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Kurs Immunsystem und Psyche: Lektion 2 von 6

Auswirkungen von akutem und chronischem Stress auf das Immunsystem

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Sie in stressigen Zeiten oder kurz danach besonders anfällig für Erkältungen und andere Erkrankungen sind? Das liegt daran, dass Stress die Arbeit verschiedener Immunzellen beeinflusst. Dabei wirken sich Dauerstress und kurzer Stress unterschiedlich aus. Doch warum werden viele Menschen nach stressigen Zeiten krank und wie lässt sich das vermeiden?

Gibt es “guten” Stress?

Eine Stressreaktion ist eine normale Antwort des menschlichen Organismus auf verschiedene Belastungen und Reize. In früheren Zeiten war diese Reaktion notwendig, um extreme, kurzdauernden Stresssituation zu überleben. Etwa um einem wilden Tier zu entkommen.

Sie dient dazu:

  • Energie zu mobilisieren,
  • die Blutzirkulation in Muskeln und Gehirn zu verstärken und
  • die Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Chronischer Stress schwächt Ihr Immunsystem

Nimmt jedoch die Intensität und Häufigkeit stressiger Situationen zu, kann es zu einer dauerhaften Überforderung durch chronischen Stress kommen. Da dadurch alle Kräfte fokussiert werden, wirkt sich dieser negativ auf Ihren Stoffwechsel aus, beeinträchtigt die Schlafregulierung sowie Lern-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse und beeinflusst nicht zuletzt auch Ihr Immunsystem. Was dabei genau in unserem Körper passiert und warum viele Menschen gerade am Wochenende oder im Urlaub krank werden, erfahren Sie in unserer Animation “Immunsystem und Psyche”.

Video Transkript

Seit Tagen hat sich Susi auf das lange Wochenende gefreut. Doch nun macht ihr eine starke Erkältung einen Strich durch die Rechnung. Studien zeigen dass das Phänomen Freizeit-Krankheit aus einer dauerhaft hohen Stressbelastung resultieren kann. Aber wie kommt es dazu?

Verändert sich der Stresspegel, ändert sich auch der Hormonhaushalt im Körper. Der dadurch ausgelöste biologische Ablauf in unserem Körper hat sich seit der Steinzeit nicht wirklich verändert. Er soll Energiereserven freisetzen, um unserem Körper bei Bedarf eine blitzschnelle Reaktion zu ermöglichen. In der Steinzeit waren dies gefährliche Situationen, denen wir mit Schnelligkeit entfliehen mussten.

Bei akutem Stress erhalten die Nebennieren vom Gehirn das Kommando, verstärkt Stresshormone zu produzieren. In einem ersten Schritt kommt es so zur vermehrten Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin. Dadurch beschleunigt sich der Herzschlag und der Blutdruck steigt. Die Muskulatur und Organe wie die Lunge können kraftvoller arbeiten, da sie mit mehr Blut versorgt werden.

Mit etwas Verzögerung, etwa zehn Minuten nach dem Adrenalinausstoß, schüttet die Nebenniere Cortisol aus. Das Cortisol bewirkt dass der Blutzuckerspiegel steigt, wodurch die Zellen mit zusätzlicher Energie versorgt werden. Da die ganze Kraft in Flucht und Kampf gesteckt wird, kommt es zur Verminderung von Körperfunktionen, die in diesem Moment weniger wichtig oder sogar belastend sind – dazu zählen etwa die Verdauung und das Immunsystem. Ist der Stress vorbei, normalisiert sich der Hormonspiegel von selbst wieder.

Anders sieht es bei chronischem Stress aus. Weil der Cortisolspiegel dauerhaft erhöht ist, wird die Immunantwort ständig unterdrückt. Besonders empfindlich reagieren die T-Lymphozyten, deren Aufgabe es ist, fremde Organismen und kranke Zellen zu erkennen und abzutöten. Auch wenn sich Erreger bereits im Körper befinden bleiben Erkrankungssymptome in der Stressphase deshalb zunächst aus.

Sinkt in einer längeren Entspannungsphase der Cortisolspiegel, kommt es zeitlich verzögert zur Immunreaktion. Das Immunsystem beginnt schlagartig, bereits eingedrungene Erreger zu bekämpfen, wodurch ganz plötzlich Krankheitssymptome auftreten. Das betrifft vor allem stressgeplagte Menschen wie Susi, die dann gerade am Wochenende oder im Urlaub krank werden.

Während akuter Stress Ihr Abwehrsystem also kurzzeitig sogar ankurbeln kann, führt Dauerstress zur Verringerung der Substanzen, welche der Abwehr von Krankheitserregern dienen. Gleichzeitig produziert Ihr Körper in hohem Maße Stresshormone, die Ihre Immunabwehr unterdrücken und hat damit nicht mehr genügend Nährstoffe für das Immunsystem. Dadurch haben Viren und Bakterien ein leichtes Spiel. Die Psychoneuroimmunologie bringt außerdem ernstere Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebsleiden mit dem Risikofaktor Stress in Verbindung.

Durch welche Strategien lässt sich krankmachender Stress vermeiden?

Um Ihr Leben bei bester Gesundheit genießen zu können, empfehlen sich unter anderem folgende Strategien gegen den Stress, die sich gut in Ihr alltägliches Leben einbauen lassen.

Suchen Sie Entspannung

Sie haben das Gefühl, dass Ihnen alles über den Kopf wächst? Häufig hilft es schon, etwas Abstand zu halten, um nicht vollends in stressigen Gedanken zu versinken. Machen Sie einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft oder treffen Sie sich mit Freunden zu einer Tasse Kaffee, um das eigentliche Problem für eine gewisse Zeit aus dem Fokus zu rücken. So gewinnen Sie mehr Gelassenheit und können später entspannter und erholter an die Sache herangehen.

Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche

Gedanken wie „Das schaffe ich nie“ oder „Dafür bin ich nicht gut genug“, rauben kognitive Ressourcen und sorgen für Stress. Deshalb sollten Sie versuchen, sie konsequent aus Ihrem Kopf zu verbannen und sich sachlich auf die Ihnen gestellten Aufgaben zu konzentrieren. Manchmal hilft da schon eine einfache, aber wirksame Strategie: Will sich ein solcher Gedanke in Ihr Gehirn schleichen, denken Sie stattdessen: „Stopp! Nächster Gedanke“. Auf diese Weise können Sie automatisierte Gedanken im Laufe der Zeit aus Ihrem Kopf verbannen und die damit verbundenen Gedächtnispfade löschen.

Treiben Sie Sport

Sport schafft nicht nur Abstand zum Alltag und erhöht Ihre allgemeine Zufriedenheit und Lebensqualität, er hilft auch, durch Stress ausgeschüttete Hormone wie Cortisol und Adrenalin abzubauen. Durch Bewegung an der frischen Luft erhält Ihr Gehirn außerdem mehr Sauerstoff und ist leistungsfähiger.

Pflegen Sie Ihr Leben und Ihre Beziehungen

Menschen, die ihr Leben abwechslungsreich gestalten, beispielsweise durch Beziehung, Freundschaften, Arbeit, Sport und Hobbys, wirken häufig ausgeglichener als Personen, die sich dauerhaft auf nur eine Sache fokussieren. Rückschläge in einem Bereich können in den meisten Fällen durch Erfolge in anderen Lebensfacetten aufgefangen werden und haben dadurch geringere Auswirkungen auf den Selbstwert.

Geprüft Dr. Ursula Heck : Stand November 2017

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