3. Chemotherapie

Wann wird eine Chemotherapie bei Brustkrebs im Frühstadium eingesetzt?

Es gibt verschiedene Arten von Brustkrebs, und der Nutzen einer Chemotherapie hängt vom jeweiligen Krebs ab. Grundsätzlich wird eine Chemotherapie dann eingesetzt, wenn ein Risiko für Metastasen besteht und Untersuchungen zeigen, dass diese Art von Therapie bei Ihrem Krebs wirksam sein könnte.

Um festzustellen, ob eine Chemotherapie für Sie sinnvoll ist, werden molekularpathologische Untersuchungen durchgeführt. “Molekularpathologisch” bedeutet, dass die Eigenschaften des Tumors auf Ebene der Moleküle untersucht werden. Dabei kommen auch sogenannte genomische Tests zum Einsatz. Bei genomischen Tests wird das Erbgut der Tumorzellen untersucht. Zusätzlich wird das Stadium des Tumors festgestellt, also die Größe und Ausbreitung des Tumors.

Diese Tests helfen dabei, das Risiko für Metastasen einzuschätzen und die optimale Therapie auszuwählen. Die Entscheidung erfolgt nach intensiven Gesprächen zwischen Ärzt:innen und Patient:innen. Dabei werden nicht nur die Entwicklung des Tumors berücksichtigt, sondern auch, wie fit Sie sind, in welchem Alter Sie sich befinden und welche persönlichen Wünsche Sie haben. Jüngere, fittere Patient:innen profitieren oft stärker von einer Chemotherapie als ältere Patient:innen, bei denen mögliche Nebenwirkungen stärker ins Gewicht fallen können.

Wie läuft eine Chemotherapie ab?

Die Chemotherapie besteht in der Regel aus Injektionen und Infusionen, die ambulant verabreicht werden. Meist kommen Sie morgens in die Klinik, wo zunächst ein Arztgespräch stattfindet, und Blut abgenommen wird, um die Werte zu kontrollieren. Während der Chemotherapie sitzen Sie in einem Liegestuhl und die Behandlung selbst ist schmerzfrei. Die Therapie dauert mehrere Stunden, und in der Regel können, sie am Mittag oder Nachmittag wieder nach Hause gehen.

Da Chemotherapien häufig Nebenwirkungen wie Übelkeit verursachen können, erhalten Sie vor und nach der Verabreichung der Therapie Medikamente. Diese Medikamente sollen Ihren Körper während der Behandlung unterstützen und dabei helfen, die Chemotherapie besser zu vertragen sowie Übelkeit zu verhindern.

Zwischen den Chemotherapie-Sitzungen liegen in der Regel Abstände von 1 bis 3 Wochen. Die gesamte Behandlung dauert bei Brustkrebs im Frühstadium normalerweise zwischen 4,5 und 6 Monaten.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Eine Chemotherapie kann verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen. Da es viele Chemotherapie-Arten gibt, müssen nicht alle Patient:innen die gleichen Erfahrungen machen. Wenn jemand von bestimmten Nebenwirkungen berichtet, heißt das nicht, dass diese auch bei Ihnen auftreten müssen. Hier sind einige typische Nebenwirkungen:

  • Haarausfall: Dieser ist oft eine Folge der Chemotherapie. Nach Ende der Therapie wachsen die Haare meist wieder nach. In der Zwischenzeit können Sie eine Perücke oder andere Haarersatzprodukte verschrieben bekommen, um diese Zeit zu überbrücken. In der Schulung „Haut und Haare während der Krebstherapie“ finden Sie Tipps zum Umgang mit Nebenwirkungen der Therapie.
  • Übelkeit: Eine häufige Nebenwirkung, die jedoch gut behandelbar ist. Schon im Krankenhaus erhalten Sie Medikamente dagegen, die Sie auch zu Hause weiter einnehmen können. Es ist daher selten, dass Patientinnen unter Erbrechen leiden. Sollte es dennoch vorkommen, kann die Medikation angepasst werden.
  • Anfälligkeit für Infektionen: Chemotherapie kann die weißen Blutkörperchen vermindern, was zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen kann. Auch hier gibt es wirksame Therapien, etwa Spritzen, die die Vermehrung der weißen Blutkörperchen fördern. Dadurch lässt sich das Risiko einer erhöhten Infektanfälligkeit meist gut kontrollieren.
  • Neuropathie: In selteneren Fällen kann es zu Nervenschädigungen (Neuropathie) kommen, die sich oft als Taubheit oder Kribbeln bemerkbar machen. Diese Nebenwirkung ist selten, kann jedoch manchmal auch nach der Therapie bestehen bleiben. Manche Chemotherapien, wie z. B. Medikamente aus der Gruppe der Taxane oder Platine, erhöhen das Risiko, dass Nervenschäden auftreten.

