Krebspatienten können sich in den meisten Fällen nicht nur problemlos impfen lassen, in bestimmten Situationen wird die Immunisierung sogar dringend empfohlen. Sie brauchen keine Bedenken zu haben, dass eine Impfung Ihre Krebserkrankung ungünstig beeinflusst oder Ihr Immunsystem zu sehr belastet. Bislang gibt es keinen Nachweis dafür, dass Impfungen Krebszellen in irgendeiner Weise fördern oder den allgemeinen Zustand von Krebspatienten verschlechtern.
Welche Impfungen sind für Menschen mit Krebs zu empfehlen?
Grippe (Influenza)
Wegen der oft bestehenden Schwächung des Immunsystems sind Krebspatienten besonders anfällig für die saisonale Grippe. Deshalb ist es ratsam, sich jährlich im Herbst dagegen immunisieren zu lassen.
Pneumokokken
Diese Impfung wird vor allem für Patienten mit Leukämien, Lymphomen, Myelomen sowie therapiebedingter Abwehrschwäche empfohlen. In der Regel genügt eine einmalige Immunisierung. Haben Sie eine Blutstammzellentransplantation hinter sich, können jedoch mehrere Dosen erforderlich sein, um einen ausreichenden Impfschutz aufzubauen.
Windpocken (Varizellen)
Während Windpocken bei Kindern meist harmlos sind, wird der Krankheitsverlauf im Alter deutlich schwerer. Außerdem neigen Erwachsene nach einer Varizellen-Infektion häufiger zu Folgekomplikationen wie Nervenschmerzen, Lungenentzündung, Gürtelrose oder Enzephalitis. Aus diesem Grund empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit die Varizellen-Impfung für alle Krebsbetroffenen, die noch keine Windpocken hatten.
Hepatitis B
Die durch das Hepatitis-B-Virus ausgelöste Leberentzündung gehört zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. Eine Ansteckung ist durch den Kontakt mit Körper-flüssigkeiten infizierter Personen, zum Beispiel durch Verletzungen der Haut, über die Schleimhaut oder auch beim Geschlechtsverkehr möglich. Die Hepatitis-B-Impfung empfiehlt sich für alle Krebspatienten, die nicht dagegen geimpft wurden. Reisen Sie in Regionen mit hohem Hepatitis-A-Vorkommen oder stehen Sie beruflich mit Personen aus solchen Gebieten in Kontakt, ist zusätzlich eine Hepatitis-A-Impfung ratsam.
Kann ich mich auch während der Krebstherapie impfen lassen?
Das richtet sich zum einen nach der Art des Impfstoffes, zum anderen aber auch nach der Art der Behandlung. Schränkt die Therapie Ihre Immunfunktion vorübergehend stark ein? Dann kann eine Immunisierung in diesem Zeitraum sich als weniger wirksam erweisen, da sich unter Umständen kein ausreichender Impfschutz aufbaut. Impfseren mit abgeschwächten, aber lebenden Erregern eignen sich parallel zu einer Abwehrsystem beeinflussenden Therapie ebenfalls nicht, da sie bei immungeschwächten Menschen Komplikationen auslösen können.
Darüber hinaus hängt es von Ihrem Allgemeinzustand, eventuellen Begleiterkrankungen und weiteren individuellen Faktoren ab, ob und wann Sie geimpft werden können. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem behandelnden Arzt beraten. Dieser kann die Risiken und den möglichen Nutzen einer Impfung am besten gegeneinander abwägen.
Was kann ich tun, wenn eine Impfung wegen des Tumors nicht durchführbar ist?
Können Sie selbst nicht geimpft werden, sollten Ihre Angehörigen und Freunde auf einen ausreichenden Impfschutz achten, um Sie nicht durch eine Ansteckung zu gefährden. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt für direkte Kontaktpersonen im familiären und medizinischen Umfeld insbesondere die Grippeschutzimpfung und, sofern sie diese Krankheit noch nicht durchgemacht haben, die Immunisierung gegen Windpocken.
Für Sie selbst gilt es, jegliche Maßnahmen zu ergreifen, die eine Ansteckung mit gefährlichen Krankheitserregern verhindern. Das heißt vor allem: Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig und gründlich und halten Sie Abstand zu infizierten Personen.
Geprüft Dr. Ursula Heck: Stand November 2017