Sport macht nicht nur Spaß, sondern hält auch fit und trägt langfristig zur Erhaltung der Gesundheit bei. Insbesondere die Kräftigung der Muskulatur spielt bei der Hämophilie eine wichtige Rolle, da sie die Gelenke stabilisiert und dadurch die Blutungsneigung verringert. Außerdem leiden sportlich aktive Menschen seltener unter Übergewicht und der daraus resultierenden zusätzlichen Belastung der Gelenke.
Priv.-Doz. Dr. Robert Klamroth, Facharzt für Innere Medizin und Hämostaseologie, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin / Angiologie und Hämostaseologie und Leiter der Klinischen Hämostaseologie und des Hämophiliezentrums am Vivantes Klinikum im Friedrichshain in Berlin, beantwortet im Video "Hämophilie und Sport" folgende Fragen:
Klicken Sie auf eine Frage um direkt zum entsprechenden Videoabschnitt zu springen!Video Transkript
Darf man mit Hämophilie Sport betreiben?
Auch Patienten mit Hämophilie sollten Sport betreiben. Natürlich wäre es wünschenswert, eher sichere Sportarten mit einem niedrigen Verletzungsrisiko zu betreiben. Aber die Prophylaxe ermöglicht heute allen Patienten, auch mit einer Hämophilie sich regelmäßig sportlich zu betätigen.
Was muss man bei der Prophylaxe beachten, wenn man Sport betreibt?
Für die sportliche Aktivität ist ein besonders hoher Faktor-VIII-Spiegel wünschenswert. Das bedeutet: Man sollte an den Tagen, wo man sich sportlich betätigt, möglich auch die Prophylaxe machen. Wir versuchen heute in der personalisierten Medizin an den Tagen, wo die Patienten sportlich aktiv sind, auch die Prophylaxe zu legen, so dass ein höchstmöglicher Spiegel an Faktor VIII da ist, um den Patienten auch beim Sport vor Blutungen zu schützen.
Worauf sollte man bei der Auswahl der Sportart achten?
Jede Sportart hat ein unterschiedliches Verletzungsrisiko. So sind heute auch die beliebten Sportarten, wie zum Beispiel Fußball, für Hämophile immer noch nicht grundsätzlich zu empfehlen, weil man häufig durch Fremdverschulden sich verletzen kann und der Hämophile trotz einer suffizienten Prophylaxe vermehrt bluten kann. Günstig sind Sportarten wie zum Beispiel Schwimmen, Radfahren, wo ein niedriges Verletzungsrisiko besteht und damit die Wahrscheinlichkeit einer Blutung gering ist.
Was sollte man seinen Arzt fragen, bevor man mit Sport beginnt?
Wenn Sie eine regelmäßige sportliche Aktivität aufnehmen wollen sollten Sie vorher mit ihrem Hämophilie-Arzt sprechen,
- was eine günstige Sportart ist, und
- wie Sie mit der Substitution im Rahmen dieser Sportart verfahren sollen.
Für den Einstieg empfehlen wir in der Regel Schwimmen und Radfahren. Aber auch einige Mannschaftssportarten sind bei einer konsequenten Einhaltung der Prophylaxe und einer entsprechenden Vorbereitung möglich.
Sport bei Hämophilie auf den Punkt gebracht.
Generell empfehlen wir heute jedem Patienten mit einer Hämophilie, auch regelmäßig Sport zu treiben.
Sport bringt Vorteile. Durch Stärkung der Muskulatur führt es zu weniger Blutungen.
Allerdings sollte man regelmäßig vor dem Sport seine Prophylaxe durchführen.
Empfohlene Sportarten
Als Hämophilie-Patient können Sie dank der Prophylaxe heutzutage zahlreiche Sportarten ohne Probleme betreiben. Sie sollten jedoch möglichst Sportarten mit einem eher niedrigen Verletzungsrisiko wählen. Hierzu zählen beispielsweise:
- Schwimmen
- Radfahren
- Walking
- Tanzen
- Golf
Weniger zu empfehlen sind Disziplinen mit:
- extremen Bewegungen (Drehungen),
- großen Impulsbelastungen (Springen),
- abrupten Richtungsänderungen oder
- Kontaktsportarten (z.B. Fußball, Hockey, Handball, Ringen, etc.).
Lassen Sie sich bei der Auswahl der für Sie passenden Sportart von Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrem Physiotherapeuten beraten. Gerade bei sportlicher Betätigung sind höhere Faktorspiegel wichtig. Daher empfiehlt es sich, die Substitutionen auf Tage zu legen, an denen Sie sich sportlich betätigen. Optimal vor Blutungen geschützt sind Sie, wenn Sie sich den Faktor kurz vor dem Sport injizieren.
Die Prophylaxe ermöglicht es hämophilen Patienten, ein weitgehend normales Leben einschließlich sportlicher Betätigungen zu führen. Zur Anwendung kommen hierbei Faktorenpräparate, die sich die Betroffenen im Rahmen einer ärztlich angeleiteten Heimselbstbehandlung eigenständig injizieren. Eine immer größere Bedeutung erlangt in diesem Zusammenhang die individualisierte Prophylaxe auf Grundlage der Pharmakokinetik des Patienten.
Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit Priv.-Doz. Dr. Robert Klamroth entwickelt: Stand Jänner 2017