6. Arten der Patientenverfügung und Alternativen

Was ist der Unterschied zwischen einer verbindlichen und einer „anderen“ Patientenverfügung?

Der Unterschied zwischen verbindlichen und „anderen“ Patientenverfügungen liegt in der Verbindlichkeit:

  • Verbindliche Patientenverfügungen sind so gestaltet, dass sie keinen Interpretationsspielraum mehr lassen. Es muss also alles sehr konkret und genau schriftlich festgelegt werden.
  • Andere Patientenverfügungen oder einfachere Patientenverfügungen durchlaufen nicht den zweistufigen Prozess durch Mediziner:innen und rechtliche Beratung. Sie werden bei Entscheidungen zwar beachtet, binden aber nicht so stark wie es die verbindlichen Patientenverfügungen tun. Hier hat das medizinische Personal mehr Handlungsspielraum.

Was versteht man unter dem „mutmaßlichen Willen“?

Wenn Patient:innen nicht mehr in der Lage sind, ihren Willen zu äußern und keine Patientenverfügung vorliegt, steht das medizinische und pflegerische Personal vor einer schwierigen Aufgabe.

Sie handeln dann nach dem mutmaßlichen Willen der:des Patient:in. Sie versuchen also zu erahnen, was sich die betroffene Person gewünscht hat. Hierzu werden Gespräche mit Angehörigen aber auch die bisherige Krankengeschichte mit einbezogen.

Um diesen Fall zu umgehen, ist das Erstellen einer Patientenverfügung in jedem Fall sinnvoll.

Welche Alternativen zur Patientenverfügung habe ich?

Als Alternativen zur Patientenverfügung bieten sich folgende Optionen an:

  • Ein Vorsorgedialog stellt ein Angebot für Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen dar. Dieser bietet eine alternative Option für zum Beispiel schwer kranke Menschen in einer palliativen Betreuung. Es handelt sich hierbei um einen Prozess von sich wiederholenden Gesprächen zwischen Pflegenden und Patient:innen. So werden nach und nach die Wünsche und Absichten der Patient:innen aufgeschrieben und formlos festgehalten.
  • Eine Vorsorgevollmacht tritt in Kraft, wenn Sie selbst nicht mehr entscheidungsfähig sind. In einer Vorsorgevollmacht können Sie einer nahestehenden Person das Recht überschreiben, Ihren Willen zu vertreten. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um medizinische Entscheidungen. Sie können z.B. auch entscheiden, dass die Person, der die Vollmacht erteilt wird, über Ihre Finanzen entscheiden darf. Auch eine Vorsorgevollmacht muss von einer:einem Notar:in oder einer:einem Rechtsanwältin/-anwalt erstellt werden.

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Geprüft Dr. Gerald Bachinger: Stand Oktober 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
Mutmaßlichen Willen
Bezieht sich auf die Annahme oder das Vermuten dessen, was eine Person gewollt hätte, wenn sie keine ausdrücklichen Anweisungen oder ein schriftliches Testament hinterlassen hat.
Notar:in
Speziell ausgebildete und zugelassene Person, die rechtliche Dokumente beglaubigen kann. Dies bedeutet, dass die:der Notar:in die Echtheit von Unterschriften auf Dokumenten bestätigen kann. Spielen eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Rechtmäßigkeit von Verträgen, Urkunden und anderen rechtlichen Unterlagen.
Patientenverfügung
Ein schriftliches Dokument, in dem man festlegt, welche medizinischen Behandlungen man wünscht oder ablehnt, wenn man nicht mehr in der Lage ist, selbst zu entscheiden. Dies stellt sicher, dass die medizinische Versorgung den eigenen Wünschen entspricht.
Vorsorgevollmacht
Dokument, in dem eine Person jemand anderem die rechtliche Befugnis gibt, in ihrem Namen Entscheidungen zu treffen, wenn sie selbst nicht mehr in der Lage ist, dies zu tun. Dies kann medizinische, finanzielle und andere wichtige Angelegenheiten umfassen.