6. Therapie bei Hochrisiko bei MDS

Welche Therapien werden zur Behandlung der Hochrisiko-MDS eingesetzt?

Zur Behandlung der Hochrisiko-MDS werden zum einen verschiedene supportive Therapien wie auch Therapien, die die Erkrankung direkt beeinflussen, eingesetzt.

Abhängig vom Patientenalter und Begleiterkrankungen wird beim Myelodysplastischen Syndrom (MDS) entschieden, ob eine Hochdosistherapie eingesetzt werden kann oder ob auf andere Maßnahmen zurückgegriffen werden muss.

Da auf eine Hochdosistherapie meist eine allogene Stammzelltransplantation folgt, ist diese Therapie zum Großteil nur für Menschen unter 70 Jahren geeignet. Das Alter dient hier allerdings nur zur groben Orientierung. Wer tatsächlich für eine Stammzelltransplantation in Frage kommt, wird anhand einer Vielzahl von Faktoren entschieden.

Wenn bei Ihnen keine allogene Stammzelltransplantation durchgeführt werden kann, stehen hypomethylierende Substanzen wie zum Beispiel Azacitidin und Decitabin zur Verfügung. Diese können über die Vene verabreicht werden, wobei jedoch häufig eine subkutane Verabreichung über eine Spritze erfolgt.

Die Gabe erfolgt meist über fünf bis sieben Tage mit einer folgenden Pause und einer Wiederholung nach etwa vier Wochen.

Was ist eine Hochdosis-Chemotherapie und wann wird sie durchgeführt?

Bei einer Hochdosischemotherapie handelt es sich um eine sehr intensive Chemotherapie zur Vorbereitung auf eine Stammzelltransplantation.

Da diese Therapie schwerwiegende Folgen auf die Blutbildung haben kann, ist der Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. Zusätzlich werden im Laufe der Therapie häufige supportive Maßnahmen wie Bluttransfusionen notwendig.

Viele der Betroffenen befinden sich für die Zeit der Therapie auch in einer sogenannten Aplasie . Das bedeutet, dass das Knochenmark vorübergehend keine neuen Blutzellen mehr bilden kann. Dadurch ist die Immunabwehr geschwächt und der Körper ist besonders anfällig für Infekten.

Was ist die allogene Stammzelltransplantation und wann wird sie durchgeführt?

Eine allogene Stammzelltransplantation ist ein sehr komplexes Verfahren, bei dem das blutbildende System der Betroffenen ausgetauscht wird. Daher ist ein passender Spender zwangsweise notwendig, der bereits im Vorhinein gefunden werden muss.

So läuft eine allogene Stammzelltransplantation ab:

  1. Spendersuche: Als Spender kommen häufig Geschwister in Frage. Alternativ kann ebenfalls eine weltweite Spendersuche durchgeführt werden.
  2. Vom Spender werden Blutzellen entnommen und aufbereitet.
  3. Gleichzeitig werden Ihre alten Blutzellen durch eine Hochdosis-Chemotherapie zerstört. Diese Therapie findet meist etwa fünf Tage vor der eigentlichen Spende statt.
  4. Wenige Tage darauf wird Ihnen die Spende über eine Vene verabreicht.
  5. Es dauert einige Tage, bis sich Ihr blutbildendes System wieder ganz erholt und neu ausgebildet hat. In dieser Zeit sind Sie besonders anfällig für Infektionen und müssen sich an besondere Schutzmaßnahmen halten, um sich nicht selbst zu gefährden.
  6. Damit die neuen Stammzellen nicht durch Ihren Körper abgestoßen werden, bekommen Sie in dieser Zeit zusätzlich eine Therapie mit Immunsuppressiva . Das sind Medikamente, die das körpereigene Abwehrsystem gezielt abschwächen, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern. So haben die neuen Zellen genug Zeit, um sich zu entfalten und Ihr blutbildendes System neu anzuregen.

Was ist eine hypomethylierende Therapie und wie häufig wird sie durchgeführt?

Eine hypomethylierende Therapie ist eine Art Chemotherapie Sie wirkt aber dennoch etwas anders als eine klassische Chemotherapien. Sie greift gezielt in bestimmte Prozesse der Zellregulation ein, um die Blutbildung im Knochenmark zu verbessern. Die Behandlung ist in der Regel besser verträglich als eine Hochdosis-Chemotherapie. Sie kommt insbesondere beim Myelodysplastischen Syndrom (MDS) und akuter myeloischer Leukämie (AML) zum Einsatz.

Diese Therapieform kann über eine Vene verabreicht werden. Meist wird jedoch auch hier auf eine subkutane Verabreichung, also unter die Haut, über eine Spritze in die Bauchfalte zurückgegriffen. Bei der hypomethylierenden Therapie gibt es verschiedene Therapieschemata. Häufig wird die Therapie über fünf bis sieben Tage verabreicht, woraufhin eine Pause für etwa drei Wochen folgt.

Eine Gabe in Tablettenform ist aktuell in der Forschung und für eine Therapie des MDS noch nicht zugelassen.

Welche Nebenwirkungen können bei der Behandlung der Hochrisiko-MDS auftreten?

Eine Chemotherapie führt zum Absterben von Zellen. Daher kann es im Laufe der Therapie zu einer Verschlimmerung der Blutarmut kommen. Folglich ergeben sich die folgenden Risiken:

  • Müdigkeit und Schwäche
  • Infektanfälligkeit
  • Spontane Blutungen

Bei den hypomethylierenden Therapien kann es zusätzlich vermehrt zu Magen-Darm-Beschwerden kommen. Patient:innen berichten häufig von Übelkeit oder Problemen mit dem Stuhlgang.

Bei der allogenen Stammzelltransplantation besteht zusätzlich die Gefahr der Abstoßung der neuen Zellen. Dies kann Auswirkungen auf verschiedene Organe des gesamten Körpers haben. Außerdem kann es auch nach einer Stammzelltransplantation zu einem Rückfall der Erkrankung kommen.

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    Geprüft Dr.in Verena Petzer Stand: August 2025 | Quellen und Bildnachweis
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    Aplasie
    Unter Aplasie versteht man im medizinischen Bereich das Fehlen von Gewebe, Organen oder die fehlende Bildung bestimmter Zellen.
    Chemotherapie
    Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
    Immunsuppressiva
    Immunsuppressiva sind Therapeutika, die das Immunsystem beeinflussen und herunterregulieren. So können überschießende Immunreaktionen verhindert werden. Jedoch sind Patient:innen dann auch anfälliger für infektiöse Erkrankungen. 
    Stammzelltransplantation
    Verfahren, bei dem einer Patientin/einem Patienten gespendete Stammzellen verabreicht werden. Dadurch wird das blutbildende System und das Immunsystem nach einer Therapie (z.B. Chemotherapie oder Bestrahlung) wieder aufgebaut. Nach einer Vorbereitungsphase werden die gespendeten Stammzellen mithilfe einer Infusion verabreicht.
    Vene
    Venen sind Blutgefäße, die dafür verantwortlich sind, sauerstoffarmes Blut aus den verschiedenen Körperbereichen aufzunehmen und zurück zum Herzen zu transportieren.