5. Therapie bei Niedrigrisiko bei MDS

Welche Medikamente werden zur Behandlung der Niedrigrisiko-MDS eingesetzt?

Zur Therapie von Niedrigrisiko-MDS können verschiedene Medikamente eingesetzt werden. Zur Therapieentscheidung werden vor allem die folgenden drei Aspekte beachtet:

  • Vorliegende Symptome
  • Bestehende Blutbildveränderungen
  • Genetischer Subtyp des Myelodysplastischen Syndroms (MDS)

Außerdem spielt es eine wichtige Rolle, ob Sie bereits Blutkonserven benötigen.

Benötigen Sie aktuell noch KEINE Blutkonserven, wird meist zunächst mit einer Erythropoetin-Therapie begonnen. Dies ist ein Wachstumsfaktor, der die Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark anregt.

Wenn Sie bereits Blutkonserven benötigen, wird meist der Erythrozytenreifungsaktivator Luspatercept verabreicht.

Falls eine Blutplättchenarmut vorliegt, werden meist Reifungsfaktoren verwendet, die die Reifung und Ausbildung von Blutplättchen fördern.

Bei einer Blutarmut der weißen Blutkörperchen wird zu Beginn meist mit G-CSF, einem Stimulator der weißen Blutzellen, therapiert.

Zusätzlich gibt es beim MDS den genetischen Subtyp MDS mit einer Deletion 5q. Dies ist eine spezielle genetische Veränderung im Erbgut der Zellen, bei der ein kleiner Abschnitt des Chromosoms 5 fehlt. Diese Veränderung kann mit Hilfe einer Knochenmarkpunktion nachgewiesen werden. Bei dieser genetischen Veränderung wird ein bestimmter Immunmodulator, genannt Lenalidomid, in Tablettenform eingesetzt. Lenalidomid ist ein Medikament, das bestimmte Abwehr- und Wachstumsprozesse im Körper beeinflusst.

Wie werden die verschiedenen Therapien verabreicht?

Die Verabreichung der Therapien hängt von der Therapieform ab und verläuft dementsprechend unterschiedlich:

  • In Österreich werden Blutkonserven nur im Krankenhaus verabreicht. Hierfür benötigen Sie einen venösen Zugang, über den das Blutprodukt transfundiert werden kann.
  • Eine Therapie mit Erythropoetin hingegen können Sie sich selbst verabreichen. Dazu verwenden Sie eine Spritze, die Sie sich in eine Bauchfalte unter die Haut injizieren.
  • Eine Therapie zur Stimulation der Blutplättchen kann ebenfalls über die Gabe einer Spritze einmal wöchentlich oder aber durch Einnahme von Tabletten erfolgen. Hierbei ist es ratsam, gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die für Sie passende Verabreichungsform auszuwählen.
  • Die Stimulation der weißen Blutkörperchen kann mittels kurz- oder langwirksamer Präparate erfolgen. Auch hier sollte eine Entscheidung immer unter ärztlicher Beratung erfolgen.
  • Ein Erythrozytenreifungsaktivator kann nur in einem Krankenhaus verabreicht werden, da die Therapie in der Krankenhausapotheke individuell an Ihr Körpergewicht angepasst wird. Die Therapie wird dann ebenfalls über eine Spritze in die Bauchfalte verabreicht.
  • Lenalidomid ist eine Therapie, die in Form von Tabletten im 21-Tage-Rhythmus verabreicht wird. Auf diese dreiwöchige Einnahme folgt dann eine 7-tägige Einnahmepause.
  • Die Therapie mit Eisenchelatoren erfolgt in Form von Tabletten. Diese können Sie selbstständig einmal pro Tag einnehmen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten und was kann man dagegen tun?

Wie bei jedem anderen Medikament auch, können verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Im Folgenden werden die häufigsten Nebenwirkungen der verschiedenen Therapien thematisiert.

  • Spezifische Nebenwirkungen, die bei einer Gabe von Erytropoetin oder Luspatercept auftreten können, finden Sie in der Lektion „supportive Maßnahmen“.
  • Unter einer Therapie mit Lenalidomid kann es zu einer Verstärkung der Zytopenie kommen. Deshalb sollte eine regelmäßige Blutbildkontrolle erfolgen. So kann die Therapie im Zweifelsfall reduziert oder gar pausiert werden.
  • Die Therapie mit einem Wachstumsfaktor der weißen Blutkörperchen führt häufig zu Knochenschmerzen oder zu einem „Ziehen“, insbesondere im Bereich der Beckenknochen. Diese Schmerzen lassen sich jedoch meist mit einem leichten Schmerzmittel therapieren.
  • Unter Therapien, die zu einer verstärkten Bildung Ihrer Blutplättchen beitragen, treten vermehrt Beschwerden des Magen-Darm-Traktes wie Magenschmerzen auf. Mögliche Symptome sollten Sie Ihrem Behandlungsteam mitteilen, welches dann über eine Dosisreduktion entscheiden kann.

Wichtig: Bei jeder Therapie, ganz unabhängig von Medikament und Erkrankung, kann es zum Auftreten einer allergischen Reaktion kommen. Diese kann sich durch einen Hautausschlag oder aber auch Symptome wie Atemnot äußern. In einem solchen Fall handelt es sich um einen Notfall und Sie sollten sich zeitnah in ärztliche Behandlung begeben.

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    Geprüft Dr.in Verena Petzer Stand: August 2025 | Quellen und Bildnachweis
    Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
    Eisenchelatoren
    Unter Chelatoren versteht man Verbindungen, die freie Elektronenpaare aufweisen und somit verschiedene Stoffe leicht binden können. Häufig werden Sie dazu genutzt, bestimmte Stoffe aus dem Körper zu entfernen.
    Zytopenie
    Unter Zytopenie versteht man die Verminderung der Zellen im Blut. Dabei können verschiedene Arten von Zellen betroffen sein: Wenn die roten Blutkörperchen reduziert sind, spricht man auch von einer Anämie. Sind die weißen Blutkörperchen betroffen, handelt es sich um eine Leukopenie. Bei einer Thrombozytopenie ist die Anzahl der Blutplättchen reduziert.