Elisabeth Hütterer, Diätologin an der Medizinischen Universität Wien, Allgemeines Krankenhaus, Spezialisierung auf den Bereich Onkologie, beantwortet im Video "Gesunde Ernährung beim Pankreaskarzinom" folgende Fragen:
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Wie sieht eine gesunde Ernährung grundsätzlich aus?
Gesunde Ernährung kennen wir alle aus den Medien, und es fällt uns generell dazu ein: mehr Gemüse, mehr Obst, weniger Zucker, weniger tierisches Eiweiß zu essen. Das kommt uns allen bekannt vor. Die Industrie überversorgt uns ja, zum Beispiel mit rasch resorbierbaren Kohlenhydraten wie Zucker. Aber sie überversorgt uns auch mit letztlich wahrscheinlich unerwünschten Dingen, wie Emulgatoren, Farbstoffen, Konservierungsmitteln. Wir werden von der Industrie auf eine bestimmte Nahrungsmittelqualität, die es zum Beispiel vor 150 Jahren nicht gab, verführt. Die Industrie tut alles, damit es schön aussieht, lange hält und ideal für uns Konsumenten aussieht. Wir wissen bis heute nicht, wie sich diese Lebensmittelzusatzstoffe, die gesetzlich erlaubt sind, letztlich auf unseren Körper über diese vielen Jahre auswirken. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass diese Dinge einen Tumor auslösen können. Aber in der alternativen Ebene gibt es immer mehr Fragezeichen in diese Richtung.
Das heißt: Gesunde Ernährung generell soll abwechslungsreich sein. Wenn Sie die Möglichkeit haben, auf biologische Ware zurückzugreifen, dann sollten Sie das tun. Und sie sollte pflanzenbasiert sein. Das heißt Gemüse, Obst, Getreide betont im Vordergrund. Aber es muss so sein, dass Sie ausreichend Eiweiß zuführen können. Das heißt auch individuell Fisch, Fleisch zu essen, damit Sie Ihre Muskulatur erhalten. Muskulatur ist letztlich Lebensqualität.
Wie ändern sich die Ernährungsvorgaben beim Pankreaskarzinom?
Beim Pankreaskarzinom ändert sich die gesunde Ernährung vom Schwerpunkt her in eine gut bekömmlich, leicht verdauliche Kost. Zusammenfassen könnte man das so darstellen: Dinge, die auch bei gesunden Menschen starke Blähungen verursachen, wie beispielsweise Kraut, Kohl, grüne Paprika oder sehr fette Speisen, Schnitzel mit Pommes und anschließend Schokoladentorte mit Schlagobers für Menschen mit eingeschränkter Verdauungsleistung nicht zu empfehlen sind.
Welches sind die häufigsten Fragen, die Ihnen Angehörige Ihrer Patienten stellen?
Häufige Fragen von Angehörigen kommen immer über die Ebene: „Ich bin besorgt. Ich mache mir Gedanken.“ Diese Fragen kann man in mehrere Gruppen einteilen.
Ich möchte als erstes auf antitumorale Ernährungsmaßnahmen, im Volksmund auch als Krebs-Diät bekannt, hinweisen. Natürlich liegt folgende Überlegung auf der Hand: „Wäre es möglich, dass ich durch eine andere Ernährungsmaßnahme meinen Tumor heile oder bessere Überlebenschancen habe?“ Dazu zu sagen ist, dass eine Tumorzelle wie ein Parasit wächst. Ja, es ist richtig: Tumorzellen sind aktive, schnell wachsende Zellen, und jede aktive, schnellwachsende Zelle braucht Zucker zur Energiegewinnung. Das heißt: Wenn Sie Ihre Muskulatur bewegen, dann verbrauchen Sie Zucker. Obwohl unser Gehirn nur etwa 2 Prozent unseres Körpergewichtes ausmacht, braucht es mindestens 20 Prozent der täglichen Kohlenhydratzufuhr.
Alle Kohlenhydrate sind letztlich Zuckerketten. Da gibt es ganz kurze, da sprechen wir von Einfachzucker. Wenn zwei beieinander sind, sind es Zweifachzucker. Und es reiht sich so aneinander an über Stärke oder letztlich, wenn Sie ganz lang sind, unverdauliche Ballaststoffe.
Wir brauchen diesen Zucker also ständig für unser Gehirn und für unsere Muskulatur. In der Evolution war es immer wichtig, spontan aufspringen zu können und der Gefahr zu entkommen. Das heißt: Wenn der Tiger aus dem Busch hüpft, muss man aufspringen können und loslaufen. Und dafür hat sich die Evolution was Sinnvolles überlegt: Wir haben immer Zucker im Blut. Das heißt: Auch wenn wir nicht essen, kann die Leber aus Eiweiß, das dann meist aus der Muskulatur kommt, Zucker aufbauen. Und dem Tumor ist es völlig egal, ob das ein Zuckermolekül ist, das der Mensch gerade gegessen hat, oder ein Zuckermolekül, das die Leber aufgebaut hat.
Es gibt noch einen zweiten Aspekt zum Thema Zucker: Tumorzellen bauen Zucker nur bis zum Laktat ab und nicht vollständig. Jetzt würde man denken, dass eine Zelle, die einen Nährstoff nicht vollständig verbrennt, einen Lebensnachteil hat. Nein, so ist es definitiv nicht, weil: Dieses Laktat hilft dem Tumor, sich gegen die Therapie und gegen das Immunsystem zu schützen. Das ist ein gutes Antioxidans. Und es hilft dem Tumor auch, in die Nachbarzellen einzuwachsen. Das heißt: Weil der Tumor mit diesem Laktat um sich herum Säure produziert, kann er erst die Nachbarzellen, den Zellverband, zerstören und einwachsen.
Das heißt: Eine große Besorgnis von Angehörigen ist immer: „Darf mein Patient, mein Partner, der betroffen ist, noch Zucker essen?“ Ich möchte das zusammenfassend so sagen: Dieses Zuckerüberangebot, das uns die Industrie jeden Tag bietet, ist für niemanden gesund. Vernünftige Mengen Kohlenhydrate, zum Beispiel in Form von Beilagen, in Form von Gemüse oder auch in Form von selbstgemachten Mehlspeisen sind sicherlich kein Problem. Zucker in Limonaden oder eben irgendwelchen anderen Fast Foods ist definitiv für niemanden empfehlenswert.
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Geprüft Diätologin Elisabeth Hütterer: aktualisiert März 2022