4. Antihormontherapie

Was versteht man unter einer Antihormontherapie?

Eine Antihormontherapie zielt darauf ab, die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone, insbesondere Östrogen , aber auch Progesteron zu reduzieren oder zu blockieren. Diese Hormone fördern das Wachstum hormonrezeptor-positiver Tumoren, weshalb ihre Wirkung blockiert oder die Hormonproduktion gesenkt werden muss. Es gibt verschiedene Ansätze der Antihormontherapie. Die Wahl der Therapie hängt vor allem davon ab, ob die Patientin bereits die Wechseljahre (Menopause) hinter sich hat. Zu Kinderwunsch und der Antihormontherapie finden Sie Informationen in der „Schulung Kinderwunsch bei Brustkrebs“.

Bei älteren Patientinnen, die bereits die Wechseljahre (Menopause) durchlaufen haben, wird Östrogen vor allem im Fettgewebe produziert. In diesen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, die das im Blut vorhandene Östrogen reduzieren. Solche Medikamente heißen Aromatasehemmer. Sie hemmen das Enzym Aromatase, das für die Herstellung von Östrogen notwendig ist, und senken damit den Östrogenspiegel.

Bei Frauen, die noch vor der Menopause stehen, ist es oft notwendig, die Funktion der Eierstöcke zu blockieren. Die Eierstöcke sind in dieser Zeit die Hauptquelle für Östrogen. Dazu kommen sogenannte GnRH-Analoga zum Einsatz, die die Produktion von Östrogen in den Eierstöcken hemmen.

Einige Medikamente wirken direkt an den Östrogenrezeptoren, indem sie diese blockieren, sodass das Hormon den Tumor nicht mehr zum Wachstum anregen kann. Das bekannteste Beispiel dafür ist Tamoxifen.

Zusätzlich gibt es zielgerichtete Therapien, die in Kombination mit der Antihormontherapie eingesetzt werden, um die Wirkung zu verstärken und die Behandlungsergebnisse zu verbessern. Ein Beispiel hierfür sind die CDK4/6 Inhibitoren, die in der nächsten Lektion näher erklärt werden.

Wann wird eine Antihormontherapie eingesetzt?

Eine Antihormontherapie wird dann eingesetzt, wenn Tumorzellen Östrogenrezeptoren auf ihrer Oberfläche tragen. Diese Zellen sind „hormonsensitiv“ und reagieren auf das Hormon Östrogen. Das Hormon fördert das Wachstum dieser Tumorzellen. Wird diesen Zellen der Wachstumsfaktor, also das Hormon, entzogen, werden sie nicht mehr zur Vermehrung angeregt.

Um festzustellen, ob eine Antihormontherapie sinnvoll ist, wird untersucht, wie häufig die Hormonrezeptoren auf den Tumorzellen vorkommen und wie stark sie auf das Hormon reagieren. Das wird in einer sogenannten molekularpathologischen Untersuchung festgestellt. Molekularpathologisch bedeutet, dass die Tumorzellen mit speziellen Farbstoffen angefärbt und unter dem Mikroskop analysiert werden. Je mehr Hormonrezeptoren die Zellen besitzen, desto effektiver ist in der Regel die Antihormontherapie.

Wie läuft eine Antihormontherapie ab?

Die Antihormontherapie wird üblicherweise in Form von Tabletten verabreicht und dauert mindestens 5 Jahre. Ziel ist es, das Risiko eines Rückfalls zu verringern, allerdings können auch Nebenwirkungen auftreten. Nach Ablauf der 5 Jahre wird in einem Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt entschieden, ob die Therapie fortgesetzt wird. Dabei wird auch bewertet, wie gut Sie die Therapie bisher vertragen haben.

Bei Frauen, die noch nicht in den Wechseljahren sind, kann zusätzlich zur Tablettentherapie alle 1 bis 3 Monate eine Injektion unter die Haut erfolgen, um die Eierstockfunktion zu unterdrücken und damit die Produktion von Östrogen zu hemmen. Ob diese zusätzliche Behandlung notwendig ist, hängt vom Risiko ab, dass der Krebs zurückkommt (Rezidivrisiko ).

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die möglichen Nebenwirkungen der Antihormontherapie entstehen, weil das Östrogen im Körper nicht mehr wirkt. Besonders jüngere Frauen, die einen höheren Östrogenspiegel haben, spüren diese Nebenwirkungen oft stärker. Häufige Nebenwirkungen ähneln den Symptomen der Wechseljahre, wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Trockenheit der Schleimhäute, insbesondere im vaginalen Bereich.

Diese Beschwerden lassen sich jedoch durch begleitende Medikamente lindern. Auch ältere Frauen können unter diesen Nebenwirkungen leiden, wobei sie in der Regel weniger stark ausgeprägt sind.

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Geprüft Priv. Doz.in Dr.in Strasser-Weippl: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Antihormontherapie
Behandlung, die darauf abzielt, die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone (insbesondere Östrogen) zu blockieren oder ihre Produktion zu senken. Sie wird bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs eingesetzt.
Enzym
körpereigener Stoff, der biochemische Reaktionen steuert und schneller und effizienter ablaufen lässt.
Östrogen
Weibliches Geschlechtshormon, das auch in geringeren Mengen bei Männern vorkommt. Es steuert viele Prozesse im weiblichen Körper, von der Entwicklung in der Pubertät über den Menstruationszyklus bis hin zur Gesundheit von Knochen und Herz.
Rezidivrisiko
Das Rezidivrisiko bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankheit nach einer erfolgreichen Behandlung oder Remission erneut auftritt.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen. Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen. Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.