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Kurs Immunsystem und Krebs: Lektion 3 von 6

Krebsbehandlung mithilfe des Immunsystems

Mit dem Wissen um das Zusammenspiel von Krebs und dem Immunsystem versuchen Krebsforscher, immunonkologische Wirkstoffe zu entwickeln, die das körpereigene Abwehrsystem in die Lage versetzen, gegen die entarteten Zellen vorzugehen und sie zu eliminieren. Anders als die bisherigen Behandlungsformen sollen sie die Krebszellen nicht direkt angreifen, sondern Ihr Immunsystem stärken, damit dieses für den Kampf gegen den Krebs besser gewappnet ist.

Welche Strategien verfolgt die Immunologie?

In Versuchen wurde festgestellt, dass sich auf verschiedene Weise Immunreaktionen auf Tumoren auslösen lassen. Allerdings erwiesen sich ältere Behandlungsansätze allein für sich nicht als stark genug, um ausreichend gegen den Krebs zu wirken. Daher werden Immuntherapien oder verschiedene immuntherapeutische Methoden beispielsweise mit der Chemotherapie oder der Bestrahlung verknüpft. Darüber hinaus wurden neue Therapieansätze entwickelt, die, teilweise mit guten Ergebnissen, spezifischer in die Immunantwort gegen die Krebszellen eingreifen.

Zu den wichtigsten bislang erforschten und eingesetzten immunologischen Strategien gehören:

Zytokine zur Immunstimulation

Schon seit längerem zur Krebsbehandlung eingesetzt, konnten diese Botenstoffe des Immunsystems die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Zytokine wie Interleukine und Interferone zeigen nur bei wenigen Tumorarten und längst nicht bei allen Patienten Wirkung. Daher werden sie zunehmend durch besser wirkende, neuere Medikamente ersetzt

Antikörper

„Vorproduzierte“ Antikörper lösen durch ihre Bindung an die Krebszellen eine Immunreaktion aus und greifen gezielt in Abläufe ein, welche für den Stoffwechsel und das Wachstum der Tumorzellen verantwortlich sind.

Immun-Checkpoint-Inhibitoren

Hierbei handelt es sich um Antikörper, die speziell dafür entwickelt wurden, das von Krebszellen außer Kraft gesetzte Erkennungszeichen für das Immunsystem zu reaktivieren. Sie werden medikamentös verabreicht und binden sich an dieselben Immun-Checkpoints an der Oberfläche von T-Zellen, die auch Tumorzellen „ausnutzen“. Ist eine Andockstelle besetzt, kann sich dort keine Krebszelle mehr festsetzen. Dadurch wird ihr die Möglichkeit entzogen, Ihren Körper mit einem „gefälschten“ Stoppsignal täuschen und auf diese Weise Ihr Immunsystem zu hemmen.

Stammzellentransplantation

Die Transplantation von Blut- oder Knochenmarkstammzellen zählt im weitesten Sinne ebenfalls zu den Immuntherapien. Sie kommt zur Anwendung, wenn das erkrankte Knochenmark bei Patienten mit bestimmten Lymphomen oder Leukämien durch eine Hochdosis-Chemo- oder Strahlentherapie eliminiert werden muss. Damit der Körper neue Blut- und Immunzellen produzieren kann, erhalten die Betroffenen anschließend Stammzellen oder Knochenmark von einem Spender, die, wie mittlerweile bekannt, auch verbliebene Krebszellen des Empfängers angreifen.

„Krebs-Impfung“

Derzeit testen Wissenschaftler und Ärzte mehrere Strategien, das körpereigene Abwehrsystem auf Tumorantigene „anzusetzen“. Durch das Verabreichen hochdosierter Tumorantigene in Kombination mit Wirkungsverstärkern soll es dem Immunsystem leichter fallen, auf Krebszellen zu reagieren. Weitere Ansätze zielen darauf ab, dem Patienten eigene Immunzellen zu entnehmen, zu verändern, zu vervielfältigen oder mit Antigenen zu beladen und anschließend den Betroffenen zurückzugeben.

Immunsystem aufbauen – geht das auch ohne Medikamente?

Die beste Möglichkeit, Ihr Immunsystem zu stärken, ist eine ausgewogene, gesunde Ernährung, bei Bedarf ergänzt durch Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Eine weitere Option ist eine Stimulation durch körperfremde Stoffe wie Mistel- oder Thymusdrüsenextrakte. Allerdings ist noch nicht abschließend geklärt, ob dieser Therapieansatz wirklich funktioniert oder Ihrem Körper vielleicht sogar mehr schadet als nützt. Lassen Sie sich daher von Ihrem behandelnden Arzt beraten und fangen Sie nicht an, auf eigene Faust mit diesen Wirkstoffen herumzuexperimentieren.

Geprüft Dr. Ursula Heck : Stand November 2017

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.