Konservative Behandlungen und operative Möglichkeiten der hämophilen Arthropathie
Ob mit oder ohne Hämophilie – das Ziel der Therapie von Gelenkschäden besteht grundsätzlich darin, den Betroffenen ein weitgehend beschwerdefreies Leben bei guter Beweglichkeit zu ermöglichen. Dabei sind die Behandlungsmöglichkeiten mittlerweile genauso vielfältig, wie die Folgen der Bluterkrankheit. Dank großer medizinischer Fortschritte ist heute beispielsweise die Schmerztherapie so weit entwickelt, dass eine effektive Schmerzlinderung beim Gelenk bei nahezu jedem Patienten möglich ist.
Mit Physiotherapie oder, in schweren Fällen, mit operativen Eingriffen lässt sich bei vielen Beschwerden ebenfalls Abhilfe schaffen. Allerdings sind bei Hämophilen mehr Dinge zu beachten, als bei Menschen ohne Blutgerinnungsstörung. Deshalb sollten in die Behandlung immer auch Hämophilie-Spezialisten eingebunden sein.
Medikamentöse Therapie
Chronische Schmerzen bei Hämophilie-Patienten werden je nach Bedarf mit folgenden Arzneiklassen behandelt.
Freiverkäufliche Medikamente:
- nicht-opioide Schmerzmittel (Analgetika wie Paracetamol oder Metamizol),
- nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID wie Ibuprofen).
Verschreibungspflichtige Medikamente:
- COX-2-Hemmer,
- Opioide (z. B. Morphin).
Das Finden eines wirksamen Schmerzmittels kann für Menschen mit Hämophilie eine Herausforderung sein, da einige Medikamente bei ihnen besondere Komplikationen verursachen können. So dürfen Arzneimittel, die ASS (Acetylsalicylsäure) enthalten, aufgrund ihrer blutverdünnenden Wirkung nicht verwendet werden.
Nicht-medikamentöse Therapie
In Abstimmung mit spezialisierten Physiotherapeuten entwickelte Bewegungs- und Fitnessprogramme sind eine weitere Möglichkeit zur Behandlung chronischer Gelenkschmerzen. Sie können die Muskelkraft, die Beweglichkeit, die Koordination und das Gleichgewicht verbessern und bewirken langfristig eine höhere Ausdauer und gegebenenfalls auch eine Gewichtsreduzierung.
Der operative Eingriff
Bringen die genannten Maßnahmen keinen Erfolg, sollte ein chirurgischer Eingriff erwogen werden.
Entfernung der Gelenkinnenhaut
Bei chronischer Synovitis kann eine Entfernung der Gelenkinnenhaut die Zahl der Gelenkblutungen und deren Schweregrad deutlich verringern, Schmerzen lindern sowie die Beweglichkeit verbessern.
Künstlicher Gelenkersatz
Bei stark geschädigten Gelenken empfiehlt sich unter Umständen ein künstlicher Gelenkersatz. Knie- oder Hüftgelenk-Endoprothesen bewirken eine spürbare Linderung der Schmerzen und eine Verbesserung der Gelenkfunktion und des Bewegungsumfangs. Weniger erprobt ist bislang der Gelenkersatz an Ellbogen- und Sprunggelenken.
Arthrodese
Ist die Versorgung mit einem künstlichen Gelenk nicht möglich, ist unter Umständen eine Arthrodese, die operative Versteifung des betroffenen Gelenks, eine Möglichkeit.
Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem Sportwissenschaftler Herr Ralf Kalinowski entwickelt: Stand 17.12.2018