Zurück zur Kursübersicht

Kurs Behandlung der Angina pectoris: Lektion 4 von 7

Ballondilatation und Stent

Für die häufigste Ursache der Angina pectoris, die koronare Herzerkrankung, stehen verschiedene invasive Therapiemaßnahmen zur Verfügung. Diese können einerseits Komplikationen wie Herzinfarkte verhindern aber auch effektiv Angina pectoris Symptome verbessern. In dieser Lektion erfahren Sie alles Wichtige zur Indikation und zum Ablauf der Katheteruntersuchung und der weiterführenden perkutanen Koronarintervention.

Video Transkript

Was ist eine Ballondilatation?

Wir haben letztes Jahr das 40-jährige Jubiläum der ersten Ballon-Dilatation einer Verengung eines Herzgefäßes gefeiert. Mittlerweile hat diese Technologie einen Siegeszug hinter sich. Wir können heute Engstellen in den Herzgefäßen effektiv mit einem Ballon dehnen. Das wäre aber noch nicht das Ende der Entwicklung. Sondern wir sind heute in der Lage, das Resultat einer Ballon-Dehnung durch ein Metallgerüst abzusichern – einen sogenannten Stent.
Diese Methode hat die Behandlung des Herzinfarktes revolutioniert. Aber auch Patienten mit stabiler Symptomatik können von dieser Therapie profitieren.

Was ist ein Stent?

Ein Stent ist ein Metallgerüst, das das Ergebnis einer Ballon-Dilatation absichern kann.
Es stützt die Gefäßwand und verhindert so, dass es zu einer raschen Wiederverengung kommt. Es schützt auch das Gefäß davor, dass, wenn es zum Beispiel durch eine Ballon-Dilatation eingerissen ist, dass sich ein Bluterguss in der Gefäßwand bilden kann und das Gefäß rasch wieder verengt.
Der Stent hat die ganze Therapie der koronaren Herzerkrankung revolutioniert.

Wann wird ein Stent eingesetzt?

Die Methode des Stentings hat die Behandlung des Herzinfarktes revolutioniert. Wenn man es heute schafft, in ein Krankenhaus zu kommen mit einem akuten Myokard-Infarkt, so ist die Therapie der Wahl ein medikamentenbeschichteter Stent. Das kann die Sterblichkeit und die durch den Myokard-Infarkt bedingte Krankheitsdauer deutlich reduzieren. Und die Patienten werden nach kurzer Zeit wieder beschwerdefrei.

Wie läuft eine Stentimplantation ab?

Eine Stent-Implantation ist heute ein Routine Verfahren.
In über 90 Prozent der Patienten wird dabei ein transradialer, das heißt ein Zugang über den Arm gewählt. Man sucht sich einen passenden Katheter aus. Und über diesen Katheter kann man mittels einer Führungsspirale dann einen Stent zur gewünschten Stelle vorbringen und eine Engstelle ausdehnen und das Resultat einer vorher stattgefundenen Vordehnung absichern.

Muss der Stent irgendwann wieder raus?

Wichtig, wenn man einen Stent einsetzt, ist auch, dass man auch eine blutverdünnende Therapie verträgt. Das besteht meistens aus einer Blutplättchen-hemmenden Therapie für zumindest 1 bis 6, manchmal 12 Monate. Der Stent wächst nach einiger Zeit vollständig ein. Eine Entfernung ist nicht notwendig.

Welche Arten von Stents gibt es?

Wir setzen heute überwiegend Medikamenten-beschichtete Metallstents ein.
Versuche, vollständig resorbierbare Stents einzusetzen, mussten wieder abgebrochen werden und sind wieder auf einem Studiumstadium.
Es gibt auch noch Stents, die keine Beschichtung haben. Die werden aber heute in den meisten Laboren kaum mehr eingesetzt.

Warum muss ich nach Einsetzen des Stents weiterhin Medikamente nehmen?

