Welche Therapien werden bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium eingesetzt?
Bei der Behandlung von hormonrezeptor-positivem Brustkrebs im Frühstadium stehen verschiedene Therapien zur Verfügung. Das Hauptziel ist, den Tumor vollständig zu entfernen und das Risiko eines Rückfalls (Rezidivrisiko) , also dass sich der Krebs nach einer erfolgreichen Behandlung wieder entwickelt, zu verringern. Um dies zu erreichen, gibt es vier grundlegende Behandlungsmethoden: Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie und Antihormontherapie.
Operation: Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist die Operation. Jeder Brustkrebs im Frühstadium muss operativ entfernt werden, unabhängig davon wie groß er ist. Je nach Größe und Ausbreitung des Tumors wird die Operation brusterhaltend durchgeführt. Bei brusterhaltenden Operationen werden nur der Tumor und ein kleiner Teil des umgebenden Gewebes entfernt. Dabei soll also möglichst viel von der Brust erhalten werden. In manchen Fällen muss jedoch die gesamte Brust entfernt werden. Die Entfernung der Brust nennt man Mastektomie. Ziel der Operation ist es, den gesamten Krebs zu entfernen.
Chemotherapie: Zusätzlich zur Operation kann eine Chemotherapie notwendig sein. Diese wird durchgeführt, wenn der Tumor schnell wächst oder Hinweise darauf bestehen, dass er sich ausbreiten könnte. Zusätzlich zur Wachstumsrate des Tumors können auch bestimmte Laborwerte und genetische Eigenschaften des Tumors die Entscheidung für eine Chemotherapie beeinflussen.
Strahlentherapie: Die Strahlentherapie wird nach der Operation eingesetzt, wenn ein Risiko besteht, dass der Brustkrebs an der gleichen Stelle wieder auftreten könnte. Mit der Strahlentherapie werden Krebszellen zerstört, die während der Operation nicht entfernt werden konnten. Dabei werden hochenergetische Strahlen verwendet, um verbliebende Krebszellen zu zerstören oder ihr Wachstum zu stoppen.
Antihormontherapie: Ein weiterer zentraler Bestandteil der Behandlung bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs ist die Antihormontherapie. Das Ziel ist es, die Wirkung der Hormone Östrogen und Progesteron auf die Tumorzellen zu blockieren. Dadurch wird das Risiko eines Wiederauftretens des Brustkrebses (Rezidivrisiko) verringert. Diese Therapie ist für einen langfristigen Behandlungserfolg unverzichtbar.
In den folgenden Lektionen werden die einzelnen Therapien (Chemotherapie, Antihormontherapie) genauer erklärt.
Was ist das Ziel der Therapie bei Brustkrebs im Frühstadium?
Es gibt zwei Hauptziele bei der Behandlung von früh diagnostiziertem Brustkrebs:
Den Tumor vollständig zu entfernen und weiteres Wachstum zu verhindern.
Sicherzustellen, dass der Krebs sich nicht ausbreitet und nach erfolgreicher Behandlung nicht wieder auftritt.
Neben der Behandlung des Tumors müssen auch sogenannte Mikrometastasen behandelt werden. Mikrometastasen sind winzige Krebszellen, die sich vom ursprünglichen Krebs gelöst haben und durch das Blut oder die Lymphe in andere Körperregionen gelangt sind. Auch wenn diese Zellen so klein sind, dass sie nicht nachgewiesen werden können, könnten sie später zu Metastasen führen. Um das zu verhindern, müssen auch diese Zellen behandelt werden.
Lokale Behandlung des Tumors in der Brust
Bei der Therapie von Brustkrebs wird der Tumor in der Brust durch eine Operation entfernt und danach gegebenenfalls eine Bestrahlung durchgeführt. Die Operation und die Bestrahlung allein verhindern jedoch nicht, dass Mikrometastasen heranwachsen und Metastasen in anderen Organen bilden.
Systemische Behandlungen zur Vorbeugung von Metastasen
Daher sind weitere Ansätze notwendig, um sicherzustellen, dass Mikrometastasen bekämpft werden. Es werden Therapien benötigt, die nicht nur wie eine Operation oder eine Strahlentherapie vor Ort an der Brust wirken, sondern den ganzen Körper erreichen. Das kann durch eine Chemotherapie und/oder Antihormontherapie erreicht werden. Beide zielen darauf ab, die Verbreitung von Krebszellen im Körper zu stoppen.
