5. Lebensqualität bei Polyneuropathie bei Krebs

Umgehen mit Veränderungen bei Polyneuropathie

Eine Polyneuropathie bringt Veränderungen mit sich. Versuchen Sie, diese bewusst wahr zu nehmen und teilen Sie sie Ihrem Behandlungsteam mit. Zahlreiche Unterstützungsangebote stehen Ihnen zur Verfügung.

Risiken der Polyneuropathie

Das größte Risiko ist, die Polyneuropathie nicht zu bemerken. Ist die Diagnose einmal gestellt, lässt sich die Erkrankung meist gut behandeln. Viele der Symptome sind schwer zu erkennen und werden häufig dem Krebs zugeschoben. Seien Sie also achtsam und sprechen Sie offen mit Ihrem Behandlungsteam über Veränderungen Ihres Wohlbefindens.

Zur Behandlung beitragen

Probieren Sie am besten mehrere Behandlungen aus. Empfindungsübungen mit Igelbällen oder Bürsten können ebenso hilfreich sein wie eine Hochtontherapie zuhause. Hilfsvorrichtungen in Ihrem Haus können helfen (z. B. ein zusätzliches Geländer an der Treppe). Tun Sie, was Ihr Leben schöner und einfacher macht.

Zusätzlich ist es möglich gewisse Therapiegeräte (z.B. zur Nervenstimulation) für zu Hause zu mieten. Fragen Sie dazu am besten Ihre/n behandelnde/n Ärztin/Arzt.

Unterstützung einholen

Sie sind selbstständig aber nicht auf sich selbst gestellt. Lassen Sie sich unterstützen und achten Sie nicht nur auf Ihr körperliches, sondern auch Ihr psychisches Wohlbefinden.

Für Ihren Körper z.B.:

  • Lymphdrainagen
  • Massagen

Für Ihr psychisches Wohlbefinden z.B.:

  • Konzertbesuche
  • Geführte Wanderungen

Finanzielle Unterstützung

Auch finanziell können Sie sich Unterstützung holen. Lassen Sie hierzu den Grad Ihrer Behinderung feststellen. Bei Krebserkrankungen kann dieser 50 % betragen und für 3 Jahre gültig sein. Für diesen Zeitraum besteht die Möglichkeit eines erweiterten Steuerausgleichs für Gesundheitsausgaben. Hierzu zählen z. B. Ausgaben für Lymphdrainagen, Massagen, Hochtontherapien.

Polyneuropathie im Alltag

Die Polyneuropathie begleitet Sie durch Ihren Alltag. Nutzen Sie daher mögliche, kostengünstige Gelegenheiten, der Polyneuropathie entgegenzuwirken.

Einfluss auf den Alltag

Polyneuropathie verändert Ihren Körper. Meist sind die Empfindung und die Bewegung beeinträchtigt. Das sollte Sie aber nicht davon abhalten, Ihr Leben zu leben. Wenn Sie z.B. gern in die Oper oder zu anderen Veranstaltungen gehen, können Sie das auch weiterhin genießen. Wenn Sie sich unsicher in Ihrer Bewegung fühlen, nehmen Sie  Ihre Hilfsmittel, wie z.B. Walkingstöcke mit. Vergessen Sie nicht,  für Ihr soziales und psychisches Wohlbefinden zu sorgen.

Bewegung und Sicherheit

Bewegungseinschränkungen können zu Unsicherheit und Unsicherheit zu Bewegungsmangel und weiteren Bewegungseinschränkungen führen. Bleiben Sie möglichst aktiv.

Walkingstöcke

Walkingstöcke helfen, ein ergonomisches Gehmuster zu erhalten. Damit der Effekt größer ist, verwenden Sie:

  • 2 Stöcke, zum Stabilisieren
  • Gehen Sie zügig (> 2,5 km/h)
  • Mit rutschfesten Stoppeln (z. B. Gummi auf Asphalt und Eisen auf Erde)

Selbststehende Stöcke

Selbststehende Stöcke besitzen eine flache Endabdeckung, und stehen daher von alleine ohne umzufallen. Nutzen Sie diese Stöcke, um immer wenn nötig freie Hände zu haben. Tipp: Auffallende Stöcke werden besser aus weiter Entfernung als Gehhilfen erkannt. Führen Sie diese Stöcke in großen Menschenmengen mit sich, um Zusammenstößen vorzubeugen.

