Der menschliche Körper und sein Immunsystem werden im Laufe unseres Lebens mit so mancher Herausforderung konfrontiert. Zum einen greifen ihn Viren und Bakterien an, zum anderen machen ihm Umwelteinflüsse wie unsaubere Luft zu schaffen. Hinzu kommen häufig Stress, zu wenig Schlaf oder schlechte Angewohnheiten wie Tabak und Alkohol. Auch eine ungünstige Ernährung belastet den Körper. Besonders im Alter kann es etwa durch schlechtes Kauen oder weniger Magensäure zu einer verminderten Aufnahme von Vitamin B12 im Darm kommen. Doch auch körpereigene Zellen können Probleme bereiten. Erreichen sie ein bestimmtes Alter, werden sie anfälliger für Fehler und Mutationen. Im Normalfall sorgt Ihr Immunsystem dafür, dass sich solche Zellen selbst zerstören, bevor sie Schaden anrichten. Das funktioniert jedoch nicht in jedem Fall.
Warum sind Tumorzellen für das Immunsystem so schwer zu erkennen?
Krebszellen entwickeln sich aus ganz normalen, gesunden Körperzellen, die sich plötzlich eigenständig und überschießend teilen. Von gutartigen Geschwulsten unterscheiden sich die entstehenden Tumoren durch:
- ungeordnetes Wachstum,
- häufige Unreife und Undifferenziertheit oder
- schnelle Veränderung.
Durch die zahlreichen Mutationen unterliegen Tumorzellen nicht mehr denselben Regeln wie gesunde Zellen. Da sie gegen Signale, die sie von der ständigen Teilung abhalten und ihr Wachstum bremsen sollen, immun sind, können sie unkontrolliert wachsen. Sie klinken sich aus der Kommunikation zwischen normalen und Immunzellen aus und gewinnen neue, für den Körper ungünstige Eigenschaften hinzu. Beispielsweise erlangen sie die Fähigkeit, durch den gesamten Körper zu wandern wie sonst nur Ihre Blutzellen und anderswo Metastasen, also Absiedelungen, zu bilden.
Die Tumorzellen schaffen es, sich für Ihr Immunsystem unsichtbar zu machen und strahlen zudem Signale aus, die den Immunzellen vorgaukeln, alles wäre in bester Ordnung. Das macht ihre Tarnung noch perfekter.
Begünstigt ein schwaches Immunsystem die Entstehung von Krebs?
Wenn bei Ihnen Krebs entstanden ist, bedeutet das nicht automatisch, dass Ihr Immunsystem versagt hat. Ebenso wenig ist pauschal davon auszugehen, dass es zu geschwächt ist, um Krebszellen erfolgreich zu bekämpfen. Es gibt jedoch Erkrankungen, die das Risiko für einige Tumorarten ansteigen lassen. So ist bekannt, dass Menschen mit einer unbehandelten HIV-Infektion, die auf einer Abwehrschwäche beruht, einem erhöhten Krebsrisiko unterliegen.
Ähnliches gilt für Patienten nach einer Organtransplantation, die häufig lebenslang Medikamente zur Unterdrückung ihres Immunsystems einnahmen müssen, um eine Abstoßung des Spenderorgans zu verhindern.
Wie stärke ich mein Immunsystem, um besser gegen Krebs gewappnet zu sein?
Ihr Immunsystem hängt nicht zuletzt von Ihrem Allgemeinzustand ab, primär von einer ausgewogenen Ernährung und einer gut funktionierenden Verdauung. Haben Sie beispielsweise starkes Untergewicht, fehlen Ihrem Körper die Ressourcen für eine hinlängliche Immunantwort, etwa Proteine, die zur Produktion von Immunzellen und Antikörpern benötigt werden, oder Vitamine und Spurenelemente wie z.B. Magnesium, Selen und Zink.
Auch ausreichend Bewegung, Entspannung und genügend Schlaf können das körpereigene Abwehrsystem positiv beeinflussen. Ein großer Stellenwert kommt darüber hinaus Ihrem psychischen Befinden zu, das sich ebenfalls in hohem Maße auf Ihr Immunsystem auswirkt. So kann etwa Stress einen negativen Einfluss haben. Darüber hinaus kann bei Krebserkrankungen das Immunsystem durch Immuntherapien zusätzlich gestärkt werden.
Geprüft Dr. Ursula Heck : Stand November 2017