Beide Behandlungsziele – die Behandlung des Tumors und die Verhinderung von Metastasen – sind entscheidend, um langfristig die Heilungschancen zu verbessern.
Wie wird entschieden, welche Therapie für mich am geeignetsten ist?
Die Wahl der geeignetsten Therapie hängt von verschiedenen Untersuchungsergebnissen ab. Drei Hauptfaktoren spielen eine Rolle:
Tumormerkmale: Einerseits geht es um den Tumor selbst und seine Merkmale. Bei der Untersuchung der Brust wird die Größe des Tumors bestimmt. Dann wird festgestellt, ob er sich schon in Lymphknoten ausgebreitet hat. Anschließend wird der Tumor unter dem Mikroskop analysiert. Dabei wird unter anderem untersucht, wie schnell der Krebs wächst und ob er hormonabhängig ist. So werden die Merkmale Tumorgröße, Ausbreitung auf die Lymphknoten und Hormonrezeptorstatus bestimmt.
Untersuchungen auf Metastasen:Bildgebende Verfahren wie CT-Scans und Knochenszintigraphien können genutzt werden, um nach Metastasen in anderen Organen und Knochen zu suchen.
Persönliche Faktoren: Neben den Ergebnissen aus diesen Untersuchungen sind Sie selbst ein wichtiger Teil der Therapieentscheidung. Ihr Alter, Ihr Gesundheitszustand und Ihre persönlichen Wünsche spielen eine wichtige Rolle.
Mit diesen Informationen wird ein auf Sie angepasster Behandlungsplan entwickelt. Dieser wird von einem sogenannten Tumorboard vorgeschlagen und anschließend mit Ihnen besprochen. Ein Tumorboard ist eine Gruppe von Mediziner:innen aus verschiedenen Fachrichtungen, die gemeinsam Ihren Tumor und die Behandlungsoptionen besprechen und Therapiepläne erstellen.
Wie gut verstehen Sie Ihren aktuellen Gesundheitszustand und Ihre Krankheit?
Welche Ängste oder Sorgen haben Sie in Bezug auf Ihre Zukunft?
Welche Ziele und Prioritäten sind Ihnen wichtig?
Welche Therapieergebnisse wären für Sie inakzeptabel?
Was sind Sie bereit, für die Behandlung aufzugeben und was nicht?
Wie würde ein guter Tag für Sie aussehen?
Diese Fragen können Ihnen helfen, besser zu verstehen, wie es aktuell um Ihre Krankheit steht und was Ihnen in der Therapiefindung wichtig ist. Sie können Ihnen dabei helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen und sollten im Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt thematisiert werden.
An wen kann ich mich wenden, wenn ich eine zweite Meinung einholen möchte?
Eine zweite Meinung kann Sicherheit geben, insbesondere wenn es um schwierige oder belastende Therapien geht. Verlassen Sie sich dabei nicht auf oft verwirrende und unzuverlässige Internetquellen, sondern wenden Sie sich an Expert:innen.
Wenn Sie eine zweite Meinung möchten, gibt es mehrere verlässliche Anlaufstellen, die Ihnen weiterhelfen können. Die österreichische Plattform ABCSG bietet eine Liste von Brustkrebsexpert:innen, die auf solche Fälle spezialisiert sind, an. Auch die Krebshilfe und Spitäler mit Brustkrebsgesundheitszentren sind gute Anlaufstellen für eine fundierte Zweitmeinung. Diese Institutionen verfügen über erfahrene Fachleute, die sich bestens mit der Behandlung von Brustkrebs auskennen und Ihnen Ratschläge geben können.
Eine zweite Meinung kann Ihnen die Sicherheit geben, dass Sie die bestmögliche Behandlung erhalten, und unterstützt Sie bei der Entscheidung. Vor allem, wenn die Behandlung mit starken Nebenwirkungen (hoher Toxizität) verbunden ist, wie es bei Chemotherapien oft der Fall ist, kann eine Zweitmeinung hilfreich sein.
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Tumorbiologie bei Brustkrebs. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/tumorbiologie.html.
Mammographie. USZ https://www.usz.ch/krankheit/mammografie/.
