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Kurs Verletzungen bei Hämophilie: Lektion 2 von 5

Wie behandle ich eine Blutung?

Video Transkript

Was können Hämophile tun, um Blutungen vorzubeugen?

Sie können Blutungen vorbeugen, indem Sie regelmäßig Ihre Prophylaxe geben. Man hat jetzt die Möglichkeit, die Therapie zu individualisieren, also tatsächlich mit der Faktorenbestimmung zu schauen, ob vor einer nächsten Gabe noch ein gewisser Basisspiegel vorhanden ist oder nicht, und so soll ein gewisser Basisspiegel, der nach derzeitigem Wissen bei 1 bis 2 oder 3 Prozent ist, bei der Prophylaxe nicht unterschritten werden. Dann ist die Wahrscheinlichkeit für Blutungen sehr gering.

Wie lassen sich Blutungen stoppen?

Kleinere Blutungen nach kleineren Verletzungen, wenn man sich zum Beispiel in die Haut ritzt oder schneidet, lassen sich dadurch stoppen, dass Sie mit einem Tuch, einem Tupfer draufdrücken und warten, bis die Blutung steht. Kleine Verletzungen sind bei auch bei schweren Hämophilen nicht unbedingt mit Faktorenkonzentrat zu behandeln.

Große Blutungen bedürfen einer ausreichend hohen Substitution bei der schweren und bei der mittelschweren und auch bei der leichten Hämophilie beziehungsweise alternativen Therapiemaßnahmen bei der leichten Hämophilie A beziehungsweise mag es bei besonderen Lokalisationen notwendig sein, dass zusätzliche ärztliche Maßnahmen ergriffen werden. Ich denke hier an eine Blutung aus dem Darm, die auch bei nicht-Hämophilie-Patienten auftreten kann, wo dann zum Beispiel durch lokale Maßnahmen, durch eine Gastroskopie, eine Koloskopie, eine Blutung zum Stillstand gebracht wird, aber beim schweren Hämophilen immer mit Substitution.

Was ist eine Bedarfsbehandlung?

Eine Bedarfsbehandlung ist eine Behandlung, die nur dann erfolgt, wenn der Patient eine Blutung spürt oder die Blutung schon massiv aufgetreten ist. Das ist die Behandlung, die regulär bei uns bis vor, ich würde sagen bei Erwachsenen bis vor 14, 15, 20 Jahren durchgeführt wird. Seither setzt sich immer mehr die Prophylaxe-Behandlung ein.

Bei Bedarfsbehandlung gilt aber immer für die nicht schweren Formen, für die leichten Hämophilen, die ausreichend Faktor haben, dass Spontanblutungen vermieden werden, aber bei Bedarf, das heißt bei Blutungen oder bei Operationen, wird nur dann eine Substitutionstherapie oder eine alternativ Therapie durchgeführt.

Welche ergänzenden Behandlungen sind sinnvoll?

Eine ergänzende medizinische Behandlung bei Haut- und Schleimhautblutungen oder nach einer Mandeloperation oder beim Zahnziehen, also etwas was im Hals-Nasen-Ohren-Bereich ist, sind Medikamente, die die Gerinnselauflösung hemmen.

Aber ganz wichtig ist, dass der Bewegungs- und Stützapparat und das Muskelsystem des Hämophilen aufgebaut wird, trainiert wird. Also Sport und körperliche Betätigung sind besonders für Patienten mit schwerer Hämophilie von großer Bedeutung und können die Blutungsfrequenz tatsächlich auch herabsetzen.

Wie werden Gelenkblutungen behandelt?

Wenn Sie eine Gelenksblutung bemerken, oder wenn der hochgradiger Verdacht besteht, dass eine Gelenksblutung aufgetreten ist oder auftritt, ist es wichtig, dass Sie möglichst unverzüglich Ihr Gerinnungsfaktorprodukt injizieren.

Wenn Sie es nicht greifbar haben, dann fahren Sie in ein Hämophiliezentrum, weil es dort lagernd ist. In anderen Spitälern können Sie nicht damit rechnen, dass Sie das Gerinnungsprodukt vorfinden.

Was ist nach einem Sturz zu tun?

Wenn Sie nur sehr leicht stürzen, ist wahrscheinlich nicht sehr viel zu tun, überhaupt, wenn Sie kurz vorher oder am Tag vorher eine Prophylaxe injiziert haben.

Wenn Sie schwer stürzen, kann der Sturz zu inneren Blutungen führen. Überhaupt, wenn Sie schwer auf den Kopf stürzen mit und ohne äußere Verletzung des Kopfes, dann würden wir doch empfehlen, dass Sie auch hier einen Gerinnungsfaktor injizieren, um eine schwere innere Blutung zu vermeiden.

Behandlung einer Blutung auf den Punkt gebracht

Wenn Sie Blutungen vermeiden möchten, dann ist die Prophylaxe bestens geeignet und ist imstande, eine Blutungsfreiheit zu erzielen. Wenn Sie dann trotzdem eine Blutung haben, weil Sie zum Beispiel eine Verletzung hatten oder gestürzt sind, dann ist ebenfalls wieder die Substitution das Um und Auf. Dann wird der Gerinnungsfaktor injiziert.

Kleine, oberflächliche Blutungen können Sie oft schon stoppen, indem Sie mit einem Tuch darauf drücken. Große Blutungen bedürfen grundsätzlich einer ausreichenden Substitution. Das heißt, der fehlende Faktor wir durch die intravenöse Verabreichung eines passenden Gerinnungspräparates ersetzt. Beginnen Sie mit dieser Behandlung, sobald Sie erste subjektive Anzeichen einer Blutung verspüren. Ihr rasches Handeln ermöglicht eine schnelle Blutstillung und verhindert dadurch größere Gelenk- und Gewebeschäden. Können Sie sich selbst beziehungsweise Ihre Angehörigen Ihnen nicht mehr ausreichend helfen, sollten Sie unbedingt einen Notarzt hinzuziehen oder sich in eine Notfallambulanz begeben.

Checkliste zur Behandlung von Gelenkblutungen

Behandlung von Gelenkblutungen Schritt für Schritt

Da Gelenkblutungen bleibende Schäden an den Gelenken verursachen können, ist es wichtig, sie schnell zu stoppen. Je früher die medizinische Versorgung einsetzt, desto weniger Blut gelangt in den Gelenkspalt und desto geringer sind auch die Schmerzen und die Folgeschäden in den Gelenken.
Idealerweise beginnen Sie mit der Behandlung innerhalb der ersten zwei Stunden. Warten Sie nicht, bis Sie Schmerzen verspüren oder die Gelenkbeweglichkeit leidet, sondern reagieren Sie bei den ersten Anzeichen.

Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit Univ. Prof. Dr. Pabinger-Fasching entwickelt: Stand Jänner 2017

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Dieser Kurs ist Teil der Kursreihe „Hämophilie verstehen“

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