Achtsamkeit

Achtsamkeit hilft, ihren Körper besser wahrzunehmen und Schmerzen zu bewältigen. Schalten Sie z. B. Ihre Lieblingsmusik ein und führen Sie folgende Achtsamkeitsübungen durch! So können Sie das Gefühl in Ihren Händen und Füßen verbessern:

  • Mit den Füßen Regenbogen zeichnen
  • Mit den Füßen zur Lieblingsmusik dirigieren
  • Sich vorstellen, wie sie Strahlen durch die Fußzehen bis zur Sonne schicken
  • Hand wahrnehmen, sagen: Es ist gut, dass Du da bist. Jeder Finger, jede Bewegung ist wertvoll, jeder kleine Muskel ist wertvoll.

Hilfsmittel bei Polyneuropathie

Zahlreiche Hilfsmittel können Ihnen das Leben mit Polyneuropathie erleichtern. Seien Sie kreativ, probieren Sie Vieles aus und nutzen Sie, was Ihnen hilft.

Hilfsmittel für unterwegs

Auch unterwegs können Sie Hilfsmittel nutzen:

  • Vakuummontierte Duschgriffe: erleichtern auch im Hotel den Ein- und Ausstieg aus der Dusche
  • Aufsätze für WC-Anlagen: erleichtern das Hinsetzen und Aufstehen
  • (Dekubitus-)Pflaster: um Sturzwunden schnell zu versorgen und geschützt heilen zu lassen
  • Klapptritt: zum Füße hochlagern
  • Aufstehhilfen: z. B. bei Gartenarbeit
  • Polster: um bequem zu sitzen
  • Decken oder Ponchos: um die Füße warm zu halten

Garderobe mit Polyneuropathie

Da die Polyneuropathie meist die Füße betrifft, können Schuhe mit Absätzen nicht mehr gut getragen werden. Dennoch können Sie gemeinsam mit OrthopädInnen Lösungen finden. Orthopädische, hochgeschnürte Stiefel sind z. B. durchaus möglich. Inzwischen sind viele schöne orthopädische Schuhe auf dem Markt. Im Folgenden noch ein paar Tipps für Ihre Garderobe:

  • Dicke Handschuhe im Winter tragen, auch beim Autofahren (z. B. Bauarbeiterhandschuhe)
  • Handtaschen sollten möglichst klein sein und können unter dem Mantel/der Jacke getragen werden. Ihr Baumeln kann sonst das Gehen erschweren, weil Sie abgelenkt werden.

Ziehen Sie an, was Ihnen Freude bereitet. Auch für die Garderobe gilt: Erlaubt und sinnvoll ist fast alles, was Ihnen hilft!

Hilfsmittel für zuhause

Folgende Hilfsmittel helfen Ihnen, sich leichter zu bewegen oder Gegenstände besser zu greifen:

  • Rollator
  • Silikonbeschichtete Wände, an denen man sich entlang tasten kann und von denen Fingerabdrücke schnell entfernbar sind
  • Handläufe
  • Geschirr mit Struktur ist leichter zu Greifen
  • Werkzeug zum Öffnen verschiedener Objekte, z. B. Nussknacker als Flaschenöffner
  • Kohlensäuretabletten
  • Post-It-Zettel, die z. B. daran erinnern sich im Stehen nicht unnötig anzulehnen, sondern die eigene Muskulatur zu nutzen

Die häusliche Umgebung bietet Ihnen zahlreiche Möglichkeiten, Ihre Geschicklichkeit und Empfindung spielerisch zu trainieren. Verwendet werden können z. B.:

  • Pokerwürfel
  • Ligretto
  • Make’n’Break
  • Igelbälle
  • Rubbelmatten
  • Tastutensilien
  • Ergotherapie-Knetmasse
  • Laufgerät mit oder ohne Steigung
  • Fitnessbänder
  • Hochtongerät

Viele gewöhnliche Gegenstände bieten sich an für alltägliche Tastübungen:

  • Obst (z. B. Orangen, Äpfel)
  • Nüsse
  • Bürsten
  • Pinsel
  • Polster

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Geprüft Prof. Dr. Thomas Licht & Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MMSc, MBA & Barbara Chaloupek, MAS: Stand August 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.