Ein Stent ist wichtig bei der Behandlung eines akuten Herzinfarktes, aber auch zur Linderung von Beschwerden. Aber es kann nie die Arteriosklerose zum Stoppen bringen.
Ich brauche eine gute medikamentöse Einstellung, was meine Risikofaktoren betrifft.
Und was wichtig ist: Ich muss nach einer Stent-Implantation eine Blutplättchen-hemmende Therapie einsetzen. Das variiert, je nachdem wo und in welcher Grunderkrankung der Stent eingesetzt wurde, zwischen 1 und 12 Monaten.

Welche Komplikationen sind im Zusammenhang mit Stents bekannt?

Eine Stent-Prozedur ist heute eine sichere Prozedur. Trotzdem muss man wissen: Es bleibt eine Intervention. Bei jeder Intervention können Komplikationen passieren. Es können sich Gefäße akut verschließen. Es kann zu einer Nachblutung kommen. Deswegen muss die Indikation für eine Stent-Prozedur kritisch gestellt werden. Man muss überlegen, ob Alternativen möglich sind.

Bin ich nach der Stenteinsetzung geheilt?

Ein Stent bedeutet keine Heilung für die koronare Herzerkrankung. Wichtig ist es, dass man weiter seine Risikofaktoren gut einstellt. Ein Stent behebt viele Probleme, aber bei Gott nicht alle.

Auf den Punkt gebracht

  • Bei der Ballondilatation werden Engstellen in den Herzgefäßen gedehnt.
  • Durch einen Stent kann das Gefäß gestützt und somit das Ergebnis der Ballondilatation abgesichert werden.
  • Eine Stentimplantation heilt die Erkrankung nicht. Die konsequente Einnahme von Medikamenten zur Reduktion der Risikofaktoren ist weiterhin wichtig.

Ballondilatation mit Stents – die Alternative zur OP am offenen Herzen

Bei der Ballondilatation handelt es sich um ein Verfahren zur instrumentellen Erweiterung verengter Herzkranzgefäße mittels Ballonkatheter. Diese 1977 erstmals durchgeführte Behandlungsmethode ersetzt heute oftmals die Bypass-Operation.

Wann kommt die Ballondilatation zur Anwendung?

Die Haupteinsatzgebiete für diese Therapieform sind akute Herzinfarkte und chronische Durchblutungsstörungen des Herzens, oft begleitet von Angina pectoris.

Damit eine Ballondilatation bei Ihnen sinnvoll durchgeführt werden kann, müssen die Gefäße dafür geeignet sein.

Wie läuft eine Ballondilatation ab?

Die Ballondilatation erfolgt im Rahmen einer Koronarangiografie, bei welcher die Ärztin/der Arzt die Herzkranzgefäße im Röntgenbild mit einem Kontrastmittel sichtbar macht. Die/Der PatientIn kann den zumeist unter örtlicher Betäubung stattfindenden Eingriff sogar am Monitor mitverfolgen.

Über die Einstichstelle am Unterarm oder in der Leiste wird über einen Führungskatheter (dünner Schlauch) ein sehr dünner, biegsamer Draht über die Gefäßverengung platziert. Über diesen Führungsdraht leitet die/der MedizinerIn den zusammengefalteten Ballonkatheter zur Engstelle. Ist der Ballon an der richtigen Stelle, wird er aufgeblasen.

Der dabei entstehende relativ hohe Druck dehnt das Blutgefäß und drückt die Ablagerungen an der Gefäßwand platt. Die Dehnung dauert meist wenige Sekunden bis maximal eine Minute. In dieser Zeit können ein Engegefühl oder Schmerzen in der Brust auftreten. Diese Symptome bessern sich sofort, wenn der Druck aus dem Ballon gelassen wird. Eine alleinige Ballondehnung wird heute nur noch im Ausnahmefall durchgeführt. Für gewöhnlich wird zur Absicherung des Dehnungsergebnisses ein so genannter Koronar-Stent eingesetzt.

Wichtiges für PatientInnen

In aller Regel können Sie schon wenige Tage nach der Ballondilatation Ihre volle körperliche Aktivität aufnehmen. Es kann jedoch sein, dass der Eingriff in den nachfolgenden Monaten oder Jahren nochmals durchgeführt werden muss. Grund hierfür kann eine erneute Verengung der behandelten Engstelle oder die Bildung eines neuen Verschlusses an anderer Stelle sein.