Wie bei allen Medikamenten gibt es bei Chemotherapien eine lange Liste mit möglichen Nebenwirkungen. Selbst wenn Sie sich den Beipackzettel von einem Hustensaft durchlesen, sind dort viele mögliche Nebenwirkungen aufgelistet. Chemotherapien sind stärker wirksame Medikamente als Hustensaft, wodurch es auch mehr mögliche Nebenwirkungen gibt. Viele dieser Nebenwirkungen sind jedoch selten und werden mit Ihnen einzeln besprochen, falls sie auftreten sollten. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie individuell beraten.

Was ist bei Nebenwirkungen wichtig?

  • Beobachten Sie Ihren Körper: Achten Sie auf Beschwerden wie Übelkeit, Müdigkeit, Haarausfall, Hautreaktionen oder Veränderungen im Geschmack. Führen Sie ein Tagebuch, um Symptome festzuhalten.
  • Kommunikation mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt: Melden Sie ungewöhnliche Symptome sofort Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, auch wenn sie nur leicht erscheinen. Je früher Nebenwirkungen erkannt werden, desto besser können diese behandelt oder gemildert werden.
  • Achten Sie auf Anzeichen von Infektionen: Wenn Sie Fieber, Schüttelfrost, Husten oder Schmerzen beim Wasserlassen bemerken, suchen Sie ärztlichen Rat. Diese Beschwerden könnten auf eine Infektion hinweisen.
  • Beobachten Sie Veränderungen der Nervenfunktion: Achten Sie auf Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Schwäche in Händen und Füßen, die auf eine Nervenschädigung (Neuropathie) hindeuten könnten, und informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt umgehend.

Wie kann ich mich auf die Chemotherapie vorbereiten und was kann mir helfen, sie besser zu bewältigen?

Eine gute Vorbereitung auf die Chemotherapie besteht darin, sich umfassend zu informieren. Wenn Sie verstehen, wie die Chemotherapie den Krebs bekämpft, können Sie sich besser auf die Behandlung einlassen.

Alle Fragen oder Bedenken sollten Sie unbedingt vorab mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen. In jeder Klinik stehen speziell ausgebildete Ärzt:innen und Pflegekräfte zur Verfügung, um Sie während der gesamten Behandlung zu unterstützen und zur Seite zu stehen.

Vor der Therapie erhalten Sie Rezepte für Medikamente. Diese Medikamente helfen, die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu lindern. Sie werden individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt. Falls Sie Nahrungsergänzungsmittel oder Vitamine einnehmen, sollten Sie das vor Beginn der Chemotherapie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Es ist außerdem hilfreich, wenn Sie während der Therapie Dinge tun, die Ihnen helfen, sich körperlich und seelisch wohlzufühlen. Leichte Aktivitäten wie Spaziergänge oder Schwimmen können dazu beitragen, Ihre Energie und Ihr Wohlbefinden zu fördern. Gleichzeitig sollten Sie auf sich achten und sich die nötige Ruhe gönnen, wenn Ihr Körper sie braucht.

Für weiterführende Informationen und Tipps besuchen Sie unsere Schulung „Gute Entscheidungen treffen bei Brustkrebs“.

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Geprüft Priv. Doz.in Dr.in Strasser-Weippl: Stand November 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
ambulant
Die Behandlung erfolgt ohne einen nächtlichen Aufenthalt im Krankenhaus.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Metastase
Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.