Hormonrezeptorstatus bei Brustkrebs. https://www.cancer.lu/de/krebsarten/brustkrebs/die-brustkrebsdiagnose-verstehen/hormonrezeptorstatus-bei-brustkrebs.
Das Mammographie Screening-Programm. https://www.mammo-programm.de/de.
Brustkrebs: Früherkennung durch Abtasten und Mammographie. https://www.krebsinformationsdienst.de/brustkrebs/frueherkennung (2024).
Rastogi, P. et al. Adjuvant Abemaciclib Plus Endocrine Therapy for Hormone Receptor–Positive, Human Epidermal Growth Factor Receptor 2–Negative, High-Risk Early Breast Cancer: Results From a Preplanned monarchE Overall Survival Interim Analysis, Including 5-Year Efficacy Outcomes. JCO 42, 987–993 (2024).
Johnston, S. R. D. et al. Abemaciclib plus endocrine therapy for hormone receptor-positive, HER2-negative, node-positive, high-risk early breast cancer (monarchE): results from a preplanned interim analysis of a randomised, open-label, phase 3 trial. The Lancet Oncology 24, 77–90 (2023).
Behandlung, die darauf abzielt, die Wirkung der weiblichen Geschlechtshormone (insbesondere Östrogen) zu blockieren oder ihre Produktion zu senken. Sie wird bei hormonrezeptor-positivem Brustkrebs eingesetzt.
Behandlungsplan
Umfasst Informationen darüber, welche Behandlungen, Medikamente oder Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt durchgeführt werden sollen, um die beste Genesung oder Verbesserung der Gesundheit zu erreichen.
Bildgebende Verfahren
Sind medizinische Techniken, mit denen Ärzte Bilder vom Inneren des Körpers erstellen können. Beispiele sind Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Methoden helfen dabei, Krankheiten zu erkennen und zu überwachen, ohne dass eine Operation nötig ist.
Chemotherapie
Behandlung mit Medikamenten (Zytostatika), die das Wachstum von Krebszellen hemmen sollen.
Hormonrezeptor-positiv
Beschreibt Tumorzellen, die auf Hormone wie Östrogen und Progesteron reagieren und durch diese in ihrem Wachstum gefördert werden.
Lymphe
Flüssigkeit im Körper, in der Abfallprodukte aus dem Gewebe und dem Blutkreislauf abtransportiert werden.
Lymphknoten
Bestandteil des Immunsystems, reinigt und filtert die Lymphe aus den Lymphbahnen. Befinden sich an verschiedenen Regionen im Körper, zum Beispiel am Hals und in der Achselregion.
Metastase
Absiedlungen von Krebszellen eines bösartigen Tumors an anderen Körperregionen.
Östrogen
Weibliches Geschlechtshormon, das auch in geringeren Mengen bei Männern vorkommt. Es steuert viele Prozesse im weiblichen Körper, von der Entwicklung in der Pubertät über den Menstruationszyklus bis hin zur Gesundheit von Knochen und Herz.
Rezidivrisiko
Das Rezidivrisiko bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass eine Krankheit nach einer erfolgreichen Behandlung oder Remission erneut auftritt.
Strahlentherapie
Behandlung mit hochenergetischen Strahlen, um Krebszellen abzutöten.
Tumor
(„Geschwulst“)
Lokalisierte Vermehrung von Körpergewebe durch unkontrolliertes Wachstum von gutartigen oder bösartigen Zellen.
Bösartige Tumore können in umliegendes Gewebe einwachsen und in entfernte Organe streuen.
Der Begriff Tumor wird auch verwendet für eine Schwellung von Gewebe z.B. durch Einlagerung von Flüssigkeit im Rahmen von Entzündungsprozessen oder Blutungen.
Tumorboard
Ein Team aus medizinischen Expert:innen und Therapeut:innen verschiedenster Fachrichtungen. Sie treffen sich regelmäßig, um sich über Patient:innen mit einer Krebserkrankung auszutauschen und die für die jeweiligen Patient:innen bestmögliche Therapie zu empfehlen.
Zweitmeinung
Einschätzung eines zweiten Arztes oder einer zweiten Ärztin zur Diagnose oder Behandlung einer Erkrankung, um die Richtigkeit und Angemessenheit der vorgeschlagenen Therapie zu überprüfen.
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