Wichtig zur Vermeidung neuer Gefäßverengungen ist die Nachbehandlung mit blutverdünnenden Medikamenten. Diese dürfen Sie auch im Falle von zahnärztlichen Eingriffen oder Operationen nicht eigenständig absetzen oder pausieren. Sprechen Sie diesbezüglich immer mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.

Stenteinsatz und Perkutane Koronarintervention

Zur Vorbeugung von Wiederverengungen werden Stents eingesetzt. Hierbei handelt es sich um kleine Röhrchen mit Gitterstruktur, die meist aus Metall bestehen und heutzutage fast immer eine spezielle Medikamentenbeschichtung haben um deren Effizienz weiter zu verbessern. So liegen die Wiederverengungsraten bei modernen Stents unter 5%.

Ballondilation und Stent Schritt 1

Engstelle in den Herzgefäßen

Ballondilation und Stent Schritt 2

Ballondehnung (Ballondilatation)

Ballondilation und Stent Schritt 3

Stent (Metallgerüst zur Absicherung)

Wie wird der Stent eingesetzt?

Die Stentbehandlung läuft ähnlich ab, wie die herkömmliche Ballondilatation. Die Ärztin/der Arzt schiebt den Ballonkatheter und den darauf montierten Stent bis an die Engstelle und inflatiert den am Ballon aufgebrachten Stent auf. Der Stent verbleibt im Gefäß und wird von der Gefäßinnenhaut überwachsen.

Wichtiges für PatientInnen

Damit in den ersten Wochen und Monaten nach dem Eingriff keine Komplikationen auftreten, ist es äußerst wichtig, dass Sie der Therapieempfehlung Ihrer Ärztin/Ihres Arztes folgen und die verschriebenen Medikamente regelmäßig einnehmen. Ohne Blutplättchenhemmer kann der Stent verklumpen und es kann zu einer Thrombose mit einem Herzinfarkt kommen.

Trotz der gelungenen Erweiterung des Gefäßes bedeutet dies keine Heilung der Erkrankung. Die koronare Herzkrankheit bleibt bestehen und bedarf auch weiterhin einer Behandlung.

Was sieht man in der Angiographie?

Mithilfe eines Kontrastmittels können Blutgefäße sichtbar gemacht werden. Die Angiographie vor der Behandlung zeigt, dass die Herzkranzgefäße nicht vollständig durchblutet werden.

Im Video sehen Sie eine Angiographie, in der die Durchblutung des Herzkranzgefäßes unterbrochen ist.

Das Video wurde zur Verfügung gestellt von Prof. Zweiker. 

Blutgefäße können durch die Ballondilatation wieder geöffnet werden. Die Angiographie nach der Behandlung zeigt, dass die Herzkranzgefäße wieder bis zum Ende durchblutet werden.

Im Video sehen Sie eine Angiographie, in der die Herzgefäße bis zum Ende durchblutet werden.

Das Video wurde zur Verfügung gestellt von Prof. Zweiker. 

Wussten Sie schon

Wussten Sie, dass sich durch regelmäßige Bewegung neue Kapillargefäße am Herzen bilden, die sich wie Umgehungsstraßen um die großen Blutgefäße ziehen? Auf diese Weise ist Ihr Herz in der Lage, sich bei Bedarf selbst einen Bypass zu schaffen.

Was Sie bei Sport und Bewegung bei Angina pectoris beachten müssen und wie Sie sich fit halten können, erfahren Sie im Kurs zu Bewegung und Sport bei Angina pectoris.

Geprüft Prim. Priv.-Doz. Dr. Georg Delle Karth: Stand Februar 2019 | AT-RAN-30-06-2019

Bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.

Würden Sie diesen Online-Kurs empfehlen?

4.5/5 - (36)
Zur Kursübersicht

Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Leben mit Angina pectoris“

Zur Kursreihe
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.