlung ein Rückfall auftritt, auch Rezidiv genannt. Ein Rezidiv kann am ursprünglichen Krankheitsort oder an anderen Stellen im Körper entstehen. Die Therapie eines Rückfalls hängt vom Alter sowie dem körperlichen Allgemeinzustand der PatientIn ab. Wichtig für die weitere Behandlung ist auch die Dauer der Remission, also wie lange die krankheitsfreie Zeit angehalten hat.

Der Nutzen der Nachsorge

Die Nachsorge ist für den weiteren Verlauf bei B-Zell-Lymphomen wesentlich. Sie dient dazu, einen Rückfall und Folgeschäden zu erkennen und rasch zu behandeln. Die Intensität der Nachkontrolluntersuchungen hängt von der Art und dem Stadium der Lymphomerkrankung bei der Diagnose und von der gewählten Therapie ab.

selpers Fallbeispiel Was wird im Rahmen der Nachsorge gemacht?

Folgende Untersuchungen werden im Zuge Ihrer Nachsorge gemacht:
Patienten Arzt Gespräch

  1. Allgemeine Fragen zu Ihrem Befinden
  2. Körperlichen Untersuchung
  3. Bluttests
  4. eventuell eine Röntgenuntersuchung des Brustraums
  5. oder ein Ultraschall der Bauchregion

Hinweis: Sollten zwischen den Nachsorgeuntersuchungen Beschwerden auftreten, suchen Sie zeitnah Ihre Ärztin/Ihren Arzt auf, damit eine rasche Abklärung der Symptome erfolgen kann.

Geprüft Assoc. Prof. Priv.-Doz. DDr. Philipp Staber: Stand Februar 2020

Bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.

Würden Sie diesen Online-Kurs empfehlen?

Zur Kursübersicht

Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit B-Zell-Lymphom“

Zur Kursreihe
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.

Bildnachweis: pasiphae | Bigstock